Meiner Meinung nach sind U-Großereignisse immer schön, um die aktuelle Talente, die Stars der Zukunft zu sehen, und zu erfahren wie gut die Mädels der eigenen Heimat sind, gemessen an alle andere Länder der Welt.
Dass man hier Weltmeister sein wollte, war natürlich Quatsch, auch wenn einige große Favoriten (und damit meine ich vor allem Russland und Dänemark) ohne ihre besten Spielerinnen gekommen sind. Auch Deutschland hat übrigens auf ihre beste Spielerin verzichtet: Emi Bölk spielt so lange nicht im Nachwuchs mehr, dass man fasst vergessen hat: sie wurde in 1998 geboren, könnte also theoretisch teilgenommen haben. Und mit allem Respekt für Lena Degenhardt, mit Bölk wäre die deutsche Mannschaft sicher nicht schwächer gewesen.
Bölk gehört zu den sehr guten Spielerinnen, die nicht dabei waren: die Dänin Kristina Jörgensen, die mit der dänischen Nationalmannschaft in der WM in Dezember teilgenommen hat, spielt auch nicht im U-Bereich mehr, Ida Dahl fehlt verletzungsbedingt - Caroline Svarre ist zwar eine sympatische Spielerin, doch eine ganz andere Qualität. Die Russin Skorobogatschenko ist gesperrt (Dopping), Karina Sabirova verletzt.
Ich glaube, für die, die dem Jugendhandball folgen, musste es klar sein, dass der Kader der deutschen 1998/99 Mannschaft nicht zur Elite dieser Generation gehört, und eigentlich die schwächste der letzten deutschen Jahrgänge ist. Julia Maidhof gemessen an Maren Weigel (1994) oder Alicia Stolle (1996)? Ich kenne Luisa de Bellis und Lisa Antl persönlich gar nicht, wie sie spielten und kämpften war sehr sympatisch - die Fähigkeiten einer Anna Seidel (1994) sehe ich aber leider nicht, von Annika Ingenpaß (1996) ganz zu schweigen. Ich möchte Lena Degenhardt keineswegs beleidigen, doch sie mit Xenia Smits (1994) oder Aimée von Pereira (2000) zu vergleichen, das soll man vergessen. Ich halte Mia Zschocke zwar für die mit Abstand beste deutsche Spielmacherin seit Kim Naidzinavicius, aber bei ihr fehlt auch die Stabilität.
Es ist übrigens bemerkenswert, wie Spielerinnen, die in U17 noch Leistungsträgerinnen waren (ich war dabei in der U17-Quali in Budapest, der U18 WM in Bratislava, dieses Jahr in Debrecen...), mittlerweile mehr oder weniger verschwanden: Vildana Halilović, Franziska Peter, Amelie Bayerl.
So, meiner Meinung nach gibt es ca. 6-7 Mannschaften in dieser WM, die einen stärkeren Kader haben, als Deutschland. Wieso steht dann doch der Name dieses Landes doch neben der "13."? Es liegt an die ersten beiden Spiele. Ich kenne die Ursachen nicht, ich habe diese beide Spiele nicht mal vor Ort gesehen. Ich habe doch kein Zweifel, dass die Mädels zwei 1-Tor-Niederlagen kassiert hatten, obwohl beide Gegnern schwächer sind, als Deutschland. Vor einem Jahr in Celje wurden in der Schlussphase diese knappen Spielen (gegen deutlich stärkeren Gegnern) gewonnen, in 2018 verloren, und damit wurde die Chance für ein besseres Ergebnis verspielt. Schade, und nun, wenn die WM noch läuft, vielleicht sogar ärgerlich. Aber die WM wird übermorgen um ca. 23 Uhr beendet, und uns bleiben die Erinnerungen. Wir sahen eine Flügelspielerin, die auch unter Druck stabil sehr gut spielen kann (Amelie Berger), eine Spielmacherin, deren Fähigkeiten für alle klar sein müssen (Mia Zschocke), eine Torhüterin, die definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient (Lea Rühter).
Zusammen mit Emily Bölk eigentlich auch keine sehr schlechte Jahrgänge.
Und vielleicht hat auch die Trainerin gelernt, das nächste mal ihre Mannschaft ein bisschen besser vorzubereiten, damit man nicht Spiele, die zu gewinnen sind, verliert.
Nächstes Jahr werden wir im gleichen Land sehen, ob es klappt. Die U19 EM in 2019 findet nämlich in Győr statt.
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Germanicus« (12. Juli 2018, 15:17)