Beiträge von halbhoch

    [quote]Original von Río
    Es ist ja wohl unbestritten dass der Wallauer Trainer Qualität ohne Ende in eine Mannschaft bringt. Wer sich da als Spieler nicht entwickelt ist selbst schuld.



    Der Wallauer Trainer mag Qualität in eine Mannschaft bringen. Allerdings wird er nächste Saison auch die Aktiven trainieren und kann sich vermutlich nicht klonen.


    Derzeit ist er vor allem damit beschäftigt, sich Qualität REINZUHOLEN. Dabei geht er derart zielstrebig vor, dass man schon einen Interessen-Konflikt zwischen seiner Tätigkeit als Auswahl-Trainer und seiner zukünftigen Vereinstätigkeit erkennen kann. Das ist wenig rühmlich, allzumal nicht sicher ist, dass die Spieler tatsächlich bessere Bedingungen vorfinden. In den mir bekannten Fällen darf man das sogar sehr bezweifeln.


    Am Ende geht es immer um eine funktionierende Mannschaft und um ein passendes Umfeld. Das ist leistungsfördernd und auch bei der sonstigen persönlichen Entwicklung – die hier wie immer nur ein Randthema ist – entscheidend.

    Das Thema ist letztlich ganz einfach: der DHB überlässt die Nachwuchsförderung zusehends der HBL. Das Problem dabei ist: es wird zu wenig in die Breite gearbeitet. Spitzenförderung ist wichtig, ist aber nur ein Teil der Nachwuchsarbeit.


    Wenn wir Handball nicht zur Nischensportart machen wollen, brauchen wir eine breite Verankerung. Deshalb muss der DHB ein Interesse daran haben, dass auch der "Dorfverein" bestehen bleibt und dass es Anreize für ihn gibt, ein Team in die Regionalliga zu bringen. Breite und Spitze schließen sich nicht aus. Sie hängen zusammen!!!


    Volle Hallen werden die Ausnahme, wenn die Jugendausbildung weiterhin derart einseitig Richtung HBL umstrukturiert wird. Das ist kein Pessimismus, sondern lässt sich statistisch (Geburtenraten etc.) leicht hochrechnen. Vielleicht nimmt man das auf Funktionärsebene irgendwann mal zur Kenntnis.

    So sehr ich mich über das Quali-Geschiebe und -Gemauschel des HBLZ auch ärgere, aber der HHV darf sich über die Abwanderung der Spieler ins Zentrum und damit nach Bayern nicht beschweren. Hätten die Hessischen Funktionäre mehr Interesse gezeigt, wäre das HBLZ heute Partner des HHV und nicht der Bayern. Man hat allerdings damals schon lieber die Karte "Breitensport" gezogen und darf sich jetzt nicht beschweren.


    Unabhängig davon zeigt sich der Verband in einem bedauerlichen Zustand: kein Nachfolger für Dirk Leun, kein Konzept für die Zukunft. Es wird höchste Zeit aufzuwachen und eines zu begreifen: Breitensport und Spitzensport schließen sich nicht aus! Gerade ein Verband muss beides im Auge behalten und auch auf beiden Ecken aktiv sein. Es gibt hier kein entweder oder, es gibt nur sowohl als auch. Und deshalb gibt es auch keinen Grund so zu tun, als ob man nun monatelang über eine Grundsatzentscheidung nachdenken müsse.


    Baustellen, auf denen man direkt aktiv werden könnte, gibt es genug. Zum Beispiel die Stützpunkte der Hessen-Auswahl, die inhaltlich und konzeptionell dringend reformiert werden müssen. Es bringt m.E. überhaupt nichts, dass Spieler jede Woche in einen Stützpunkt gehen, dort allerdings ihrem Auswahl-Trainer nie begegnen. Dieses Manko wird auch durch die Leistungs-Dokumentation der Spieler und Stützpunkt-Trainer nicht kompensiert. Lieber einmal im Monat einen Lehrgang mit dem verantwortlichen Trainer und auch ab und zu einmal ein Spiel, statt wöchentlicher Athletik-Einheiten, die jeder ambitionierte Verein ohnehin durchführt.


    Das war nur mal ein Beispiel, wo der HHV direkt anfangen könnte, ohne weitere Zeit verstreichen zu lassen und die (z.T. hausgemachten) Umstände zu bejammern.

    Bei den Leistungszentren geht es nicht mehr darum, Spieler aus dem direkten oder erweiterten Einzugsgebiet zu fördern. Also von wegen Leistungszentrum auf bayerischem Boden fördert auch primär oder ausschließlich bayerische Spieler – diese Erwartung ist fern der Realität. Die Realität sieht so aus, dass 12jährige Dänen zum Probetraining in Deutschland auftauchen, dass Talente aus Baden in den hohen Norden gehen und umgekehrt. Die Leistungszentren arbeiten mindestens deutschlandweit. Wie sinnvoll das ist, müssen Eltern und Spieler entscheiden. Ich halte es für unglücklich und für eine klare Fehlentwicklung.


    Der zweite Punkt zum Thema Standort des HBLZ: der TVG hat zuerst Gespräche mit dem Hessischen Handballverband geführt. Doch der war nicht interessiert und so sind eben die Bayern eingestiegen. Mann kann sich also über das Quali-Gemauschel aufregen, was die Verlagerung des Spielbetriebs nach Bayern betrifft, sollte man jedoch die Vorgeschichte berücksichtigen.

    Tja, die Erfolge der DHB-Junioren sind ja auch eine gute Sache. Aber dennoch gilt: das Bessere ist des Guten Feind. Mit dieser Einstellung kommt man zwar speziell in Verbänden und Institutionen nicht weit – die verwalten lieber als zu verändern. Aber klar ist, dass die Erfolge nicht über die Schwächen hinwegtäuschen können.


    Wäre auch alles halb so wild, wenn man häufiger mal ein offenes (Funktionärs-)Ohr finden würde. Speziell im Auswahlwesen ist es notwendig, sich mal wieder auf den Zweck der Übung zu besinnen: nämlich talentierte Kinder (es sind anfangs noch Kinder) zu finden und zu fördern. Da ist mittlerweile bei einigen der Maßstab etwas verrutscht. Da werden 12jährige behandelt, als stünden sie kurz vor der Volljährigkeit und als sei die körperliche Entwicklung ein beliebig zu ignorierendes Problem (von wegen Rumpf-Stabilität im Wachstum etc).


    Das passt alles in das insgesamt leicht hysterische Klima, das sich ja nicht nur beim Handball breit macht. Ich bin absolut dafür Spieler optimal zu fördern. Und eine optimale Förderung ist eine angemessene und langfristig orientierte Förderung. Leider zielt die Entwicklung im Moment jedoch mehr auf den kurzfristigen Erfolg.

    Und wie kann ich etwas ändern?
    Auch wieder einfach: selber machen!


    Also selber machen ist sicherlich richtig, hilft mir aber nicht weiter. Denn selber machen wir schon reichlich und das auch erfolgreich. Nur die Rahmenbedingungen, die kann ich mir nicht selber machen – und um die ging es bei meinen Fragen und um die geht es letztlich auch in diesem Thread.


    Auch der Hinweis auf die "Wartefrist" bei der Änderung der Spielordnung ist richtig und gut gemeint – entscheidend sind aber die inhaltlichen Punkte und die Frage, ob die LV's sich überhaupt zu einer ansatzweise einvernehmlichen Regelung durchringen können. Erst die Inhalte, dann die Paragraphen!


    Anders gibt es keine Veränderungen. Doch die Veränderungen sind letztlich das Entscheidende. Gerne in kleinen Schritten, so lange die Richtung stimmt und sich überhaupt etwas bewegt. Deshalb geht es mir ja auch darum, hier mal konstruktiv über Ansätze nachzudenken.

    Zuerst einmal vielen Dank für die interessanten und fundierten Ausführungen. Mir stellt sich jetzt in erster Linie die Frage: Wie kannman die Themen richtig adressieren?


    Wie kann man den DHB auf die Defizite und Gefahren des Systems aufmerksam machen? Ist ein Martin Heuberger oder ein Heiner Brand in solche Entscheidungen involviert? Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Denn jeder, der weiter als bis zu seiner eigenen Fußspitze gucken kann, muss doch sehen, wohin dieses System des geringsten Aufwands (für den DHB wohlgemerkt) führen wird. Wem muss man also auf DHB-Ebene Dampf machen, dass Bewegung in die Sache kommt?


    Die gleiche Frage stellt sich auf Länderebene, wenn es um die Änderung der Spielordnung geht. Hier wäre eine gewisse Einnvernehmlichkeit zwischen den LV's sinnvoll, wenn nicht gar notwendig, um solche Quali-Wechseleien (Bayern/Hessen) zu verhindern. Wer ist hier ansprechbar? Wenn ich mir überlege, in welcher Verfassung sich ein HHV derzeit präsentiert, dann weiß ich nicht, wer ein solches Thema vorantreiben sollte.


    Es gibt schon auf Hessen-Ebene derzeit kein vernünftiges Jugendkonzept, wenn man mal das Auswahlwesen zugrunde legt. Das ist alles nicht richtig koordiniert und in seiner Struktur dringend zu überarbeiten. Die veränderten Rahmenbedingungen in der Schule werden nicht berücksichtigt, die Sichtung wird tendenziell zu früh beendet (siehe die derzeitige Diskussion um den HP 2) und die Schwerpunkte der Stützpunktarbeit werden primär vom aktuellen Athletik-Hype bestimmt.


    Mein Eindruck ist: Noch so vernünftige Veränderungsvorschläge werden von den Verbänden wahlweise ignoriert oder unterlaufen. Die Dummen dabei sind immer diejenigen, die eigentlich unterstützt und gefördert werden sollten – nämlich die Kinder und Jugendlichen.


    Was lässt sich also konkret tun? Wer hat Vorschläge?

    [Wer rettet uns aus der Verwirrung ? [/B]:Hail:[/quote]


    Kurzfristig ist weder in diesem Thread noch in der gesamten Angelegenheit Rettung aus der Verwirrung zu erwarten. Das liegt u.a. daran, dass wir hier mehr und mehr diie Frage nach einem angemessenen Förder-System für den Handball diskutieren. Und diese Frage ist alles andere als trivial.


    Zu den einfachen Fragen:
    1. Wenn sich Herr Hansel so verhalten hat, wie es die Spatzen von den Dächern pfeifen, dann sollte man ihn beim DHB von seinem Konflikt befreien und entlassen.


    2. Die Spielordnung muss so geändert werden, dass keine Spielerschiebereien in der Quali möglich sind. Das ist wirkungsvoller als an den Sportsgeist zu appellieren.


    3. Die Ausbildungs-Entschädigung muss sofort wieder eingeführt werden. Sie bietet kleineren Vereinen zumindest einen finanziellen Ausgleich (ansatzweise) für ihre Ausbildungs-Arbeit. Alles andere ist nicht nachvollziehbar!


    4. Die Frage nach einem alternativen und angemessenen Förder-Konzept muss konstruktiv diskutiert werden. Der derzeitige LZ-Hype ist, wie ich bereits erwähnt habe, nicht der richtige Weg. Und er kann vor allem nicht der einzige sein.


    Zu dieser Frage wüsste ich von Balljäger etwas mehr zu den Hintergründen des damals erarbeiteten Konzeptes.

    [quote]Original von Team Baden


    Es muss also - wenn die Entwicklung der HBLZ so gewünscht ist - ein neuer Modus zur Leistungs-Einstufung der Handball-Verbände gegenüber den Landessportverbänden entwickelt werden, der eine Chancengleichheit ermöglicht bzw. Ungleichgewichte ausgleichen kann.


    Das ist genau die spannende Frage: Welche Entwicklung ist mit den Leistungszentren gewünscht, welche Rolle sollen sie zukünftig im Jugend-Handball spielen? Dazu muss sich der DHB mal erklären. Klar ist: Die LZ's bieten, bei richtiger Ausgestaltung, einen guten Rahmen zur Spitzenförderung. Klar ist aber auch: wenn man die Entwicklung so weiter laufen lässt wie bisher, werden künftig mehr und mehr Vereine die qualifizierte Jugendarbeit einstellen. Landesmeisterschaften bzw. die Deutschen Meisterschaften werden zu reinen Leistungsvergleichen zwischen den Zentren. Was dann entsteht nennt man Mono-Kultur.


    Der Handball muss m.E. versuchen einen eigenen Weg der Spitzenförderung zu finden. Wir können nicht einfach das Internats-Prinzip aus dem Fußball adaptieren. Kicker gibt es wie Sand am Meer. Wenn sich da die besten in Zentren konzentrieren, sind die Dorfvereine noch lange nicht gefährdet.


    Handballer gibt es weitaus weniger. Weswegen z.B. im HBLZ nicht nur Hochtalentierte spielen. Wie sinnvoll ist das? Und welchen konstruktiven Ausweg gibt es?

    Die Anzahl der Neulinge könnte auch an der Brisanz des Themas liegen. Verschwörungs-Theorien sind zwar immer interessant, weil spekualtiv, aber so richtig weiter bringen sie uns beim Thema nicht.Oder ist das eigentliche durch?

    Einige Internate haben ohne Zweifel gewaltige Defizite in der persönlichen Betreuung der Spieler. Und für manche Spieler sind Internate auch schlichtweg nicht geeignet, weil sie unter der Trennung vom gewohnten Umfeld leiden.


    Deshalb sollte man auch nicht so tun, als ob ein Internat die einzig mögliche Voraussetzung sei, um talentierte Spieler zu fördern und optimal auszubilden. Der aktuelle Südwestdeutsche Meister der A-Jugend, die TS Steinheim, ist denkbar knapp und mit großem Verletzungspech im Viertelfinale der DM an den Füchsen Berlin gescheitert. Die Steinheimer Spieler trainieren 3 bis 4 mal in der Woche, die Füchse 6 bis 8 mal. Der Unterschied war nicht zu sehen.


    Entscheidend ist die Qualität des Trainings und das TEAM. Beides ist auch ohne Internat zu haben. Ebenso muss das Thema Training und Schule genau betrachtet werden. In einigen Internaten gibt es hier zwar Kooperationen mit Schulen, die sich de facto aber nicht auf den Alltag der Schüler/Spieler auswirken. Heißt: es gibt keine speziellen Stundenpläne, in die das Training integriert ist, sondern nur Freistellungen im Einzelfall.


    Wenn man sich dann noch die Perspektiven der Spieler im Hinblick auf ein mögliches Profitum anschaut, dann sollte man den Internaten noch genauer auf den Zahn fühlen, ehe man ihnen seine Kinder/Spieler anvertraut.


    Dies ist keine grundsätzliche Absage von mir an ein Internats-Konzept, sondern nur an den Hype, der derzeit um dieses Thema veranstaltet wird. Nicht überall wo Internat darufsteht, steckt auch Qualität drin.

    Bei der gesamten Diskussion zeigt sich eines ganz klar: Wir können hier lange an den Sportsgeist appellieren, so lange es die Durchführungsbestimmungen hergeben, werden einige Vereine und Trainer rücksichtslos ihren Vorteil suchen. Wie sie das mit ihrer Vorbildfunktion vereinbaren ist mir zwar mehr als schleierhaft, aber vielleicht ist das ja auch kein Thema für sie.


    Tatsache ist: Handball ist ein Mannschaftssport und das gilt auch für talentierte Spieler. Natürlich suchen Talente die optimale Förderung und die sollen sie m.E. auch bekommen. Dazu gehört aber nicht nur die Förderung von Athletik (derzeit sehr beliebt) und Technik sondern auch die längerfristige Integration in ein Team (Stichwort: Teamfähigkeit). Es ist schon merkwürdig, dass in der absoluten Spitze gerade darauf sehr viel Wert gelegt wird (Noka Serdarusic, Heiner Brand), während im Jugendbereich mehr und mehr der Typ "vagabundierender Ego-Shooter" gezüchtet wird.


    Gerade im Jugendbereich gehört auch die Entwicklung des persönlichen Charakters mit zu den wichtigsten Aufgaben eines Vereines bzw. Trainers. Und dazu passen weder permanente Vereinswechsel noch taktisch motivierte Spielerschiebereien in der Quali. Hier scheinen mir die Leistungszentren klaren Nachholbedarf zu haben.

    Es gibt kein Missverständnis: die derzeitige Regelung kommt einer automatischen Quali gleich und dieses Prinzip wird im Jugendbereich nur bei einigen, wenigen Vereinen und natürlich den Leistungszentren funktionieren. Das Problem dabei: den Konzentrations-Prozessen wird damit Vorschub geleistet. Kleinere Vereine haben das Nachsehen und werden sukzessive verschwinden. Endergebnis im schlimmsten, aber nicht ganz unwahrscheinlichen Fall: Handball wird zur Nischensportart.


    Auf diesem Weg befinden wir uns unbestreitbar, weil der DHB die Ausbildung und Förderung der Nachwuchsspieler an die Bundesligisten wegdelegiert hat. Es gibt auf keiner Ebene ein vernünftiges Konzept, wie man mit den veränderten Rahmenbedingungen (geringere Geburtenzahlen, verändertes Schulsystem) umzugehen gedenkt. Die ausschließliche Konzentration auf die Spitzenförderung ist unter den gegebenen Umständen natürlich ein Holzweg. Denn ohne Breite gibt es irgendwann auch keine Spitze mehr – das ist so banal wie wahr. Und wer's nicht glauben will, der soll sich mal die Zustände im Basketball angucken.


    Der DHB und die Landesverbände tun deshalb gut daran, die Breite ebenso zu fördern wie die Spitze. Deshalb muss der Quali-Modus überdacht werden.


    Noch ein Wort zu Wallstadt und zum HBLZ: das Zentrum ist erst im Aufbau. Wie gut oder schlecht es funktioniert, wird die Zukunft zeigen. Die erste Saison von B- und A-Jugend war in der Tat von einigen Merkwürdigkeiten geprägt, die aber auch die Verbände wesentlich mit zu verantworten haben. Was man den Wallstädtern bei alledem zugute halten muss: sie machen mit Ihrer JSG eine sehr gute "echte" Jugendarbeit, die an der Basis beginnt und sowohl Breite als auch Spitze vereint.[FONT=arial]

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