Beiträge von immerweiter

    Die Natio hatte gegen Frankreich und Spanien viel Glück und ich bin nicht bereit zu konstatieren, dass die Natio aufgrund Gislasons Raffinessen diese zwei Spiele gewonnen hat.

    Wenn du argumentierst statt zu polemisieren kann man sich mit deinen Gedanken auch sinnvoll auseinandersetzen. 😉 Ich glaube (und da sei dir deine Einschätzung natürlich unbenommen), dass dein Ansatz in der zitierten Stelle falsch ist.

    Wer träumt als Trainer nicht vom klassischen Outcoaching (auch mir ist das in der Bezirksliga schon gelegentlich gelungen), aber das klappt selbst bei den Taktikfüchsen nur ab und an. Der Löwenanteil der Trainerarbeit, zumal eines Nationaltrainers, spielt sich aber auf anderen Gebieten ab. Da geht es darum, eine Spielidee vorne und hinten zu haben und dafür die richtigen Leute zu holen bzw. diese Idee ans vorhandene Personal anzupassen. Und da hat Alfred in meinen Augen vieles richtig gemacht. Er hat durchaus strittige Personalentscheidungen getroffen (Grgic, Semper, Heymann, Hornke, Steiner), die sich bezahlt gemacht haben - soweit ihm nicht Verletzungen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Er hat es geschafft, dass die Mannschaft als verschworene Einheit aufgetreten ist. Er hat in den meisten Spielen eine Betonabwehr aufgestellt, hinter der unsere TW glänzen konnten. Er hat sich bedingungslos vor und hinter sein Team gestellt und auch im Erfolg immer darauf hingewiesen, dass die Mannschaft noch Zeit braucht. Klar: Wieviel davon von ihm kommt, wieviel aus der Mannschaft selbst und wie viel reines Glück war, können wir als Außenstehende letztlich nicht beurteilen.

    Mich stört in erster Linie, dass mit Beiträgen wie deinen ein völlig unerwarteter großer Erfolg kleingeredet wird. Und die Vorstellung, bei einem derart einseitigen Kräfteverhältnis wie im Finale hätte irgend ein Trainer mit taktischen Mätzchen ein substantiell anderes Ergebnis erzielen können, halte ich für nachgerade aberwitzig.

    Daran musste ich bei diesem Turnier auch denken. Zu Zeiten des vielgescholtenen Gensheimer hieß es noch „leider nur auf Außen Weltklasse, im Rückraum herrscht die größte Not“. Aktuell sieht es ein bisschen anders aus. Wobei man RA natürlich nicht bewerten kann.

    Zum Auftreten als Team, damit aber auch zur Trainerdiskussion bleibt noch anzumerken, dass Team D m.E. in Summe deutlich über der Qualität der Einzelspieler performt hat. Das wurde im Finale nochmal sehr deutlich. Die Qualität von Pytlick und Gidsel haben wir nicht. Wir haben im Tor und am Kreis, mit Heymann, Köster, Golla und Steinert in der Abwehr (gut, heute nicht so) internationale Klasse, wie der Kicker sagen würde. Das beinhaltet auch einzelne Auftritte auf Weltklasseniveau. Im Angriff haben Knorr und Uscins in jedem Fall das Potenzial dazu.

    Auf RL und auf den Außenpositionen wird’s da schon eng.

    Zwar ist für Steini das Turnier offenbar zu früh zu Ende gegangen, wenn ich mir seine Performance in den beiden Finalspielen anschaue. Aber im Grunde ist es schon ernüchternd, dass der Aushilfsrechtsaußen eine bessere Vorstellung gibt als die beiden etatmäßigen Linken. Wenn ich mir dagegen den Auftritt von Magnus Landin anschaue…

    Die beiden Weltklasse-Halben bei den Dänen sind ja nur ein Teil des Pakets. In der Anfangsphase setzte Rasmus Lauge ein paar Ausrufezeichen, Landin hatte glaube ich 7/8, Jörgensen am Kreis war souverän, und und und. Wie man da ausgerechnet den Trainer als Schuldigen ausmachen und ernsthaft behaupten kann, die Zaubermaus hätte mit diesen Spielern mehr erreicht, ist mir völlig schleierhaft.

    Ein Satz noch zu Knorr: Als Allstar hätte ich den auch nicht gesehen, aber in diesem Turnier hat er doch deutliche Fortschritte weg vom Prell-Juri hin zu intelligenter Spielsteuerung gemacht . Der Rückfall in alte Zeiten im Finale war, so meine ich, vor allem der Tatsache geschuldet, dass auf anderem Weg gar nichts ging. Was mindestens so sehr an den Halben lag wie an Knorr selbst. Man sollte nicht vergessen, dass eine Zeitlang in der zweiten Halbzeit das einzig erfolgreiche deutsche Angriffsmittel Anprellen-Schlagwurf von Juri war.

    Ich weiß nicht, was schlimmer war: Das einseitige Finale oder die Kommentare hier. Ich will auch nicht auf alles eingehen, deshalb nur exemplarisch.

    1. Die Mannschaft hat mir persönlich nichts getan. Ganz im Gegensatz zu einigen Usern hier, denen vorher offenbar Gold in die Hand versprochen wurde.

    2. Schwache Leistung, klar. Keine gute Abwehr, keine guten TW, im Angriff keine guten Mittel gegen die dänische Abwehr. Da fiel es gar nicht ins Gewicht, dass wir dieses Mal nicht wegen einer extrem schwachen Chancenverwertung verloren haben.

    3. Die Dänen haben in der ersten Halbzeit nahezu fehlerlos gespielt. Dadurch kam unser Team auch nie in den Flow, mal ein paar Sorgenfalten beim Gegner zu provozieren.

    4. Nein, der letzte Eindruck überdeckt bei mir keinesfalls alles, was man sich vorher aufgebaut hat. Dafür ist a) mein Gedächtnis noch zu gut, b) meine persönliche Enttäuschung nicht groß genug und c) der Drang, bei der ersten Gelegenheit klarzustellen, was alles ohnehin bei der deutschen NM im Argen liegt und nur durch glückliche Zufälle verdeckt wurde, eher nicht vorhanden.

    5. Und ein Letztes: Aus dem Fernsehsessel Sportlern mangelnden Einsatz vorwerfen und dabei gleich noch festzulegen, was angeblich „gar nicht“ geht, ist, nun ja, ambitioniert. Als würde irgendjemand freiwillig ein Olympiafinale verlieren.

    Auch gut waren die zuvor so kritisch gesehenen Schiris.

    Ich fand sie top, sie leiteten ohne Fehler

    Stimmt, zu den Skeptikern habe ich auch gehört. Aber das heute war super. Es lag m.E. auch an ihnen, dass es in einem hochintensiven Olympiahalbfinale nur zwei Zeitstrafen gab. Das dürfte auch noch nicht oft vorgekommen sein.

    Mensch faido, Tretjocks Meinung zur Weiterentwicklung ist ihm doch gegönnt und dir auch, aber ich finde es voreilig nach dem Spiel gegen Frankreich da gleich bis 2027 zu viel drauf zu projezieren. Hoffnungsvoll in die Zukunft konnte man auch schon vor ein paar Jahren gucken, sagen wir mal seit die Herren Juri und Julian aufgetaucht sind.

    Ich für mich ziehe genauso viel Hoffnung aus dem U21-Titel wie aus dem Turnier bis zum jetzigen Punkt.

    Es ist alles gut bisher, sogar besser als gedacht, aber das Turnier kann auch noch mit 2 Stimmungsdämpfern zu Ende gehen und das würde ich beim Thema Weiterentwicklung eben gern noch abwarten.

    Also kurz gesagt, das Fazit zur Weiterentwicklung ziehe ich für mich erst nach dem Turnier, auch wenn das ein Mega-VF war und Hochrechnungen bis 2027 werde ich noch gar nicht anstellen.

    Es muss ja auch vorsichtige Beobachter geben 😉

    Aus meiner Sicht gibt’s aber schon einen Unterschied zwischen U21 und dem Auftauchen der beiden Js am Horizont und der Situation heute:

    1. Die beiden Juniors Uscins und Späth haben die Erwartungen unter maximalem Druck in einem K.O.-Spiel bei den OS übererfüllt, nicht auf irgendwelchen „Nebenkriegsschauplätzen“.

    2. Das deutsche Spiel ist breiter verteilt als noch bei der EM im Winter. Siehe z.B. die Rolle von Grgic oder die Leistung von Heymann heute.

    3. Eine spielerische Weiterentwicklung ist deutlich zu sehen, in der Abwehr, aber auch im Angriff. Exemplarisch der Kempa zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

    4. Bei diesem Turnier hat sich das deutsche Team (mit Ausnahme des Spiels gegen Kroatien) bisher als Mentalitätsmonster gezeigt. Auch in engen, gar aussichtslosen Situationen wurden Lösungen gefunden. Das war schon mal anders.


    All das ist natürlich keine Garantie für Erfolge in den letzten beiden Spielen. Und ein Halbfinale mit dem 4. Platz am Ende wäre natürlich eine Enttäuschung. Aber hier geht es ja um die Weiterentwicklung, und diese zu negieren, wäre für mich unverständlich.

    Nebenbei bemerkt: Auch ein Olympiasieg jetzt wäre keine Garantie für Medaillen in den nächsten fünf Jahren. Da fängt doch jedes Turnier wieder bei Null an (ok, fünf € ins Phrasenschwein)

    In (mindestens) einem Punkt gebe ich dir nicht recht: Das war eine sehr starke Schiedsrichterleistung heute. Die Dänen ruhig, mit klarer Linie und sehr wenig Fehlentscheidungen. Auch, weil sie häufig das Video konsultiert haben. Chapeau! Das Spiel hätte ich nicht mit den Tschechen oder den Nordmazedoniern erleben wollen.


    Edith: Die Antwort bezieht sich auf Mike B.

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