Zu den Beiträgen von Ralf und Thomas möchte ich noch ein bisschen Theorie ergänzen, welche die Meinungen und Äußerungen weiter fundieren sollen.
Wir wollen dass unsere Kinder Handball spielen lernen. Das Schlüsselwort dabei ist "lernen".
Lernen kann in einen inneren und einen äußeren Vorgang aufgeteilt werden.
Der äußere Vorgang beschreibt das was wir als Verhaltensänderung bei unserem Spieler wahrnehmen können. Also den Leistungszuwachs/die Fähigkeiten eines Spielers zwischen zwei verschiedenen Zeitpunkten. Beispiel: Ein D-Jugendspieler beherrscht zu Anfang nur eine einfache links-rechts-Täuschung. Nach einem Jahr beherrscht er ebenfalls eine re/li-Täuschung und eine Doppeltäuschung. Wir erkennen also eine Verhaltensänderung zwischen zwei verschiedenen Zeitpunkten. Der Spieler hat gelernt.
Nun zur inneren Seite des Lernens. Diese kennzeichnet sich durch den Aufbau von 'Erfahrungen' und ist von Außenstehenden nicht wahrnehmbar. Um beim Beispiel zu bleiben: Nehmen wir an unser D-Jugendspieler beherrscht seine Li/re-Täuschung sehr gut und ist damit auch sehr erfolgreich. Da es nun auch clevere Jugendtrainer gibt stellen sie ihm ebenfalls einen guten Spieler entgegen und teilen diesem mit, dass unser D-Jugendspieler immer nur auf die eine Seite gehen kann. Das passiert zwei oder drei Spiele hintereinander und plötzlich merkt der D-Jugendspieler von selbst, dass er auch auf die 'andere Seite' gehen oder täuschen muss. Das hat ihm sein eigener Trainer vielleicht schon 50 Mal gesagt, aber es wirkte nicht. Erst jetzt als der Spieler seine eigene 'Erfahrung' macht kommt es zu dem was wir 'Lernen' nennen.
Sowohl die innere als auch die äußere Seite des Lernens können zwar getrennt betrachtet werden, sind in der Realität aber nicht voneinander zu trennen.
Was bedeutet das nun für unser Training?
Zum einen müssen wir unseren Spielern die Möglichkeit geben möglichst viel 'Erfahrungen' aufzubauen und die damit verbundenen neuen Möglichkeiten des 'Verhaltens' auszuprobieren und umzusetzen. Das bedeutet wir müssen geeignete Lernsituationen und Lernumgebungen schaffen.
Bei einem defensiven Deckungsystem bestehlen wir unsere Nachwuchsspieler um diese Möglichkeiten (siehe Beiträge von Ralf und Thomas). Wer hinten steht macht definitiv weniger Erfahrungen, als jemand der offensiv deckt. Ihm werden einfach keine geeignete Lernsituationen geboten. Genauso geht es dem Angreifer gegen eine defensive Abwehr.
Eine Verhaltensänderung und der Aufbau von Erfahrungen (=äußere und innnere Seite des Lernen) ist nur durch Aktivität, durch eigenes Handeln zu erreichen! Lerning-by-doing!
Es ist Aufgabe der Trainer solche geeignete Lernumgebungen zu schaffen. Ganz sicher nicht geeignet ist dafür eine defensive, passive, demotivierende und langweilige Abwehrformation.
Gruß Torsten