Es stellt sich schon ein wenig die Frage, ob der direkte Wiederaufstieg so ein erstrebenswertes Ziel ist. Man könnte auch dafür argumentieren, den Verein zunächst in die Breite wachsen zu lassen bevor man den Kampf wieder aufnimmt. Eine Saison in der dritten Liga mehr - dafür aber eine vorangeschrittene Professionalisierung des sportlichen Unterbaus, der Jugendausbildung und der für das Zweitliga-Business mittelfristig renovierungsbedürftigen Abteilungen wie den (Sozialen) Medien, dem Fanshop und so weiter - wäre das ein schlechter Deal? Ein hauptamtlicher Jugendkoordinator wäre doch beispielsweise eine echte Benchmark, die man vorweisen könnte. Getreu dem Motto, dass der benachbarte, hessische Fußball-Club TSV Steinbach lange und erfolgreich gefahren ist: Investiert zuerst in Steine, dann in die Beine.
Bei aller Vernunft, die diesem Ansatz innewohnen mag gestehe ich auf der anderen Seite, dass ich keinen einzigen Tag länger als nötig in der dritten Liga verbringen möchte. Im Vergleich zur 2. HBL ist sie unsäglich unattraktiver. Allein die fehlende Medienpräsenz mit der HBL-Seite/Smartphone-App, den Social Media-Kanälen und Sportdeutschland.tv. Nach den verwöhnenden letzten Jahren wird das überaus gewöhnungsbedürftig und dank der U23-Mannschaften sogar ein bisschen abstoßend. Der Handball, den wir die letzten Jahre zu sehen bekommen haben (Mit Ausnahme der letzten Hinrunde...), war eigentlich zu gut, als dass wir nun wieder die Rumpelliga sehen müssen. Da fühlt man sich irgendwie ein bisschen betuppt. Ich denke, so geht es gerade vielen Ferndorfern. Das mit der Rumpelliga meine ich übrigens gar nicht respektlos. Da gibt es auch attraktive Vereine. Aber der Handball unterscheidet sich schon fundamental von den Topteams und dem Professionalisierungsgrad, die man regelmäßig in der 2. HBL zu sehen bekommt.
Also ist es für mich persönlich derzeit ein emotionales Spannungsfeld: Rational wäre es für den TuS sicherlich sinnvoll, sich selbst Zeit zu geben um zu wachsen und dann in neuer Frische, mit ausgebauten Strukturen, die Attacke zu wagen. Das Gefühl sagt aber, dass man bitte so schnell wie möglich wieder aufsteigt.
In vielerlei Hinsicht, die Breite der Vereinsstruktur betreffend, kann man sich übrigens ein Beispiel am jüngst aufgestiegenen VfL Potsdam nehmen. Klar ist da auch vermutlich viel mehr Geld im Spiel. Aber die machen auch in den nicht-so-finanzaufwändigen Disziplinen einen wirklich guten Job.
PS.: In besagtem Potsdam ist jüngst der Ex-Ferndorfer Ex-Trainer-Sohn Maxim Orlov zum Spieler der Saison gewählt worden. Glückwunsch an dieser Stelle.