ZitatAlles anzeigenEntscheidung soll heute fallen
Die Schweizerin Barbara Kohler dementiert eine Einigung hinsichtlich der Rückzahlung ihres 70 000- Euro-Darlehens und hat Ex-Vipers-Geschäftsführer Dirk Ex wegen Insolvenzverschleppung und Betrug angezeigt. Diesem ist davon „nichts bekannt“, er sieht ihre Vorwürfe als „Rufmord“ an.
Bad Wildungen. „Es wird so oder so am Donnerstag eine Entscheidung geben“, sagte Uwe Gimpel auf die Frage, wie es mit der HSG Bad Wildungen weitergeht. Nach der Aussage des Mitglieds einer Sponsorengruppe, die das Aus der Vipers noch abwenden will, soll heute die Öffentlichkeit informiert werden, ob es auch in Zukunft Bundesligahandball in Bad Wildungen gibt. „Wir kämpfen noch“, sagte der Bad Wildunger. Seine Mitstreiter Jochen Backhaus und Simon Hallenberger sollen heute in Absprache mit dem Kasseler Rechtsanwalt Carsten Koch, der vom Amtsgericht Fritzlar als Gutachter nach dem Insolvenzantrag vom 23. Oktober 2012 eingesetzt wurde, das Ergebnis der Rettungsbemühungen verkünden.
Gespräche wollen die Vertreter der Sponsorengruppe mit allen Gläubigern der Spielbetriebs-GmbH geführt haben. Mit den Spielerinnen soll über finanzielle Einbußen gesprochen worden sein. Eine kolportierte Einigung mit Kohler, welche im Januar 2012 den schon damals finanziell angeschlagenen Vipers ein Darlehen von 100000 Euro zur Verfügung gestellt hatte, von denen noch 70000 Euro zurückzuzahlen sind, dementierte Gimpel. „Das stimmt nicht“, so der Unternehmer.
Gleichwohl seien aber mit Kohlers Bad Wildunger Anwalt, seinem CDU-Fraktionskollegen in der Stadtverordnetenversammlung, Marc Vaupel, Gespräche geführt worden. Gimpel wollte nicht ausschließen, dass er als Privatperson zumindest einen Teil der Forderung der Schweizerin übernimmt, die den Vipers das Geld gegeben hatte, damit diese die vergangenen Saison zu Ende spielen konnten.
„Darlehen entscheidet nicht“
Sicher ist sich Gimpel, dass an Kohlers Darlehen eine finanzielle Rettung nicht scheitern würde. „Das wird uns nicht zu Fall bringen“, sagte er und war „erstaunt“, als er gestern davon erfuhr, dass Kohler Ex wegen Betrugs, Insolvenzverschleppung und Veruntreuung angezeigt hat. „Ex hat mir falsche Zahlen genannt und mich über den Tisch gezogen. Deshalb habe ich die Strafanzeige gemacht“, sagte Kohler. Der Bad Nauheimer habe ihr im Januar 2012 gesagt, dass der Etat für die Saison 2012/2013 „gesichert“ sei.
Weil das aber nicht der Fall war und die Rückzahlungen des Darlehens „seit September“ ausblieben, habe sie den 44-Jährigen „im November“ angezeigt und das Darlehen gekündigt. „Ex hat mir noch im August gesagt, dass alles in Ordnung ist.“ Danach habe sie mehrfach vergeblich versucht den Ex-Vipers-Geschäftsführer zu erreichen.
Die Schweizerin, Mutter der ehemaligen HSG-Spielerinnen Alexandra Kohler (mittlerweile Fritzlar) und Vanessa Kohler (Buxtehude II), dementierte ausdrücklich einen Konsens mit den Vipers bezüglich des Darlehens. „Wir haben uns nicht geeinigt. Ich weiß nicht, ob ich mein Geld noch einmal zu sehen bekomme.“ Auch von der Sponsorengruppe „hat niemand mit mir geredet“, wundert sich Kohler, „und ich habe keinen Grund, die anzurufen“.
Kritik an Berchten und Merck
Sauer ist sie auch auf Markus Berchten, den früheren Sportlichen Leiter und Trainer. „Kurz nachdem ich das Geld gegeben habe, bekam Alexandra gesagt, dass sie keinen neuen Vertrag mehr bekommt. Als sie im Winter ein Angebot von Kirchhoff hatte, hat Berchten gesagt, dass sie nicht dorthin wechseln darf. Nach Bad Wildungen wurden junge Spielerinnen geholt, um die sich niemand gekümmert hat“, sagte Barbara Kohler. Entsprechende Kritik, auch an Berchtens Umgangsformen, „er hat Respekt und Anstand vermissen lassen“, habe Vipers-Gesellschafterin Katharina Merck, in ihrer Funktion als Verantwortliche des Handball-Nachwuchsleistungszentrums (HLZ), immer nur zurückgewiesen.
„Ich hoffe, dass es bei den Vipers weitergeht, aber dazu müssten sie endlich mal Leute finden, die handballerische Kompetenz haben und von wirtschaftlichen Dingen etwas verstehen“, sagte Kohler, die auch das HLZ finanziell unterstützte. Tochter Vanessa habe die Vipers aber weniger wegen der Differenzen mit Berchten, sondern wegen der in Buxtehude besseren Perspektive verlassen, weil es dort mit dem Drittligateam „im Gegensatz zur HSG einen Unterbau gibt“, so Kohler.
Ex: „Mir fehlen 20000 Euro“
Von deren Anzeige gegen ihn hat Ex „nichts mitbekommen. „Ich habe diesbezüglich keine Post gekriegt“, sagte der Bad Nauheimer, für den Kohlers Vorwürfe „Rufmord“ sind, „gegen den ich mich wehren werde. Die laufende Saison konnte ja Anfang des Jahres noch nicht gesichert sein. Das ist in allen Sportvereinen so“, sagte Ex. Dass er für Kohler nicht erreichbar war, begründete er damit, dass sich der zwischenzeitlich für die Vipers als Berater tätige Mike Friedemann um einen Konsens mit dieser bemühen wollte. „Das war Friedemanns Baustelle. Ich hatte genug andere. Ich habe bei der HSG den Euro dreimal umgedreht. Ich zähle selbst zu den Gläubigern. Mir fehlen noch 20000 Euro an Gehältern und Provisionen“, sagte Ex.
Handball gespielt wird bei der HSG trotz aller finanziellen Probleme indes auch noch. So wird nach Aussage von Gimpel die Partie am Samstag gegen Trier auf alle Fälle stattfinden.
Waldeckische Landeszeitung vom 19.12.2012