aus der WNZ von heute
Arrangierte Ehe im zweiten Anlauf?
Momir Ilic heißer Kandidat für Carstens-Nachfolge beim Handball-Bundesligisten HSG Wetzlar
Kai Wandschneider? In Handball-Rente! Velimir Petkovic? Bei RK Zagreb unter Vertrag! Misha Kaufmann? Wechselt im Sommer wie erwartet von Eisenach nach Stuttgart! Sebastian Hinze? Der scheidende Coach der Rhein-Neckar Löwen scheint außer Reichweite! Die Suche nach dem Nachfolger von Frank Carstens ab 1. Juli dieses Jahres auf dem Trainer-stuhl von Bundesligist HSG Wetzlar könnte sich schwierig gestalten.
Ex-Weltklassespieler passt auch zu „Co" Mirkulovski
Aber nur auf den ersten Blick. Die Verantwortlichen um Geschäftsführer Seipp Björn und den Sportlichen
Leiter Jasmin Camdzic scheinen mit einem Mann sehr weit in den Verhandlungen zu sein:
Momir Ilic. Der 43-jährige Serbe gilt - nicht nur für die „Sportbild", die den Namen am Montag nach Bekanntgabe des Carstens-Aus bei den Grün-Weißen als Erstes nannte - als heißester Kandidat für den Posten. Das würde wohl auch mit „Co" Filip Mirkulovski, dessen Kontrakt ebenfalls nach Ende der aktuellen Saison ausläuft, passen. Und es wäre, wie Karsten Zipp beschreibt, „eine arrangierte Ehe im zweiten Anlauf".
Denn, und damit das Zepter an den Journalisten-Kollegen weitergereicht, sollte llic Trainer der HSG werden, dann hat diese Beziehung eine lange Vorgeschichte, aber möglicherweise auch einschneidende Konsequenzen für den heimischen Bundesligisten. Der einstige Weltstar sollte angeblich bereits am Ende seiner Spielerlaufbahn zu den Grün-Weißen stoßen. Das aber soll damals Kai Wandschneider verhindert haben. Der einstige Trainer könnte befürchtet haben, dass Ilic zugleich als dessen Nachfolger aufgebaut werden sollte - und könnte sich zudem um das intakte Mannschafts- und Gehaltsgefüge den Kopf zerbrochen haben.
Schließlich galt und gilt der frühere Profi des THW Kiel und des VfL Gummersbach, der bis Sommer 2024 beim ungarischen Topclub KC Ve-szprem auf der Bank saß, als der Topmann von Sasa Bratic.
Den Einfluss des mächtigen Spielerberaters wollte Wandschneider stets in Grenzen halten. Dabei gilt Bratic auch als guter Freund von HSG-Aufsichtsratsboss Martin Bender und ist regelmäßiger Gast in der Buderus-Arena. Mit einigen Jahren Verspätung scheint es nun also zu der spektakulären Zusammenarbeit zu kommen. Eine Zusammenarbeit, die viel Spannung verspricht, große Möglichkeiten beinhaltet, aber auch einige Risiken birgt.
Denn die Frage wird sein, wie die HSG Wetzlar nun ihren Spielerkader umstrukturiert. Die im Profisport üblichen Floskeln von Weiterentwicklung und den nächsten Schritt machen, könnten neu definiert werden. Vor allem, was den Etat betrifft. Sollte nämlich der Startrainer an der Lahn anheuern, steht zu vermuten, dass er auch einige Spieler aus Bratics reichhaltigen Fundus im Gepäck hat.
Das allerdings dürfte nur möglich sein, wenn sich die HSG finanziell von einem der niedrigsten Erstliga-Etats verabschiedet und in diesem Bereich einen großen Schritt nach vorne wagt.
Alle Wünsche - wie zuletzt in Veszprem - wird der Serbe in der Domstadt gewiss nicht erfüllt bekommen. Aber dennoch dürfte das heimische Handball-Flaggschiff dem neuen Hoffnungsträger einige Verstärkungen versprochen
haben. Zudem wird es spannend zu sehen sein, ob Momir Ilic nicht nur mit einem Starensemble, sondern auch mit jungen talentierten Spielern einen sportlichen Schritt nach vorne vollbringen kann. Sollte das gelingen, dann könnte aus der arrangierten Ehe am Ende vielleicht doch eine Liebeshochzeit werden.