Vanja Radic kam vor zehn Jahren von Bosnien ins Saarland.
Der Handballer wollte mit seinem Sport hier etwas erreichen.
2013 hat er sein Ziel realisiert: Er wird Jugendkoordinator bei Zweitligist TV Großwallstadt.
Es war einmal ein 18-Jähriger aus Bosnien, der sah
seine Zukunft im deutschen Handball. Er wechselte von seinem
Heimatverein RK Konjuh, einem bosnischen Erstligisten, in die
Bundesrepublik. Sein erstes Ziel war der damalige Zweitligist TV
Altenkessel. Anfang Juli 2013, knapp zehn Jahre später, sitzt Vanja
Radic strahlend am St. Johanner Markt in Saarbrücken, seiner „zweiten
Heimat“. Er hat es geschafft. Nicht als Spieler. Dafür sind seine 173
Zentimeter Körpergröße zu wenig. Radic ist ab dem 1. August
Jugendkoordinator beim Zweitligisten und siebenmaligen deutschen Meister
TV Großwallstadt.
„Das ist ein absoluter Traum. Genau darauf habe ich immer
hingearbeitet“, sagt Radic mit funkelnden Augen. Mit Zielstrebigkeit und
eisernem Willen hat Radic sein Ziel erreicht. Dabei hätte der Weg für
ihn nicht steiniger sein können. Als er ins Saarland kam, sprach er fast
kein Wort Deutsch. „Ich hatte es zwar in der Schule, aber damals dachte
ich noch nicht, dass ich irgendwann mal nach Deutschland kommen würde“,
sagt Radic schmunzelnd. Er büffelte ein Jahr die Sprache, musste dabei
auch noch das Abitur nachholen, da das bosnische Pendant zur
Reifeprüfung hier nicht anerkannt wurde. Aber er wollte
Sportwissenschaft studieren. Radic biss sich durch und machte nach
eineinhalb Jahren seinen Abschluss. Das Studium an der Universität des
Saarlandes konnte beginnen. Auch sportlich lief nicht alles nach Plan.
Der TV Altenkessel war in die Regionalliga abgestiegen. Radic blieb ein
Jahr, zog dann aber weiter. Er spielte unter anderem für den TBS
Saarbrücken, den TV Merchweiler und die HSG Völklingen. Bei allen
Vereinen war er auch als Jugendtrainer tätig. „Insbesondere in
Merchweiler hatte ich eine schöne Zeit. Das ist mein Heimatverein im
Saarland“, sagt der 28-Jährige, der beim TV aufgrund seiner Statur und
Schnelligkeit den Spitznamen Kugelblitz bekam. Schnell hatte er nach dem
Studium 2011 bereits eine Stelle als Jugendkoordinator – in Luxemburg
beim HB Museldall. „Ich habe dort vier Mannschaften komplett betreut und
mit zwei weiteren trainiert. Das war eine echte Herausforderung“,
erzählt Radic. Museldall wollte im Sommer um vier Jahre verlängern. „Ich
habe schon gehofft, in Deutschland etwas zu bekommen.
Aber in Luxemburg hat es mir auch sehr gut gefallen“, sagt Radic. Dann
kam das Schicksal ins Spiel. Ein Bekannter erzählte Radic, dass der
Jugendkoordinator vom TV Großwallstadt zum TBV Lemgo wechselt. Beim TVG
hatte der Bosnier 2008 bereits ein Praktikum gemacht, kannte deshalb
unter anderem den zweiten Vorsitzenden der TVG Junioren Akademie, Jan
Redmann. Er bewarb sich umgehend. Einen Tag später hatte er eine
Einladung zum Probetraining – und nach diesem den Vertrag in der Tasche.
Nun ist Radic an seinem Ziel angekommen. „Ich werde die
A-Jugend-Bundesligamannschaft trainieren und ein Schulprojekt betreuen.
Außerdem kümmere ich mich um die 16 Jugendspieler, die in der Akademie
wohnen“, berichtet der B-Lizenz-Inhaber. Der Abstieg der ersten
Mannschaft aus der Bundesliga im vergangenen Jahr macht seine Aufgabe
sogar noch spannender. „Für einen Jugendspieler ist der Sprung in Liga
zwei natürlich leichter. Vielleicht schafft es dieses Jahr der ein oder
andere“, sagt er. Ohne Fleiß und Ehrgeiz geht das nicht – aber da haben
die Spieler mit Vanja Radic genau das richtige Vorbild als Trainer.