Wenn man etwas genauer hinschaut, ergibt sich ein etwas differenzierteres Bild:
Was auffällt, ist die Tatsache, dass die THC-hardcore-Fans von der "Roten Wand", die sich überwiegend aus dem Raum Mühlhausen/Bad Langensalza/Erfurt rekrutiert und in Nordhausen regelmäßig einen ganzen Block gefüllt hat, am letzten Sonntag nur in Fragmenten vertreten war. Gottseidank waren einige Trommler dabei, sonst wäre die hier sonst übliche Stimmung nicht in der bekannten Intensität zum Tragen gekommen. Das Spiel hatte es allemal verdient, spannender und mitreißender ist Handball nur selten. Jeder, der als Zuschauer in der Halle hätte sein können, aber nicht wollte, hat wirklich ein denkwürdiges Spiel verpasst. Es erreichte sicher nicht die Intensität der frühen CL-Spiele in NDH, wie zum Beispiel die Duelle gegen HYPO Niederösterreich, da gebe ich dem netten 59-iger durchaus recht. Allerdings waren das außergewöhnliche Rahmenbedingungen, zu denen auch der Veranstalter beigetragen hatte, indem er weitaus mehr als die eigentlich maximal zulässigen 2000 Zuschauer in die Halle gelassen hat (ich gehörte damals zu den letzten, die nach Spielbeginn letztendlich noch hineingelassen wurden und stand dann in der 5. Reihe der Stehplätze. Aber das war egal, dank meiner Größe konnte ich das Spiel trotzdem ganz gut verfolgen!) Herbert Müller hatte im Vorfeld verlauten lassen, dass jeder, der kommt, auch in die Halle gelassen wird, aber er hatte wohl nicht mit diesem Ansturm gerechnet. Letztendlich hat er Wort gehalten, das war entscheidend und hat dem THC damals auf einen Schlag viele neue Fans beschert ...
Zurück zur aktuellen Situation:
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die Rote Wand nach dem Umbau der Salza-Halle im Stammrevier in Bad Langensalza mit der Entscheidung hadert, die Heimspiele in den internationalen Wettbewerben auch weiterhin in Nordhausen auszutragen. Die Tendenz, dass die Rote Wand in wesentlichen Teilen die Spiele in NDH boykottiert, um Druck in Richtung einer Austragung auch dieser Heimspiele in Bad Langensalza aufzubauen, deutete sich in der Vorrunde der EHF-ELW schon an und fand am letzten Sonntag seinen bisherigen Höhepunkt. Im gewissen Sinn kann ich die Intention dieser Fans ja sogar nachvollziehen. Jetzt hat man endlich eine schmucke Halle in Bad Langensalza, und die attraktivsten Spiele finden trotzdem weiterhin fern der Heimat statt. Das ist frustrierend, von den damit verbundenen Fahrtkosten und Fahrtzeiten mal ganz abgesehen. Aber letztendlich ist diese Haltung sehr kurzsichtig, immerhin kommt der langjährige Hauptsponsor auch aus Nordhausen und man sollte auch nicht vergessen, dass Nordhausen dem THC aus der Patsche geholfen hat, als sie von den Stadtoberen aus der Landeshauptstadt Erfurt vor die Tür gesetzt wurden.
Die Halle in Nordhausen war am letzten Sonntag Abend gegen Valcea angesichts dieser Umstände und der unmöglichen Anwurfzeit mit 1200 Zuschauern trotzdem gut gefüllt. "Einheimische" Fans haben den Block der Roten Wand komplett aufgefüllt, selbst die deutschen Anhänger von Isabell Roch saßen mittendrin und haben nach dem Spiel intensiv mit der sympathischen Ex-THC-Torhüterin diskutiert. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass der Gästeblock komplett verwaist war, ist es aus meiner Sicht vermessen, mit der Zuschauerzahl zu hadern oder sogar unterschwellig die Handballfans in Nordthüringen zu kritisieren. Miteinander sind wir stark und können den THC bestmöglich unterstützen. Alles andere spaltet die Anhängerschaft, ist deshalb kontraproduktiv und auf lange Sicht unglaublich dumm!