Beiträge von Fachfremder

    Irgendwie erinnert das hier immer mehr an die gesellschaftliche Entwicklung in Diskussionen - es gibt nur noch hellweiß oder dunkelschwarz, dazwischen ist nichts. Daher mal ein Versuch der Objektivierung:


    Polen und Rumänien muss man schlagen - hat man auch getan. Polen hat man dominiert, gegen Rumänien hat man sich schwer getan. Was würden einige denn hier als Norweger zu den beiden letzten Finals bei EM und WM sagen? Da gab es auch erste Halbzeiten, bei denen wenig bis gar nichts lief. Insoweit ist es sicher eine erfreuliche Entwicklung , dass man Spiele wie gegen Rumänien inzwischen drehen kann. Das wäre vor 1-2 Jahren wohl noch nicht der Fall gewesen.


    Weiter ist positiv und erfreulich, dass mit Leuchter und Lott zwei junge Spielerinnen Verantwortung übernehmen können, die über wenig bis gar keine internationale Erfahrung verfügen und auch noch keine großen Turniere gespielt haben. Wenn die sich jetzt noch für Olympia qualifizieren können, ist das super. Irgendwann hieß es einmal, man betrachte den Horizont WM 2025.


    Dass Deutschland kurzfristig in die Weltspitze vorrücken kann, dürfte aufgrund der Ausgangsvoraussetzungen eher nicht zu erwarten sein. Mit Ländern wie Norwegen, Frankreich und Dänemark mitzuhalten, dürfte schwer werden, nachdem dort der Frauenhandball einen ganz anderen Stellenwert hat. Wenn man sich durch die Entwicklung der jungen Spielerinnen in der Gruppe dahinter einnisten und so nah ran kommen kann, um das ein oder andere Mal einen Überraschungscoup zu landen, ist viel erreicht.


    Wenn man eine gute Entwicklung feststellen kann, wäre es auch egal, wenn man z.B. gegen ein stärkeres Schweden im Viertelfinale rausfliegt. Genau so wäre die Handballwelt nicht eine völlig andere, wenn man es schafft ins Halbfinale zu kommen.


    Also halten wir fest, dass die Entwicklung positiv ist und von den Ausgangsvoraussetzungen her nicht erwartet werden kann, dass man plötzlich Weltspitze ist. Bei uns stehen Leuchter und Lott voll in der Verantwortung, die Norweger nehmen ihre jungen Spielerinnen zum Lernen mit - auch Reistad stand bei ihren ersten Turnieren nicht direkt im Feuer und ist sicher eine Ausnahmehandballerin.

    Bislang habe ich nur Zusammenfassungen der Spiele auf Youtube gesehen, dass die Ergebnisse in der Vorrunde einer WM teilweise nicht würdig sind und sicher nicht zur Attraktivität der Veranstaltung beitragen, hatte ich schon erwähnt. Unwürdig ist aber auch das Verhalten einiger Teilnehmer. Wie die eine Spielerin von Kongo gegen die Niederlande beim Gegenstoß und aussichtslosem Rückstand noch reinholzt und sich dann über die rote Karte beschwert, macht fassungslos. Und auch Argentinien (gegen Tschechien) könnte darauf hingewiesen, dass man bei -9 den direkten Freiwurf nach Schlusspfiff nicht mehr ausführt, sondern den Ball hinlegt ....

    Ich bin jetzt nicht endlos negativ, sondern habe nur festgestellt, dass es gegen andere Mannschaften anders ausgeht, wenn man in der Schlussphase so lange kein Tor macht. Und das hat dann nichts mit der Qualität von Japan zu tun, die natürlich in der Offensive ihre Qualitäten haben, die aber defensiv jetzt auch nicht so viel entgegenzusetzen hatten. Nach den Match Statistics der IHF hatte Deutschland eine Trefferquote von immerhin 70%:


    IHF | Match Details Page


    Da geht es dann drum, wie ich einen Vorsprung halten und verwalten kann.

    Ich denke, dass die Vorrunde der Handball-WM sportlich zu unattraktiv ist und möglicherweise gibt es dann auch nur so dämliche Ticketpakete, wo man gleich mehrere Spiele sehen "darf". Ich glaube beim Eishockey gab es mal eine A- und eine B-WM. Meine Tochter, die sehr gerne Norwegen schaut, interessiert sich für die Vorrunde gar nicht. Woher sollen die Leute in Dänemark kommen, die sich für Deutschland gegen Japan in der Vorrunde interessieren?

    So, jetzt habe ich mir seit längerer Zeit mal wieder ein Spiel live vor Ort angesehen. Was soll man sagen, Bietigheim ist extrem weit davon entfernt ein europäisches Spitzenteam zu sein. Am Anfang hatte man noch davon profitiert, dass Moreschi stark gehalten hat und Oftedal, Dale und Schatzl das Visier noch nicht richtig eingestellt hatten. Eigentlich hätte es nach der ersten Halbzeit schon 16 bis 17:10 heißen müssen. So hat Györ, die wesentlich ansehnlicheren Handball spielen als die letzten Jahre, aber einfach den eigenen Stiefel runtergespielt. Die Startformation von Bietigheim zur zweiten Halbzeit warf auch Fragen auf. Entschieden war es dann eigentlich nach 35 Minuten, als Györ in Unterzahl von 13:15 auf 13:17 stellt. Bietigheim ab da teilweise noch ideenloser gegen eine sehr solide Abwehr von Györ, teilweise mit Zeitproblemen gegen Unterzahl. Schon zuvor war es so, dass Györ kaum Probleme hatte, zu Abschlüssen zu kommen und Bietigheim sich schwer tat. Das verschärfte sich dann in der Folge. Insgesamt ist Györ und das meist doppelt, auf jeder Position mit einer technisch wesentlich besseren Handballerin ausgestattet.


    Noch ein Wort zur Kartenpolitik: Es waren reihenweise Familien mit sehr kleinen Kindern. Die Gegentribüne war recht voll, auf der Haupttribüne gab große Lücken, obwohl es dafür keine Karten mehr im Vorverkauf gab. Das verstehe wer will.

    KUEWMT: Ich weiß nicht, wie weit dein Erinnerungsvermögen reicht, aber vor Corona durfte nur ein sehr exklusiver Kreis überhaupt in die Quali für die BWOL, und zwar unter starker Berücksichtigung der Leistungen vorangegangener Jahrgänge sowie der Bundesligazugehörigkeit der Frauen. Erst nachdem Vereine dagegen bis zum Bundesgericht geklagt hatten, wurde auf ein sportlicheres Verfahren umgestellt. Bei der wA gab es zudem noch einen Verbandsproporz, d.h. der HVW hatte gerade mal 4 Plätze. Da gab es für normale Vereine fast keine Chance, sich für die BWOL zu qualifizieren. Die Qualifikation zur Jugendbundesliga war sogar komplett den Bundes- und Zweitligisten vorbehalten.


    Und was Freiburg angeht: Die haben in der Jugendbundesliga wohl wenig verloren, wenn man die bisherigen Ergebnisse betrachtet:


    handball.net
    www.handball.net

    Equal Pay beim Preisgeld ist Quatsch. Es kommt darauf an, was das jeweilige Geschlecht selbst einspielt und nicht, welche Sportart es ausübt. Thomas Müller hat das zum Thema Frauenfußball zutreffend damit beschrieben, dass er auch mehr verdiene als ein Hand- oder Basketballer, was aber nicht darauf beruhe, dass er besser Fußball spiele als diese Hand- oder Basketball.


    Übrigens zum Thema Tennis und Grand Slam: Frauen 2 Sätze, Männer 3. Equal Pay? Nicht beim Stundenlohn.

    Zur Qualität der Jugendspielerinnen hatte ich oben schon etwas gesagt. Es sind die Jahrgänge 2004/05, die hat Corona in der B-Jugend erwischt, denen fehlt also mindestens eine Spielzeit. Es sind Spielerinnen, die in ihren Jahrgängen teilweise nicht einmal besonders auffällig waren und jetzt teilweise bereits im ersten Jahr A-Jugend dort eingesetzt werden. Es liegt meiner Meinung nach am sinkenden Niveau und der abnehmenden Anzahl erwachsener Spielerinnen in den Ligen.

    Ich wollte eigentlich auch nicht sagen, dass ich das gut oder förderlich finde, sondern nur die Situation feststellen. Und da ist meine Meinung, dass das wir sehen aufgrund der personellen Situation im Frauenhandball die Entwicklung ist. Und wenn man sich die Zahlen im Nachwuchsbereich anschaut, wird es nicht besser. HSG Stuttgart/Metzingen 2 ist letztes Jahr als Zweiter der BWOL quasi mit einer A-Jugend aufgestiegen. Da gab es auch Stimmen aus dem Umfeld, die sich äußerst verwundert zeigten, dass das möglich ist und der Meinung waren, dass dies vor ein paar Jahren noch unmöglich gewesen wäre. Das Niveau der 3. Liga und der Ligen darunter ist leider inzwischen so abgefallen, dass da zu viele Jugendspielerinnen schon einigermaßen mithalten können. Und solange das so ist, werden die dort eingesetzt werden.

    Ich hatte es schon an anderer Stelle geschrieben: Wenn ich sehe, welche Spielerinnen der Jahrgänge 2004/05, die von der Entwicklung her die größten Corona-Opfer waren, in der BWOL und 3. Liga spielen, lässt dies eher auf das Leistungsniveau der Ligen schließen als auf die Klasse der Jahrgänge. In diesen Ligen scheint Corona auch gnadenlos zugeschlagen zu haben, wahrscheinlich haben viele Spielerinnen nicht wieder angefangen. Selbst wenn man die Ligen jetzt wieder reduziert, werden diese so schnell nicht mehr auf das frühere Leistungsniveau kommen, so dass da doch mehr Jugendspielerinnen mithalten können. Zudem brauchen viele Vereine die Spielerinnen, um ihre Kader vollzubekommen. Gegen eine echte Jugendbundesliga wie bei den Jungs hatten sich die Bundesligisten ausgesprochen.

    An die Schlaumeier zu Berger: Hattet Ihr schon einmal Kreuzbandriss? Habt Ihr eine Ahnung, wie lange es dauert, bis man dem eigenen Körper nach einer schweren Verletzung wieder vollständig vertraut? Wie viele Spielerinnen erleiden kurz nach dem ersten, einen weiteren Kreuzbandriss? Das alles muss man erst einmal aus dem Kopf rauskriegen.

    Sicher ist es für Fuhr nicht angenehm, allerdings sehe ich in ihm immer noch den Verantwortlichen. Es gab ja auch Andeutungen von Ferenc Rott, offensichtlich hatte es in Metzingen auch schon große Probleme gegeben. Insoweit sollte man sich also vor einer Täter-Opfer-Umkehr hüten.


    Was in der Diskussion überhaupt keine Rolle spielt, ist aber offensichtlich das Krisenmanagement des BVB und insbesondere von Heiermann, der selbst mit der unwahren Aussage an die Presse getreten war, er wüsste gar nicht, was los sei, obwohl die fristlosen Kündigungen von Zschocke und Berger auf dem Tisch lagen. Erst danach ging die Geschichte dann nach meiner Erinnerung medial richtig durch. Insoweit hatte ihm Heiermann einen Bärendienst erwiesen, wobei ich mir bis heute nicht klar darüber bin, ob Heiermann so blöd oder so durchtrieben war, die Angelegenheit so zu steuern, dass er Fuhr los ist, ohne ihn rausschmeißen zu müssen.

    Selfmen : Das stimmt so nicht, was du schreibst. Nach dem Abstieg aus der 3. Liga waren eigentlich nur noch die vormaligen B-Jugendlichen übrig. Tröster und Weiss blieben zwar im Verein, waren aber überwiegend in der 2. Liga in Herrenberg aktiv. Zur Wahrheit gehört auch, dass der Aufstieg aus der BWOL unter häufiger Mithilfe einer Spielerin erfolgte, die aus der 3. Liga zu Stuttgart/Metzingen 3 in die Landesliga gewechselt war, um es ausklingen zu lassen. Ganz alleine haben es die Jungen also nicht gemacht. Daneben muss man feststellen, dass das Niveau im Schnitt niedriger geworden ist. Ich habe hier einen ganz guten Überblick über die Lage ab Jahrgang 2002 und wenn ich sehe, wie viele Spielerinnen der Jahrgänge 2004/05 als A-Jugendliche BWOL und 3. Liga spielen/gespielt haben, habe ich meine Zweifel, ob das an der Stärke der Jahrgänge liegt. Nicht nur meine Einschätzung ist, dass BWOL und 3. Liga von jetzt nicht mit denen vor ein paar Jahren vergleichbar sind.

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