Mit zwei Wochen Abstand kann ich nun von unserer Endrunde der männl. E berichten. Aus beiden Staffeln hatten sich die drei besten Teams qualifiziert. Heute sollte nur Tagesform zählen, denn ein einfaches Turnier entschied hier über die Platzierungen.
(Nebenbei gesagt: Was für ein Schwachsinn! Die Saisonleistung zählt nur wenig.)
Kurzer Saisonrückblick:
10 Spieltage, je 4 Spiele. 5 Teams, davon 2 von uns.
3. Mannschaft aus der Getränkestadt war schon von der letzten Saison bekannt. 2-3 starke Kräfte, die alles machen... und wenn sie keine Lust mehr haben, nichts mehr machen. Disziplin scheint ein Fremdwort. Trainer älteres Kaliber, länger schon in der Jugend, gern mal ausfällig, immer laut.
4. und 5. Mannschaft neu im E-Bereich. Frage mich seit Saisonbeginn, warum die nicht letzte Saison schon gespielt haben. 1 Team 97er und 1 Team 98 mit Minis. Wurde getauft auf "Hinterm Dorf links". Bauernhandball mit 1 Großen für Freiwürfe, 1 Dicken am Kreis und einem Fussballtorwart. Kaum 1-1....
2 Trainer, beide etwa 10 Jahre älter als ich, gerade frisch aus der Herrenmannschaft ausgeschieden, je ein eigenes Kind dabei. Ihre erste Trainersaison.
Wir waren souverän Erster. Die 1. vom Dorf und die Getränkejungs machten es spannend um Platz 2. Unsere Zweite mit Spielanfängern und die 2. vom Dorf (sieglos) reihten sich auf Platz 4 und 5 ein.
Die 1. vom Dorf kam am vorletzten Spieltag mit einer gemischten Mannschaft, da nicht alle Zeit hatten. Er spielte, wir spielten mit. Nur er wusste nicht, dass er nichts mischen darf, weil Festspielregelung.
(Nebenbei gesagt: Wer das Ansetzungsheft lesen kann, ist klar im Vorteil!)
Meine Erste spielte mit halber Kraft um nichts zu viel zu riskieren (sind nur 9 Spieler), 1. vom Dorf gewann mit seiner Best of Dorf und feierte... dann bekam er 5 Tage später mit, das er die Punkte (und auch die anderen von den Getränkejungs) nicht bekam und war gefrustet. Das wäre ja totaaaal gemein.
Hä???
Wir zogen also ungeschlagen mit über 400 Toren im Plus (knapp 700 Tore zu nicht ganz 300 Gegentoren) in die Endrunde ein. Dorf durch diesen selbstverschuldeten Punktverlust auf Platz 3. Getränkejungs auf Platz 2.
Aus der zweiten Staffel kamen noch dazu die Chemiker (alles große unbewegliche Rückraumkanonen), die Fischer (mit Mädels verstärkt eine ganz gute Truppe, Abwehr sehr schwach) und die Kreisstädter (Spielanfänger, die es in die Endrunde schafften, weil die anderen aus der Staffel noch unerfahrener waren).
Unsere Jungs waren total nervös - sie wollten den Titel und wir konnten noch so sehr darauf dringen, das wir von Spiel zu Spiel denken und erstmal abwarten. Wir waren Gastgeber, hatten Hallensprecher organisiert, Musik zur Erwärmung, Aufwärmshirts, Snackverkauf für die Mannschaftskasse. Ein schöner Rahmen. Die Tribüne voll, etwa 200 Zuschauer.
Die Jungs scharrten mit den Hufen bei der Besprechung in der Kabine. Klaus rannte 3 mal zur Toilette - innerhalb von 2 Minuten.
1. Vorrundenspiel gegen die 1. vom Dorf
Anpfiff, Tribüne so laut, das bereits nach 5 Minuten Anweisungen aufs Feld brüllen die Stimme völlig weg war. Wahnsinn! Unsere Jungs übernervös, viele technische Fehler. Der Gegner mit aller Energie. Zur Pause unentschieden. Zeit ein wenig die Gemüter zu beruhigen, auf Stärken hinweisen, 2 Jungs in der Abwehr tauschen lassen.
Auf der Tribüne Spektakel der Dorfeltern. Unser Tisch hätte ein Tor nicht notiert, die Anzeigetafel stimmt nicht. Schiris von auswärts kontrollierten das kurz, nein, alles ok, unentschieden. Skandal! Schieber! ....... Nach 10 Minuten E-Jugend-Spieltag machten sich bereits unsere Ordner fertig zum Eingreifen.
Unsere Jungs davon aber nicht beeindruckt. Jetzt lief es und wir zogen davon. Nach den zweiten 10 Minuten lagen wir 6 Tore vorn. Die Dorfeltern hatten die ganze Zeit weiter geschrien.
2. Vorrundenspiel gegen Fischer
Nach einer kurzen Pause waren unsere Jungs wieder dran, Fischer hatten ihr erstes Spiel. Wie schon gesagt, gute Offensive, aber kaum Defensivarbeit. Unsere Jungs waren zu nachlässig in der eigenen Abwehr, trotzdem führten wir zur Halbzeit mit 6 Toren und schalteten dann zur Kräfteschonung zwei Gänge zurück. Mit 5 Toren am Ende gewonnen - ohne das gegnerische Publikum derart aus der Rage gebracht zu haben, wie noch zuvor.
Der Einzug ins Halbfinale war geschafft. Jetzt über eine Stunde Pause. Die Jungs immernoch total nervös. Klaus immernoch ständig auf dem Örtchen.
Halbfinale gegen Getränkejungs
Wir kannten uns von der Saison, Abwehr war schnell eingestellt. Nachdem unser Längster dreimal an der Mittellinie umklammert und zu Boden gerissen wurde, wir daraufhin den Ball verloren und Gegentore kassieren mussten, hatte unser zentraler Angriff die Hosen voll. Drei Mann mit kollektivem Blackout. Doch unsere Stärke ist, das wir 9 gute Spieler haben.
Im Ligalltag eher ein Bummelzug, kam Lok jetzt richtig aus sich heraus. Er zog sich von selbst von außen ins Mittelfeld und zog das Tempo immerwieder da. Wir staunten nicht schlecht. Er bestrafte die defensive Abwehr mit Würfen aus dem Rückraum oder bediente seine Kollegen. Halbzeit unentschieden. Zweite Halbzeit ging so weiter. Jetzt legte aber unser Pinochio im Tor los. 98er Jahrgang, der Kleinste im Team, aber tolle Reflexe. Er hielt alles, was kam, auch 2 Strafwürfe, die Abwehr wurde davon wach und nun lief es auch vorn besser. Kein Gegentor mehr, 5 selbst gemacht: Finale wir kommen!
Die Freude war groß und nun kam auch Klaus endlich von der Schüssel. Alles beruhigte sich und wieder musste über eine Stunde Zeit verbracht werden. Ich wollte mir in der Bar einen Tee (gegen Stimmbandversagen) gönnen, spricht mich ein Elternteil vom Dorf an. Erst spricht er, dann schimpft er, vor allem über meinen letzten Spielbericht. Da ich nicht mehr reagierte, nachdem ich mitbekam, das er ein Elternteil ist, fasste er das als Arroganz auf und schimpfte nochmehr. Mit einem nötigen Bier zuviel drohte er sogar. Ich sah zu, dass ich davon kam!
Kurze Zeit später machte der Trainer vom Dorf da weiter, wo das Elternteil aufgehört hatte. Seine Mannschaft spielte grad um Platz 5 und er schien damit mehr als unzufrieden. Er ließ seinen ganzen Frust an mir ab und es schien ihn zu ärgern, dass ich keinen Mucks sagte. Ich wunderte mich eigentlich nur, warum er Zeit für mich hatte, die am Spielfeldrand neben ihm stand - während seine Mannschaft grad spielte. Naja, wahrscheinlich können die das alleine.
Ich mag ja 10 Jahre jünger sein als er, aber ich hab schon 8 Jugendtrainerjahre mehr auf dem Buckel... sowas hab ich echt noch nicht erlebt! Das Abschalten fiel schwer, aber ich musste mich und unsere ja schließlich noch auf das Finale vorbereiten.
Finale gegen die Fischer
In einem spannenden Halbfinale hatten die Fischer es gegen die Chemiker nach Verlängerung ins Finale geschafft. Unsere Jungs gaben sich betont locker und wurden es auch, nachdem die ersten Angriffe gut liefen. Unsere Abwehr wusste noch vom Vorrundenspiel bescheid, war besser auf den Füßen und gewann zusätzlich noch Bälle. Lucky Luke lufte im dritten Angriff einen Heber ins Tor und gab das deutliche Signal, das jetzt schöner Handball gespielt werden sollte. Pinochio im Tor machte das Spiel seiner bisherigen Karriere und hielt was irgendwie ging.
Unser Längster lief seinem Gegenspieler ständig davon, machte allein 10 Buden, die restlichen 10 machten alle mal. Tolles Tempospiel und kurz vor Schluss noch ein Leckerbissen für die Zuschauer: Überzahlangriff nach Ansage, ganzes Team zieht sich und die Abwehr auf rechte Spielfeldhälfte, TW kommt angesprintet, Pass zu ihm auf linke Seite und Tor! Schon oft im Training geübt, im Spiel noch nie geklappt. Wenn nicht jetzt, wann dann...! Wir am Ende mit 12 Bällen vorn.
Abpfiff, Pokalübergabe, Glückwünsche von (fast) allen, dann noch ein bisschen gefeiert.
Im Spielbericht vom Dorf paar Tage später stand, ich solle mich doch bei deren Eltern entschuldigen wegen des letzten Spielberichts. Da hatte ich mich schon über deren Benehmen beärgert, als unsere Teams gegeneinander spielten.
Im Spielbericht der Endrunde habe ich es dann lieber gelassen, obwohl es genaug gab, worüber ich mich ernsthaft wunderte. Glaube, da Schlug mal wieder die Theorie der Parallelwelten zu. Nicht anders ist die soo unterschiedliche Sichtweise zu erklären!
Bleibt zusammenfassend zu sagen: "Manche verwechseln Handball mit Krieg spielen!" und "Mitleid gibts umsonst, Neid muss man sich verdienen!"