Fairerweise muss man zugeben, dass der TVG momentan ganz andere Sorgen hat als Spieler zu verabschieden: Geld, Trainer, neuer Kader. Aber dennoch empfand ich es auch als Missklang, es zu unterlassen sich noch einmal zu bedanken und Lebewohl zu sagen.
Im Prinzip passte dies ja schon ganz gut in eine Reihe mit dem vorhergehenden Heimspiel. Hier bat der Hallensprecher zur Pause das Hallen-Verkaufsteam aufs Parkett und dankte nach eigenen Worten für jahrelange erstklassige Arbeit. Dass ich dann allerdings nicht eine dieser Personen namentlich kenne und sogar noch falsche Familienbande herstelle, wirft kein gutes Bild auf die Außendarstellung. So recht dazu passte, dass dann bei einem folgenden Gewinnspiel einer der Sponsoren – der sich nun sogar noch einmal besonders gegen den Abstieg mitgestemmt hatte – unerkannt blieb und sich selbst vorstellen musste.
Aber längst kalter Kaffee und eine Chance es vergessen zu machen hatte der TV Großwallstadt ja noch am Sonntag im Rahmen der Partie gegen Kiel. Ich kann nachvollziehen, dass man sagt, man möchte vor der Begegnung keine Akteure verabschieden, zumal die Regularien der HBL in Sachen Pünktlichkeit ausgesprochen strikt sind und ein zu spät überreichter Blumenstrauß dann schon einmal schnell einige Hundert Euro kosten kann.
Nach der Partie allerdings ebenfalls untätig zu bleiben stört mich schon. Sicherlich hätten sich neben den Zuschauern auch die Spieler selbst über eine Verabschiedung gefreut. Ich möchte jetzt gar nicht so sarkastisch sein zu sagen, wenn sie schon kein Geld bekommen, hätten sie wenigstens Applaus verdient gehabt. Vielmehr denke ich, dass die Spieler letztendlich auch Werbung für den Verein weitertragen können. Gerade die jungen Akteure, die auch noch etliche Jahre spielen werden, bleiben ja in der weiteren Region und werden so mit möglicherweise auch für Großwallstadt nicht uninteressanten Mitspielern ins Gespräch kommen. Patrick Schmidt etwa wurde in Rimpar, seinem Zweifachspielverein, mit großem Bild und nicht minder großem Applaus verabschiedet. Dem Spieler werden warme Worte und freundliche Verabschiedung sicherlich eher in Erinnerung bleiben als ein trostloses Ende mit dem Schlusspfiff.
Aber auch die Öffentlichkeitsarbeit ist doch davon tangiert. Ich jedenfalls fand es sympathisch, wie die DJK Rimpar vorgegangen ist und das ganz ohne in der Halle gewesen zu sein. Bilder und Videos verbreiten sich ja längst über das Netz. Hierbei sollte doch zudem auch das eigene Interesse des TVG berührt sein: Es wäre eine gute Chance gewesen, zu verdeutlichen, dass da vergleichsweise unbekannte Jugendliche zum HBLZ kamen, die nun als Junioren-Weltmeister, Kapitän der Juniorennationalmannschaft oder Stammtorhüter der Bundesliga ihre Zelte wieder abrechen.
Für den TVG wird es nun als Zweitligist sicherlich viel schwerer werden, Talente in die TVG-Junioren-Akademie zu locken, bei einem solchen Verhalten schon einmal gleich.
Ein letztes Wort zum Thema Akademie: Auch der langjährige Jugendkoordinator Christian Plesser war in der Halle und wird ab der kommenden Saison beim TBV Lemgo sein. Man hätte sich nichts vertan, sich auch bei ihm noch einmal herzlich zu bedanken. Ohne sein Engagement und Herzblut hätte nämlich das Nachwuchsleistungszentrum in den letzten Jahren bei weitem nicht so geglänzt.