Stress mit den Ex
Ehemalige Mitarbeiter haben Strafanzeige erstattet: Verdacht der Nötigung – die Staatsanwaltschaft ermittelt – Göker: „Wir streben außergerichtliche Einigung an“
Von KARSTEN KNÖDL
Kassel. Die Kasseler Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Versicherungsmakler Mehmet Göker (MEG AG). Das bestätigte Oberstaatsanwalt Hans-Manfred Jung auf EXTRA TIP-Anfrage. Wegen des Verdachts der Nötigung, wie auch Mehmet Göker und dessen Anwalt Jörg Flashar bestätigten.
Am Mittwoch erreichte den EXTRA TIP eine E-Mail, in der ein anonymer Verfasser schreibt: „(...) der Unternehmer (Göker, die Red.), gegen den zur Zeit u.a. ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorenthaltens von Arbeitsentgelten anhängig ist, (...)“. Der EXTRA TIP hat daraufhin bei der Kasseler Staatsanwaltschaft nachgefragt. Und Oberstaatsanwalt Hans-Manfred Jung, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte: „Ja, es gibt ehemalige Mitarbeiter der MEG AG, die Strafanzeige gegen Herrn Göker, respektive die MEG, erstattet haben.“ Jung hielt sich sehr bedeckt, wollte weder sagen, um wieviele Mitarbeiter es sich handelt, noch was genau Gegenstand der Ermittlungen ist. Der Oberstaatsanwalt wörtlich: „Es handelt sich um Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Auseinandergehen von ehemaligen Mitarbeitern.“
Dass er sich bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft um ‘Vorenthalten von Arbeitsentgelten’ handele, dementierte Mehmet Göker. „Nicht ehemalige Mitarbeiter bekommen in diesem Fall von mir Geld, sondern ich von ehemaligen Mitarbeitern“, so der Unternehmer. „Wenn Versicherungsverträge platzen, müssen die Provisionen zurückgezahlt werden. Dafür hat der Vermittler eine Stornoreserve anzulegen.“ Und wenn Verträge von ausgeschiedenen Mitarbeitern platzen würden, müssten diese auch nach ihrem Ausscheiden Provisionen zurückzahlen. Von vier bis fünf Ex-Mitarbeitern habe Göker Geld zurückgefordert, gemahnt und schließlich ein Inkasso-Unternehmen beauftragt. Eine Ex-Mitarbeiterin habe wohl Strafanzeige gestellt.
Dass es sich bei dem Inkasso-Unternehmen um „Moskau-Inkasso“ handele, wollte Göker-Anwalt Flashar nicht bestätigen. Flashar: „Nur soviel: Meines Wissens ist in Deutschland noch kein Inkasso-Unternehmen wegen seiner Geschäftsgebaren strafrechtlich verurteilt worden.“ Göker dementierte sogar, dass es „Moskau-Inkasso“ gewesen sei: „Die wollten für uns arbeiten. Wir gehen aber den ganz ‘normalen’ Weg, mit Mahnbescheid, Vollstreckungsbescheid, Eidesstattlicher Versicherung – über unsere Anwälte in Frankfurt.“
Verwundert zeigte sich Göker darüber, „dass um die Geschichte so ein Wind gemacht wird“. Zumal es in Deutschland täglich juristische Auseinandersetzungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern gäbe. Und außerdem: „Wenn mich drei ehemalige Mitarbeiter um 45.000 Euro betrügen, interessiert das offensichtlich auch Keinen.“
Gökers Anwalt Jörg Flashar zu den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen: „Wenn die Staatsanwaltschaft ermittelt, heißt das noch gar nichts. Solange nichts bewiesen ist, gilt die Unschuldsvermutung.“ Und wenn man mit einer solchen Meldung an die Öffentlichkeit gehe, fehle ihm die Verhältnismäßigkeit.
Mehrere ehemalige Mitarbeiter* Gökers bestätigten indessen gegenüber dem EXTRA TIP, dass Göker tatsächlich Geld von ihnen fordere, „für nicht nachvollziehbare Stornierungen.“ Ralf F.*, ehemaliger Vermittler bei Göker: „Normalerweise stünden mir noch rund 5.000 Euro aus der Stornoreserve zu. Stattdessen flattert mir eine Rechnung auf den Tisch, wegen eines angeblich stornierten Vertrages. Und auf Anfrage bekomme ich keine Einsicht in die Unterlagen, man meldet sich einfach gar nicht.“
*die Namen sind der Redaktion bekannt
ExtraTip Kassel, 11.08.2007