HSV-Handballer: 0190 - die Nummer mit L.U.C.Y.
Von Jens Kürbis, LN
Hamburg - Eine Saison mit Unbekannten: Die HSV-Handballer starten morgen ihr Hamburg-Projekt. In neuer Umgebung und mit einem geheimnisvollen Hauptsponsor.
Wer ist L.U.C.Y.? Um das herauszufinden, müssen wir ins Elixia. Ein Hotel? Schließlich stellten sich Hamburgs Neu-Handballer am 11. April erstmals mit HSV-Raute im "Elysée" an der noblen Rothenbaum-Chaussee vor. Im Gewerbegebiet Langenhorn an der Essener Straße werden wir fündig. Elixia ist ein mondäner Fitnesstempel. Hier trainieren Wagner & Co.
Und wer ist nun L.U.C.Y.? Auf die Antwort warten mehr als 20 Journalisten in den Elixia-Räumen. Geschäftsführer Olaf Knüppel erzählt aber erst einmal von den Schwierigkeiten das "Produkt Handball in Hamburg zu platzieren" und dass der 4,5-Millionen-Etat nicht mehr stimme. "Da wir uns von Spielern getrennt haben, mussten wir ihn auf 3,8 Millionen Euro korrigieren", sagt er. 700 000 Euro für vier aufgelöste Verträge (Nordling, Baltic, Engelhardt, Bültmann). Das wäre top in der Liga . . .
Wer aber ist L.U.C.Y.? Die erste Antwort im HSV-Rätsel: L.U.C.Y. ist die Spitze der HSV-Sponsorenpyramide. Das Fundament bilden Kleinsponsoren, die "ein bis 30 000 Euro geben", so Knüppel. Darüber stehen sieben Großsponsoren, "die uns auch mit Sachwerten unterstützen", zählt er Siggelkow-Reisen, Holsten-Brauerei, HEK Krankenkasse, Palmberg Büromöbel, Elixia, Ausrüster Hummel und Audi mit dem Autohändler Köster auf. Mehr Finanzen und noch mehr Know How geben die Premium-Sponsoren NDR 2 und proWIN International, ein Direktvertrieb.
An der Spitze, und das ist keine Überraschung, steht Galaxis - seit fast zehn Jahren wichtigste Geldquelle der Schwartauer-Jetzt-Hamburger. "Die staatsanwaltlichen Ermittlungen gegen Galaxis haben keinen Einfluss darauf", informiert Knüppel. Die Untersuchungen in den Schwartauer HSV-Geschäftsräume sieht er ebenfalls gelassen: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen." Bereits gestern habe die Staatsanwaltschaft alle beschlagnahmten PC's und Festplatten zurückgebracht.
Zurück zum zweiten Hauptsponsor. "Das ist ein Produkt, dass noch nicht bekannt ist," so Knüppel. Eben L.U.C.Y. Viel mehr will "Lucy-Chef" Manfred Büttner auch nicht verraten: "Wir sind ein technisches Produkt, was mit Menschen zu tun hat, sie froh macht."
Wer ist L.U.C.Y.? Diese Frage ziert nun neben dem Galaxis-Schriftzug die Trikotbrust der Spieler zum morgigen Saisonauftakt gegen Minden (19 Uhr, Alsterdorfer Sporthalle), zu dem Tormod Moldestad (Muskelfaserriss) und auch Kapitän Simen Muffetangen (Oberschenkelzerrung) fehlen werden. "Um die Kampagne spannend zu halten, folgen zu den nächsten zwei Heimspielen neue Fragen", erklärt Büttner. Und somit neue Trikots. Zum ersten Spiel in der Color-Line-Arena wird das Rätsel gelöst. L.U.C.Y. und der HSV - diese Ehe hält, so Büttner, bis zum 31. Dezember 2002, "mit Option auf Verlängerung". Der Vertrag würde dann mit dem "Handball-Sport-Verein Hamburg" geschlossen, kündigt Teammanager Werner Nowak noch eine Namensänderung an.
Was bringt L.U.C.Y.? "Eine Summe im oberen sechsstelligen Bereich", erklärt Knüppel die Kategorie Hauptsponsor. Insgesamt sollen über diese Förderer 1,9 Millionen Euro in den Etat fließen. "Davon sind bisher 80 Prozent gedeckt", so Knüppel Es fehlen 380 000 Euro. 1,9 Millionen Euro sind auch für Eintrittsgelder veranschlagt. "Wir brauchen 4000 Besucher im Schnitt, wollen aber 6000", so Knüppel. Im April hörte sich das noch so an: "Nach einer äußerst seriösen Marktanalyse kommen im Schnitt 7600 Fans." Aber: Bisher sind nur 900 Dauerkarten verkauft, 85 davon in Lübeck.
Wer aber ist denn nun L.U.C.Y.? Seit 1993 ein privates Kinderhilfswerk für indische Kinder. "Mit Handball haben wir aber nichts zu tun", klärt Elisabeth Scheiwe (Breisach) auf. Damit hat der HSV aber nichts zu tun.
L.U.C.Y. - war das aber nicht schon 1999 ein Projekt der Lübecker Agentur Hahn, Büttner, Hahn? Dahinter stand die Idee einer Partnervermittlung über 0190-Nummern. Die Sache war bereits marktreif, sogar TV-Werbespots existierten schon. Zum letzten Schritt fehlte nur das Kleingeld. Und heute? Im Internet ist es noch eine Baustelle. Nicht aber in Wismar. Hier lässt die Firma Comvision gerade ein neues Callcenter entstehen. Von hier soll L.U.C.Y. neu aktiviert werden. Geschäftsführer der ganzen Geschichte: Manfred Büttner. Heute startet seine erste Aktion - 1000 Tickets für das Minden-Spiel. Ein Anruf von 8 bis 20 Uhr unter ( 040/ 54 74 82 22) genügt und eine Antwort auf die Frage: Wer ist L.U.C.Y.?
ln-online/lokales vom 06.09.2002 07:45