Die Entscheidung sich vom Trainer zu trennen wenn man nach der Hälfte der Spielzeit Gefahr läuft im nichts zu verschwinden ist nachvollziehbar. Verletzungspech hin oder her. Ich habe die meisten Spiele im Netz verfolgt und bis auf 1 Ausnahme gab es kein Spiel was auch nur annähernd an den TSV der letzten Saison erinnert hat.
Interessanter Ansatz, den möglichen Abstieg in die Dritte Liga als „Nichts“ zu bezeichnen. Noch interessanter wäre die Frage, ob der TSV angesichts der Etatveränderungen im Abstiegsfall (Sponsoren springen ab oder verringern ihr Engagement), der Corona-Krise (Auswirkungen auf den Etat) und angesichts des bevorstehenden Personalwechsels an der Spitze eines der Hauptsponsoren (Rheinland) dazu in der Lage sein wird, aus diesem „Nichts“ wieder aufzutauchen? … Die Zahl der langfristig ausfallenden Stammspieler war schon extrem groß – und das ausgerechnet in der Saison mit der stärksten Zweiten Bundesliga aller Zeiten. Das Pech fing ja schon in der zweiten Woche der Vorbereitung an. Und wenn Du auf der Bank nicht die entsprechenden personellen Alternativen hast, dann musst Du vom Tempospiel weggehen. Das hälst Du sonst vielleicht eine Halbzeit durch und gehst dann brutal ein.
Die Neuzugänge haben mich durch die Bank enttäuscht.
Was auch daran liegt, dass diese – es gab ja nur zwei – in der Außendarstellung falsch verkauft worden sind. Zu Biernacki: Wurde in der Pressekonferenz zu Beginn der Vorbereitung als Verstärkung angepriesen. Er selber sagte, er hoffe, dass er den TSV besser mache und er mit dem Team vielleicht sogar besser als Platz 7 abschneiden könne. Dann stellte sich sehr schnell heraus, dass es ein reiner Ergänzungsspieler war, der nur dafür geholt worden war, Ian Hüter mal fünf bis zehn Minuten Pause zu geben. Angesichts der Verletzungsmisere musste der Pole dann aber ständig durchspielen – und war sichtlich überfordert. Zu Zurga: Wurde als Verstärkung für Linksaußen präsentiert, um den langfristigen Ausfall von Joshua Reuland abzudecken. Ist auch ein reiner Ergänzungsspieler. Glücklicherweise hat sich Tim Mast auf der Position sehr gut entwickelt (woran auch der Trainer seinen Anteil haben dürfte) und eine echt gute Hinrunde gespielt. Fakt ist: Es gab im Sommer keine Verstärkungen, nur Ergänzungen! Und dabei ist ja leider auch nach der zweiten, schweren Verletzung von Ian Hüter geblieben. Schade, dass die Nummer mit dem Franzosen nicht finalisiert werden konnte.
Natürlich ist es immer schwer mit solchen personellen Rückschlägen zu leben wie in der ersten Hälfte der Saison. Aber man darf auch nicht vergessen welche Abgänge mal wieder zu verkraften waren. Wenn ich mir anschaue was es ein Maldonado in Essen auf die Platte legt - Respekt. Solche Spieler brauchen wir um zumindest oben an zu klopfen.
Eloy Morante Maldonado ist kein Abgang nach der vergangenen Saison, der war schon davor weg. Er wollte im Übrigen explizit weiter mit Jamal Naji arbeiten und ist deswegen nach Essen gewechselt, wo sich zudem der Sprung in die Erste Liga ergab. So ist zumindest mein Kenntnisstand.
Und auch Richter hat gezeigt das er für den TSV ein weertvoller Spieler wäre.
Ich hätte Benni Richter gerne weiter beim TSV gesehen, weil mir seine Spielintelligenz gefällt, aber offenbar gab es Gründe (z.B. körperliche Durchsetzungsfähigkeit bei physisch starken Gegnern), um die Zusammenarbeit nicht fortzusetzen. Eine Entscheidung, die Dusko Bilanovic sicherlich nicht alleine, sondern im Verbund mit Kompetenzteam und Handball-Geschäftsführer getroffen hat. Als er im Dezember wieder da war, hat er dem TSV gegen Essen sofort sehr weiter geholfen. Mit ihm war das Offensivspiel strukturierter, schneller. Was es vorher oft nicht war, u.a. wegen Biernacki (s.o.), aber auch wegen der Formschwäche und der generellen Spielart von Ante Grbavac. Jeder Gegner wusste, dass er sich im Rückraum vor allem auf Andre Meuser konzentrieren muss, weil er der einzige wirklich gefährliche Shooter ist. Eine derartige Rückraumbesetzung (Grbavac, Biernacki, Meuser) reicht aber in dieser starken Zweiten Liga nicht aus, um dauerhaft Erfolg haben zu können.
Ja, das Budget ist begrenzt. Damit leben wir seit Jahren. Aber dennoch sollte es möglich sein zumindest im gesicherten MIttelfeld mithalten zu können.
Die These, dass der Etat des TSV (mit Ferndorf zusammen der mit Abstand niedrigste in der ganzen Liga) reicht, um „im gesicherten Mittelfeld mithalten zu können“, könnte man nur dann stehen lassen, wenn der gesamte Kader gesund und fit gewesen wäre. Also zum Beispiel mit einem Rückraum dauerhaft in der Erstbesetzung mit Alexander Senden (RL), Ian Hüter (RM) und Meuser (RR). Und mit allen anderen Lizenzspielern dauerhaft auf der Bank – und nicht ständig mit Ersatzspielern aus der A-Jugend und der Zweiten TSV-Mannschaft. Wobei die ihren Part eigentlich durchgehend alle recht gut gemacht habe. Sehr angetan bin ich insbesondere von Sören Steinhaus.
Der Trainer wirkte auf mich in den letzten Spielen ein wenig ratlos was die Motivation der Mannschaft betrifft.
Da muss ich teilweise ganz andere Spiele gesehen haben. Zum Beispiel am Abend vor Weihnachten die von A bis Z starke Leistung des TSV, der verdient gegen eine Spitzenmannschaft wie Nordhorn gewonnen hat. Davor gab es zwei weitere Punkte, auch wenn es hätten mehr sein können (in Aue müssen). Was auch daran lag, dass der Trainer mit der Verpflichtung von Richter und Dasburg (zwei Aushilfen aus der Dritten Liga) im Dezember endlich mehr Alternativen zur Verfügung hatte. Dasburg war in Aue und gegen Nordhorn gut, Richter vor allem gegen Essen. Das abschließende Rückrundenspiel mit der Niederlage in Ferndorf war natürlich sehr enttäuschend und ärgerlich. Hauptprobleme dort: lange keine Torhüterleistung und am Ende, wo der TSV dennoch herangekommen war, wurden drei Siebenmeter vergeben. Hast Du einmal Scheiße an den Schuhen, hast Du Scheiße an den Schuhen.
Der Mannschaft an sich kann man hier auch kaum einen großen Vorwurf machen. Wenn man den Kopf nicht frei hat dann verliert man auch solche Spiele wie gegen Ferndorf.
Vermutlich war dort der Druck dann einfach doch viel zu groß. Drei Tage zuvor hast Du eine richtig gute Leistung gegen einen Erstliga-Absteiger geboten und diesen völlig verdient bezwungen. Mit der Ferndorf-Leistung hätte sich Nordhorn im Sportcenter locker und leicht durchgesetzt. Letztlich ist es ja schon seit vielen Jahren so, dass sich der TSV in der Außenseiterrolle deutlich wohler fühlt und in den Spielen, wo er Favorit ist oder einfach in der Pflicht steht, zumindest nicht zu verlieren, schwer tut. Man kann durchaus konstatieren, dass es diesbezüglich keine positive Entwicklung in Richtung einer deutlicheren Konstanz und Verlässlichkeit gab. Aber gerade so was hängt meines Erachtens stark mit der individuellen Klasse und Erfahrung der Spieler in einer Mannschaft zusammen.
Im Endeefekt war in einigen Spielen mehr drin als am Ende rauskam - aber das ist auch eine Sache der Psyche. Wenn man immer unter dem Druck steht einen Rückstand aufholen zu müssen dann ist das auf Dauer frustrierend.
Aktuell gehe ich noch davon aus das wir die 2. Hälfte deutlich positiver gestalten können. Ob das am Ende reicht um den Abstieg zu vermeiden ist eine Aufgabe der sich das neue Trainer Team stellen muss.
Quod erad demonstrandum!