Wir sind Christoph Schindler zufällig im Rahmen der Handball-WM in Köln begegnet und hatten ihn auf dieses Thema angesprochen. Die Antwort war ein eher unverbindlich und ausweichend, aber es fehle wohl nicht mehr viel für den Release. Wobei Christoph Schindler selbst wohl nicht direkt involviert ist und naheliegenderweise andere Prioritäten hat.
Das Thema Schulden ist beim VfL Gummersbach eine heikle Sache. Da gibt es wenig klare Aussagen und vorallem keinerlei Transparenz, aber es wird immer wieder gerne genutzt um sich wahlweise für einen angeblichen Schuldenabbau feiern zu lassen oder die sportliche Situtation mit dem Schuldenstand zu begründen. Unbestritten ist, dass in der Krämer-Ära deutlich mehr ausgegeben als eingenommen wurde - mit dem Ziel mit einer Champions-League-Mannschaft in Köln Fuß zu fassen und dann im Nachhinein Sponsoren anzuwerben, die den Etat wieder ausgleichen.Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieser "Ausflug" nach Köln inzwischen über 11 Jahre zurückliegt, aber wie haben sich seitdem die Schulden entwickelt, die gerne mit dem Begriff "Altlasten" den vorherigen Vereinsführungen angelastet werden?
Als 2011 der Lizenzentzug durch die HBL drohte wurden binnen einer Woche 2,2 Mio. € aufgetrieben und so die Lizenz für die Saison 2011/12 doch noch gesichert. Damals wurde verkündet im Rahmen des 150jährigen Vereinsjubiläums, dass zusätzlich Gläubiger auf einen Teil ihrer Forderungen verzichtet hätten und der Schuldenberg in Höhe von gut vier Millionen Euro komplett abgetragen worden sei. Es wurde gar das Wort "schuldenfrei" in den Munde genommen - auch wenn freilich die Jahresabschlüsse der VfL Handball Gummersbach GmbH später zeigten, dass dies wohl zu keinem Zeitpunkt zutraf.
Bereits 2013 waren die Verbindlichkeiten jedoch wieder auf 4 Mio. € angewachsen. Begründet wurde es mit den Mehrkosten für den Spielbetrieb in der umgebauten Eugen-Haas-Halle, die Personalkosten und den fehlenden Hauptsponsor. Der VfL Gummersbach benötigte eine Kapitalerhöhung der Gesellschafter um die Auflagen der HBL zur Erteilung der Lizenz erfüllen zu können und im Zuge dieser Maßnahme wurden S&C, Ferchau und die Sparkasse zu Hauptsponsoren. Was zunächst als Übergangslösung gedacht war, wurde mangels Alternative zur Dauerlösung. Damals war das Mantra, dass mit Fertigstellung der Schwalbe Arena alles besser werde, weil diese neue wirtschaftliche Perspektiven für den Verein schaffe. Man müsse sportlich ein paar schwächere Jahre in Kauf nehmen, ehe der Verein wieder schuldenfrei sei und sportlich höhere Ziele angreifen könne. Tatsächlich haben sich die Verbindlichkeiten laut Jahresabschluss der VfL Handball Gummersbach GmbH seitdem reduziert:
2010: 5,23 Mio. €
2011: 3,47 Mio. €
2012: 5,26 Mio. €
2013: 2,62 Mio. €
2014: 1,11 Mio. €
2015: 1,56 Mio. €
2016: 1,12 Mio. €
2017: 0,83 Mio. €
In der Amtszeit von Frank Flatten (September 2012 bis Juni 2017) konnte der VfL Gummersbach das Ziel Schuldenabbau realisieren und war gleichzeitig mit Platz 10 in der Saison 2014/15 und Platz 9 in 2015/16 sportlich wettbewerbsfähig. Der VfL Gummersbach setzte zu diesem Zeitpunkt durchaus auch auf Nachwuchsspieler. So rückten zur Saison 2016/17 Marcel Timm, Sebastian Schöneseiffen, Lasse Hasenforther, Max Jaeger aus dem eigenen Nachwuchs in den Profikader auf. Leider ging mit der Saison 2016/17 der sportliche Erfolg verloren und in Folge dessen wurden immer neue Gräben aufgerissen. Frank Flatten musste gehen, die Trainer wechslten schneller als die Spielzeiten und die Unzufreidenheit der Anhänger wuchs.