Rheinpfalz - 06.09.2017
Lokalsport
Aus: SV 64 trennt sich von
Coach Hennersdorf
Handball: Differenzen zwischen der Mannschaft des
Drittliga-Absteigers und dem Trainer – Verein arbeitet an
Nachfolgelösung
Von Matthias Müller
ZWEIBRÜCKEN. Der SV 64
Zweibrücken und Tony Hennersdorf gehen seit gestern getrennte
Wege. Wie der Handball-Oberligist angab, waren unüberbrückbare
Differenzen zwischen der ersten Herren-Mannschaft und dem Trainer
der Grund für die Trennung. Hennersdorf war beim SV 64 für die
Oberliga-Herren und das Team der A-Jugend-Bundesliga
verantwortlich.
„In der Gesamtschau hatte es keinen Sinn mehr. Zwischen ihm und der
ersten Mannschaft hat es einfach nicht mehr gepasst. Das war nicht
mehr zu retten“, sagt SV 64-Vorstandsmitglied Marco Dobrani. Auf die
Trennung hätten sich Trainer und Verein nach intensiven Gesprächen
gestern verständigt. „Die Entscheidung in diesem Ausmaß hat mich
aber schon überrollt und der Zeitpunkt kurz nach dem Saisonstart
sehr überrascht. Aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein
Schrecken ohne Ende“, meint Hennersdorf dazu. „Es ist super schade.
Ich mag Tony als Typ und Mensch sehr und habe großen Respekt vor
dem, was er hier im Verein mit viel Einsatz und Herzblut für die
erste Mannschaft und die A-Jugend geleistet hat“, hebt der neue SV
64-Vorsitzende Jürgen Knoch hervor.Dem Vernehmen nach stimmte das
Innengefüge zwischen Trainer und Mannschaft schon in der vergangenen
Spielzeit in der Dritten Liga Süd nicht mehr hundertprozentig. „Der
Vorstand wollte Tony Hennersdorf in der Oberliga aber noch mal die
Chance geben“, unterstreicht Marco Dobrani. Man habe die Vorsaison
mit dem Abstieg aus der Dritten Liga aufgearbeitet und sich mit
Mannschaftsrat und Trainer intensiv ausgetauscht. „Aber in den
letzten beiden Wochen hat sich die Lage zugespitzt, mit dem
Höhepunkt am Samstag“, berichtet Dobrani, der die Entscheidung vom
sportlichen Wert des Sieges gegen die HSG Völklingen aber abkoppelt.
Der Verein danke Hennersdorf, so Dobrani, für die in den letzten
drei Jahren geleistete Arbeit. Der Coach hatte die A-Jugend in den
drei Spielzeiten seit Zugehörigkeit zur Bundesliga zweimal auf
Platz fünf und einmal auf Platz drei geführt, schaffte in allen
Spielzeiten die direkte Wieder-Qualifikation für die höchste
Spielklasse Deutschlands. In der Saison 2016/17 hatte Hennersorf
nach dem Weggang von Trainer Stefan Bullacher zusätzlich die
Verantwortung für die erste Herrenmannschaft übernommen. Sein
größter Erfolg war das Erreichen des Halbfinales um die deutsche
Meisterschaft mit den B-Jugend-Jungs des SV 64 im vergangenen
Sommer.
„Der Schritt kam natürlich zu einem denkbar ungünstigen
Zeitpunkt“, stellt SV 64-Chef Jürgen Knoch mit Blick auf die
gerade begonnene Spielzeit fest. Seit gestern beschäftigt sich der
Verein laut Dobrani mit der Fragestellung „Wie geht’s weiter?“ Er
weiß: „Wir haben den ersten Spieltag. Alle Trainer sind jetzt erst
mal in anderen Vereinen untergekommen. Aber wir arbeiten intensiv
an einer Übergangslösung.“ Gestern Abend saß der engere
Vorstandskreis deshalb erneut zusammen. Der letztjährige und
jetzige Co-Trainer der A-Jugend, Christian „Blacky“ Schwarzer,
leitete gestern Abend – und auch heute – deren Trainingseinheit.
Am Sonntag in Konstanz, beim Saisonstart in die Bundesliga-Runde,
kann Schwarzer allerdings nicht auf der Bank sitzen. Für das
Training der ersten Mannschaft in dieser Woche will der Verein
erst mal interne Lösungen finden.
Mit Schwarzer hatte Dobrani gestern noch nicht weitergehend
sprechen können. Er sei definitiv eine mögliche Zwischenlösung für
die A-Jugendlichen. „Aber aufgrund vieler anderer Verpflichtungen
kann Blacky das sicher nicht dauerhaft machen.“ Der SV-Vorstand
hofft auch, der ersten Mannschaft bis zum Heimspiel am Samstag
gegen den HV Vallendar eine Interimslösung präsentieren zu können.
Paukenschlag
zur Unzeit
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Von Matthias Müller
Die Suche nach einem neuen
Trainer kann für den SV 64
zur Herkules-Aufgabe werden.
Die Trennung von Trainer Hennersdorf zum jetzigen Zeitpunkt ist ein
Paukenschlag. Sie kommt, so kurz nach dem Saisonstart, zur Unzeit.
Wenn die Unzufriedenheit schon in der Vorsaison spürbar war, muss
sich der SV 64-Vorstand die Frage gefallen lassen, warum man nicht
zum Ende der abgelaufenen Spielzeit einen Schnitt gemacht und sich
dann in Ruhe auf die Suche nach einem neuen Trainer gemacht hat.
Denn jetzt nach einem neuen Übungsleiter suchen zu müssen, ist sehr
schwierig. Einen Trainer zu finden, der das Anforderungsprofil des
Vereins mit einer ambitionierten Oberliga-Herremannschaft und einem
Team in der A-Jugend-Bundesliga erfüllt, erst recht. Gute Trainer
sind woanders in Amt und Würden. Die Suche kann eine Herkulesaufgabe
für den Verein werden.Der Grad ist bei einer Entscheidung zur
Trennung aus den genannten Gründen aus Vereinssicht zudem schmal:
Wann gibt man Spielern und Mannschaft nach und öffnet man so nicht
die Tür für eine Wiederholung? Insofern ist jetzt die erste
Herren-Mannschaft des SV 64 Zweibrücken stark gefordert. Wenn ihre
Unzufriedenheit mit Trainer Hennersdorf so groß war, wird sie
beweisen müssen, dass sie künftig mit einem anderen Trainer besser
zurecht kommt.
Quelle
Ausgabe
Die Rheinpfalz Zweibrücker Rundschau - Nr. 207