HANDBALL: Possenspiel beendet
Kreisspieler Jörg Reimann geht nicht nach Usedom, bleibt dem VfL Potsdam vorerst erhalten
Lange hat es gedauert, bis sich eine zumindest für den Laien völlig klare Rechtsangelegenheit erledigt hat. In zahllosen Telefonaten ging es um den Handballer Jörg Reimann, der mit einem Wechsel vom Regionalligisten 1. VfL Potsdam zum Liga-Kontrahenten HSV Usedom geliebäugelt hatte. Bei den Ostseestädtern, die dem 23-jährigen, auf dem Spielfeld recht ausgebufften Kreisläufer den Wechsel mit einigen Geschmacksanregern (Geld, Arbeitsplatz) versüßten, unterschrieb Reimann in der Winterpause eine Art Absichtserklärung. Das hatten die Insulaner zum Anlass genommen, seinen Wechsel zu verkünden.
Die davon überraschte Potsdamer Vereinsführung, die sich etwas viel Zeit mit neuen Verträgen für ihre Spieler gelassen hatte, verhandelte daraufhin mit Jörg Reimann. Der einstige Judoka beteuerte schließlich, seiner Heimatstadt Potsdam die Treue halten zu wollen und unterzeichnete beim VfL einen richtigen Vertrag.
Das Gezerre um Reimann dauerte an. Die beteiligten Vereine fanden zu keinem Kompromiss. Gestern nun konnte VfL-Manager Jan Thiele, studierter Jurist, verkünden, dass der brandenburgische und der mecklenburgische Handball-Verband einen einvernehmlichen Schlussstrich gezogen und die Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag höher als das Signum unter die Absichtserklärung bewertet haben. Fazit: Reimann, der erst 2007 aus Cottbus an die Havel gewechselt war, bleibt weiter beim VfL Potsdam.
Für Trainer Peter Melzer ist wichtig, dass die Sache endlich vom Tisch zu sein scheint. „Wir brauchen Ruhe in der Mannschaft, und da hat mir das Gerangel schon viel zu lange gedauert“, sagt er noch immer missmutig. Und dann fügt der Handball-Lehrer skeptisch an: „Schön wär’s ja, aber ich glaube erst wirklich daran, wenn ich es schriftlich gesehen habe.“ Das dürfte er bald können, denn Jan Thiele beschreibt das noch ausstehende Prozedere relativ einfach: „Wir reichen jetzt den Spielerpass beim Landesverband ein, dann bekommt Jörg Reimann die Berechtigung als Vertragsspieler für den VfL.“
Die Mannschaft wird derzeit an der Uni Potsdam medizinisch durchgecheckt, das ist für Melzer das wichtigere Thema. „Ich bin froh, dass wir nach einem Jahr nun auch diese Möglichkeit haben. Ich kann die Belastungsfähigkeit jedes Einzelnen danach endlich wissenschaftlich fundiert dosieren“, fasst er zusammen. Seine Jungs müssen sich unter anderem auf dem Laufband voll verausgaben. Die dabei erzielten Messdaten geben dem Trainer Anhaltspunkte über die Kondition der Akteure, die für individuelle Trainingspläne unerlässlich sind. (Von Horst Sperfeld)
Quelle:Märkische Allgemeine