Was war das denn für ein komisches Spiel? Eine solch unglaubliche Auszeit habe ich noch auf diesem Niveau nicht gesehen. Da nimmt man unter Druck bei minus zwei die Auszeit, dann redet aber nicht der Bundestrainer, sondern der Leistungssportkoordinator. Und was der los lässt, ist so konfus, das im folgenden – nicht ganz unwichtigen - Angriff die Truppe überhaupt keinen Plan hat, was sie tun soll und entsprechend planlos den Angriff verzockt.
Und mehr noch – da kommt dann keine zusätzliche Spielerin, die kommt erst später, als es schon fast zu spät war. Und geht dann ausgerechnet auf RL – dahin, wo der Weg zurück zur Bank mit am weitesten ist.
Im 7:6 ist dann ebenfalls nicht erkennbar, was da so passieren soll, was fast zu erwarten war angesichts der Aufstellung im Aufbau, der in den wichtigsten Angriffen der WM anders aufgestellt war als vorher...
War das jetzt "Black-out" auf der deutschen Bank? Panik-Reaktion und emotionaler Overload? Das wäre schlimm, erst recht, wenn man sich da nun zwei anscheinend gleichberechtigte Trainer als Doppelspitze hinsetzt. Oder war da gar kein "Notfallplan"? Es ist doch zu erwarten, dass bei einer WM, die wieder KO-Spiele im Programm hat, solche Szenarien passieren. Was tut denn da eine solche Truppe in der Vorbereitung? Einen Notfallplan aussarbeiten – offenbar nicht. Und das wäre noch schlimmer.
Dabei liefen die Dinge gut für GER – war im ersten Abschnitt das Spiel noch viel zu schnell für die technisch und spielerisch deutlich schwächeren deutschen Frauen, so hat die Truppe im zweiten Durchgang erfolgreich das Tempo raus genommen und fortan mit einem viel bessern Spielrhythmus agiert – besser für die Deutschen, zumindest.
Mit Woltering hatte man ein massives Plus auf der Torwartpostion, das war enorm und ist gerade im Frauenhandball ein wichtiges Faustpfand.
In der Defensive dann aber stur eine Formation zu spielen, die ganz offensichtlich in Hälfte zwei nicht mehr funktioniert, das verstehe, wer will. Zum einen ist das taktisch fragwürdig, hatte doch DEN die besten Waffen am Kreis und auf der Mitte und die haben ja dann auch den in der Beinarbeit hoffnungslos unterlegene deutschen Zentrumsspielerinnen den Garaus gemacht.
Zudem fragwürdig, angesichts der individuellen Leistungen. Nadgornaja ist bewegungstechnisch nicht auf dem Niveau, dass sie die langen Wege vorne gehen kann. Die ist groß und kann orientiert auf RM den Angriff teilen – dazu aber müsste sie ihre Arme einsetzen, das tut sie konsequent nicht. Wie übrigens auch der Rest der Truppe, das ist einfach schwaches Abwehrverhalten. Erst recht, wenn dann bspw. eine Augsburg ständig die Arme hochreißt, um eine Angreiferin auf zehn Metern zu blocken (oder was sonst?), anstatt mal die Querstellung zu finden und sich groß zu machen. Zudem arbeitete eine Nadgornaja ständig im Halbkreis in die Breite, das ist natürlich tödlich, folglich verlor sie ständig ihre direkte sowie die Gegenspielerin ballabgewandt aus den Augen. Und hintenrum war der Weg nach Außen offen, jedes Mal, wenn ein Ball durchkam von halb auf halb.
Das drüber hinaus die Leistungsträgerinnen in der Crunchtime platt waren, geht gar nicht – da hat die Bank schlicht versäumt, rechtzeitig zu entlasten und voraus zu planen. Alternativen waren ja da. Aber wer im Viertelfinale bis Minute 50+ sitzt, wird wahrscheinlich auch nicht mehr das Ruder rum reißen.
Schade das alles. So eine gute Nati hatte Deutschland seit Jahren nicht mehr. Die darf einfach nicht auf diese Art und Weise gegen Dänemarks Juniorinnenteam verlieren.