Beiträge von Fachfremder

    Also für mich hat das nichts mit dem DHB zu tun, wenn eine Männermannschaft aus der 5. Liga AF verpflichtet. Für ihn müsste das eigentlich Strafe genug sein. Und wenn er da zu sehr wütet, werden die Herren ihm schon die Meinung geigen.

    Die Diskussion, wie es in anderen Ländern läuft, ist doch müßig, wenn die dortigen Verhältnisse mit den hiesigen nicht zu vergleichen sind, insbesondere hinsichtlich Ligenstruktur und Unterbau. Nordischbynature, du bist glaube ich nicht zu jung, sondern hast einfach zu viel Sachkenntnis im Hinblick darauf, dass du schon junge Damen in der Entwicklung beobachten konntest und Einblicke in die aktuellen Fördermethoden hast. Es ist sowieso absurd, wenn hier jemand glaubt, man würde hier ernstzunehmende Konzepte entwickeln. Und zum Thema Ungarn: Die Tochter von Gaugisch spielt bei Stuttgart/Metzingen, wo jetzt Peter Woth auch Aufgaben übernimmt. Der BT kann sich hier also aus erster Quelle informieren, was in Ungarn so los ist.

    Fridulin: Die Bedingungen sind sicher nicht schlechter, die Alternativen, was man mit seiner Zeit anfangen kann aber zahlreicher. So mag es vor 30-40 Jahren noch reizvoll gewesen sein, etwas in Deutschland oder gar in der Welt herumzukommen, das war z.B. für meinen Vater, allerdings schon in den 60ern ein Grund für den Leistungssport. Heute zählt das wohl kaum. Ich halte auch noch einen Faktor für mit entscheidend: Den Spaß am Handball. Der wird bei den geförderten Spielerinnen nicht unbedingt in den Vordergrund gestellt. Wenn du dann irgendwann merkst, dass es bei der Sache, für die du ziemlich viel geopfert hast, nicht nach ganz oben reicht und es eigentlich seit der B-Jugend schon nicht mehr um den Spaß am Sport geht, ist der Weg zum Aufhören kurz.

    siebenberger: Bei den Jungs herrscht eine ganz andere Breite als bei den Mädels. Da ist die Leistungsdichte bei den ersten Lehrgängen auf Verbandsebene viel höher. Und später lohnt es sich für die Jungs auch viel mehr weiter zu machen. Da kannst du dir noch in der 4. Liga was zum Studium dazu verdienen.


    Zur Jugendbundesliga im Fußball: Letztens stand im Spiegel, dass 1 von 40, die das spielen, später einen Profivertrag bekommt.


    Meine Meinung im Frauenhandball: Fehlende Breite an der Basis und kein Stellenwert der Sportart in D, so dass zu wenige Lust haben, überhaupt Bundesliga zu spielen. Sieht man auch ganz gut an der Anzahl von Auswahlspielerinnen aus den Jugendnationalmannschaften, die mit Anfang 20 "den Dienst quittieren" und aufhören.

    Sie hätten ihn ja als Co-Trainer behalten können 8) Vielleicht wollte Metzingen auch nur den schwarzen Peter weiter geben, nachdem er mit einer ehemaligen Spielerin liiert ist :hi: Dem Vernehmen nach soll sich die Trauer bei den Spielerinnen der Tussies eher in Grenzen gehalten haben :saint: , wenigstens waren die aber vertraglich gebunden. In der Spielgemeinschaft hatte er wohl einige Spielerinnen gleich mal in das Landesligateam vergrault und die mussten dann immer wieder höflich gebeten werden, im BWOL-Team auszuhelfen, weil der Kader dann zu schmal war.

    Der Vergleich zu den Leistungszentren im Fußball hinkt tatsächlich gewaltig, zudem sind diese nur mäßig erfolgreich:


    Leistungszentren: Traum vom Profi erfüllt sich selten
    Der Traum vom Profifußballer erfüllt sich selbst für Toptalente nur selten. 70 Spieler aus den Leistungszentren schaffen jährlich den Sprung in die 1. oder…
    www.sueddeutsche.de


    Etwa 1% schaffen es jährlich in die erste oder zweite Bundesliga. Bei den Leistungszentren im Handball sollen dagegen sogar Nationalspielerinnen ausgebildet werden. Ich bemerkte bereits mehrfach, dass man ohne Breite erhebliche Probleme haben wird, eine Spitze zu generieren, die groß genug ist.


    Wenn man die Förderung nur in die Leistungszentren verlagert, ohne die Vereine und die Ausbildung in der Breite zu stärken, wird es mit dem Frauenhandball meiner Meinung nach nie etwas werden. Dieser muss insgesamt attraktiver und besser vermarktet werden, mit einer Bundesliga, in der junge Spielrinnen wirklich gerne spielen. Warum hören denn so viele junge Spielerinnen auf, die gerade den Sprung in die Bundesliga geschafft haben? Oder wollen wir ein Modell, wie in Holland, wo eine begrenzte Anzahl von Spielerinnen auf internationalem Niveau ausgebildet wird, die heimische Liga aber gar nichts taugt?

    Bei Nellingen solltest du dann aber auch mal schauen, wo die Jugend herkommt :/ Nellingen hat nämlich bislang meines Wissens nach das DHB-Stützpunkt-Training betreut und damit exklusiven Zugriff auf die Spielerinnen anderer Vereine gehabt, die dann plötzlich in Nellingen auftauchten.


    Wie hier schon einige Male bemerkt wurde: Die Dichte der Vereine ist relativ hoch, in anderen Gegenden würden die Göppinger Leistungsträgerinnen ebenfalls bei Stuttgart/Metzingen spielen oder umgekehrt. Deshalb reißen die Teams aus Ba-Wü auch regelmäßig bei den DM nichts.

    Gaugisch hat selbst eine Tochter, Jahrgang 2005, welche die Verbandsförderung durchlaufen hat, wenn er nicht weiß, was da los ist, dann keiner. Es ist allerdings die Frage, ob er die richtigen Schlüsse zieht. Er ist immerhin ein Kumpel von Kromer und der hat sicher keinen blassen Schimmer.

    Ich glaube nicht, dass es da einen Systemunterschied gibt, es handelt sich im Vergleich zum Rest des Landes um einen relativ dicht besiedelten Raum, wo auch entsprechend viele potentielle Spielerinnen heimisch sind. Zudem haben die auch schon in jüngeren Jahren mehr Möglichkeiten, sich eine passende Mannschaft oder einen passenden Verein zu suchen. Auf dem "platten" Land kann es eher passieren, dass eine talentierte Spielerin kein geeignetes Umfeld findet und dann mit dem Sport aufhört. Gar nicht zu reden, von talentierten Sportlerinnen, die gar nicht erst mit dem Handball anfangen. Daneben kann ich dann auch noch in der C- und B-Jugend zu einem anderen Verein wechseln. Die Hallen von Nellingen und Stuttgart/Metzingen (in Stuttgart) sind sogar durch eine U-Bahn verbunden, da wechseln auch Spielerinnen sowohl in die eine als auch die andere Richtung.


    Nochmals: Ohne ausreichend breite Basis und die Gewinnung möglichst vieler Mädchen für den Sport, ist alles nicht nachhaltig.

    HSGW : Du sagst es, auf den familiären Zusammenhang hatte ich an anderen Stelle schon hingewiesen. Es ist einfach so, dass insbesondere die im Bereich des HVW in den letzten Jahren sehr erfolgreichen Jahrgängen nicht selten eine solche Konstellation aufwiesen. Deshalb haben auch Nordischbynature und andere Foristen Recht, die darauf hinweisen, dass man sich die ganze Elitenförderung schenken kann, wenn man nicht die Basis so stärkt, und zwar auch in der Breite, dass daraus genug Spitze entstehen kann. Denn eines dürfte ja feststehen: Offensichtlich gelingt es mit dem richtigen Trainer auch einen vernünftigen Jahrgang zu entwickeln.

    HSGW : Ich weiß auch nicht, was das soll mit der vergessenen Quali. Bereits qualifiziert waren Stuttgart/Metzingen, Göppingen, Kappelwindeck/Steinbach und Ketsch. Dazu gekommen sind Nellingen, Allensbach, Leonberg/Eltingen und Kornwestheim. Im Prinzip also 6 der "üblichen Verdächtigen" und zwei (Leonberg/Eltingen und Kornwestheim) mit bekannt starken Jahrgängen, die seit der C-Jugend immer oben mit dabei sind. Freiburg fehlt tatsächlich, ob die sich qualifiziert hätten, steht aber in den Sternen. Ich denke, dass die BWOL die tatsächlich stärksten Mannschaften umfasst.

    mmh... Metzingen/Stgt. Kickers: dass es einen Zusammenschluß von zwei so großen Vereinen braucht, um in der Jugend noch mitspielen zu können, ist schon irgendwo traurig. Die Ergebnisse bislang doch eher auch. Aber das ist ja noch jung und braucht vielleicht ein paar Jahre, bis es Früchte trägt.

    Warum sind die Ergebnisse traurig? Die haben zwar die Quali zur Jugendbundesliga verpasst, haben aber die A-Jugend BWOL gewonnen, sind quasi mit der A-Jugend als Frauen 2 in der Frauen-BWOL 2. geworden und in die 3. Liga aufgestiegen und nebenbei noch mit A- und teilweise B-Jugendlichen mit der 3. Frauenmannschaft in die Verbandsliga aufgestiegen. Den Unterbau hat nächstes Jahr weder Bietigheim noch Neckarsulm. Die wären froh über derart "traurige" Ergebnisse.

    Es ist halt so, dass man von der 1% Strafzahlung keine wirklich fundierte Jugendabteilung und 2. Mannschaft finanzieren kann, so dass viele Vereine das Geld lieber in den Kader des Bundesligateams investieren. Zudem braucht man für eine veritable Jugendarbeit auch entsprechende Strukturen und (ehrenamtliche) Helfer. Etwas erreichen würde man allenfalls, wenn man Mannschaften nicht zum Spielbetrieb in höheren Ligen zulässt, wenn die nicht bestimmte Mindestanforderungen an den Unterhalt einer eigenen Jugend erfüllen. Hie in Württemberg gibt und gab es Vereine aus BWOL und 3. Liga, bei denen die Jugendmannschaften auf Bezirksebene rumdümpeln. Diese Vereine leben ausschließlich von der Jugendarbeit anderer Vereine. Wozu würde ein solches System aber führen? Es wäre weniger Geld da, auch für ausländische Spielerinnen und auf internationaler Ebene wären die deutschen Vereine nicht mehr im Ansatz konkurrenzfähig. Problematisch würde es zudem, wenn man das System auf weitere Ligen ausweitet, weil es insgesamt immer weniger Spielerinnen und Mannschaften gibt. Wenn hier nicht massiv entgegengewirkt wird, fehlt es sehr bald ohnehin an einer Basis, auf der überhaupt ausreichend qualifizierte Spielerinnen entwickelt werden können.

    Echt witzig der DHB. So wie es mit den Zahlen beim Nachwuchs aussieht, muss man über jede Frau froh sein, die auch nach der Mutterschaft weiter spielt, denn sonst sieht es irgendwann einmal dünn aus mit den Gegnern, an denen sich der Bundesliganachwuchs messen kann.

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