Serdarusic muss gehen - Gislason soll kommen
27. Juni 2008 | Von hob/jw
Überraschend kam sie nicht, die Nachricht von der Trennung zwischen dem THW Kiel und Noka Serdarusic. In der Nacht zum Donnerstag ließ der Handball-Bundesligist vermelden, dass der THW-Trainer die "Zebras" damit ein Jahr vor Auslaufen seines bis zum Saisonende 2008/2009 geltenden Vertrages verlässt. "Der THW Kiel und Trainer Noka Serdarusic gehen mit sofortiger Wirkung einvernehmlich getrennte Wege", heißt es in der knappen Presseerklärung des deutschen Rekordmeisters. Gründe werden nicht genannt, dafür noch einmal Serdarusic’ Verdienste (u.a. elf Deutsche Meisterschaften und der Gewinn der Champions League 2007) hervorgehoben. "Ohne seine Kompetenz und sein Engagement wären diese Erfolge nicht möglich gewesen", sagt Dr. Georg Wegner, einer der fünf THW-Gesellschafter, die seit Dienstag die Trennung abwickeln.
THW-Manager Uwe Schwenker blieb den Gesprächen fern. Sein Verhältnis zu dem langjährigen Partner und Freund Serdarusic ist zerrüttet. Die Ursachen liegen im privaten Bereich und waren mit ein Grund für die Trennung. Zudem hatte auch der Gesellschafterkreis zunehmend Probleme mit der knorrigen Art des Trainers, den weder Medienkontakte, Sponsorentermine oder Auftritte in der Öffentlichkeit interessierten. Schwenker hielt dem Trainer stets den Rücken frei, lobte ihn als den "weltweit besten Handball-Fachmann". Er habe ihn geschützt "wie einen Polarbären", meinte der Manager.
Jetzt muss er es nicht mehr. Serdarusic war wegen der bevorstehenden Auflösungsmodalitäten nicht zu einer Stellungnahme bereit, Schwenker war nicht zu erreichen.
Mannschaftskapitän Stefan Lövgren reagierte gefasst auf die Nachricht. "Ich wusste, dass die Lage sehr, sehr ernst war. Überrascht bin ich deshalb nicht." Als einer der wenigen Spieler weilt der 37-jährige Schwede in Kiel. Das Gros der Mannschaft bereitet sich mit den jeweiligen Nationalteams auf die Olympischen Spiele in Peking vor oder macht Urlaub.
Nachfolger für Serdarusic wird wohl Alfred Gislason. Nach Informationen unserer Zeitung soll der THW den 48-Jährigen aus seinem laufenden Vertrag beim Bundesliga-Konkurrenten VfL Gummersbach für eine Ablösesumme von 750 000 Euro herausgekauft haben.
Über Serdarusic’ Zukunft wird derweil heftig spekuliert. Der in Kiel geschasste Trainer wird mit dem Bundesliga-Konkurrenten Rhein-Neckar Löwen in Verbindung gebracht, wo Iouri Chevtsov allerdings noch einen Vertrag bis zum 30 Juni 2009 besitzt. "Ich habe auch schon dieses Gerücht gehört", sagte Henning Fritz gegenüber unserer Zeitung. Pikant: Der Nationalkeeper wurde einst beim THW von Serdarusic ausgemustert. Fritz hätte allerdings "keine Probleme", wieder mit Serdarusic zusammenzuarbeiten. "Noka steht für Erfolg. Doch wir haben noch einen Trainer. Deshalb mache ich mir darüber keine Gedanken." Auch für Manager Thorsten Storm ist Serdarusic (noch) kein Thema: "Jeder Verein, der diesen Trainer bekommt, wird erfolgreich sein. Ich habe aber seit vier Jahren nicht mehr mit Noka gesprochen, oder vielmehr er nicht mehr mit mir - leider." Die Freundschaft zwischen dem ehemaligen Kieler und dem Trainer ging in die Brüche, als Storm dem THW im Wettlauf um Blazenko Lackovic ein Schnippchen schlug und den Rückraumspieler nach Flensburg lotste.
Vielleicht gelingt Storm ja erneut ein spektakulärer Coup. Die "Löwen" unterbreiteten jüngst Kiels Kreisläufer Marcus Ahlm ein Angebot - das plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheint. "Noka war für mich ein ganz wichtiger Grund dafür, dass ich vor fünf Jahren nach Kiel gekommen bin", sagt der 29-Jährige, der derzeit in der schwedischen Heimat eine Rückenverletzung auskuriert. Seine
Zukunft in Kiel werde er von der Qualität des Nachfolgers abhängig machen. "Das ist für meine Entscheidung sehr wichtig. Von Noka habe ich viel gelernt. Er ist ein großartiger Trainer, und das wird er auch morgen noch sein." Nicht auszuschließen also, dass beide demnächst wieder zusammenarbeiten.
Quelle: www.shz.de