ZitatAlles anzeigenAnwurf in eine neue Dimension
HANDBALL: Dietmar Hopp baut Förderstützpunkt in Kronau
Von unserem Redaktionsmitglied Ute Krebs
Die Talentschau wird in atemberaubendem Tempo vorangetrieben: Die Nachwuchsschulung der SG Kronau/Östringen hat eine neue Dimension erreicht. Mit dem Bau eines Stützpunktes in Kronau weitet das Dietmar-Hopp-Jugendförderkonzept sein Engagement auf die Sportart Handball aus.
"Die Förderzentren in Zuzenhausen und Walldorf arbeiten im Fußball sehr erfolgreich und erfahren vom DFB höchste Anerkennung. Mit diesen wird eine enge Verzahnung stattfinden, sie haben für uns Vorbildcharakter", unterstrich der sportliche Leiter für den Unterbau der SG, Rolf Bechtold, beim gestrigen Pressegespräch und fügte an: "Dieser Ansatz, der die ganzheitliche Förderung junger Menschen zum Ziel hat, soll nun auch bei den Handballern greifen."
Ausgehend vom Elementar-Training der Ballschule Heidelberg über ein dreistufiges Förderprogramm bis zum Übergang in den Spitzenbereich der Regionalliga- und Bundesligamannschaft ebnet dieses Konzept den Weg. Das leistungsorientierte Ziel heißt: "In fünf bis sechs Jahren sollen idealerweise drei bis vier Leute aus dem eigenen Lager in der Bundesligatruppe spielen", erklärte Bechtold zu der systematischen, frühzeitigen Talenterkennung und -pflege.
Seine Vision: "Irgendwann soll die erste Mannschaft überwiegend aus eigenen Jugendspielern bestehen." Dabei räumt der 54-Jährige aber auch eine gewisse "Staubsaugermentalität" ein: "Ein C-Jugendlicher mit entsprechenden Perspektiven muss zu uns kommen, um eine optimale Förderung zu erlangen." Dabei will er die kleineren Vereine aber in keinster Weise kaputt machen oder ausbluten lassen. "Wir streben eine sinnvolle Zusammenarbeit an."
In unmittelbarer Nachbarschaft zur neuen Trainingshalle und -zentrale in Kronau (seit September bezugsfertig, Kostenpunkt: geschätzte drei Millionen Euro) wird ab Februar 2007 ein 45 Meter langer und 15 Meter breiter, zweistöckiger Gebäudetrakt mit Seminar-, Gymnastik- und Therapieräumen, Umkleiden, Küche und vier Doppel-Wohnzimmern (hier können acht bis zehn Jugendliche übernachten) entstehen. "Wir rechnen mit einer Bauzeit von acht bis zwölf Monaten. Bezahlt wird das Ganze und die Folgekosten wie beispielsweise für Mentoren von der Dietmar-Hopp-Stiftung", sagte der Beiratsvorsitzende der Rhein-Neckar Löwen, Dieter Matheis.
"Das Konzept steht auf den vier Säulen Sport/Schule/Beruf/Soziales", berichtete Anton Nagl, der erste Vorsitzende der Förderzentren Zuzenhausen und Walldorf. Das beherrschende Motto "Anpfiff ins Leben" sehe die schulische und berufliche Förderung im Vordergrund, so Nagl weiter. Logische Folge ist eine enge Zusammenarbeit mit über 20 Kooperationspartnern, darunter Gymnasien und Universitäten. Die Einbeziehung von Außenklassen der Schule für Schwerbehinderte in Langensteinbach unterstreiche die starke soziale Komponente, so Bechtold. Nagl ergänzte: "Die Jugendlichen bekommen wesentlich mehr geboten als nur Training."
Mannheimer Morgen
02. Dezember 2006