ZitatAlles anzeigenHeiner Brand bleibt cool
N24-Reporter Steffen Schwarzkopf berichtet aus China von den Olympischen Spielen. Im Olympia-Tagebuch schreibt er über seine ganz persönlichen Erlebnisse beim Sportereignis des Jahres.
Heute bin ich Zeuge eines olympischen Skandals geworden – zumindest aus chinesischer Sicht. Auslöser war kein geringerer als Handball-Bundestrainer Heiner Brand, was noch Konsequenzen haben dürfte. Fragt sich nur, für wen.
Wir stehen in der sogenannten Mixed Zone des Olympic Sport Centers, kurz OSC, neben uns die Kollegen von ARD und RTL. Die Medienexperten mögen mir die kurze Erklärung nachsehen: In der Mixed Zone stehen nach einem Wettkampf die Journalisten und warten auf die Spieler und Trainer, um einen inhaltsschweren Satz einzufangen. Zu erkennen ist das dann später an dem hässlichen, meist weißen Aufsteller im Hintergrund mit unendlich vielen Sponsorennamen drauf, während im Vordergrund mal euphorisierte, mal übelgelaunte Sportler zu sehen. Oder Männer, die gelangweilt immer die gleichen Floskeln herunterleiern. Das sind dann Fußballer.
Gerade haben aber – Gott sei Dank - die deutschen Handballer gegen Korea gespielt - und übrigens gewonnen; Gott sei Dank deshalb, weil die Jungs nicht nur nett sind, sondern auch noch alle was in der Birne haben.
Pascal Hens, Johannes Bitter, Florian Kehrmann und Co. machen geduldig Kamerahopping und beantworten die immer gleichen Fragen. Ganz zum Schluss kommt der Chef, um Interviews zu geben – wird aber von einem übereifrigen chinesischen Volunteer gestoppt: Er solle sofort in den Pressekonferenzraum gehen, der Zeitplan sehe das so vor, das Organisationskomitee warte, ...weiter kommt der junge Mann nicht, denn Heiner Brand sagt einfach: „Ja, in fünf Minuten bin ich drüben“. Allerdings ist da der Trainer an den falschen geraten. Ein echter chinesischer Aufpasservolunteer gibt nämlich nicht so schnell auf. Nein, sagt er, das ginge nicht, er solle sofort in den Pressekonferenzraum gehen, der Zeitplan sehe das so vor, das Organisationskomittee...
Dabei zuppelt er die ganze Zeit aufgeregt an Brands Ärmel herum.
Nun muss man wissen, dass Heiner Brand ziemlich grimmig gucken kann. Die Augenbrauen wandern dann ein Stück nach unten, der Schnauzbart nach oben und das Ziel des bösen Blickes wird fixiert. „IN FÜNF MINUTEN!“ Normalerweise wirkt das.
Der Volunteer hat aber beschlossen zu kämpfen. „Sie müssen sofort in den Pressekonferenzraum gehen, der Zeitplan sieht das so vor, das Orga...
Gut, sehr einfallsreich ist das nicht gerade. Andererseits: Vielleicht ist es auch eine ausgeklügelte Taktik: Ich nerve so lange, bis mein Gegenüber es nicht mehr ertragen kann und tut, was ich will.
Heiner Brand tut es nicht, dreht sich um und gibt uns ein Interview. Der Ton ist sendefähig, etwas störend ist nur das Gebrabbel in Hintergrund: „Sie müssen sofort in den Pressekonferenzraum...“
Wahrscheinlich hat diese Szene schwere Konsequenzen. Entweder der Handball-Bundestrainer bekommt einen Beschwerdebrief des OK – oder der Volunteer wurde kurze Zeit später wegen Versagens erschossen.
Letzteres ist wahrscheinlicher.
Endlich mal jemand, der es kapiert hat