Beiträge von Zickenbändiger

    Trotz meines alljährlichen Wehklagens, wenn der Altjahrgang in die C hoch muss, dass ich keine adäquate Folgegeneration habe, sind wir wieder - allerdings nur dank aggressiver Personaloptimierung - mit einer recht schlagkräftigen weiblichen D unterwegs. So schlagkräftig, dass wir erstmals in der heimischen Liga keinen Gegner auf Augenhöhe mehr haben (will ich gar nicht auf die Trainingsqualität schieben, wie bei uns wohl die Spätfolgen von COVID). Die gesamte Mannschaft spielt doppelt als C II, wo wir uns Wettkampfpraxis holen. Eine Achter- und eine Siebenerstaffel sind ein schlechter Scherz, es ginge gar nicht anders.


    Natürlich gibt es reichlich Baustellen. Verfolger Nr. 1 hat sie am Wochenende aufgezeigt (trotzdem 35:22 gegen den stärksten Konkurrenten). Raumdeckung verfestigt sich zwar allmählich in den Laufwegen*, nicht aber in den Köpfen. Kooperation/Aushelfen sind noch große Fremdwörter


    - die Querstellung zum Ball haben wir immerhin drin

    - beim Zweikampf in der Nachbarschaft gilt die Aufmerksamkeit aber wieder eher der eigenen Gegenspielerin

    - in dem Zusammenhang tun wir uns auch mit dem Einrücken zur Ballseite schwer (s.u.)

    - das Verheerendste: halbherziges Aushelfen, d.h. die 1:2 Situation löst die Angreiferin leicht durch Pass zu der 1:0 Situation - es "scheppert" nicht beim Aushelfen


    Also Rest des Jahres - wieder - Kooperation 2:2 in der Breite.


    Aufbau:

    2 Turnmatten am Neuner, quer, symmetrisch zum Spielfeld, Lücke von ca. 3m dazwischen

    2 Kästen gestapelt in der Mitte, versetzt hinter den Matten auf dem 7m, oberer Kasten auf dem Kopf

    je 1 Hütchen auf "D-Jugend Außen", etwa 2m von der Außenlinie

    je 1 Hütchen auf "D-Jugend RL/RR", etwas Richtung RM versetzt

    >> letztlich 2:2 Mattenball mit Schwerpunkt auf Kooperation im Zentrum


    Eine Abwehrspielerin pro Matte. Eigene Matte beschützen, das Zetrum, mein "heiliges Nest", zu zweit mit dem Leben beschützen. Angreifer mit einem Fuß auf eine Matte (von vorn oder von der Seite), oder aber durch das Zentrum den Ball ins Nest legen. Drakonische Strafen, falls mein heiliges Nest sein Kuckucksei bekommt.


    Eine Angreiferin startet passiv im Rückraum am Hütchen, die andere Angreiferin startet vom gegenüberliegend Hütchen auf Außen ohne Ball, umläuft das Rückraumhütchen und bekommt von Nr. 2 in der Schlange den Pass in die dynamische Vorwärtsbewegung. Ab da maximal drei Pässe, um mit Stoßen/Parallelstoß/Zurückstoßen entweder Matte (Fuß drauf) oder Kasten im Zentrum (Ball rein LEGEN) zu erobern.


    Korrekturen Angriff:

    - die drei Pässe weise einteilen, insbesondere den dynamischen Auftakt mit Ballannahme im Sprint nicht durch vorschnellen Pass verpuffen lassen

    - der Zeitdruck (max 3 Pässe) verleitet zu "Abkürzungen", sprich das Zurückstoßen wird vernachlässigt ("Nimm Dir wieder Anlauf!")

    - hole ich die zweite Abwehrspielerin ab, den Wurfarm nach hinten bringen und den Ball/die Passmöglichkeit bewahren


    Ich habe Kreuzen zugelassen, weil wir Übergeben/Übernehmen schon im Trainingslager durchgekaut haben. Mit weniger Fortgeschrittenen Positionswechsel weglassen!


    Korrekturen Abwehr:

    - die allererste Ballannahme sollte nicht gestört werden, Abwehr startet erst nach der Ballannahme

    - Ballführerin wird offensiv angenommen, ballfern wird eingerückt vor das Zentrum, mit Pass in die Pendelbewegung Einrücken/Raustreten

    - ballfern darf nur rausgetreten werden wenn:

    a) bereits geprellt ist

    b) ein Zweikampf herrscht,

    c) Nachbarangreiferin eine Anfängerin sein sollte

    - beim Aushelfen darf kein Pass mehr erlaubt sein, das Spiel MUSS unterbrochen werden

    a) Abwehrspielerin kommt von der Wurfarmseite, den Ball muss gesichert oder der Wurfarm runtergedrückt werden, Unterarm möglichst mit

    b) Hilfe kommt von der Wurfarmgegenseite, die Ballführerin in die Nachbarin schieben, dann s.o.



    *Das Dilemma zeigt sich vor allem dann, wenn die Mädels sich extrem offensiv ausrichten. Ich gebe zu Spielbeginn erst einmal keine Höhe der Deckung vor, die Mädels suchen sich diese mit Schwarminstinkt. Bei defensiverer Ausrichtung ist die Orietierung im Raum (9m Kreis) deutlich einfacher. Wir erleben mehr die "Wellenbewegung" der Abwehrkette mit Raustreten und Zurücksinken. Stehen die Mädels aber bei 11m und weiter, ähnelt das System eher einer 3:0+3. Die ballnahen Räume werden genauso behandelt wie die ballfernen Räume, es gibt kein Hilfebewusstsein für die Nachbarin.

    Festspielen gibt es nur innerhalb einer Altersklasse. Sollte auch so in der Spielordnung stehen, § 55 ziemlich am Anfang.


    Ein B-Jugendlicher in der Oberliga A kann sich folglich nur für eine zweite Mannschaft der A festspielen. Was derselbe Spieler noch in der Kreisliga B-Jugend spielt, sollte er mal seinen Trainer fragen.

    Ich habe gestern Abend ein C-Jugend Spiel angesehen. Aufstiegsrunde zur höchsten Liga wC. Beide Mannschaften hatten mit den Aufstiegsplätzen nichts zu tun. Immerhin versuchten sich beide Teams in der 3:2:1 Deckung.


    Hinterher habe ich dem befreundeten Trainer geschrieben, dass ich kein Fan seiner "Interpretation" der 3:2:1 bin. Die Mannschaft spielt erst seit einem halben Jahr die Deckung und natürlich gibt es noch Abstimmungsprobleme. Ich habe lange überlegt, wie sich meine Kritik in Worte fassen lässt. Die 3:2:1 ist keine Kinderdeckung mehr und muss auch so verstanden werden. Ich habe mehr eine Variante der Ausbildungsdeckung 1:5 gesehen. Die Regelbewegung war 3:2:1, nur dass die Deckung noch nicht "erwachsen" war.


    Die beiden schönsten Varianten der 3:2:1 habe ich zum Einen auf einem dänischen Turnier bei Mindens mC unter Kornelia Kuhnisch und bei einem Trainingsspiel der 88er Jugendnationalmannschaft gegen Polen unter Pitti gesehen. Im Innenblock wurde gerannt wie irre, die Rückraumshooter der Gegner (in der C ein Däne, gerade der C entwachsen, von 1,95 m (saß nach dem Spiel wie ein Häufchen Elend heulend in der Ecke); bei der der polnischen Jugendnationalmannschaft vier Riesen im Team gegen einen auf deutscher Seite) kamen nicht zur Entfaltung oder nur über Freiwürfe. Ich hatte beide Male fast Tränen in den Augen, um mal die kinderfreundlichere Metapher zu bemühen.


    Bei den Mädchen habe ich noch nie eine vergleichbare Ästhetik erlebt, aber schon extrem effektive Deckungen. Häufig gab es dann weniger Ballgewinne, dafür kaum noch billige Tore durch halbherzig geführte Zweikämpfe. Maike Balthazar/Oldenburg erklärte sich mal zu der (mir) fehlenden Ballorientierung, es ginge ihr im Wesentlichen darum, so viel Druck auf den Rückraum aufzubauen, dass die HM Luft hat. Das sah dann so aus, dass jede Rückraumspielerin mit Ballannahme erst einmal (unfreiwillig) einen Schritt zurück ging/gegangen wurde.


    Gestern habe ich billige erfolgreiche Torwürfe aus der Fernwurfzone gesehen, die gar nicht hätten passieren dürfen. Habe ich nicht das 3:2:1 typische Gerenne gesehen, sondern mehr ein gemütliches Heraustreten (auch dem Niveau des Spiels/der Mannschaften geschuldet). Habe ich Zweikämpfe verloren gehen gesehen, die gar nicht hätten geführt werden müssen, weil wir durch eine gewissen Körperlichkeit die Gesetze der Physik in die individuelle Spielpsychologie einführen können: "Hier ist jedenfalls nicht der Weg des geringsten Widerstands!" Anders ausgedrückt: "Hier ist der Weg des Schmerzes!"


    Trainerkollege Rene gab mir Recht, nahm die "Schuld" auf sich und erklärte, er habe letzte Saison in der D noch extrem auf Ballgewinn spielen lassen (was ich einmal beobachten durfte, was zwar beeindruckend war, aber es fehlte schon dort, bei einer ansonsten deutlich überdurchschnittlichen D-Jugend, das Maß an Körperlichkeit, um ganz starke Mannschaften schlagen zu können) und die Evolution raus aus dem Kinderhandball noch nicht geschafft/forchiert habe. (Macht dann ZeeBee im Januar.)


    Um den Sprung raus aus dem Kinderhandball zu schaffen, muss ich mir vielleicht mal vor Augen führen, was eine Mannschaft mit meiner Deckung machen würde, die einfach vier-, fünfmal in Hochgeschwindigkeit durchspielt. Kein großer Druck, schnelle Pässe, einfach nur die Regelbewegung - im wahrsten Sinne des Wortes - laufen lässt. Was ist dann mit meiner HM? Lebt die noch? Ein ehemaliger Landesauswahltrainer hat hier mal seinen Jungs im Training stets gesagt: "Wenn es nicht KLATSCH macht, war es keine Abwehr." Habe ich als Kindertrainer immer belächelt. Würde ich heute unterschreiben. Sagen wir ab der C-Jgd.

    Moin!


    Ich bin gerade aufgrund einer Anfrage über das Thema Vereinswechsel einer Spielerin mit Zweifachspielrecht über eine mir unbekannte Regelung gestolpert.


    a) Sie wechselt zu einem Drittverein: Hätte ich aus dem Stegreif sofort gesagt, die Wartefrist beginnt entweder mit der schriftlichen Abmeldung vom Erstverein, alternativ mit dem letzten Pflichtspieleinsatz in Erst- oder Zweitverein.


    b) Mein Fall aber: Sie wechselt vom Erst- zum Zweitverein: Hier hätte ich ohne Blick in die SpO spontan angenommen, es kommt auf den letzten Einsatz beim Erstverein an. Der Landesverband will es aber wie oben lösen, Erst- oder Zweitverein.



    §23 Vereinswechsel, Spielausweisverfahren


    (1) Spielerin*innen, der/ die den Verein wechseln will,

    a) muss sich als Handballspieler*in schriftlich bei seinem/ ihrem Verein (bei Mehrfachspielrechten beim Erstverein) abmelden

    oder

    b) kann einen Passantrag für einen neuen Verein stellen. Der Zeitpunkt der Abmeldung ist, ungeachtet einer weiteren Vereinszugehörigkeit, der Tag nach dem letzten Meisterschafts- oder Pokalmeisterschaftsspiel seines bisherigen Vereins (Erst- und Zweitverein), an dem er/ sie teilgenommen hat (s. ansonsten § 26 Absatz 7).


    Auf den ersten Blick würde ich dem Landesverband Recht geben. Es ist einheitlich Fall a) und b) geregelt. ABER:


    - wir sind gerade bei Mehrfachspielrechten, d.h. es sind bereits zwei "alte" Vereine beteiligt

    - nun kommt der Passantrag für den "neuen" Verein (für den Zweitverein hat er ja bereits eine Spielberechtigung)

    - die Wartefrist beginnt mit dem letzten Einsatz des "bisherigen" Vereins, sei es Erst- oder Zweitverein


    In Fall b) wird einer der beiden bisherigen Vereine zum neuen Verein. Die Regelung passt nicht auf Fall b), den Wechsel innerhalb der beiden beteiligten Vereine im Mehrfachspielrechteverhältnis.


    Meine Meinung: § 23 SpO regelt das "(Erst- und Zweitverein)" den Wechsel zu einem Drittverein außerhalb des Mehrfachspielrechtsverhältnisses. Bei einem Wechsel von Erst- zu Zweitverein gilt:


    Es kommt auf den letzten Einsatz im Erstverein an.


    Die Regelung ist aber unscharf. Und Spieler mit Zweifachspielrecht würden privilegiert. Jeder andere muss zwei Monate komplett aussetzen, in Fall b) kann der Spieler im Zweitverein einfach weiterspielen. Das wird die Sportgerichte sicher noch beschäftigen, ich wage keine Prognose. Behandelt man Fall a) und b) gleich, würden solche spontanen Wechsel unattraktiv, was gewollt sein kann und auch das Zweifachspielrecht als Institution untergraben würde. Ich könnte zu Saisonbeginn ein Zweifachspielrecht beantragen, um letztlich die Wartefrist zu umgehen, wenn ich dann wechsele. Sportpolitisch kann das nicht gewollt sein und das gäbe dann womöglich auch den Ausschlag, wenn die Sportgerichte die Regelung auslegen.


    Ich würde es jedenfalls nicht darauf ankommen lassen und jedem Spieler raten, die zwei Monate auszusetzen.


    Vom Bundesverband würde ich mir eine Klarstellung wünschen:


    b) kann einen Passantrag für einen neuen Verein bzw. den Zweitverein stellen.


    Die Diskussion ist nicht für die Gallerie. Es geht (jedenfalls noch in dieser Saison) um die Möglichkeit, im Zweitverein in zwei Altersklassen parallel zu spielen, was nicht mit Zweifachspielrecht geht.

    Ich hatte an anderer Stelle geschrieben, dass ich über einen Podcast gelernt habe, dass in Skandinavien teils die Belastung 25:50:25 (Unterforderung - an der Grenze - Überforderung) angesetzt wird und dass ich den Teil mit gezielter Unterforderung von Talenten noch nie wirklich ernsthaft in Erwägung gezogen habe. Wenn nun in Bremen aber mit Schwerpunkt Unterforderung gearbeitet wird, bin ich auf das Resultat gespannt. Allerdings bin ich ein wenig skeptisch. Andererseits stoppt dann vielleicht unsere Abwanderung Richtung Norden und es geht mal andersherum...

    Man könnte es totschweigen... Man könnte es totschweigen... Ach, wtf!


    weibliche B-Jugend Regionalliga 06.11.2024


    SV Werder Bremen - HSG Stuhr 71:17


    Warum melden die nicht Bundesliga?! Ach ja, Frist verschlafen. Frust wird nun am Tabellenletzten ausgelassen. :respekt:

    Positionswerfen im Aufwärmprogramm vor einem Punktspiel. Haben sich die Mädchen bei den Großen abgeguckt. Inzwischen schon Routine. LA. RL. RM. RR. RA... wir haben keine Linkshänderin. In einem bestimmten Filmgenre nennt man die - nicht selbstverständlichen - Dialogstellen "comedy part". So nenne ich die Würfe von Rechtshänderinnen bei Kindern von RA beim Positionswerfen.


    Herbstferien. Trainingsgruppe ist ohnehin geschrumpft, wir machen mal das, was sonst zu kurz kommt. Zwei Einheiten Schwerpunkt Rechtshänderinnen werfen von RA.


    Ich mache den didaktischen Schnelldurchgang. Erst auf den Knien, dann mit Anlauf und Sprungwurf. Der Erfolg gibt mir letztlich Recht, der ein oder andere Zwischenschritt würde aber nicht schaden.


    1.

    Matte liegt quer am Torkreis auf RR. Spielerin kniet mit Ball. Arm in die AIM Stellung (alles ist möglich), also volle Streckung nach oben. Mit Festhalten von mir simulieren wir kurz den Wurf. Spielerin nimmt Körperspannung auf, kippt gegen die Hand, legt den Wurfarm über Kopf, zögert den Wurf maximal heraus. Ziel ist (erst einmal) die lange Ecke.


    - Ich möchte erst einmal gar keine Oberkörperverwringung und keine Ausholbewegung. Ellenbogen schnellt vor, Unterarm drückt nach. Die Jüngsten bekommen gar keine Kraft in den Wurf, die Älteren kriegen dass schon ganz ordentlich hin.

    - Durch die fehlende Ausholbewegung wird das Handgelenk wichtig. Die letzten Kraftreserven kommen von hier. Hand klappt nach hinten, nimmt Vorspannung auf und klappt mit dem Wurf nach vorn.

    - Gehen zu viele Bälle am langen Pfosten vorbei, muss der Daumen im letzten Moment noch etwas Richtung Tor gedreht werden.

    - Landung wird abgefangen durch den Nichtwurfarm.


    2.

    Werferin auf Linienaußen, Tippen/Vorbewegung/sonst was, beschleunigen, kleine Kurve Richtung 7m, Sprung Richtung 7m. Körper kippt gegen die Hand ab, Wurfarm wird über den Kopf gelegt, Körperspannung, Wurf wieder mehr drücken aus dem Unterarm als Körperverwringung und Ausholen mit Oberarm.


    RA werden wir jetzt zunehmend mit Shootern besetzen und aus der Not eine Tugend machen. Ich vermeide es ohnehin, unsere Nachwuchszwerge auf RA einzusetzen. Da ein paar Mädels den Wurf ganz ordentlich hinbekommen, kann ich nun auch mal eine E-Jugendliche auf RR stellen, eine Shooterin auf Außen und ggf. in der Abwehr tauschen.


    Apropos Aufwärmprogramm. Am Wochenende war Start in die Hauptrunde D-Jugend, auswärts. Gegnerische TW war beeindruckend groß und meines Wissens auch Auswahltorhüterin. Aufwärmprogramm döse ich gern mal vor mich hin, eine innere Stimme flüsterte mir aber zu, mir das Warmwerfen in der anderen Hallenhälfte anzuschauen. TW hält bärenstark den ersten Wurf halbhoch mit dem rechten Fuß. Überhaupt beherrschte die Junge Dame die rechte Seite des Tors. Nach 30 Sekunden war aber auch das Tormädchen entzaubert. Dr. Jekyll und Ms. Hyde. Rechts überragend, links... nicht viel. Die folgenden Minuten bestätigten den Eindruck. Während des gesamten Spiels kommentiere ich jeden einzelnen unserer Würfe, ob gute oder böse Seite, ob es nicht Glück auf der bösen Seite war oder ob es womöglich keine Alternative gab. Publikum wird mich für bekloppt gehalten haben. Hätten wir ein Wurfbild gezeichnet, die Mädels haben überraschend diszipliniert nach rechts geworfen oder links platziert getroffen.

    Bei uns hat hallentechnisch das Winterhalbjahr begonnen. Die Schönwetterrasensportler fluten unsere Halle und die Handballer müssen die ohnehin schon deutlich zu wenigen Hallenzeiten noch weiter kürzen. Also starten wir die erste Viertelstunde des Trainings bereits im Gang um auf 90 Minuten Training zu kommen. Ich hatte schon mal darüber geschrieben.


    Mir hat gestern der Mädchenfußballtrainer freundlicherweise für die Zukunft ein Hallendrittel seiner letzten Viertelstunde angeboten, falls seine Trainingsgruppe klein sein sollte. Ich habe dankend abgelehnt. Mit zwanzig Mädchen nutzen wir lieber den Hallengang für 1:1. Dieses Jahr hatten wir schon im Sommer einmal die Woche das Privileg, d.h. jede Woche kurz Passkontinuum, dann ins 1:1 (ohne Körperkontakt, dazu sind die Hallenwände zu hart). Was allein unsere Gast-E-Jugendlichen in Sachen 1:1 inzwischen im Spiel/im Training auf die Platte bringen, ist ein Traum. Und nun wieder zweimal wöchentlich - will ich gar nicht hergeben.


    Ich mache das volle Spektrum, damit die Mädels eine Auswahl bekommen, sich Schokoladenaktionen auszusuchen:


    - aus dem Prellen heraus mit/ohne "falschem" Nullschritt (falsch weil = 1 Schritt mit der parallelen Landung)

    - Pass/Rückpass mit Abwehrspielerin mit/ohne Nullschritt

    - mit und ohne Tempowechsel

    - Durchbruch gegen die Hand mit Kurbel, Durchstecken, Ballübergabe hinter dem Rücken

    - Durchbruch gegen die Hand entweder mit drittem Schritt auf dem "falschen Bein" oder Richtungswechsel vorab mit Kreuzschritt und drittem Schritt auf dem richtigen Bein

    - Pass-/Wurftäuschung auch mal mit dem Knautschi-Ball für eine saubere Ausführung

    - keine automatisierte Folgehandlung, Abwehrspielerin bekommt auch mal die Aufgabe zwischen "Hereinfallen" und Stehenbleiben zu wechseln


    Vor einiger Zeit ist mir bei Instagramm ein Video mit "best of" Täuschungen aus dem Spitzenbereich über den Weg gelaufen. Keine einzige Täuschung mit Tempowechsel, vom ersten Schritt an alles in Höchstgeschwindigkeit. Also habe ich das mit eingebaut, dass wir nicht jedes Mal stumpf die Reaktion der Abwehrspielerin abwarten. Dafür aber auch Entscheidungstraining mitten in der Täuschung.

    Die neuen Regeln zum gast- und Doppelspielrecht kommen aber wie geplant?

    Das beantwortet sich hier (s. Link):

    Wurde nur ergänzt, sonst nichts umgeschmissen.

    Zitat

    Edith sagt:


    Ein Blick in den Entwurf verrät... es ist alles ein Versehen. Der Plan war, in Absatz I ein Festpielen im Erwachsenenbereich zu regeln und in Absatz IV das Festspielen im Jugendbereich quasi abzuschaffen (50 Stunde "Sperre"). Letzteres ist weggefallen, damit auch der Zusatz in Absatz I ("... in derselben Altersklasse im Erwachsenenbereich") und anscheinend ist die Streichung "in derselben Altersklasse" möglicherweise versehentlich dringeblieben.


    Könnte da bitte noch mal wer drüberschauen!

    Da habt Ihr uns aber zappeln lassen. Beschluss des DHB-Bundesrats vom 12.10.2024:


    Vielleicht liest hier ja doch wer mit. Entwarnung für 2025. Die Welt geht doch nicht unter.

    Zitat
    Als SP-Trainer ist sicherlich die Möglichkeit der Einflußnahme auf die einzelnen Spielerinnen gering, die eigentliche Verantwortung liegt eher im Vereinsumfeld - hier wird das Verhalten leider auch im Punktspielbetrieb gezeigt und zumindest auch so toleriert.

    ich hoffe, die betroffenen Spielerinnen von HWL1 haben ausser einem angekratzten Ego keine weiteren Blessuren davongetragen!

    In dem Spiel war ein großer Block von mir vertreten und ein großer Block aus der Helmstedter Ecke. Trainingsspiel ist in der Planung. Ich habe bereits im Vorfeld um Ansetzung eines erfahrenen Schieris gebeten, sonst ist das Spiel ganz schnell wieder vorbei.

    Beim Übergang von E zu D erkläre ich den Mädels bei der Abwehr gegen die prellende Gegenspielerin:


    "Du bist jetzt nicht mehr in der E. Erst eine Hand an die Prellschulter, dann die zweite Hand zum Ball. Erst machst Du sie langsam, dann erst greifst Du den Ball an. Den Ball schnappen wird in der D immer seltener gelingen."


    Ich habe (leider) lange keine E-Jugend mehr trainiert. Früher war E-Jugend bei mir komplett körperlos. Würde ich wahrscheinlich so beibehalten, wenn ich wieder eine E trainieren würde. Gibt genug andere wichtigere Baustellen, wenn ich mir ein E-Jugend Spiel so ansehe. Was da an Unfug in der Abwehr praktiziert wird... 95% oder mehr der individuellen Abwehraktionen sind nicht mal ansatzweise dazu geeignet, den Ball zu erobern. Andererseits neige ich dazu, aus der D-Jugend allmählich den Kinderhandball herauszufiltern. Es bestünde die Gefahr, das auf die E zu übertragen.


    Nach dem dritten Spiel jenes Turniers von Auswahlmannschaften hätte ich mir allerdings auch körperlose Abwehr gewünscht. Eine Mannschaft tat sich - sehr erfolgreich - dadurch hervor, jeden Schlagwurf, jeden Sprungwurf von der Seite durch einen Schubser zu begleiten. Meine Mädels rollten reihenweise über den Boden und es gab einen Freiwurf nach dem Anderen. Nach etwa sechs nicht gegebenen Hinausstellungen gab die Mannschaft schlichtweg auf und die perfide Taktik des späteren Turniersiegers ging auf. Das hatte allerdings genausowenig mit Handball zu tun, wie in der D den Körperkontakt zu unterbinden.

    Ich habe über 40 wD Trainer der Handballregion per Mail eingeladen, sich mal ein Spiel von uns anzuschauen und mich hinterher mit Fragen zu löchern. Unter anderem schrieb ich zu meinen Beobachtungen in fremden Hallen:

    Zitat

    - individuelle Abwehr

    Die Regel zur individuellen Abwehr (Nr. 8 I b) ist eindeutig: "Es ist erlaubt, mit angewinkelten Armen Körperkontakt zum Gegenspieler aufzunehmen, ihn auf diese Weise zu kontrollieren und zu begleiten."


    Bekomme ich fast NIRGENDS zu sehen. Entweder wird komplett ohne Körperkontakt gespielt, der Gegner durchgewunken, oder eben geklammert, gerungen, gestoßen. Und die Idee für die vorgeschriebene offensive Deckung in Deutschland, nämlich der Ballgewinn, verkommt dabei ohnehin zur Nebensache.

    Erste und einzige Reaktion bislang gestern im persönlichen Gespräch auf der Tribüne im Rahmen eines Vergleichsturniers von vier Regionsauswahlmannschaften. Trainerin aus der untersten Liga spricht mich nach zwei Turnierspielen an, dass ja beim Turnier "schon ganz schön köperlich verteidigt würde" (bis dahin keine einzige gelbe Karte oder Hinausstellung), während ich doch körperlose Deckung in der D propagieren würde, sprich meine Mädchen vor Ort auf der Platte das Gegenteil spielten, wofür ich stünde.


    Ich bin ja selten sprachlos... Immerhin konnten wir uns einigen, dass bis dahin noch keine einzige Zeitstrafe ausgesprochen wurde und ich auch noch keine einzige Hinausstellung vermisst hatte. Und das soll dann schon viel zu körperliche Abwehrarbeit sein. Bei meinem Kreuzzug für mehr Handball im Handball muss ich also jederzeit damit rechnen, dass ich auf Trainer stoße, die noch nie ein Handballspiel gesehen habe. Es macht mir wirklich Angst.

    Ich werde nun mal die Konsequenzen aus meinen Beobachtungen ziehen. Am Wochenende ein D-Jugend Spiel, bei dem immerhin die Positionen wie im Handball besetzt waren und ich weder eine drei- oder vierfach besetzte Rückraum Mitte oder vier bis sechs Kreisläuferinnen hatte. Aber... Ballannahme in der Bewegung? Nö. Und die erfolgreiche Mannschaft hat in der Deckung auch eher griechisch/römisch als Regelkonform gearbeitet.


    Alle zwei, drei Jahre habe ich ein Mädchentrainerseminar angeboten, vier Stunden am Samstagvormittag. Zuletzt hatten wir Gäste aus fünf Bundesländern, nur nicht mein Zielpublikum aus den hiesigen Vereinen. Stattdessen werde ich rund 50 Mädchentrainer aus der Handballregion anschreiben, unseren Spielplan übersenden und zum Zuschauen einladen. Vielleicht komme ich mit Anschauungsunterricht in der Praxis weiter. Unsere Seminare mit teils hochkarätigen Gastreferenten und Demomannschaften aus überwiegend Auswahlspielerinnen ist eine Sache. Ein D-Jugend Spiel aus dem Wettkampf hoffentlich ein ganz anderer Anreiz, sein Training mal zu überdenken. Es gäbe (hoffentlich) zu sehen:


    - die Angriffspositionen mit Besetzung der Linienaußen breit aufgestellt

    - steht der Angriff nicht komplett innerhalb des Neuners, bieten sich viel mehr Möglichkeiten

    - Abwehr funktioniert nicht nur innerhalb des Neuners, macht auf 15m viel mehr Spaß

    - es geht auch ohne Catchen/Ringen/Judo und es gibt dadurch viel mehr Ballgewinne

    - auch ohne Spielzüge oder angesagte Auslösehandlungen lassen sich viele, viele Tore werfen

    - je mehr Arbeit in der individuellen Ausbildung steckt, desto vielfältiger ist das Angriffsspiel

    - Torwart kann mehr als nur die halbe Miete sein

    - es kann Sinn machen, alle zwölf Spielerinnen gleichmäßig einzusetzen, statt nur die erste Sieben


    Nach den Herbstferien gibt es einen Spielplan für die Hauptrunde, dann folgt die Einladung. Ich werde berichten.

    Zitat

    Wie genau hat das ausgesehen bzw woran machst du das fest? An der Positionierung der Spielerinnen? Wenn ja, wie sah die aus?

    Einfach. Ich werde ja noch wochenlang Albträume davon haben.


    Die Halle verfügte über o.g. Markierung der 3-Punkte-Linie des Basketballs. Gastverein mit allen drei Rückraumspielerinnen stets nicht nur innerhalb des Halbkreises, zudem auch noch so eng zusammen, dass sie sich den Ball untereinander locker und ohne Kraftaufwand hätten zulupfen können. Sprich hätte eine echte RM von außerhalb der 3-Punkte-Zone normal mit der Ballrichtung stoßen wollen, hätten RML und RMR stets im Laufweg gestanden.


    Die Heimmannschaft ähnlich, nur das auf dem Neuner immer noch eine Spielerin zusätzlich im Weg stand. RMMV halt. Und das war nicht die KM.


    Und damit wären wir bei dem Dilemma, was ich hier seit Jahren anprangere:


    - Theorie: Die Landesverbände schreiben offensive Deckungsformen vor. Verbieten dem TW den Eintritt in die gegnerische Hälfte. Bei den Zwergen darf aufgefüllt werden, damit auch in "Unterzahl" offensiv gedeckt werden kann. Einzelmanndeckung ist verboten. Spezialistenwechsel ist verboten. 7. Feldspieler ist verboten.


    - Praxis: In der Wettkampfpraxis gibt es den 0:6 Angriff ohne Rückraum und ohne Außen. Den 5:1 Angriff ohne Außen. Rückraum Mitte wird dreifach besetzt. Rückraum Mitte wird VIERFACH besetzt.


    Wer findet den Fehler? :smokin: Ich habe mal aus Spaß dem Landesverband vorgeschlagen, einhergehend mit den Deckungsvorschriften den 0:6 Angriff zu verbieten, damit die Deckung durchgehend offensiv verteidigen kann. Mein nächster Vorschlag wird wohl sein, es zu verbieten, Rückraumpositionen mehr als doppelt zu besetzen (will ja keine Innovation wie bei den Schwedinnen bei Olympia ausbremsen). Irgendwie muss doch vernünftiger Handball in den Sport hineinreglementiert werden können. :/:


    Ich werd wohl mal alle 45+ Trainer der Region anschreiben und zu einem unserer Heimspiele einladen. Hinterher Frage und Antwort. Systematischen Chaoshandball ertrage ich nicht länger.

    Zitat

    Die Kehrseite der Medaille: Ich bekomme nicht immer nur Handball zu sehen...

    Eigentlich ist es fast einen Tagebucheintrag wert. Ich fahre raus auf 's Land, um mir ein Spiel in der Vorrunde zur Regionsoberliga der weiblichen D anzusehen. Die Vorrunde ist nominell die zweithöchste Liga im Verband. Gastgeber hat erstmals seit zwanzig Jahren wieder eine wD, ist ansonsten ausschließlich Herrenclub in der Jugend. Gäste kommen von einem Traditionsverein vom Dorfe. Vor etwa zwanzig Jahren auch mal wC Niedersachsenmeister. Inzwischen aber eher reiner Breitensport. Ich bin skeptisch, was die Meldung der Gastgeber oberhalb der Regionsklasse angeht. Und auch wenn ich immerhin 12 Mädchen sehe... zu Recht. Die Gäste auch nicht viel stärker.


    Das Spiel beginnt. Mir stockt der Atem. Bei den Gästen ist Rückraum Mitte dreifach besetzt. Also Rückraum Mitte Links, Rückraum Mitte Mitte und Rückraum Mitte Rechts. O.k., kann in der D mal vorkommen, wird sicher gleich korrigiert. Nein, in den 17 Minuten, die ich ertrage, bleibt es dabei. Lässt sich allerdings noch steigern! Die Gastgeber mit Rückraum Mitte Links, Rückraum Mitte Rechts... Rückraum Mitte Mitte Hinten und Rückraum Mitte Mitte Vorne!


    Noch mal: Die zweithöchste von drei Leistungsklassen. Ich wundere mich bei Olympia nun über nichts mehr, wenn das die Basisarbeit ist. Dann brauche ich mit "den zentralen Spielraum öffnen" nicht zu kommen, wenn den Jugendtrainern die Angriffspositionen im Handball nicht mal bekannt sind.


    Immerhin habe ich eine Linkshänderin entdeckt...

    Sonntagmorgen, einmal quer durch die Stadt mit der Straßenbahn, einen Kilometer zu Fuß zur Halle. Mit der Saison beginnt wieder das Scouten. Auf der positiven Seite: Vielleicht entdecke ich ja noch ein Talent. Die Kehrseite der Medaille: Ich bekomme nicht immer nur Handball zu sehen...


    Die Heimmannschaft hat einen Plan, Kreisläuferin am Kreis, die Außen tatsächlich auf Außen und der Rückraum auch im Rückraum. Und Rückraum Mitte nur einfach und nicht dreifach besetzt. Die Gastmannschaft spielt den berüchtigten 5:1 Angriff. 40 Minuten bleiben die Außenpositionen vollkommen unbesetzt. Es tummeln sich 5 (f-ü-n-f!) Spielerinnen im Rückraum.


    >>Aber dann verdichtet sich doch die Deckung im Zentrum, also genau dort, wo ich keine Verdichtung gebrauchen kann!?<<

    >> Jupp!<<


    Feldmann'sche Regel Nr. 1 für den Angriff: Den zentralen Spielraum öffnen!


    Hier die konkrete Folge: Durchbrüche im Zentrum werden maximal erschwert. Die Deckung steht nun vor dem Neuner wie eine Wand, kann ihr Glück kaum fassen. Das wiederum beflügelt die mutigste Angreiferin zu höchst albernen Sprungwürfchen von 10, 11m. Im Tor eine Feldspielerin, die es mit der Fußabwehr nicht so hat. Die Würfe landen entweder weit über dem Tor oder, wenn ein Wurf tatsächlich mal flach kommt, im Tor und wird dann von der Bank bejubelt und damit abgesegnet. Dass das Vorgehen keine Zukunft hat... egal. Die Heimmannschaft ist klar besser, die Gastmannschaft hat aber eine pfiffige Torhüterin. Mit strukturiertem 3:3 Angriff würde das Spiel sogar eng werden. So endet das Spiel 27:17. Die Differenz hätte sich locker halbieren lassen können.


    Neben dem 5:1 Angriff gehört der 0:6 Angriff zu den imposantesten Eigentoren, die ich in den Hallen im Kinderhandball sehe. Nach und nach driften erst die Außen in den Kreisläuferbereich der Nahwurfzone, später folgen alle drei Rückraumsspielerinnen, wenn sie ausgestoßen haben und den Rückwärtsgang nicht finden.


    Wie stelle ich mir die Deckung maximal doof selbst in den Weg? 5:1 oder 0:6 Angriff dürften so ziemlich die geschicktesten Schachzüge sein, sich die Durchbruchräume selbst zu verstellen. Dichter bekomme ich die Lücken nicht.


    Die Mädels kommen - bei uns - aus dem 2x3:3 heraus, also aus großen Räumen. Und selbst dort wird sich gerne der zentrale Spielraum selbst zugestellt, wenn sich wieder alle drei Angreiferinnen im Zentrum auf 9m zusammenrotten und mit den drei Abwehrspielerinnen kuscheln. Beim Übergang zum Spiel auf dem ganzen Feld werden als Erstes die Außen an die Außenlinie gekettet:


    "An die Außenlinie! Du darfst jederzeit mit Ball Richtung Mitte durchbrechen, Du darfst Ausflüge an den Torkreis machen, dann aber wieder zurück auf Außen an die Linie!"


    Sind die Außen erst einmal aus dem Weg, muss nun der Rückraum aus dem 9m Kreis raus. Hilfsmittel Nr. 1 nach Feldmann ist - falls vorhanden - die Basketball 3-Punkte-Linie. Das ist quasi die verbotene Rumstehzone. Mit oder ohne Ball mit hoher Geschwindigkeit rein, dann aber (rückwärts) wieder raus! Gestern störte mich etwas bei der Hallengeometrie. Dauerte etwas. Basketball und Handballfeld waren nicht symmetrisch, das Basketballfeld etwa 2 m seitlich versetzt! In aller Regel allerdings schon symmetrisch und die 3-Punkte-Zone eignet sich prima, um den Rückraum zu sortieren.


    Die Regel oben allein genügt einer Mannschaft jedoch nicht. Letzte Saison habe ich bei einer befreundeten wD Mannschaft zugeschaut, der 3-Punkte-Halbkreis war dort, wo er sein sollte, nur die Rückraumspielerinnen nicht. Ich habe mich in der Halbzeit eingemischt. Zweite Halbzeit war prima, alle Rückraumspielerinnen hatten verinnerlicht, dass der Fußboden innerhalb des schwarzen Halbkreises brennt und furchbar heiß ist. Die Deckung zog sich automatisch auf, der zentrale Spielraum war geöffnet. Der Angriff hatte aber nun so einen Respeckt vor dem heißen Fußboden innerhalb der 3-Punkte-Zone... niemand traute sich mehr dort hinein. Und ich hatte in der Halbzeit ein kleines Wunder versprochen. Blieb dann bloß bei einer optischen Verschönerung.

    Liebes Handballtagebuch!


    2004 Eulencup des MTV Vater Jahn Peine, 2024 Pelikancup der Peiner SG. Der Vogel und die Halle haben sich geändert, alles andere bleibt gleich. Mastermind Luuutz lädt inzwischen die Elite der umliegenden Bundesländer nach Peine und zumindest Minis, E- bis C-Mädchen zeigen der Konkurrenz, wo der Hammer hängt. Seit zwanzig Jahren reist ZeeBee zum Turnier und darf Jahr für Jahr dazu lernen. Mit der C II gibt es zuletzt eine kleine positive Serie gegen die Peiner C II im Punktspielbetrieb, mit der D gibt es nur Lehrstunden.


    Die Peiner Gäste treiben Luuutz in den Wahnsinn. "Neee, wir haben nur eine Mannschaft gemeldet. Oder wollten zumindest nur eine Mannschaft melden." "Wir schaffen es doch nicht." "Wo sind wir eigentlich im Teilnehmerfeld?" "Nee, wir kriegen doch keine Mannschaft mehr zusammen." Per whatsApp bekommt ZeeBee fünf Fassungen eines Spielplans mit wechselnden Turnierbestimmungen. ZeeBee liest gar nicht mehr mit.


    Drei Dreiergruppen spielen die Platzierung aus, danach spielen die Gruppendritten in einer Dreiergruppe, die Gruppenzweiten... Das Teilnehmerfeld ist wie immer ein bunter Strauß klanghafter Namen. Ex-Bundesligist Celle, Magdeburg, Halle Neustadt und Leipzig geben sich die Klinke in die Hand. Die Erstvertretung der Gastgeber startet gegen Celle. Stellt sich hinterher heraus, dass hier zwei der drei besten Turniermannschaften aufeinandertreffen, aber nur eine in die Endrunde um Platz 1 kommen kann. Karma is a bitch. Auf der Peiner Bank Co-Trainer Dirk alleine, Mastermind Luuutz kümmert sich um Organisatorisches, die Kamera, hält sich vornehm zurück. Peine schlägt eine wirklich gute Celler Mannschaft.


    ZeeBees Mädchen starten gegen Celle II. Im ersten Spiel hat sich klar gezeigt, Celle I ist auch wirklich Celle I und es muss schon mit dem Teufel zugehen, wenn Celle II auch nur ähnlich stark wäre. Ist Celle II nicht, ZeeBee beginnt nach wenigen Minuten seine Leistungsträgerinnen auszuwechseln und zwei Aushilfskräfte aus der eigenen D II dürfen eine Viertelstunde am Stück spielen. Beim 6:0 oder 7:0 greift sich ZeeBee Torhüterin Monsta Marit. "Die gehen hier aber nicht ohne Tor aus dem Spiel!" Monsta Marit nickt verständnisvoll. Nächster Celler Angriff, Rückraum links bricht durch, wirft frei vom Sechser, Monsta Marit hält, Abpraller zum Kreis, freier Wurf vom Sechser, Monsta Marit hält. ZeeBee guckt böse, Marit grinst. Nach dem Spiel (20:0) zeigt ZeeBee Monsta Marit die Anzeigetafel. "Wo ist der Fehler?!" Monsta Marit grinst.


    Der D-Jugend Kindergarten von Peine II steht auf der Platte gegen Magdeburg. Fast ausschließlich E-Jugendliche, die sich in der D behaupten müssen. Unfassbar gut ausgebildete E-Jugendliche, die sich in der D behaupten müssen. Auf der Bank ein Spielerinnenvater, Mastermind Luuutz hält sich vornehm zurück. Und die Lütten haben das Spiel fest im Griff! Auf Rückraum Rechts Anna, die "große" E-Jugend Schwester von ZeeBees Leiharbeiterin Alexa, die wiederum frisch aus den Minis raus damals Aushilfskraft beim Ulzburgcup gewesen ist. Anna ist mindestens einen Kopf kleiner als die Magdeburger Mädchen, lenkt das Spiel, beschleunigt, verlangsamt, beobachtet, sondiert, geht mit hoher Dynamik in die 1-gg-1 Situationen. ZeeBee fummelt einen Spielervertrag aus der Tasche. In den letzten zwei Minuten schwinden die Kräfte, Anna spielt zwei verheerende Pässe zum Gegner, Peine II verliert dadurch das Spiel mit einem Tor. Die Zwerge entgehen letztlich der "Meisterrunde" um Platz 1, werden aber schon in der Runde um Platz 4 körperlich untergehen. D-Jugend Co-Trainer Dirk: "Hast Du Anna gesehen? War das stark?" "Steht bei mir ganz oben auf der Liste der besten Spielerin. Nur die letzte Minute war nicht so doll."


    Der Zweitliganachwuchs von Halle/Neustadt spielt einen guten Handball, muss sich aber beugen. Monsta Marit im Tor ist gut drauf. Spielmacherin Nella, einzige '13er Spielerin im Stammkader, lenkt das Spiel und kann sich immer wieder durchsetzen. Kreisläuferin Lilia, neu auf der Position, letzte Saison mit Gastspielrecht aus einer männlichen D gerettet, findet immer mehr Gefallen am Kreis und macht intuitiv so vieles richtig, was kein Trainer in der Altersklasse für die Position vermittelt. Neuzugang Lotta, letzte Saison noch Kreisklasse im Heimverein, harmoniert kongenial mit Nella im Rückraum. Diese Mannschaft muss erst einmal geschlagen werden. ZeeBee hat bei Peine eine überragende Spielerin im Rückraum gesehen. Aber eben nur eine. Wenn nicht heute....


    Vier Stunden Pause. Das Turnier ist angedacht auf Parallelbetrieb in zwei Hallen, wird aber letztlich nur in einer Halle ausgetragen. So sieht man zumindest mal alle Teams. Aber vier Stunden Pause... Betreuerinnen Jara und Lene bereiten das nächste Instagram Video vor. Die 'Frage der Woche': "Auf welchem Platz schneidet der TVB heute ab." Die meisten Mädchen sind mutig. "Erster!" "Erster oder Zweiter!" Vollkommen korrekt liegt Aushilfskraft Knuddelmaus Polly: "Erster! Oder Zweiter! Oder Dritter!" Richtig Polly, wir spielen zu dritt Platz 1 aus. ZeeBee: "Heute ist Peine dran! Wir werden Erster!" Statistisch gesehen natürlich Quatsch, in zwanzig Jahren gibt es keinen Sieg hier. Aber Serien sind zum Brechen da.


    In der Meisterrunde stellt Magdeburg keinen echten Gegner für Peine dar. Celle wäre im Nachhinein der angemessene Gruppenkopf für Gruppe C gewesen - steckste nicht drin. Die - wieder einmal - großen Mädchen aus Celle werden letztlich souverän Vierter. Den Vergleich hätte ZeeBee gerne gehabt. Auch gegen den TVB sieht Magdeburg keinen Stich, ZeeBee kann sogar im vorletzten Turnierspiel noch mal bunt durchwechseln. In der langen Pause lernt ZeeBee die freche Kreis und die freche Rückraum Rechte der Heimmannschaft kennen. Die fabulieren was von einem klaren Peiner Sieg im Endspiel und steigern sich immer weiter in ihren Wahn, sind drauf und dran Haus und Hof zu verwetten. ZeeBee reduziert den Wetteinsatz auf zwei Lutscher pro übermütiger Spielerin.


    Traditionell setzt Mastermind Luuutz den Spielplan so, dass im Idealfall das letzte Spiel nicht nur das Endspiel oder Quasi-Endspiel ist. Im Falle des optimalen Turnierverlaufs würde Peine stets auf den TVB treffen, was in der Vergangenheit auch das ein oder andere Mal so eingetreten ist. Und IMMER mit dem besseren Ausgang für Peine. ZeeBee schwört seine Mädels auf das Spiel ein, vergisst aber nicht: "Geht raus und habt Spaß!" Auf der Peiner Bank im allerersten von heute insgesamt acht Peiner Spielen nun doch Luuutz, der sich nun nicht mehr vornehm zurückhält. Beide Teams spielen zunächst auf Augenhöhe. Peines Granate Melissa dominiert das Spiel ihrer Mannschaft, Nella steht ihr jedoch außer bei der Größe in nichts nach. Tor Peine, schneller Pass von Monsta Marit nach vorn, nie geübte Schnelle Mitte, Nella gleitet durch die gegnerische Deckung, springt über das "falsche" Bein ab, sofortiges Gegentor. SO beantwortet man ein Tor!


    Individualtaktische Fehler in der Deckung machen nun Peine das Leben leicht. Zwar haben ZeeBees Mädchen schon viel individuelle Deckung gelernt, nun rächen sich Lücken bei dem taktischen Verhalten auf Außen. Außen Rechts rennt blindlings der Täuschung Richtung Eckenaußen nach, wird dann nach innen überlaufen. Außen Links hilft immer wieder taktisch falsch gegen Linkshänderin auf Rückraum Rechts auf der Wurfarmgegenseite aus, lässt dafür ihre Gegenspielerin auf Außen allein. Und dort steht in Peine nun einmal niemals eine Graupe wie in 90% aller anderen Teams dieser Altersklasse. Richtung crunch time liegt der TVB mit drei Toren zurück.


    Déja vu... Aber Monsta Marit hält den TVB im Spiel. ZeeBee holt sich Kreisläuferin Lilia zur Bank, zeigt auf die Anzeigetafel: "Noch vier Minuten zu spielen, drei Tore zurück. Der Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren sind nun Sperren von Dir!" Sowohl in der Auswahl als auch beim Beachhandball im Verein hat Lilia schon Sperren geübt. Nächster Angriff, Lilia stellt eine Frontalsperre gegen Vorne Mitte, für Nella reicht es nicht ganz, zwingt aber Halb zum Aushelfen und Rückraum Rechts Lotta flutscht durch. Tor. Monsta Marit macht weiter das, was sie am besten kann, treibt die Gegner in den Wahnsinn. Und Sekunden vor Schluss gibt es noch einen 7m. ZeeBee bedeutet Nella, die letzten acht Sekunden runterlaufen zu lassen. Trifft Nella auch diesen 7m, wie bisher alle im Turnier - Unentschieden. Nella trifft.


    Nun hat es vier Änderungen des Spielplans gegeben, drei davon mit Wechsel zwischen Platzierungsspielen (und 7m Werfen bei Unentschieden) und Endrunden (OHNE 7m Werfen bei Unentschieden mit Blick auf direkten Vergleich und dann die Tabelle). ZeeBee hat längst auf die Lektüre der jeweils aktuellen aber kurzlebigen Ausschreibung verzichtet, hat also gar nicht auf dem Schirm, dass mit Abpfiff das Turnier eigentlich entschieden ist. Ein Blick auf die Tabelle der Meisterrunde genügt. Aber auch der Schieri ist nicht auf dem aktuellsten Stand, kommt sofort an und möchte eine Auswahl von fünf Werferinnen haben. >>7m Werfen? Her damit! Wir haben Monsta Marit im Tor!<<


    Mit Bedacht fragt ZeeBee gar nicht erst nach fünf Freiwilligen, die sich sicher fühlen. "Du, Du, Du und Du. Ihr schafft das! Und als letztes Marie, Du musst aber schon nicht mehr werfen, da Marit bis dahin das 7m Werfen entschieden haben wird."


    Frage der Woche: "Was hält Marit von Peine?" "Dreiviertel aller 7m." Ein Fehlwurf des TVB, Marie muss aber nicht mehr antreten. Die Peiner Mädchen spüren in ihren Urinstinkten die historische Bedeutung der Niederlage, heulen wie die Schlosshunde. Vor der Siegerehrung besorgt ZeeBee für alle Gegnerinnen Lutscher, bezahlt die Wettschulden, nur andersherum. Auf einem Foto später Monsta Marit als beste Torhüterin und die fast anderthalb Köpfe kleinere E-Jugendliche Anna als völlig perplexe beste Spielerin des Turniers.


    Ein Neu-Peiner Elternteil, alter Bekannter von ZeeBee:


    "Man hat aber schon gemerkt, dass das ein Prestigeduell ist."

    >>ACH!<<


    Dein

    Karsten

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