Habe bis jetzt mit grossem Interesse die Stellungnahmen zu diesem Thema verfolgt und finde, dass für ein solch schwieriges Thema die Beiträge sehr sachlich und sehr gut sind.
Dann will auch auch mal meinen Senf dazu geben und möchte dafür etwas ausholen:
1990, meine erste Bundestagswahl, ich fand die Vorgänge um die Wiedervereinigung sehr spannend und hatte den Eindruck, dass Kohl und Co. die ganze Sache ganz gut machen würden (so kann man sich täuschen!). Also habe ich mein Kreuz bei der CDU gemacht.
1994, der Kohl-Filz wurde langsam nervig, die Schulden durch die Wiedervereinigung wurden langsam unübersichtlich, trotzdem fand ich die Regierung noch akzeptabel und sah keine ernsthafte Alternative. Also hab ich mein Kreuz wieder bei der CDU gemacht.
1998, Kohl ging beim besten Willen nicht mehr und es wurde höchste Zeit für einen Regierungswechsel. Also habe ich mein Kreuz bei den Grünen gemacht.
2002, ich war bitter enttäuscht von vier Jahren Rot-Grüner Regierung. Ich habe auf einen grundlegenden Politikwechsel gehofft, der vieles in Angriff nimmt und manches verändert. Was aber ist passiert? Fast nichts! (Wobei wenigstens einige Grüne Ansatzpunkte in Angriff genommen wurden, z.B. Atomkraft). Also habe ich mein Kreuz wieder bei der CDU gemacht (trotz Irak-Krieg Diskussion, obwohl ich einigen hier sagen möchte, dass damals keiner von uns so schlau war wie er heute ist, und dass ich die Entscheidung von Rot-Grün gegen eine Beteiligung an diesem Krieg sehr begrüsst habe. Heute wissen wir, wie richtig diese Entscheidung war).
2006???
Ich bin wiederum sehr enttäuscht von dem was Rot-Grün seit der letzten Wahl geleistet hat. Ohne Zweifel wurden richtige Schritte/Reformen eingeleitet, nur viel zu spät, viel zu wenig konsequent und was ich als ganz schlimm empfinde, handwerklich wirklich ganz schlecht gemacht, was für viele betroffene Menschen ganz üble Auswirkungen hatte.
Alternativen???
PDS/WASG: Schlicht unwählbar. Populismis pur, unseriös, von Profilneurotikern geprägt, nicht wirklich gesund für unsere Demokratie (wobei man sich fragen kann wie gesund unsere Demokratie noch ist!?), und zeigt deutlich, dass viele Mitbürger immer noch nichts von der Realität wissen wollen.
FDP: Immer noch die Partei der (sehr viel) besser verdienenden, die keine Politik für das Volk sondern für ihre Klientel macht. Deshalb für mich auch nicht wählbar.
SPD: Intern inhaltlich soweit auseinander, dass ich nicht sehe wie eine vernünftige Bundespolitik gemacht werden soll. Desweiteren halte ich die Bilanz von sieben Jahren Regierungsarbeit für sehr schwach (irgendjemand wollte sich einmal daran messen lassen, die Arbeitslosenzahlen unter 4 Millionen zu senken). Ich sehe nicht, dass sich in weiteren vier Jahren Regierungszeit etwas zum besseren ändern könnte. Deshalb für mich auch nicht wählbar.
GRÜNE: Für mich programmatisch immer noch eine sehr interessante Partei, die sich in den letzten sieben Jahren mit relativ kleinen Erfolgen abspeisen ließ, zu wenig Druck auf die SPD ausgeübt hat, und sich auch recht schnell an die Lust der Macht gewöhnt hat. Für mich unter Umständen wählbar.
CDU: Aus wirtschaftlicher Sicht die Partei, die am ehesten für einen leichten Aufschwung sorgen kann, von dem dann Alle profitieren würden. Damit verbunden sind mit Sicherheit aber einige Kröten, die wahrscheinlich wieder der kleine Mann schlucken darf, und die zu einer weiteren Öffnung der Kluft zwischen Reich und Arm führen können. Für mich trotzdem unter Umständen wählbar.
Fazit: Ich werde mich vermutlich zwischen CDU und GRÜN entscheiden. Mag für manchen vielleicht nicht verständlich sein, aber es handelt sich halt wirklich um eine Richtungswahl und meine Richtung habe ich noch nicht gewählt.