Beim Thema Westkurve bin ich hin- und her gerissen. Einerseits sind da klar Aktionen dabei, die eher (wenn überhaupt) in ein Fussballstadion gehören und den Ruf aller Coburger Handballfans schädigen. Andererseits kann ich beobachten, dass da durchaus eine positive Entwicklung stattgefunden hat. Die treten nur noch bei ausgewählten Spielen auf und da geben sie der Mannschaft durchaus einen Schub. Kann mich an das Heim-Derby gegen Erlangen erinnern, wo sie mit 50 Mann plötzlich hinter dem Gästeblock supportet haben. Klar kamen da auch Giftpfeile in Richtung Erlangen, aber das gehört zu einem Derby durchaus dazu. Da ist soweit ich das von meinem Platz beobachten konnte, alles im Rahmen geblieben. Jedenfalls ist mir das sehr viel lieber, als die immerselben Aktionen vom Fanclub Veste-Nord. Die haben Erlangen als größten Rivalen sogar noch freundlich begrüßt. Zeugt zwar von Sportgeist, aber wenn an diesem Tag alle Menschen bzw. Spieler diese Einstellung mit in die Arena gebracht hätten, wäre das Spiel definitiv anders ausgegangen. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich weder Veste-Nord noch der Westkurve angehöre. Aber ich habe nun mal bereits seit Angerhallen-Zeiten eine Dauerkarte und denke, dass ich das Ganze schon einordnen kann.
Ab und zu lohnt sich tatsächlich auch ein Blick auf die Facebook-Seite der Westkurve. Ich kopiere hier einfach mal einen Beitrag, der vor ein paar Wochen online gestellt worden ist und kann vorab dazu sagen, dass ich vor allem im zweiten Teil des Textes sehr viele Sachen doppelt und dreifach unterschreiben könnte. Mich würde mal eure Meinung dazu interessieren!
Zur aktuellen Situation des HSC 2000 Coburg
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, haben wir uns in den letzten Monaten mit Statements zurückgehalten. Genauer gesagt haben wir in der aktuell laufenden Saison noch gar nichts von uns hören lassen. Wir haben nach dem letzten Spiel in der ersten Liga ja bereits andeuten lassen, dass bei uns vieles nicht Fisch und nicht Fleisch ist. Dieser Zustand dauert immer noch an - nur mit dem Unterschied, dass wir uns mittlerweile geeinigt haben, dass dieser Zustand eigentlich nichts Schlimmes ist. Konkret bedeutet das: Wir wissen, dass wir die Westkurve nie wieder so groß machen können, wie sie einmal war. Dafür hat sich in der Arena und im Umfeld zu viel (leider auch Negatives) getan. Des Weiteren gibt es natürlich auch in unserem Umfeld Veränderungen, denen wir Tribut zollen müssen. Das ist in einer Gruppe, die es sich einst auf die Fahnen geschrieben hat den HSC immer und überall bestmöglich zu supporten, nach 8 Jahren (seit 2009 franCOnia09, ab 2012 Westkurve Coburg) leider üblich. Schließlich werden wir alle nicht jünger und haben unsere „wilden Jahre“ mittlerweile hinter uns. Leider haben wir es verpasst, rechtzeitig einen geeigneten und zuverlässigen Nachwuchs zu akquirieren. Nichtsdestotrotz haben wir das mögliche Thema „Auflösung“ in diesem Sommer beiseitegeschoben und uns darauf verständigt, weiterhin Teil der Coburger Fangemeinde zu sein. Erstens, weil es uns weiterhin Spaß macht, die Heimspiele des HSC an einem mittlerweile anderem Standort (ehemals DKB-Familienblock) zu besuchen und mit Freunden gemütlich bei einem Bierchen mitzufiebern. Zweitens, weil wir auch auswärts weiterhin regelmäßig mit mindestens einem Auto vertreten sind und es für uns immer noch kein Problem darstellt, bei besonderen Auswärtsspielen auf die Schnelle 50-100 Mitfahrer zu motivieren (siehe Erlangen). Drittens, weil wir zusammen mit dem Fanclub „Coburger Mohr“ weiterhin einen starken Gegenpol zum Fanclub „Veste-Nord“ stellen möchten, da es trotz einigen Bemühungen (u.a. Aussprache im März, missglückte Installation eines Fanbeauftragten) bisher immer noch nicht gelungen ist, eine gemeinsame Linie zu finden. „Veste-Nord“ treibt uns Heimspiel für Heimspiel, Auswärtsspiel für Auswärtsspiel sowie mit Kommentaren ihrer Mitglieder in sozialen Netzwerken regelmäßig die Schamesröte ins Gesicht. Als Gegenpol wollen wir das Stück Fankultur, welches uns einst in Angerhallen-Zeiten für den HSC begeistern konnte, weiterhin erhalten. Und viertens – und das ist der eigentliche Grund dieses Statements – weil wir in Sachen Vereinspolitik den Finger in die Wunde legen wollen. Leider gibt es aktuell zu viele Wunden und dagegen zu wenige Fans, die die offensichtlichen Missstände ansprechen.
Vorneweg möchten wir die sportliche Seite von unserer Kritik ausschließen. Natürlich stehen wir aktuell nicht da, wo wir es uns alle wünschen würden. Natürlich machen Spieler und Trainer Fehler, über die wir uns alle ärgern. Natürlich hatten wir vielleicht die ein oder andere unglückliche Personalentscheidung. Und trotzdem: Die fast schon unheimliche Verletzungsmisere, die ununterbrochen bereits seit Beginn der Erstliga-Saison letztes Jahr andauert, macht es jedem Trainer richtig schwer. Dass der Trainer nun von einigen Internethelden in Frage gestellt wird, zeugt übrigens auch von der traurigen Entwicklung, die die Fankultur in Coburg genommen hat. Den hätten diese „Fans“ auch nur einen Hauch Kenntnis über die HSC-Vergangenheit, dann wüssten diese, dass Jan Gorr zusammen mit „Wolfi“ Schuhmann und „Cveba“ Horvat das Beste ist, was diesem Verein passieren konnte. An dieser Stelle gebührt den Verantwortlichen ein Lob, seinen Vertrag langfristig verlängert zu haben. Des Weiteren war es auch richtig, sich endlich gegen die Kommentare eines Coburger Sportjournalisten zu wehren (Stellungnahme vom 8.11.).
Doch leider war es das dann auch schon mit Handlungen seitens der Geschäftsführung, die man loben könnte. „Der Fisch stinkt vom Kopf her“ – selten hat diese Formulierung so sehr zugetroffen wie aktuell beim HSC 2000 Coburg. Es gibt so viele Sachen, die nicht nur wir zu kritisieren hätten – die alle aufzuzählen, würde definitiv den Rahmen sprengen. Stellvertretend wollen wir aber zwei Dinge anführen:
Zum einen ist die Kommunikation zwischen Geschäftsstelle und Fans absolut mangelhaft. Zum Beispiel: In dieser noch relativ jungen Saison ist es schon des Öfteren vorgekommen, dass die Fans bei Heim- als auch Auswärtsspielen im Unklaren gelassen wurden, weshalb verschiedene Spieler nicht mal im Kader waren. Dass diese lediglich verletzt waren, erfuhr man dann erst in den Spielberichten 2-3 Tage später. Warum bietet man den Fans völlig grundlos Tür und Tor für Gerüchte, die teilweise schon hanebüchen waren? Alle Fans haben es verdient, stets auf dem Laufenden gehalten zu werden! Das gilt im Übrigen auch für die neue Gesellschaft und dem dazugehörenden Kontrollgremium „Aufsichtsrat“. Dieser ist nun seit einiger Zeit installiert, man hört im Fantalk Phrasen wie „Wir erarbeiten gerade mit dem Aufsichtsrat Lösungen“ und die Stellungnahme gegen den Coburger Sportjournalisten ist auch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Matthias Dietz unterschrieben. Doch wer und wieviele Leute gehören dem Aufsichtsrat überhaupt an? Informationen darüber? Absolute Fehlanzeige! Nochmal unsere Forderung: Alle Fans haben es verdient, stets auf dem Laufenden gehalten zu werden.
„Vor allem im strukturellen und operativen Bereich wollen und werden wir die Professionalisierung weiter vorantreiben, diverse Geschäftsprozesse weiter optimieren und zusammen mit unseren Mitarbeitern in der Geschäftsstelle das Projekt HSC kontinuierlich und mit der nötigen Geduld weiterentwickeln." Diesen O-Ton der Geschäftsführung aus dem Juni 2016 wollen wir aufgreifen und als zweiten Punkt unserer Kritik beleuchten. Die Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit geht mittlerweile leider weit auseinander. Uns ist durchaus bewusst, dass der HSC 2000 Coburg trotz anderen Behauptungen finanziell nicht auf Rosen gebettet ist und sich durch die Steuerschulden jeglichen Spielraum für Investitionen hart erarbeiten muss. Im Rahmen des Ziels „Professionalisierung“ stellen wir uns trotzdem die Frage, weshalb die Geschäftsstelle größtenteils von FSJlern und wechselnden Praktikanten am Leben gehalten wird. Um die Professionalisierung und den damit verbundenen dauerhaften Erstliga-Standort zu schaffen, benötigt es Fachkräfte. Und wenn man diese (noch) nicht bezahlen kann, sollte man die Ansprüche runter schrauben.
Sponsoren an Land zu ziehen und somit das Budget und den finanziellen Spielraum zu erhöhen ist das Eine. Das Andere ist es jedoch, als Geschäftsführer eine Firma, die die HSC Coburg GmbH & Co. KG mittlerweile ist, führen zu können. In dieser Hinsicht haben Sie noch viel zu lernen, Herr Ramer.
WESTKURVE COBURG,
im November 2017