Ist zwar so langsam bisschen OT im Hannover-Thread, aber da das ganze gerader zu einer Diskussion über die Nationaltrainer wird:
Von den Erwartungen her in Handball-Deutschland ist das sicher keine dankbare Aufgabe. (Meine jetzt nicht Aspekte wie Arbeitszeit und Entlohnung, die sind sicher traumhaft). In keinem Land gibt es mehr Handballer, aber wir haben aktuell keine wirklichen Weltklassespieler und in keinem Land kommen die Spieler aus der Liga mit solchen Beanspruchungen zur Nationalmannschaft. Von daher sind die Erwartungen an den Nationaltrainer von vornherein kaum zu erreichen.
Jetzt zu den Fällen des aktuellen Bundestrainers und des ehemaligen, die ja beide hier im Thread durchaus "gebashed" werden.
Alfred Gislason ist ein absoluter Handball-Fachmann. Er hat absolute top Vereine trainiert und zig Titel gewonnen. Man kann schon davor ausgehen, dass der sein Handwerk versteht. Was er nicht ist, ist ein moderner Trainer, der auf neue Methoden setzt oder dich auf einmal überraschen kann. Aber das kann man auch kaum von einem Trainer Mitte 60 mit seiner Vita erwarten. Man weiß halt, was man kriegt bei ihm.
Was Prokop angeht: Bei ihm ist es eigentlich tragisch, dass er so früh zum Trainer der Nationalmannschaft aufgestiegen ist. Es gibt mMn keinen Trainer in der Liga, der so viel Ahnung von Taktik und Theorie hat wie er. Das haben damals auch seine Befürworter im DHB erkennt, sonst hätte er auch nicht diesen Posten bekommen. Was aber übersehen wurde ist, dass ihm andere Aspekte noch völlig abgingen. Darunter auch die Erfahrung mit Nationalspielern zu arbeiten und generell Erfahrung auf höchstem Niveau, der er ja auch leider seine Spielerkarriere noch im Junioren-Alter beenden musste. Dazu kommt, dass er nicht, wie hier schon angesprochen über ein Wahnsinns Charisma verfügt. Über seine Auszeiten damals konnte man manchmal nur den Kopf schütteln. Ich glaube das ist schon besser geworden, auch wenn er nie Auszeiten raushauen wird wie zB ein Wiegert in Magdeburg. Das alles führte dann auch dazu, dass einige Führungsspieler in der Mannschaft in nicht (mehr) ernstgenomman haben. Ich finde es sehr schade, dass sich das Ganze im Endeffekt so entwickelt hat. Wenn seine Karriere vielleicht nicht direkt zum DHB geführt hätte, sondern er noch einige Zeit gute Arbeit in verschiedenen Vereinsmannschaften geleistet hätte (wie er sie auch aktuell im Hannover leistet!), dann hätte er eines Tages mit mehr Erfahrung auch einen herausragenden Bundestrainer abgeben können. Leider ist diese Chance wohl vertan.