Artikel in der Welt

  • Hier ein Beitrag aus der Welt, der viel Wahres enthält.



    Nordhorns böse Halle
    BeLauert
    Sportliche Höhenflüge von Vereinen gehen nicht gerade selten mit finanziellen Tiefsee-Tauchgängen einher. Erfolg auf Pump. Wie im richtigen Wirtschaftsleben. Aus gutem Grund sind die weitaus meisten Vereine denn auch keine GmbHs oder AGs, sondern nur e.V.s, so auch die Klubs der Handball-Bundesliga.


    Wenn es nämlich nach Handelsrecht ginge, müssten die Vereinsvorsitzenden von Schwartau, Eisenach, Göppingen, Magdeburg und Minden schön längst den dunklen Dreiteiler zum Lüften rausgehängt haben, um dem Amtsrichter einigermaßen adrett zu kommen, wenn man ihm montags früh weismachen soll, dass sich der finanzielle Gau dummerweise am letzten Freitag und genau nach Dienstschluss ereignet hat.


    Die HSG Nordhorn hat zwei echte Geschäftsführer, die, wenn sie einer GmbH vorstünden, schon längst säßen. Aber zum Glück ist noch nicht das Gericht, sondern erst mal der Ligaausschuss zuständig. Und der hat bisher nur Nordhorn für die nächste Saison die Lizenz zum weiteren Schuldenmachen entzogen. Die HSG soll erst mal schauen, wie sie ohne Bundesliga vom Berg ihrer Verpflichtungen runterkommt, bevor sie wieder rauf darf.


    Bei den übrigen Vereinen will man mal nicht so sein und erteilt die Liga-Lizenz mit Auflagen, also einem strengen "Du, du!".


    Ist es zu fassen? Da schickt sich die HSG an, Deutscher Meister zu werden, und ist aber auch schon so was von pleite. Die Spieler müssten längst am Sozialhilfe-Tropf hängen, aber was tun sie? Sie werfen ein Tor nach dem andern, Welthandballer Dragan Skrbic vorne weg. Wer hätte je gedacht, dass so einer samt seinesgleichen für lau spielt, denn Geld ist ja keins mehr da, wenn die Bücher nicht lügen.


    Aber noch ist natürlich nicht aller Ausschusssitzungen Abend. In Nordhorn werden deshalb eilends Versprechungen zusammengekratzt, dass man sich mit Fug fragt: Warum jetzt erst? Die Lizenz steht schließlich schon seit dem Vorjahr auf der Kippe. Mit neuem Zahlenwerk marschiert man also noch mal zur selben Instanz. Die muss dann den Zusagen noch mal glauben oder nicht, am liebsten natürlich denen vom Steuerzahler.


    Auf ein Gnadengesuch beim DHB-Präsidium will man's nicht ankommen lassen. Das hat sich zwar schon mal gnädig gezeigt, als Gummersbach auch so darbte, dass es auffiel. Aber die Präsidien können nicht schon wieder ihre Vorinstanzen düpieren.


    Nicht das zusammengekaufte Starensemble, sondern die neue Halle soll den Löwenanteil der HSG-Schulden verursachen: "Du böse Halle, du!" In Wirklichkeit sind's die Blütenträume, die aus dem Ruder gelaufen sind. Martin Lauer

  • Finde den Artikel nicht schlecht, da steckt wirklich viel Wahrheit hinter.
    Wenn dies in einem "normalen" Wirtschaftsbetrieb geschehen würde, würden die Geschäftsfüher wegen Insolvenzverschleppung im Kittchen sitzen.


    Ich hoffe natürlich, dass die HSG die Lizenz bekommt und drücke denen dafür auch die Daumen, nur unter welchen Voraussetzungen das noch geschehen soll ist zumindest für mich doch arg schleierhaft.

  • ;( Du hast größten Teils recht. Man hätte wirklich frühzeitig mit offenen Karten spielen sollen, Spieler verkaufen bzw. gar nicht erst verpflichten sollen. Super Talente aus der 2. Mannschaft integrieren sollen, dann evtl. um den Abstieg gespielt (ist ja auch ganz spannend), aber auf lange Sicht eine solide Basis geschaffen. Jetzt gehen sogar die o.g. Talente weg aus Nordhorn, traurig.

  • "Die HSG Nordhorn hat zwei echte Geschäftsführer, die, wenn sie einer GmbH vorstünden, schon längst säßen. Aber zum Glück ist noch nicht das Gericht, sondern erst mal der Ligaausschuss zuständig."


    => Aber warum nennt man das denn HSG Sportmarketing GmbH???

  • Zitat

    Original von matz
    "Die HSG Nordhorn hat zwei echte Geschäftsführer, die, wenn sie einer GmbH vorstünden, schon längst säßen. Aber zum Glück ist noch nicht das Gericht, sondern erst mal der Ligaausschuss zuständig."


    => Aber warum nennt man das denn HSG Sportmarketing GmbH???


    Der Autor wollte doch in erster Linie witzig sein und spielt wmit den Worten. Da kommt es auf den Wahrheitsgehalt nicht so genau an. Ich finde den Artikel reichlich launig, wenngleich natürlich auch witzig formuliert.


    Im Grunde wird ja das ganze lizensierungsverfahren kritisiert ("Du, Du"). In jedem Fall scheint der gute Mann die Version, dass die Halle an den Schulden Schuld sei, nicht zu glauben. Bisher konnte diese Glaubensfrage ja auch niemand sor echt auflösen.


    Bin sehr gespannt auf den nächsten Donnerstag (dann sind die 8 Tage ja rum, oder?)

    Im Vergleich zu Serdarusic muss man sich Elefanten als vergessliche, etwas schusselige Tiere vorstellen. (Süddeutsche Zeitung v. 10.2.09)