ZitatAlles anzeigenGewobau ist in Schwierigkeiten
Von unserem Redaktionsmitglied Jürgen Gruler
Plankstadt/Schwetzingen. Wer Hans-Jürgen Winter kennt, der weiß, dass dies der sicherlich schwierigste Schritt in seinem bisherigen Leben war: "Es gab keine andere Möglichkeit mehr. Ich musste am Donnerstag beim Amtsgericht Mannheim Insolvenz für die Gewobau GmbH beantragen. Ich habe bei einem Gespräch mit der Hausbank erkennen müssen, dass es keine realistische Chance mehr gibt, das Blatt noch zu wenden", sagte Winter auf Anfrage unserer Zeitung.
Noch am gleichen Tag informierte der Geschäftsführer der Gewerbe- und Wohnungsbaugesellschaft seine Geschäftspartner, vorwiegend Handwerker aus der näheren Umgebung, und Kunden, die an akutellen Bauvorhaben beteiligt sind, per Fax und in persönlichen Telefonanrufen. Auch den drei Mitarbeitern habe er die Schieflage geschildert.
Als Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Mannheim gestern die erfahrene Wirtschaftskanzlei "Wellensiek und Partner" aus Heidelberg. Die Rechsanwälte Christopher Seagon und Christoph Robbecke waren gleich vor Ort, um ein Gespräch mit Hans-Jürgen Winter zu führen und ihn über den Fortgang des Verfahrens zu informieren. Sämtliche Geldgeschäfte dürfen nun nur noch mit ihrer Zustimmung erfolgen. "Wir können zu diesem Zeitpunkt noch keine Aussagen darüber treffen, ob der Betrieb weitergeführt werden kann. Wir werden jetzt die Unterlagen sichten und aufgrund der anstehenden Feiertage wird wohl erst Mitte Januar Näheres feststehen", sagte Robbecke.
Die Gewobau war aufgrund verschiedener Probleme beim Abverkauf von Immobilien in Finanzschwierigkeiten geraten. Die Streichung des Eigenheimzuschlags und die Veränderungen der steuerlichen Grundlagen hätten es zunehmend schwerer gemacht, Immobilieneinheiten, die bereits begonnen worden waren, zu verkaufen. Manche Objekte konnten nur sehr schlecht oder gar nicht vermarktet werden. Die Kosten entstanden dennoch. Mängel bei der Ausführung in Einzelfällen hätten ebenfalls zu Zahlungsverzögerungen und Ausfällen geführt. Wobei man sagen müsse, dass die meisten Handwerker zuverlässig gearbeitet hätten. Um die tue es ihm besonders leid, sagt Hans-Jürgen Winter, da sie von der Insolvenz natürlich mitbetroffen seien. Ein Weiterführen des Betriebes hätte die Situation aber für alle wohl noch verschlimmert, so Winter weiter.
Es ist Hans-Jürgen Winter anzumerken, dass ihm die Situation sehr peinlich ist und er sich dafür schämt, dass gerade ihm das passiert ist. Bei der HG Oftersheim/Schwetzingen hat er mit sofortiger Wirkung seine Ehrenämter als sportlicher Leiter des Handball-Zweitligisten und Geschäftsführer der Spielbetriebs GmbH niedergelegt. Gewobau war einer der Hauptsponsoren des Vereins. Zudem galt Winter als Motor bei der Sponsorensuche. Die HG-Führungsspitze wird am Sonntag im Krisengespräch über das weitere Vorgehen beraten.
Schwetzinger Zeitung 15. Dezember 2007