Erst machte Marc Nagel ein starkes Spiel beim 34:28-Sieg über den VfL Pfullingen, danach lief er ein zweites Mal zur Hochform auf und kritisierte das Frisch-Auf-Management - die sieglosen sieben Spiele zeigten nach dem Abpfiff Nachwirkungen.
HARALD BETZ
Marc Nagel, ehemaliger Kapitän der Frisch-Auf-Mannschaft, war auch nach dem Abpfiff in der Stuttgarter Schleyerhalle nicht zu bremsen. "Was hier vorgefallen ist, das geht einfach nicht und das habe ich von der Führung eines Bundesligaklubs auch noch nicht erlebt", verschaffte sich der 33-jährige Gymnasiallehrer Luft. Gegenüber der Mannschaft habe er die klaren Aussagen vermisst, die er andererseits in den Zeitungen habe lesen können, so Nagel, und er ging noch einen Schritt weiter: "Mannschaft und Trainer haben sich in den vergangenen Tagen professionell verhalten, da kann das Management noch einiges lernen." Gleichzeitig stellte der Routinier fest: "Wir standen in der Pflicht und haben mit dem Sieg einen kleinen Teil davon erfüllt." Auch der Spielort Schleyerhalle passte Nagel nicht: "Ein Spiel gegen Pfullingen gehört in die Hohenstaufenhalle, so vergraulen wir die eigenen Leute." In der Tat kam in der Stuttgarter Arena keine Stimmung auf, viele Fans verließen vorzeitig die Schleyerhalle, anstatt noch zu feiern.
Am Tag nach dem Derbysieg zeigte sich Frisch-Auf-Manager Andreas Schweickert großzügig in Sachen Kritik. "Es ist legitim, wenn sich Marc Nagel kritisch äußert, aber es wäre besser, er sagt es zu uns", so Schweickert. Der Gang in die Schleyerhalle beispielsweise sei eine Gratwanderung, die zwei Mal in der Saison aus wirtschaftlichen Gründen und wegen der Sponsorenpflege zu vertreten sei. "Da muss das Management seine Rolle spielen, sonst geht das Produkt den Bach runter", stellt Schweickert fest und bezieht dies auch auf den Umgang mit Trainer und Mannschaft in den vergangenen Tagen. "Wir haben allen die Ernsthaftigkeit der Lage klar gemacht, und jetzt freue ich mich für Mannschaft und Trainer, dass das Eis gebrochen wurde", fasst der Manager zusammen.
Verständnis für die Situation des Managements vor dem Derby brachte gestern Christian Fitzek auf. Der Frisch-Auf-Trainer wusste: "Das Management wartete nicht auf eine Niederlage, der immense Druck bereitete ihm Kopfzerbrechen. Jetzt können wir weiterarbeiten." Nach dem Spiel habe er noch eine Zeit gebraucht, ehe er habe schlafen können, so Fitzek, der sich über die Unterstützung vieler Fans vor der Partie freute: "Viele haben mir Mut gemacht, da ist das Spiel viel leichter geworden. Ich glaube, ich bin bei den Schwaben mehr akzeptiert als noch vor einem Jahr."
Dies gilt jetzt auch wieder für das Management. "Ich will nicht jede Woche über den Trainer sprechen", sagt Andreas Schweickert.
Quelle: NWZ Göppingen 17.10.2003