Auch das gibt's:
Damen wollen nicht mehr für die TSG Münster spielen
Münster. Aus für die Damen-Mannschaft der TSG Münster in der Handball-Regionalliga. Allem Anschein nach wird die Saison am Wochenende 15./16. Januar ohne das Team aus Münster, derzeit auf dem sechsten Tabellenplatz, fortgesetzt werden. «Wir haben uns alle dazu entschieden, nicht mehr für die TSG Münster zu spielen», teilte Katja Lehmann gestern das Ergebnis einer Zusammenkunft der Spielerinnen am Sonntag mit und nannte als Begründung die Kündigung des Trainers zum 31. Dezember. «Wir können es nicht hinnehmen, dass uns der Trainer mitten in der Runde weggenommen wird, ohne mit uns Rücksprache zu halten», sagte Lehmann. Die Entlassung von Thorsten Schmid (das HK berichtete), sei aber nach Differenzen um die Trainingsmöglichkeiten und anderen Vorkommnissen, zu denen sich Lehmann nicht näher äußern wollte, nur das «i-Tüpfelchen» gewesen. Ihren Entschluss haben die Spielerinnen gestern bereits schriftlich dem Vorstand mitgeteilt. In Abwesenheit von Abteilungsleiter Wolfgang Scholz, der gestern aus beruflichen Gründen in Gera weilte, nahm Vereinsvorsitzender Helmut Christmann zu der Entscheidung der Mannschaft Stellung. «Ich bin stinksauer über diese Verhaltensweise», schimpfte Christmann, der in einem gestern veröffentlichten Interview mit dem Höchster Kreisblatt noch fest davon ausgegangen war, dass die Damen weiterspielen und nach kurzer Übergangszeit mit einer internen Lösung auch ein neuer Trainer präsentiert werden könne. Der Vereinsvorsitzende war davon ausgegangen, dass in einer Sitzung des Abteilungsvorstandes gestern Abend darüber entschieden werde, wie und mit welchem Interimstrainer der Spielbetrieb – heute hätte Trainingsbeginn sein sollen – fortgeführt wird. Der Abteilungsvorstand dürfte aber gestern vergeblich auf Katja Lehmann gewartet haben. Da sie die per E-Mail eingegangene Einladung nicht bestätigt habe, fühle sie sich nicht verpflichtet, den Termin wahrzunehmen, sagt die Mannschaftsführerin: «Der Verein konnte der Zeitung entnehmen, dass wir uns am 2. Januar treffen wollten. Wenn den Leuten daran gelegen hätte, uns zu halten, hätten sie uns ja vorher schon ansprechen können.»
Christmann gibt sich zwar weiterhin gesprächsbereit, zunächst allerdings sei das eine Sache der Abteilung, sagt der Vorsitzende. Da bislang nicht versucht wurde, mit dem Abteilungsvorstand eine einvernehmliche Lösung zu finden, sieht der Vereinsvorstand keinen Handlungsbedarf, solange er nicht um Vermittlung gebeten werde.
Sollte sich an der Entscheidung nichts mehr ändern und die TSG Münster die Mannschaft zurückziehen müssen, stünde der Verein als erster Absteiger aus der Regionalliga fest. Wie es mit dem Damenhandball im Verein im Sommer weitergeht, bleibt abzuwarten. Derzeit gibt es neben dem Regionalliga-Team nur noch Jugendmannschaften in Spielgemeinschaft mit der TSG Niederhofheim.
Katja Lehmann und Co. werden sich darauf einstellen müssen, im nächsten halben Jahr allenfalls noch trainieren, aber nicht spielen zu dürfen. Nach Auskunft beim Hessischen Handball-Verbandes sind die der TSG Münster schriftlich vorliegenden Zusagen der Spielerinnen bis zum Saisonende bindend, eine Freigabe liegt im Ermessen des Vereins. Schwer vorstellbar, dass diese Freigaben erteilt werden. «Nach diesem Verhalten sieht der Vorstand keine Veranlassung, die Spielerinnen freizugeben. Man stelle sich nur vor, jede Mannschaft würde künftig versuchen, uns so zu drohen», sagt Christmann. (kes)
http://www.rhein-main.net/sixc…2_news_article&id=2041092
Und das sagte der Vereinsvorsitzende zu diesem Thema (einen Tag vor obiger Meldung):
Ohne Nachwuchsarbeit kein Spitzensport
Kelkheim. Nach der Kündigung von Damen-Trainer Thorsten Schmid (das HK berichtete) gab es Kritik, der Damenhandball habe bei der TSG Münster nicht den Stellenwert, den er verdiene. Das wollte der Vorstand des Großvereins, der 1800 Mitglieder in sieben Abteilungen zählt, nicht unkommentiert lassen. Vereinsvorsitzender Helmut Christmann und der Gesamtvorstand nahmen die Differenzen in der ansonsten gut funktionierenden Handballabteilung – 14 Mannschaften sind derzeit in den verschiedenen Altersklassen und Ligen gemeldet – zum Anlass, Stellung zu nehmen. HK-Sportredakteurin Kerstin Schellhaas sprach mit Helmut Christmann über die aktuelle Situation in der Handball-Abteilung.
Die Erfolge der Regionalliga-Männer sind hinlänglich bekannt, zuletzt sorg ten aber die Damen für Schlagzeilen. Dem Trainer wurde gekündigt, es wur den Stimmen laut, Damenhandball habe keinen Platz im Verein. Ist das so?
HELMUT CHRISTMANN: Nein. Selbstverständlich hat der Damenhandball eine Zukunft. Nebenbei bemerkt: Dem Vorwurf des Trainers, er habe sein Honorar nicht erhalten, möchte ich hier widersprechen. Alle unsere Übungsleiter und Honorartrainer erhalten gegen Vorlage einer genauen Aufstellung eine Aufwandsentschädigung. Wenn Herr Schmid kein Geld erhalten hatte, lag das an ihm. Mittlerweile hat er seine Aufstellung eingereicht und sein ihm zustehendes Honorar bekommen.
Wie geht es denn nun weiter mit der Damen-Mannschaft?
CHRISTMANN: Die Verantwortlichen der Abteilung versuchen, sobald wie möglich einen neuen Trainer zu präsentieren. Bis dahin sind die Spielerinnen aufgefordert, sich vorübergehend – wie es auch andere Mannschaften bei uns schon bewiesen haben – selbst zu helfen. Das Training muss von erfahrenen Spielerinnen vorübergehend geleitet werden. Ich empfehle den Damen, dass sie mitarbeiten und für ihren Sport in der Abteilung kämpfen.
Können Sie das genauer erklären?
CHRISTMANN: Ja. Es geht um die Nachwuchsarbeit. Ziel der TSG Münster ist es, intensive Kinder- und Jugendarbeit in allen Sportarten zu fördern. Wenn sich aus dem Breitensport Talente entwickeln, wird auch der Spitzensport unterstützt. Voraussetzung ist allerdings, dass sich auch die Spitzensportler der Kinder- und Jugendausbildung annehmen – wie es zum Beispiel Konrad Bansa und Erik Kaluzinski aus der Regionalliga-Mannschaft tun. Eines der großen Probleme der Damen-Mannschaft, zu wenig Spielerinnen zu haben, hat auch damit zu tun, dass sich die Handballerinnen und das Umfeld nicht intensiv um den Nachwuchs der TSG Münster bemüht haben.
Aber wenn es zu wenig Spielerinnen gibt, wäre dann nicht eine Spielge meinschaft die beste Lösung?
CHRISTMANN: Spielgemeinschaften im Erwachsenenbereich sind nur eine Entscheidung von Fehlverhalten im Vorfeld. Vor zwei Jahren haben mich zwei aktive Spielerinnen, darunter auch die Verfasserin des Leserbriefs im Höchster Kreisblatt, um Bildung einer Spielgemeinschaft gebeten, weil in Münster nicht mehr genügend Spielerinnen da seien. Ich habe damals die Frage gestellt, wo das hinführen soll, wenn in zwei Jahren wieder wegen nicht vorhandener Nachwuchsarbeit Spielerinnen fehlen. Soll dann die Spielgemeinschaft auf drei Vereine ausgedehnt werden? Und wieder einige Jahre später auf vier, und so weiter? Noch einmal: Alle Sportarten in der TSG Münster erhalten die Unterstützung des Vorstandes in vollem Umfang, wenn sie auch für Nachwuchs, Ausbildung und entsprechenden Unterbau sorgen.
Stichwort Unterstützung: Als Vorwürfe stehen auch im Raum, Sponsoren hätten die Entlassung des Damen-Trainers betrieben, und Versuche der Mannschaft, sich eigene Sponsoren zu suchen, seien vom Abteilungsvorstand boykottiert wurden.
CHRISTMANN: Das stimmt nicht. Wir werden uns nicht vom Förderkreis oder von Sponsoren die Vereinspolitik vorschreiben lassen. Der Förderkreis ist für alle offen und die Verantwortlichen haben auf Anfrage erklärt, dass sie für die finanzielle Unterstützung sorgen, und sportliche Entscheidungen allein Vorstandssache sind. Sicher hat bei uns jede Mannschaft die Möglichkeit, sich eigene Sponsoren zu suchen. Das Geld kann dann zweckgebunden der Abteilung zur Verfügung gestellt werden. Das ist auch eine Sache der Abrechnung. Spendenquittungen kann nur der Gesamtverein ausstellen. Da gibt es klare Regeln und Strukturen. Und wenn es Probleme gibt, haben wir die Mitgliederversammlung. Dort können die Mitglieder den Abteilungsvorstand und den Vorstand wählen, die Regeln verändern und alle Fragen offen diskutieren. Ich bedaure es, dass diese Möglichkeiten meist nicht genutzt werden und stattdessen Halbwahrheiten zum Schaden unseres Vereins in die Öffentlichkeit getragen werden.
Die Zeit der Weihnachtspause wird von den Vereinen gerne genutzt, um ihre sportliche Situation zu überdenken und Weichen für die Zukunft zu stellen. Damenhandball soll es also auch künftig geben. Und was ist mit den erfolgreichen Männern? Plant die TSG Münster schon für die II. Handball-Bundesliga?
CHRISTMANN: Noch nicht. Wir werden uns aber im Laufe des Januars zusammensetzen und festlegen, welche finanzielle Basis im Falle eines Aufstiegs notwendig ist. Eines ist jedoch jetzt schon klar. Die II. Liga darf kein Abenteuer werden, von dem keiner weiß, wo es den Verein hinführt. Die Nachhaltigkeit, die wir immer anstreben, muss gewahrt bleiben.