Beiträge von Tretjock

    Es waren ja immerhin Testspiele gegen Frankreich (für viele der Titelfavorit schlechthin) und die Niederlande. Davon mal abgesehen glaube ich nicht, dass es die letzten Jahre ein Problem der reinen individuellen Qualität war. Wenn wir hier mal den Vergleich zum Handball bemühen, dann spielen sehr viele Nationalspieler bei den größten Clubs in Europa und das nicht nur in einer Nebenrolle. Viel eher war wohl die Zusammenstellung der Mannschaft nicht optimal. Das zeigt auch die Rückholaktion von Kroos, der jetzt sofort der Taktgeber und Kopf der Mannschaft ist. Mir gefällt das was Nagelsmann eine klare Rollenverteilung nennt. Andrich soll Kroos den Rücken freihalten, damit hat man auch wieder mehr defensive Stabilität usw....Jeder weiß was er zu tun hat und seine Aufgabe ist. So hatten auch schon die Basketballer einen großen Erfolg. Trotzdem geht das in Deutschland immer sehr schnell. Wenn ich da schon wieder Leute vom EM-Titel reden höre. Ein bisschen mehr Grautöne und Demut wären schon angebracht. Weder war man so schlecht wie man das nach einigen Auftritten vermuten konnte noch ist man jetzt gleich wieder ein großer Favorit auf den Titel. Ich würde sagen, man hat sehr viel Potential in der Mannschaft und kann duchaus eine gute EM spielen. Aber das gilt eben erstmal auf den Platz zu bringen und konstant Spiel für Spiel.

    Sie machen halt zu viele TF. Das ist nichts Neues, lässt sich leider kurzfristig auch nicht abstellen. Und wenn dann Spieler wie Knorr auf der Suche nach ihrer Form sind, kommt genau das zustande, was wir heute gesehen haben. Richtig überzeugend fand ich nur Köster und Uscins, bereits mit deutlichen Abstrichen noch Wolff. Ohne sie hätten wir heute verloren.

    Es geht mir um die Phase bis zum 26:21. Da hatten wir das Spiel eigentlich komplett im Griff und waren auch die bessere Mannschaft. Man setzt sich ja nicht umsonst auf 5 Tore ab. Und wenn dann noch ca. 15 Min. zu spielen sind muss man doch auch mal erwarten können das die Mannschaft das konzentriert zu Ende spielt. Weiter klare Chancen herausspielen und nicht plötzlich wieder Freestyle. Was ich feststelle ist: Wir verlassen dann zu häufig unsere Linie und nehmen uns dann wieder unvorbereitete Würfe. Das ist einfach undiszipliniert und nicht besonders clever. Bei Knorr öftes zu sehen, aber auch Köster nimmt sich dann gerne mal einen Wurf aus keiner optimalen Position. Also das ist schon ein Thema der Spielsteuerung aber auch der allgemeinen taktischen Disziplin innerhalb der Mannschaft.

    Diese Arroganz gegenüber Teams wie Österreich ist nicht angebracht. Spieler wie Bilyk und Hutecek wären für unsere NM eine echte Verstärkung. Andere Spieler der Österreicher würde ich als gleichwertig ansehen. Man mag den Stil des fülligen Kreisläufers nicht mögen, aber der Erfolg gibt ihm Recht. Es fehlt zu uns eigentlich nur die Qualität in der Breite.

    Nicht falsch verstehen, das soll nicht arrogant klingen. Man hat aber gesehen das wir die bessere Mannschaft sind. Österreich konnte nur in Schlagdistanz bleiben weil wir es zugelassen haben. Und bei den Turnieren macht es dann sehr wohl einen Unterschied ob man kräftesparend durch die ersten Spiele kommt oder einen Gegner immer wieder am Leben lässt.

    Stimmt schon aber überleg doch mal, außer Steini, Wolff und Golla sind die meisten doch noch junge Kerle die vorwiegend mitgewirkt haben. Sicher sind Kohli, Michalzik etc. erfahren aber eine wirkliche Rolle haben sie nicht gespielt. Wenn man es richtig anpackt wird die Zukunft gar nicht so schlecht. Wenn Beneke mit Uscins RR spielt, ist die NM dort gut aufgestellt. RM haben wir genügend Möglichkeiten. Nur RL mache ich mir Sorgen. Und noch eins, heute hat Pekeler quasi offiziell Abschied genommen. Ich hoffe das Thema wird nicht mehr rumgeistern.

    Alles gut, ich habe auch kein Problem damit wenn das gegen Teams passiert, die besser bzw. schon weiter sind. Ich glaube aber schon, dass man gegen Österreich auch mal erwarten kann/darf das die Mannschaft das etwas souveräner herunterspielt. Es fällt immer wieder auf, dass ein Vorsprung von 5-6 Toren zu schnell weg ist. Manchmal wirkt es dann einfach auch überdreht. Gegen Kroatien kann man auf ein Tor herankommen und man macht wieder den technischen Fehler. Das sind so Dinge, die kann man fast vorhersagen. Und daran gilt es zu arbeiten.

    Man würde sich wirklich mal wünschen, auch für die eigenen Nerven, das die Mannschaft solche Spiele souveräner und abgezockter nach Hause bringt. Die Chancen zur Vorentscheidung waren da. Glückwunsch zur Teilnahme an den Olympischen Spielen.

    Einzig die Qualifikation zählt. Wie die Quali geschafft wird, ist sekundär. Bei einem Unentschieden hätte man sich nicht nach Paris gemogelt, sondern war insgesamt einen Tick besser als Österreich.

    Nüchtern betrachtet und rein sportlich stimmt das natürlich. Ich habe auch nicht davon gesprochen, dass man dann nicht in Paris antreten sollte. Für mich ist die Art und Weise aber nicht sekundär. Es kann doch nicht der Anspruch sein. Gerade nach der ersten Halbzeit von gestern. Die Mannschaft soll jetzt mal über 60 Min. eine überzeugende Leistung zeigen.

    Wenn es vor eigenem Publikum erneut nicht zu einem möglichst überzeugenden Sieg über Österreich reicht, dann haben wir die nächsten Wochen ganz andere Diskussionen im deutschen Handball. Alles andere kann ja nicht der Anspruch sein. Selbst wenn ein Remis reichen würde. Aber es wäre ja hochnotpeinlich sich so nach Paris zu mogeln.



    Am Ende könnte man sagen, die Abpraller haben das Spiel entschieden.

    Und die beiden Kullertore der Kroaten als das Momentum gerade bei uns war. Es ist aber ziemlich müßig. Meistens gewinnt die Mannschaft, die ihr NIveau recht gleichmäßig halten kann. Und die Kroaten hatten im ganzen Spiel keine so schwachen 30 Minuten wie die Deutschen. Es kostet auch physisch und mental immer viel Kraft wenn man einem Rückstand hinterherlaufen bzw. ihn aufholen muss. So schlecht wie die Mannschaft in der ersten Halbzeit gespielt hat ist sie sicher nicht, aber man muss sich schon fragen, wieso man in wichtigen Spielen wie gegen Schweden und Kroatien in der ersten Halbzeit so desolat auftritt. Da stimmte wirklich überhaupt nichts.

    Ein Abziehbild vom Spiel gegen die Schweden. Eine gute Halbzeit reicht auf diesem Niveau einfach nicht. Die zweite Halbzeit war völlig in Ordnung. Mit einem sehr starken Uscins. Aber wenn man so eine erste Halbzeit spielt, dann verliert man auch völlig verdient.

    Also wenn wir nur die zwei Siebenmeter + die zwei freien Würfe von Dahmke zu Beginn reinmachen, dann wären es jetzt nur zwei Tore Rückstand. Was nichts daran ändert das die erste Halbzeit trotzdem sehr schwach war. Nur war die Chancenverwertung wieder besonders schwach. Nimmt man noch die vielen technischen Fehler dazu sind wir mit diesem Rückstand wiederum noch ganz gut bedient.

    Es ist schon auffällig, dass immer wenn wir weit vorne waren (13:6 und 16:9) schludrig werden. Zuletzt fast 6 Min. ohne Tor. Das kann man sich maximal heute noch leisten. Ein bisschen mehr Konzentration sollte man schon zeigen. Je seriöser man das angeht desto früher ist das Spiel auch durch. Und dann kann man immer noch durchwechseln und schonen. Diese Schwankungen zu eduzieren muss ja das Ziel sein. Und da ist mir der Gegner erstmal egal.

    Hat daran irgendjemand gezweifelt?


    Spaß. Im Ernst, das ist so eine Crunchtime-Truppe. Als die Ungarn Mitte der zweiten Halbzeit in Führung gegangen sind und das Spiel kippen kann, einfach mal vier Tore in Folge gemacht und den Druck sofort wieder aus dem Kessel rausgenommen. Hintereinander Barcelona und Vezprem zu schlagen. Hut ab. Das ist einfach nur groß. :respekt:

    Über so manche Diskussion kann man sich tatsächlich nur wundern. Barcelona ist immer noch der große Mythos im Handball. Von daher bleibt auch ein Sieg über Barca immer etwas Besonderes. Das kann doch niemand ernsthaft abstreiten. Natürlich wird das gefeiert, noch dazu zu Hause. Vergleichbar im Fußball mit einem Sieg über Real Madrid. Natürlich bringt das auch immer Prestige mit sich. Ich habe heute gelesen, dass Barcelona seit November 2021 kein Auswärtsspiel mehr in der CL verloren hat. Das ist eine unglaubliche Serie, die gestern aber auch gerissen ist. Sollten sich Barca und der SCM im Final 4 wieder über den Weg laufen, kann man sich sicher sein, dass auch diese Niederlage noch im Hinterkopf ist. Vier Niederlagen aus den letzten fünf Spielen gegen den SCM ist einfach eine Hausnummer die Barca schon lange nicht nicht mehr gewohnt ist. In der Liga haben sie ja keine Konkurrenz und international gibt es jetzt eine Mannschaft, die nicht in Ehrfurcht erstarrt sondern die engenen Spiele gegen sie immer wieder gewinnt.

    Der SCM ist längst in den Köpfen von Barca. Sobald es in die Crunchtime geht geht bei denen das Kopfkino wieder los. Das hat sich Magdeburg durch die letzten Siege in den wichtigen Spielen gegen Barcelona erarbeitet. Es gibt keine andere Mannschaft die Barca zuletzt so regelmäßig in der Crunchtime schlagen konnte. Das ist schon eine große Leistung. Mal ganz abgesehen davon, dass der Sieg komplett verdient ist wenn man noch die drei vergebenen Siebenmeter berücksichtigt und das Barca lange nur von der besseren Torwartleistung profitiert hat. Glückwunsch nach Magdeburg.

    Ein ziemlich wilder Ritt in der zweiten Halbzeit. Spielerisch selten überzeugend, aber sehr intensiv und viel Kampf. Wie so oft wenn es für beide Teams um sehr viel geht. Über das ganze Spiel betrachtet geht das Remis sicher in Ordnung, aber hinten heraus ist das extrem bitter für Flensburg. Den letzten Wurf konnte sich auch nur Lasse nehmen. Auf die restliche Saison gesehen bin ich wirklich gespannt wie sich die Kadersituation im Rückraum bei den Füchsen auswirken wird. Es macht einen großen Unterschied ob man hinten heraus noch durchwechseln kann oder ob immer die gleiche Formation durchspielen muss. Aber der Punkt in Flensburg kann natürlich noch sehr wertvoll sein.

    Genau das war mir halt zu konservativ. Es war vorher klar, dass Knorr seine Pausen brauchen wird und dann hätte ich mir gewünscht, dass entweder Weber die klare Nr. 2 ist, dann muss er auch seine Spielzeit bekommen oder Lichtlein mehr spielen darf. Wenn das hinten heraus gegen die Schweiz oder Nordmazedonien nicht möglich ist, dann kann man es natürlich auch im weiteren Turnierverlauf vergessen. Somit hing dann sehr viel an Knorr und einen Plan B gab es nicht wirklich. Hätte Häfner zweimal nicht zur Verfügung gestanden hätte auch Uscins nicht so viel Spielzeit erhalten. Man sieht ja, dass das nicht zwangsläufig in die Hose gehen muss, Talente einfach mal reinzuwerfen, auch wenn ich verstehe, dass ein Bundestrainer auch Ergebniszwänge hat. Ich möchte auch nicht alles kritisieren, die Abwehr hat mir insgesamt sehr gut gefallen, das macht Mut für die Zukunft. Leider haben wir aber aus der ersten und zweiten Welle viel zu wenig daraus gemacht. Was den Vorteil einer starken Defensivarbeit wieder etwas relativiert. Beim letzten Absatz bin ich total dabei. Ein paar Länderspiele ohne Ergebnisdruck wären hilfreich, die hat man jetzt leider nicht. Meine Hoffnung ist, dass Spieler wie Köster oder Uscins aus dem Turnier trotzdem viel gelernt haben, das fällt dann unter Turniererfahrung und Lichtlein im Verein weiter genügend Spielanteile erhält um sich für den Bundestrainer zu empfehlen.

    Spätestens mit den beiden Vorbereitungsspielen gegen Portugal war für mich klar, dass Lichtlein nur eine bescheidene Nebenrolle bekommen würde. Im 2. Testspiel wurde er Mitte der 2. HZ zusammen mit Martin Hanne, der im 1. Testspiel 5 Tore erzielt hatte, eingewechselt. Der Spielfluss ging dabei verloren und Alfred rotierte daraufhin zurück. Für mich ein Zeichen, dass das Zusammenspiel nicht verlässlich funktionierte, weil es nicht ausreichend eingeübt werden konnte.

    Und genau das verstehe ich halt nicht. Spätestens nach dem Michalczik-Ausfall war klar, dass es eine andere Knorr-Entlastung braucht. Entweder setzt man dann komplett auf Weber, gibt ihm in der Vorbereitung mehr Spielzeit, aber am Ende war es ein bisschen Weber und ein kleines bisschen Lichtlein. Ich habe die zwei Spiele gegen Portugal auch gesehen und genau da hätte man der "zweiten Garde" noch etwas mehr Selbstvertrauen und Spielzeit geben können. Mehr Testspiele hatte man ja nicht. Alfred wechselt dann oft sehr schnell wieder zurück und ist da relativ konservativ. In den Testspielen geht es aber doch auch darum, dass man nicht nur den ersten Anzug durchspielen lässt. Der muss so kurz vor dem Turnierstart sowieso funktionieren sondern möglichst den ganzen Kader einbindet und auch den Spielern dahinter ein gutes Gefühl gibt. Man kann ja vorher kommunizieren, dass es nicht entscheidend ist, dass man beide Spiele gegen Portugal gewinnt weil man mehr durchwechseln will.

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