Es hat nicht sein sollen. 7 Spiele jetzt ohne Sieg im Siegerland, 5 davon Niederlagen und 2 Unentschieden. Am Freitag in Bietigheim wird, bei allem Respekt vor Lerscht und seiner Truppe, vermutlich nichts zu holen sein, genauso wenig wie in den beiden weiteren Auswärtsspielen dieses Jahr, Eisenach und Hamburg. Die letzte realistische Chance auf 2 Punkte besteht im letzten Heimspiel des Jahres gegen Schwartau, wobei ich auch in dieser Partie die Norddeutschen als deutlichen Favoriten sehe bei der aktuellen Verfassung des TuS. Die Halle würde da sein müssen (Damit ist nicht! akustische Volksfest-Ballermann-Atmosphäre mit peinlichem Kommentator der "Zicke Zacke Zicke Zacke" brüllt wo aber keiner mit macht, der teilweise Tore durch die Halle brüllt die gar nicht gefallen sind und sich dann per Mikro beim Publikum beschwert, warum keiner mitmacht) Der letzte Sieg des TuS ist übermorgen 2 Monate her. Wenn man das Jahr 2020 nicht mit knallhartem Abstiegskampf beginnen will, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob es mit der aktuellen Konstellation weiter Sinn macht. Folgende Problemanalyse halte ich für angemessen:
1. Fangen wir in der Deckung an: Die Stimmung in der Halle geht mittlerweile zum Konsens über, dass Koloper einfach zu langsam ist. Es heißt er verliere gefühlt jedes 1 gegen 1 und sei in den Momenten, in denen er raustreten muss, viel zu behäbig und ungestüm. Das mag vielleicht stimmen, dennoch ist seine Rolle als ordnender Spieler in Drucksituationen (nicht mentale, spielerische) nach wie vor elementar wichtig. Das Gesamtbild trügt den gemeinen Zuschauer in der Stählerwiese oder vor den Endgeräten etwas, denn die Situationen, in denen er in ein 1:1 gegen einen schnelleren Spieler muss, bleiben im Gedächtnis. Wenn er aber nicht in solche Situationen, die mittlerweile die Strategie Nr. 1 gegen die TuS-Deckung ligaweit sind, muss, ist er weitesgehend solide wie ich finde. Wenn der gegnerische Angriff mit hohem Tempo Konzept spielt und auch wenn individuelle Entscheidungen plötzlich den Spielrhythmus verändern, kann er immer noch relativ gut das Spiel lesen und als lautstarke Person auf der Chefposition die Laufwege und Positionen seiner Mitspieler regulieren. Es fallen wenig Tore wegen individueller Fehler von ihm abseits der 1:1-Situationen. Dennoch hat der Innenblock Rink-Michel am Samstag gut funktioniert, wenn auch Konstanz quasi zeitgleich verhältnismäßig stark eingebrochen ist. Ich sehe jedenfalls bei aller teils berechtigter Kritik am Deckungszentrum dieses nicht als Hauptproblem des TuS Ferndorf im Dezember 2019.
2. Die Torhüterfrage ist nach wie vor ein Hemmnis für die Konstanz auf dieser in der 2. Bundesliga sehr wichtigen Position. Puhl und Durica tun sich bisher nicht viel, Hottgenroth sehe ich einen Tick vor den beiden, unter anderem hat er aktuell ein gewisses "Momentum" auf seiner Seite, da er zum ersten Mal in seiner Karriere in der 2. Liga auftrumpft und größere Duftmarken hinterlässt. Durica ist natürlich ein bitterer Fall. Im Foyer in der Halle wurde sich am Samstag erzählt, dass er nur deshalb in Gummersbach im Kader war (Und Hottgenroth dafür nicht) weil die Sponsoren, die die vollständige Finanzierung des teuren Kroaten übernehmen, Druck machen, dass sie nicht mehr bereit sind weiter zu finanzieren, wenn ihre Kapitalanlage nicht spielt. Genau das hatte ich vor ein paar Monaten hier übrigens mal als sehr gefährlichen Einfluss von externen Finanzierern auf die Vereine angemahnt. Jedenfalls denke ich, sollte einigermaßen zügig eine Entscheidung für die Nummer 1 für einen gewissen Zeitraum getroffen werden, wenn alle 3 immer Mal wieder spielen und kaum in einen festen Rhythmus kommen, bleiben die Torhüterduelle weiterhin zumeist bei den gegnerischen Gespannen/Trios.
3. Die Offensive: Hakt. Lebt meist von indivduellen Szenen. Andersson ist bisher der allesüberragende Spieler und hat mit Basic einen Back-up mit solidem Zweitliganiveau. Die beiden haben eine ähnlich hohe Spielintelligenz, auch wenn sie jeweils einen etwas unterschiedlichen Spielmachertyp verkörpern. Jedenfalls ist auch die Spielmacherposition kein wirklicher Problemfall, abgesehen von individuellen Leistungsschwankungen #ohnekonstanzgegenkonstanz. Julian Schneider hat bisher viel auf Links Außen gespielt, was die katastrophalen Abwehrfähigkeiten Patrick Webers und die körperliche Untauglichkeit von Barwitzki und Neitsch für die Halbposition als Ursache hat. Da durch Koloper jeden Angriff mindestens ein Angriff-Abwehr Wechsel stattfindet, wäre ein Zweiter die vollkommene Katastrophe für die Ferndorfer erste Welle (Welche auch so schon kaum existent ist, aber dazu später mehr)und das Tempospiel. Und so deckt Schneider auf Halb und Weber auf Außen und gegen Konstanz saßen zwei fitte Linksaußen zu Beginn auf der Bank, weil der Kader in dieser Angelegenheit schlecht zusammengestellt ist und man, wenn man "Königstransfer" Weber spielen haben will, zumindest eine Halbzeit mit einem Rückraumspieler auf Linksaußen spielen muss, na bravo. Auch im Angriff ist Weber zu unvariabel, wenn er in die Tiefe geht, ist meist nicht viel drin. Das wissen natürlich auch die Gegner, es ist verhältnismäßig einfach sich auf ihn und die Handlungen die seine Schüsse vorbereiten einzustellen. Faulenbach verkörpert eigentlich das ideale Maß an Variabilität für die zweite Liga, ist aber seit Monaten in desaströser Form. Ich hoffe, dass der neue Trainer es schafft Müller zu halten und ihn zu entwickeln, Lerscht verkennt leider völlig seine Potentiale. Man hätte auf RL statt Weber meiner Meinung nach lieber einen Spieler Marke Faulenbach geholt, nicht ganz so schussstark aber dafür stärker was das Spielverständnis und die individuelle Stärke in der Tiefe angeht. Zumal man mit Bornemann quasi einen gleichen Spielertyp geholt hat mit dem Unterschied, dass Bornemann Abwehr spielen kann und im Angriff zumindest um die Option "Durchbruch zwischen 1 und 2" reicher ist als Weber, was vermutlich an seinen physischen Fähigkeiten liegt. Im Sommer zwei Schützen zu holen und in der Starting 7 Andersson zwischen sie zu stellen, war von mir schon vor der Saison als bedenklich eingestuft worden und es stellt sich raus, dass es tatsächlich bedenklich geworden ist. Der Angriff des TuS strotzt nur so vor fehlender Dynamik, Berechenbarkeit und Eindimensionalität. Andersson braucht mindestens einen Spieler neben sich, mit dem er auf seinem spielerischen Niveau Kleingruppe spielen kann. Das kann rechts weder L. Schneider noch Bornemann und links nur Faulenbach. Ich hätte gerne mal erlebt, wie Andersson mit Stojcevski ausgesehen hätte, der in der letzten Abstiegssaison im Winter gekommen war. Deshalb sieht es dann aktuell letztlich so aus: Viel Bewegung, viel Kreuzerei, viel Abläufe und Inszenierungen (Oder sagt man "Inszenesetzungen?) aber wenig Ertrag weil der Gegner einschläft, wenn er genug Video geguckt hat. Eine erste Welle hat der TuS übrigens auch kaum, der Koloper-Angriff-Abwehr-Wechsel nimmt zu viel raus und gibt den Gegnern zu viel Möglichkeit zu Rückzugsverhalten. Rüdiger hat gegen Konstanz gezeigt, wie wichtig er ist wenn er das tun kann, was seine Stärke ist und was schon die Stärke seines Vorgängers war: Tempospiel und schnelle 1./2. Welle. Wenn man es wie bisher allerdings nicht schafft, genau diesen Handball zu etablieren, muss man Rüdiger, obwohl er individuelle Klasse hat, wohl leider als Fehlkauf bezeichnen, er passt einfach mit seinen Stärken nicht in den langsamen und monotonen Handball, den der TuS derzeit spielt. Das Dormagen-Spiel hätte Lerscht spätestens wachrütteln müssen, denn die Rheinländer haben die Vorhersehbarkeit und die vollkommen fehlende Flexiblität im TuS-Spiel sowie in Lerschts Reaktionen darauf konsequent dekonstruiert. Leider geht es seitdem einfach weiter wie vorher, weshalb ich zu meiner These vom Anfang zurückkomme: Man sollte anfangen sich zu überlegen, ob es in dieser Konstellation so weitergeht.