"Gut" liegt natürlich immer im Auge des Betrachters, aber man sollte sich als HBL-Mitglied noch stärker klar machen, dass man Teil der Unterhaltungsindustrie und das Zugpferd für den Handball ist. Sportpuristen mögen das anders sehen, die sind aber nur ein kleiner Teil der Zielgruppe. Aus Gesprächen mit Sportveranstaltern, weiß ich, dass eine wachsende Anzahl der Zuschauer am Spektakel interessiert ist (sog. "Event-Publikum"), auf die aus finanziellen Gründen nicht verzichtet werden kann. - Die gebotenen Standards müssen sich daher zwangsläufig weiterentwickeln und mit dem Zeitgeist gehen, sonst wird es zukünftig schwer sich am wandelnden Markt zu bestehen. Nur mit einem Handballspiel alleine fesselst Du die Leute heute nicht mehr und wirst keine nennenswerten neuen Zuschauerschichten gewinnen.
"Think big" ist ja per se keine schlechte Strategie. Ein gelungenes Marketingkonzept sehe ich hinter dem Leitspruch aber bisher nicht, deshalb fände ich es besser, wenn man es nicht mehr so stark betont. Wenn ich als Außenstehender zu einer Veranstaltung "der stärksten Liga der Welt" gehe, dann würde ich immer erwarten, dass da mehr geboten wird, als nur das Spiel an sich.
Die Weiterentwicklung des Premium-Produkts erscheint mir bisher sehr unkoordiniert und die Außendarstellung zu oft richtig amateurhaft.
Da scheiden sich eben die Geister, beim SCM beispielsweise ist die Halle seit Jahren ausverkauft und das komplett ohne Halbzeitshow und besondere Einlagen. Ich denke, es würde in der Getec auch eher schlecht ankommen, wenn das nun geändert würde. Und der DYN-Zuschauer würde, dank blauer Dauerschleife, auch kaum etwas vom "Event" mitbekommen.
Das sogenannte Event-Publikum habe ich dann in der NBA in Boston erlebt, wo man das Gefühl hatte, selbiges befindet sich auf einem Wandertag - wirkliches Interesse am Sport war da bei den meisten gar nicht vorhanden. Inzwischen kämpft die NBA mit sinkenden Zuschauerzahlen, weil ihr "Produkt" durch die 3er-Flut uninteressanter geworden ist. Und so müssen neue Märkte her.
Mein Ansatz wäre es, die Stars bzw. Leistungsträger mehr in den Fokus zu rücken. Wann hatte beispielsweise die NBA ihre gefühlt stärkste Zeit? Als es einen Jordan, Pippen, Magic, den Mailman, Rodman gab und das ganz ohne Insta, TikTok und Co. Wir haben jetzt keinen Michael Jordan (auch wenn manche Gidsel dazu erklären möchten), aber wir haben viele richtig interessante und überragende Handballer in der Bundesliga - deren Können müsste in Social Media präsenter gemacht werden. Dazu hat die Erzählung der Rivalität zwischen Füchsen und SCM bereits begonnen und nimmt weiter Fahrt auf. Die Klassiker Flensburg vers. Kiel sind nach wie vor präsent, und, und, und.
Wenn die Medien interessante Geschichten erzählen können, wird mehr berichtet und das Interesse steigt automatisch. All diese Zutaten sind schon da.
Auf das, was in anderen Ländern passiert, hat die HBL keinen Einfluss, die HBL könnte aber wie die NBA der 80er und 90er - Jahre sein/werden: das Zugpferd oder "the place to be" für den Handballsport.