Neue Zahlen, neue Prüfung
Essen, 31.10.2008, Von Ralf Ritter
Öffentlich hält sich HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann weiterhin zurück. "Die Lage ist sehr dramatisch", sagt er nur. Tusem-Geschäftsführung und HBL-Chef äußern sich über den Verlauf des "offenen" Gesprächs positiv
HANDBALL DIE KRISE BEIM TUSEM Gestern Morgen. Krisengipfel, Teil zwei. Die neue Tusem-Geschäftsführung, vertreten durch Niels Ellwanger und Thomas Vomfell, schildert dem Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann, die finanzielle Situation. Der HBL-Chef hält sich nach dem anderthalbstündigen Treffen bedeckt, sagt nur, was längst bekannt ist: "Die Lage ist sehr dramatisch." Die Zukunft des Profi-Handballs in Essen, sie bleibt offen. Bis Mitte nächster Woche. Dann will der Tusem öffentlich reinen Tisch machen.
Rückblick: Mittwoch, 15. Oktober. Krisengipfel, Teil eins. Horst-Gerhard Edelmeier, bis vergangenen Sonntag noch Geschäftsführer der Tusem HSB, erläuterte Bohmann die finanzielle Situation. Ergebnis: "Es brennt lichterloh", sagte Bohmann damals. Von einer Frist von sieben Tagen war die Rede, die sich aus fälligen Forderungen von Gläubigern ergebe. Vor der Sitzung aber hieß es, die kurzfristigen Verbindlichkeiten beliefen sich auf 400 000 Euro - und hinterher hieß es, die sofort benötigte Summe sei: geringer!
Gestern, nach dem Treffen mit der neuen Geschäftsführung, sagte Bohmann: "Die Lage ist schlimmer als angenommen." Es fehlen - kurzfristig - weit mehr als 400 000 Euro. Insgesamt drücken den Klub Verbindlichkeiten von mehr als einer Million Euro.
Die neue Geschäftsführung hat also, das hat nun auch Bohmann schwarz auf weiß, ganz andere Zahlen entdeckt als Edelmeier angegeben hat. Konsequenz der HBL? (Noch) kein klares Wort dazu. Man werde, sagte Bohmann mit Verweis auf die nun vorliegenden "neuen Zahlen", weiter prüfen, ob bei der Lizenzierung und danach falsche Angaben gemacht wurden. Vor einer abschließenden Bewertung - und möglichen Bestrafung - müsse er sich auch mit den Kollegen der Lizenzierungskommission besprechen, mit Wirtschaftsprüfer Siegfried Friedrich und Richter Rolf Nottmeier.
Prüfung, Sitzung, das dürfte dauern - vemutlich länger, als dem Tusem bis zu einer Entscheidung, ob Insolvenz angemeldet wird oder nicht, noch bleibt. Bohmann: "Die kurzfristigen Verbindlichkeiten drücken. Der Handlungsdruck ist größer denn je."
Immerhin: Ellwanger und Bohmann äußerten sich über den Verlauf des Treffens unisono positiv. Sein erster Eindruck der neuen Tusem-Bosse und ihrer Arbeit sei "gut", sagte Bohmann, fügte freilich an: "Nicht umsonst hat der Tusem zwei Sanierungsexperten in die Geschäftsführung berufen." Auch Ellwanger sagte, das Gespräch sei "im Prinzip gut" verlaufen. Man habe alles offengelegt, Bohmann habe erklärt, "dass er uns konstruktiv begleitet". Und umgekehrt sei die HBL "immer einer unserer ersten Ansprechpartner".
http://www.derwesten.de