Besonderheiten Schweizer Handball

  • Ja, schon alles perfekt, gelle? :)
    Ich hatte mal am Anfang der Runde die Mannschaftskarte zu erstellen vergessen und wir füllten ein Leerformular handschriftlich aus. Das brachte uns im Lauf der Woche den etwas erzürnten Anruf vom Spieleinteiler ein, der uns eindringlich aufforderte, das nicht noch einmal zu tun, denn "das könne ja kein Mensch lesen" (wobei er wahrscheinlich recht hatte).
    Also trägst Du lieber zu viele Spieler auf der Karte ein und streichst sie dann einfach durch. Korrekterweise müsste dann noch der Schiri ein Häkchen zur Bestätigung davor machen. :D
    Aber im Prinzip geht natürlich auch noch nachtragen mit Einvernehmen des Referees. :)

  • Der Bereich ANIMATION umfasst U9, U11, U13; also F-E-D-Jugend. In diesem Altersbereich braucht man keine zentrale Lizenz, es werden Spieltage (meistens Sonntag) mit 3 (bis evtl. 4) Spielen jeder gegen jeden (Mini-Turnier) vereinbart.
    Besonderheiten zeichnen vor allem den U-13-Bereich aus. 1) Es wird 2 x 15 Minuten gespielt. Bei 3 Spielen an einem Vormittag oder Nachmittag sind das immerhin 90 Minuten. 2) Bei grosser Überlegenheit kann ein Trainer einen Spieler rausnehmen und der andere Trainer einen Spieler mehr reinschicken. Zudem gibt es zwei Stärkeklassen: Fortgeschrittene und Beginners. 3) Mädchen und Jungen spielen gemeinsam, also bunt gemischt. Zwar gibt es auch reine Girl-Teams, aber in der Regel wird gemischt. Ich halte dies für erstaunlich, da nach meiner Erfahrung sich bis 12 Jahren (Pubertät setzt dann ein) sich Buben und Meidli eher nicht vertragen. Nicht so in der Schweiz: Da geht es gemeinsam auf das Spielfeld. Das ist eindeutig als Erziehungsziel postuliert. 4) Sehr bedeutsam: Es wird nur mit 1 Torw. und 5 Feldspielern gespielt (Standardspielfeld). ((Ausserdem gibt es 2 Spieltage in der Runde mit 3 + 3-Modus...)). Das hat einschneidende Konsequenzen: Fast JEDE Mannschaft spielt MANNDECKUNG, weil bei diesem kastrierten Aufgebot (man spielt, wie wenn immer 1 Spieler hinausgestellt wäre) die Abwehr grosse Lücken aufweist und 5:0 oder 4:1 oder 3:2-Systeme kaum Erfolg haben. Daraus folgt wiederum: KEIN POSITIONSANGRIFF, entweder kommt der Angreifer frei durch oder es erfolgt sofort der Schnellangriff durch den Gegner.. Die Konsequenzen sind weitreichend: Lauftäuschungen anstatt Körpertäuschungen, kein Sprungwurf, kein Stossen, nur viel freies Spiel. :D :D :D
    === Meine klare Meinung: Hier werden 2 Jahre vergeudet. So ein Modus könnte man in der E-Jug. spielen, aber doch nicht mehr in der D-Jugend. Na ja, auch in Deu. gibt es viele Superpädagogen und Heilsbringer, die immer wieder Experimente als Super-Innovation verkaufen, aber nur Unruhe und Verwirrung stiften. Am guten Standard-Handballspiel geht m.M. dennoch kein Weg vorbei und das ab der E-Jugend...

  • Noch ein paar Bemerkungen zur Schweizer Szene. Ich habe in der Jugend bis jetzt noch kein einziges SONNTAG-Spiel gehabt. Jetzt bekomme ich eins (natürlich bei Kadetten Schaffhausen...). Ich habe keine Ahnung, warum der SONNTAG so ausgespart wird. Aus Rücksicht auf die Familie ?? :(
    Das ist natürlich für den Spieleinteiler ein grosses Handicap, weil er viel weniger Spieltermine zur Verfügung hat. :D :D
    Und in der Regel endet die SAISON am 31. März. So auch dieses Jahr, aber weil es hinten und vorne nicht reichte, muss jetzt in der Jugend bis zum 26.04.08 gespielt werden. Liga 1 Herren muss z.B. bis 31.3. fertig sein.
    ?(?(?(
    Daraus ergeben sich merkwürdige Phänomene:
    - die meisten Teams spielen nur von OKTOBER bis MÄRZ. Dann ist erst mal 6 Monate RUHE; :rolleyes::lol::nein:
    - manche Teams machen im April vier Wochen Ferien vom Handball (so die Damen-Mannschaft und Herren 2 bei uns). :pillepalle:


    Solche Bräuche sind schon schwer zu verstehen. Und viele solche Details kommen dann zusammen. Ich würde da manches ändern wollen. Aber das ist in der Schweiz SEHR SCHWER. Ein zähes Land... Und im Handball eben international zweitklassig. Na ja - so ists eben.

  • Dies mit dem Sonntag ist sicherlich von Region zu Region unterschiedlich. Im HRVAG+ gibt es keine spielfreie Tage, die Spieleinteilung versucht natürlich Spiele unter der Woche nicht zum Regelfall zu machen, jedoch gibt es auch dies. Ich glaube zudem, dass das Sonntagsnichtspielgebot, v.a. angewendet wird, weil die Hallen geschlossen sind.

  • Bin heute auf folgenden Begriff auf der Schweizer Verbandshomepage gestolpert.


    Spielermutationen


    Dahinter verbergen sich folgende Themen.


    Original von rro.ch
    Beliebte Sportarten aber auch Randsportarten wie Handball kommen beim Publikum an.


  • Na ja, Mutation = Änderung, Wandlung.
    Ich sag ja schon die ganze Zeit:
    Das is ne ganz eigene Sprache. Dauernd triffste
    auf so Dinger. Und wenn es dann noch
    französisch wird, Gott bewahre !!!
    :) :D

  • Noch ein Ausflug zu den Männern in Schwarz:
    Ich habe das Phänomen zwar auch schon in Deutschland bemerkt, es aber in dieser Häufigkeit und in dieser Rasanz nur in der Schweiz erlebt. Ich meine die Nachdrücklichkeit und Schnelligkeit, mit der die Schiedsrichter ihre Strafen gegenüber der Bank steigern. Ich würde es mal "Strafsteigerung in Blitzgeschwindigkeit" nennen wollen.
    Beispiel: Am Sa, 23.2.08 spielen in der Meisterklasse HRVOST der MU 15 (C-Jug. mä.) die Vereine HC Flawil 1 und Pfader Neuhausen 1 (33:28) gegeneinander, Referee ist laut Plan Heinz Meli. Der Schiri macht einen kompetenten, fitten Eindruck, lässt gut Vorteil laufen und hat das Spiel sehr gut im Griff. Das Einzige, was ich ihm ankreiden würde, ist, dass er etwas zu wenig Schrittfehler pfeift. :(
    Neuhausen liegt hinten und versucht in der 2. HZ. mit doppelter Manndeckung den Rückstand zu verringern, was durchaus gelingt. Ein Anspiel an den Kreis wird vom Verteidiger abgefangen, der Angreifer geht auf ihn drauf und hat vollen Körperkontakt. Der Pass zum Tempogegenstoß ansetzenden Aussen wird durch Schlag auf den Arm unterbunden, ein zweiter Angreifer geht in den abschlaffenden Pass und wirft ein Tor. Schiri steht auf der anderen Seite, Trainer brüllt sitzend los und beschwert sich zu Recht. Schiri läuft zur Bank, breitet Hände aus und fordert Ruhe. Trainer meckert gemässigt weiter. Schiri zieht gelbe Karte. Trainer schüttelt den Kopf - Schiri zeigt zwei Minuten-Strafe (innerhalb von ca. 5 Sec.). Trainer holt Spieler heraus, Schiri fasst nach hinten, merkt den Blödsinn und lässt rote Karte stecken. - Nun, Schweizer Trainer sind auch Menschen mit Gefühlen und Gerechtigkeitssinn. Aber diese Tendenz, jede Kritik schon im Ansatz unmittelbar und mit absoluter Eskalation der Strafen zu unterdrücken, das ist typisch schweizerisch. Meine ich. :D :D :D