!!!Euer Rat ist gefragt!!! 1 gegen 1 Situation

  • Hallo liebe Handballfreunde,


    ich wurde heute von meinem Trainer darauf angesprochen, dass ich mich in 1:1 Situationen in den Abwehrspieler "rein drehe" und so leichter festgemacht werden kann. Kennt ihr das Problem und wisst ihr wie ich das ändern kann (Spiele in der B-Jugend, Postion: Mitte) ?


    Wäre da wirklich für jeden Tip dankbar, da es bei uns jetzt auch wirklich um Stammplätze geht.


    Vielen Dank schonmal im voraus! :)

  • Das müssen wir etwas genauer aufdröseln. Ich gehe mal davon aus, dass Du bei 1gegen 1 die Körpertäuschung meinst. Dann kommt es darauf an, ob Du Dich bei der Wurfarmseite oder der Gegenwurfarmseite reindrehst.----
    Prinzipiell kannst Du Dich nicht reindrehen, wenn Du genügend Abstand hast vom Abwehrspieler. Hört sich primitiv an, ist aber wichtig. --- Weiterhin: Wenn Du eine Drehtäuschung machst, also frontal auf den Verteidiger zuspringst, dann aber Dich wegdrehst nach hinten und seitlich (mit Prellen), dann kommt es darauf an, dass Du Dich explosiv drehst, dann hält Dich keiner mehr. --- Wurfarmseite: Viele Spieler laufen anfangs bei der Körpertäuschung einfach geradeaus. Das wird bei Dir hoffentlich nicht mehr der Fall sein. Wenn Du in den Nullschritt einspringst, dürfen die Beine nicht zu eng, aber nicht zu weit auseinander stehen. Wenn sie zu weit auseinander sind, fällt das Abheben des Beines auf der Wurfarmseite schwer und wird nicht nach rechts (beim Rechtshänder) gesetzt oder auch manchmal gedreht. Der zweite Schritt zur Seite ist dann entscheidend, ob Du Dich seitlich vom Verteidiger absetzen kannst. Explosivität ist gefragt. ---- Wurfarmgegenseite: Auch als Überleger, Überzieher o.ä. oft trainiert. Ich lehre so, dass auch dort 1 x geprellt werden soll (möglichst mit LINKS, gelle), dann kann man schön weit weg vom Verteidiger vorbeikommen.-- Also, wo ist nun genau das Problem?????? ?(

  • @ LagoTraining: Kannst du aus dem "prellen soll" am Ende nicht ein "prellen kann, wenn es sein muss" machen :) ? Warum sollte ein Spieler da prellen "sollen"? Das ist nur ein Hilfsmittel, weil irgendwelche körperlichen oder koordinativen Fertigkeiten fehlen und ermöglicht dem Gegner das Herausspielen den Balles...


    Marago: Denk immer dran, dass du nicht auf deinen Gegenspieler zulaufen musst ;-). Wär ja auch dumm. Warum sollte man denn zum Gegner laufen, wenn der einem doch den Ball wegnehmen will...! Also läufste am Besten dahin, wo Platz ist, nämlich neben den Abwehrspieler. Links oder Rechts ist erstmal egal. Dann muss der abwehrende Spieler sich schon einmal zu dir hin bewegen. Tut er es nicht läufst du einfach durch ;-). Wenn er es tut, kannst du immer zur Gegenseite abbrechen, was dir im Normalfall einen Raumvorteil verschafft, weil der Abwehrspieler ja erstmal die Richtung wechseln muss.


    Jetzt gehen wir mal davon aus, dass du trotzdem auf den Abwehrspieler zuläufst (warum auch immer ;) ). Dann bewegt der sich natürlich erstmal nicht und du musst ihn irgendwie täuschen, damit du vorbeikommst. Das geht per Körper-, Pass-/Wurf, Lauf- oder Blickfinte.
    Körperfinte = Durch eine Gewichtsverlagerung oder Verlagerung des Oberkörpers wird der Abwehrspieler verarscht :p
    Pass- und Wurffinte = Das ist ja eigentlich klar.
    Lauffinte = zum Beispiel ein Haken
    Blickfinte = Das ist eigentlich auch klar. Geht am Besten in Kombination mit der Passfinte ;)


    Dein Problem liegt wohl in der Lauffinte. Da gilt immer:
    (1) Richtiger Abstand zum Gegenspieler. Das ist etwa die Länge deines ausgestreckten Arms.
    (2) Glaubhafte Täuschbewegung: Überleg dir mal, wie es aussehen würde, wenn du nicht täuschen, sondern durchlaufen würdest. Deine Täuschbewegung soll ja genau das verkaufen, also sollte sie ähnlich aussehen. Es gehört auf jeden Fall dazu das Gewicht auf den Fuß zu verlegen, mit dem du täuscht.
    (3) Explosive Gegenbewegung (2. Schritt). Das kannst du üben. Ich denke hier passiert dein "eindrehen", weil du entweder versuchst dein Gesicht oder den Ball zu schützen oder bereits mit diesem Schritt am Gegner vorbeikommen willst (v.a. bei der Bewegung gegen die Wurfhand). Mit dem richtigen Abstand kannst du aber frontal bleiben! Dieser Schritt ist noch nicht dazu da am Gegner vorbeizukommen, sondern seitlich von ihm weg.
    (4) Schritt in die Tiefe (3. Schritt). Direkt nach dem explosiven Schritt kommt ein schneller Schritt in die Tiefe, der dich endgültig am Gegner vorbeibringt.
    (5) Absprung, Ausholbewegung, Wurf


    Das Abdrehen lasse ich mal weg, ich denke nicht, dass dein Trainer das meint.


    Während dem ganzen Prozess kann du den Ball gesichert in beiden Händen halten, wenn du keine zusätzliche Finte (z.b. Passfinte) benutzt. Tippen, bei der Aktion gegen die Hand, nur wenn du gar nicht anders kannst...! Gleiches beim Überzieher. Nach dem Überzieher ist es übrigens am einfachsten leicht schräg in den Raum hinter den Abwehrspieler zu laufen ;). Also nicht nach links oder rechts weglaufen, da kommt nur der nächste. Wenn du es richtig gemacht hast, ist der Abwehrspieler nach dem Überzieher hinter dir und kann dich nicht mehr ohne 7m-Foul verteidigen.


    Du musst außerdem daran denken, dass dein Gegenspieler irgendwann ein Bild von dir hat ;-). Wenn du 10x einen Haken nach rechts macht, dann stellt der sich darauf ein. Das kannst du benutzen, indem du eine Aktion ein paar mal machst und dein Verhalten dann plötzlich änderst. Das ist wie Pascal Hens, der plötzlich nach Außen durchgeht ;-).


    Und zuletzt noch ein Tipp: Schau dir deine Gegenspieler genau an. Manche stürmen dir entgegen, da musst du eigentlich nur ausweichen :D. Andere bleiben stehen und sinken zurück, wenn du kommst. Das ist auch nett, weil du da einfach Abspringen und werfen kannst. Soll mal jemand aus der Rückwärtsbewegung nen anständigen Kontakt suchen oder blocken. Da kannst du also drüber werfen ;-). Und wieder andere bleiben stehen und warten ab, was du tust. Da gilt dann das oben genannte.


    Im Endeffekt ist bei jeder Finte nur eines wichtig! Der Abwehrspieler muss denken, dass du durchgehen/werfen/passen/etc. könntest. Ob das wirklich so ist, ist völlig nebensächlich ;-). Wenn er denkt, dass du könntest, hast du gewonnen :p. Wie oft hab ich schon Spieler gesehen, die in einer 1-1 Übung ohne Mitspieler auf Passfinten reingefallen sind... :D

  • LagoTraining: Kannst du aus dem "prellen soll" am Ende nicht ein "prellen kann, wenn es sein muss" machen :) ? Warum sollte ein Spieler da prellen "sollen"? Das ist nur ein Hilfsmittel, weil irgendwelche körperlichen oder koordinativen Fertigkeiten fehlen und ermöglicht dem Gegner das Herausspielen den Balles...

    Tja, ORANGE: Nicht tief genug gedacht, leider... Klassischerweise hast Du ja (als Rechtshänder) bei der Körpertäuschung nach links (Wurfhandgegenseite) den Vorteil, mit Nullschritt - links abheben und nach links setzen - mit rechts seitlicher Schritt nach links - mit links nach vorne setzen und mit Sprungbein abspringen Deine 3 SCHRITTE voll ausgereizt und MUSST nicht prellen. === Das führt in der Folge nach einigen Monaten/Jahren dazu, dass diese Täuschung nach links nur in einem bestimmten Abstand (!) zum Torraum ausgeführt wird und gar nie mehr weiter weg UND mit prellen..... Leidvolle Erfahrung eines Jugendtrainers.
    Zwotens: Wenn Du die Körpertäuschung einführst (z.B. zwotes Jahr D-Jugend männlich), dann sind die Jungs zwar schnell, machen aber keine so grosse Schritte. Und dann noch offensive Abwehr - du WEISST schon............... Also sollen bzw. MÜSSEN sie sogar prellen, oft sogar zwei- oder drei Mal. Und das ist dann Basics bzw. Grundausbildung. Später kannst Du dann die Täuschung ohne Prellen ruhig durchgehen lassen, wenn die Situation eben etwas näher am Torraum ist (z.B. 6:0-Deckung).
    Einverstanden?? Würde mich freuen... :)

  • Erstmal vielen, vielen Dank. Ich glaube, dass ich das Problem habe zu nah an der Abwehr zu sein. Das liegt wohl daran, dass ich nicht weiß wie ich als Mittelmann aus meiner Position in der Mitte blitzschnell auf die 1:1 Situation wechseln kann (in der Theorie ist das wahrscheinlich ganz einfach, aber im Spiel klappt das dann einfach nicht). Was empfehlt ihr mir da??

  • Ich bin damit einverstanden, das als Hilfe anzusehen ;-). Zum Beispiel bei der Einführung in der D-Jugend, weil die Kids körperlich nicht so weit sein können. Das habe ich ja auch geschrieben (fehlen körperlicher oder koordinativer Fähigkeiten).


    So wie du das beschreibst, müssten die Spieler nach dem 1-1 mit Durchbruch ZUR Wurfhandseite auch tippen. Da verbrauchen sie auch alle drei Schritte (Nullschritt-links-rechts-links). Sagst du ihnen da auch, dass sie tippen sollen? Wenn ja - warum? Wo findet man auf Leistungsniveau Spieler, die ohne Not nach dem 1-1 tippen?


    Mal ganz theoretisch:
    RM (Rechtshänder) spielt 1-1 gegen offensive Abwehr-Formation 3-2-1 mit Libero. Er bricht gegen die Wurfhandseite durch. Welche Situationen können entstehen?
    (1) HR hilft nicht -> Wurf. Wenn der RM noch tippt, kann der HR den Ball noch rausspielen. Gleiches gilt für VM, der eine zweite Chance erhält. Und zu guter Letzt wird dem HM Zeit geschenkt um den Retter in der Not zu spielen...
    (2) HR hilft -> Pass zu RL. Jedes Tippen würde dem HR ermöglichen den Pass durch ein Festmachen zu verhindern.


    Ich finde nur einen einzigen Grund, warum der RM tippen könnte: Ihm fehlen die körperlichen Voraussetzungen um ordentlich Abzuspringen oder ihm fehlen die koordinativen Voraussetzungen um die Finte so auszuführen, dass er richtig abspringen kann. Beides kann man beheben.


    Das es immer situationsabhängige Unterschiede gibt, kann ich nicht bestreiten. Aber du kannst deinen Spielern doch nicht sagen, dass sie tippen "sollen"... Ein Tipp-Gebot sozusagen...! Das ist doch Unsinn. Das ist das bewusste Verteilen von Geschenken an die Abwehr...


    Einverstanden wäre ich mit: Sie dürfen tippen, wenn die Situation das erfordert ;). Und zur Schulung natürlich auch, weil es dann einfacher ist.


    @ Marago: Ich verstehe deine Frage nicht ;) Was meinst du mit "blitzschnell in's 1-1 wechseln"?

  • Naja, im Endeffekt kannst du im Spiel in zwei Situationen kommen:



    (1) Dein Halbspieler, sagen wir mal der RL macht Druck (z.B. wenn ihr eine Stufe spielt oder wenn er schon 1-1 geht), sodass dein direkter Gegenspieler aushelfen muss.
    Dann ist die Lösung für dich klar: Durchbruch/Wurf, wenn der nächste Abwehrspieler nicht zu dir hilft und Weiterspielen in die Parallele, wenn er hilft.


    (2) Dein Abwehrspieler muss nicht helfen. Dann kannst du in eine "echte" 1-1 Situation kommen, die du dann wie oben beschrieben angehen kannst.


    Auf dem Spielfeld, unter Druck, mit Zuschauern, usw. ist das natürlich nicht so einfach. Aber immer daran denken: Handball ist für den Einzelnen gar nicht so komplex ;). Es hilft dir eventuell dir immer wieder vorzustellen "was passiert, wenn ich das und das tue". Das kannst du zum Beispiel nach dem Spiel tun oder im Training vor dem 1-1. Mit der Zeit wirst du ein besseres Gefühl bekommen.

  • Habe noch eine ganz wichtige Frage zu 1:1 Situation: Darf ich bei einem "Nullschritt" eigentlich auch mit einem Bei machen? Beispiel: Ich bekomme den Ball von einem Mitspieler, während ich springe. Jetzt setze ich mit dem rechten Fuß auf und mache eine Körpertäuschung gegen meinen Gegenspieler. Daraufhin mache ich dann links-rechts-links und mache einen Sprungwurf. Ist das regeltechnisch jetzt in Ordnung oder nicht??

  • Habe noch eine ganz wichtige Frage zu 1:1 Situation: Darf ich bei einem "Nullschritt" eigentlich auch mit einem Bei machen? Beispiel: Ich bekomme den Ball von einem Mitspieler, während ich springe. Jetzt setze ich mit dem rechten Fuß auf und mache eine Körpertäuschung gegen meinen Gegenspieler. Daraufhin mache ich dann links-rechts-li
    nks und mache einen Sprungwurf. Ist das regeltechnisch jetzt in Ordnung oder nicht??


    Grundsätzlich: JA!


    Die Trainingsinhalte des Handball-Leistungszentrums Bergstraße

    "Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen, ist es schwer!"


    btw: Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Vater einer Bundesligaspielerin bin? :hi:

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