Ganztagsschulen - Konsequenzen für den Kinder- und Jugendhandball

  • Also: Kooperation mit den Schulen, sinnvolle Angebote nach der Schule, Feriencamps, Beschäftigung mit den Themen Integration und Inklusion - im Verbund mit anderen gesellschaftlichen Akteuren. Das ist anspruchsvoll und herausfordernd, so wie das Leben derzeit eben ist.
    Wobei, und das ist ganz klar, die Schule der Dreh- und Angelpunkt sein muss und kann. Kein Weg führt in unserer Gesellschaft an der Ganztagsschule vorbei.[...]Also Landessportbund: Hausaufgaben machen und Chancen nutzen!


    Sehr gut formuliert!
    Wobei mir noch als Frage einfällt, ob es einen Unterschied in den Eingriffsmöglichkeiten zwischen Großstadt-/Stadt- und Dorfvereinen gibt? Vereine im ländlichen Bereich haben da sicher weniger Möglichkeiten der Kooperation und die Orientierung der älteren Kinder und Jugendlichen weg vom Heimatverein in einen der Stadt, wo die Schule liegt, ist da nicht fern, weil die dann kooperieren. Auch das muss einbezogen werden in strukturelle Veränderungen.


    Die Belastung mit damals zweimal pro Woche Training war sicher nicht ohne. Die Frage, ob das zu leisten ist, hängt aber eher damit zusammen, wie gut das betroffene Kind in der Schule ist. Je mehr man lernen muss, desto weniger Zeit bleibt nun mal für einen Ausgleich.


    Ist jetzt nicht böse gemeint: aus der Sicht der Lehrerin vielleicht verständlich, aber für die gesamte Entwicklung des Kindes eher untauglich diese Herangehensweise.
    Kinder und Jugendliche müssen und sollen sich bewegen und austoben dürfen, ob in der Sport- oder Schwimmhalle, dem Sport- oder Spielplatz, auf dem Schulhof, im Garten oder auf dem Hinterhof, in Feld, Wald oder Wiese! Egal, ob es gut oder schlecht ist in der Schule, ihm lernen leicht oder schwer fällt.
    Sport und Bewegung würde ich eher als Grundrecht ansehen und nicht als Belohnung, wenn die Arbeit gemacht ist. Deshalb muss das auch in die Schulen gelegt werden und Gespräche zwischen Vereinen und Schulen geführt werden.
    Ich sehe das Problem mit G8 auch, ist aber erstmal unabhängig von der hier diskutierten Ganztagsschule, bzw. ein zusätzliches Problem für einen Kreis der Schüler.


    Das Ergebnis steht schon fest, es werden immer weniger Kinder oder Jugendliche zu den Vereinen kommen oder aufhören mit dem Sport.


    Das ist jetzt aber sehr schwarz gemalt. ;) Siehst du keinen Ansatz, Sport für Kinder und Jugendliche anzubieten, wenn sie Ganztagsschule haben? 8o

    Ich bin ja nicht der schnellste und ich bin auch nicht der stärkste, aber vielleicht bin ich ein schlauer Spieler. (JG24)

  • Zitat von »els«
    Das Ergebnis steht schon fest, es werden immer weniger Kinder oder Jugendliche zu den Vereinen kommen oder aufhören mit dem Sport.


    Das ist jetzt aber sehr schwarz gemalt. Siehst du keinen Ansatz, Sport für Kinder und Jugendliche anzubieten, wenn sie Ganztagsschule haben?

    Nein , weil die Schulen nicht soviel Vereinssachen Anbieten können wie es erforderlich ist. Kenne es aus den eigenen Umfeld. Man sollte den Kindern die Freiheit geben das zu machen was sie wollen.

  • zumindest training mit den jüngsten (6-10 Jahre) später als 17 Uhr zu beginnen (90 min eine einheit) finde ich problematisch. deshalb tendiere ich dazu, dass in schulen mehrere sportarten angeboten werden und eine art schulliga gebildet wird. statt vom verein werden von den schulen z.b. minispielfeste veranstaltet. am besten in kooperation mit den vereinen. inwiefern trainer der einzelnen sportarten eingebunden werden, wäre noch zu klären. eine schule müsste auch nicht alle sportarten anbieten. dies wäre ähnlich zu der profiloberstufe. nicht jedes profil wird an jeder schule angeboten.



    Da stellen sich mir neben der Bezahlung der Vereine ganz andere Fragen. Hier in Solingen hast du knapp 22 Grundschulen. Wir haben im Jugendbereich, wenn ich mich nicht verzählt habe, nicht mal halb so viele Vereine. Heißt in der logischen Konsequenz, dass man mit einer Schule normalerweise keine Mannschaft stellen kann. Bliebe die Möglichkeit, ich bilde Schwerpunktschulen, aber mal ehrlich, ich suche die Schule für mein Kind doch nicht nach der Sportart aus sondern nach dem Wohnort, damit es eben auch alleine zur Schule gehen kann. Nächstes Problem, nicht jede Schule hat eine eigene Sporthalle geschweige denn eine Sporthalle, die problemfrei und fußläufig von den Kindern erreicht werden kann.
    Eine andere Überlegung wäre, es tun sich mehret Schulen zusammen. Sehen wir mal von den üblichen Streitigkeiten, die auch gerne beim Gründen einer Jugendspielgemeinschaft entstehen (Ne,, mit dem Verein/der Schule aber nicht!...) ab, stellt sich die Frage, wie wird der logistische Aufwand bewältigt, sprich wie kommen die Schüler an die jeweilige Halle, wo kommt das Personal her, wer bezahlt die nötigen Busse/Busfahrkarten?


    Wenn es schon darum geht, den Vereinssport in den Nachmittag zu legen, was wäre denn mit sportartübergreifenden Angeboten. Wenn ich das richtig im Kopf habe, gab/gibt es zumindest in Baden-Württemberg Minispielfeste, da wird Handball gespielt, geturnt und auch Leichtathletik gemacht. Was wäre denn mit Sport-AGs, die die Kinder umfassend ausbilden und fördern, die Koordination und die Motorik schulen und man spezialisiert sich eben erst ab Klasse 5 auf eine Sportart?

  • stellt sich die Frage, wie wird der logistische Aufwand bewältigt, sprich wie kommen die Schüler an die jeweilige Halle, wo kommt das Personal her, wer bezahlt die nötigen Busse/Busfahrkarten?


    Da es sich um ein Angebot der Schulen handelt, müssen die Gelder vom Staat kommen. Natürlich schwierig u.a. durch die Schuldenbremse. Das für Bildungseinrichtungen zu wenig Geld ausgegeben wird ist ein offenes Geheimnis.



    Wenn es schon darum geht, den Vereinssport in den Nachmittag zu legen, was wäre denn mit sportartübergreifenden Angeboten. Wenn ich das richtig im Kopf habe, gab/gibt es zumindest in Baden-Württemberg Minispielfeste, da wird Handball gespielt, geturnt und auch Leichtathletik gemacht. Was wäre denn mit Sport-AGs, die die Kinder umfassend ausbilden und fördern, die Koordination und die Motorik schulen und man spezialisiert sich eben erst ab Klasse 5 auf eine Sportart?


    Bin ich ganz bei dir. Jedes sportartspezifische Training im Alter von 6-10 halte ich für unsinnig. Die Kinder sollen keine Techniken erlenen, sondern wie du es richtig formuliert hast, eine vielseitige atlethische Ausbildung erhalten (evtl bereits ab dem Kindergarten?). Dies müsste auch verpflichtend sein (Gesundheit). Dann fallen diese Altersgruppen aus dem Trainingsbetrieb raus und man braucht auch keine Hallezeiten für diesen Altersbereich und der Druck auf die Vereine wird auch genommen. Ab Klasse 5 können z.B. bei Spielfesten oder Schnupperwochen mehrere Sportarten vorgestellt werden und die Kinder können jede Sportart X Wochen kostenlos ausprobieren, damit sie herausfinden, was ihnen Spaß macht. Ein ähnliches Model gab (gibt?) es bei Musikschulen.


    Ganztagsschulen - Konsequenzen für den Kinder- und Jugendhandball - Reden kann man viel darüber.


    Das Ergebnis steht schon fest, es werden immer weniger Kinder oder Jugendliche zu den Vereinen kommen oder aufhören mit dem Sport.
    z.B. Durch die langen Unterrichtszeiten bei g8 ist keine Zeit mehr für Sport, wenn man die Schule ernst nimmt. Man will sich auch noch Vorbereiten für den nächsten Tag. Erfahrungsbeispiel !

    Und nun? Wie kann man das lösen? Ganztagsschulen abschaffen? G8 abschaffen?


    Ganztagsschulen sollen und werden flächendeckend kommen, ob wir nun wollen oder nicht. Nun müssen sich alle gesellschaftlichen Gruppen damit auseinandersetzen und Lösungsstrategien entwickeln. Nur zu schreiben, dass man das doof fände, bringt keinen weiter. Die Einführung hat praktische Auswirkungen auf, in diesem Forum, Handballvereine bzw. Handballsparten. Der organisierte Sport muss sich damit auseinandersetzen, lieber früher und Fehler machen als später und dann alles verpennt zu haben.

  • In Dänemark gibt es seit Sommer eine Schulreform. Mehr Unterrichtsstunden, Nachmittagsbetreuung, täglich eine Stunde Sport (was ich an sich nicht schlecht finde). Dort regt sich Widerstand aus der Handballszene, hoch angebunden beim DHF.


    DHF: Skolereform går ud over børns fritidsaktiviteter
    Die Reformer sehen es nicht als Problem, dass weniger Zeit für Freizeitaktivitäten ist und wollen die Zusammenarbeit zwischen Vereinen und Schulen in die Schulzeit verlegen. Die Vereine sehen nicht, wo die Kinder noch Zeit und Raum haben für den Vereinssport und sind der Meinung, dass die Schulen die Leistung der Vereine in Hinsicht auf sportliche und soziale Aspekte in keiner Weise ersetzen können.
    Ich bin jetzt nicht so fit, das alles einwandfrei zu übersetzen, hier zur Erläuterung ein Artikel in der SHZ:
    Zwischen Lerncafé und Stechuhr


    Zitat von Mini


    Wenn es schon darum geht, den Vereinssport in den Nachmittag zu legen, was wäre denn mit sportartübergreifenden Angeboten. ...Was wäre denn mit Sport-AGs, die die Kinder umfassend ausbilden und fördern, die Koordination und die Motorik schulen und man spezialisiert sich eben erst ab Klasse 5 auf eine Sportart?



    .... Jedes sportartspezifische Training im Alter von 6-10 halte ich für unsinnig. Die Kinder sollen keine Techniken erlenen, sondern wie du es richtig formuliert hast, eine vielseitige atlethische Ausbildung erhalten (evtl bereits ab dem Kindergarten?). Dies müsste auch verpflichtend sein (Gesundheit). Dann fallen diese Altersgruppen aus dem Trainingsbetrieb raus und man braucht auch keine Hallezeiten für diesen Altersbereich und der Druck auf die Vereine wird auch genommen. Ab Klasse 5 können z.B. bei Spielfesten oder Schnupperwochen mehrere Sportarten vorgestellt werden und die Kinder können jede Sportart X Wochen kostenlos ausprobieren, damit sie herausfinden, was ihnen Spaß macht. Ein ähnliches Model gab (gibt?) es bei Musikschulen.


    Finde den Ansatz gut, kommt er aber auch bei den "mein-Kind-soll-was-Besonderes-machen"-denkenden Eltern in unserer Gesellschaft an?

    Ich bin ja nicht der schnellste und ich bin auch nicht der stärkste, aber vielleicht bin ich ein schlauer Spieler. (JG24)