Synergieeffekte Teil II / Krisenmanagement im Spiel
Seit den Osterferien haben wir das Mannschaftstraining der männlichen D I und der weiblichen D fusioniert. Zweimal die Woche trainieren beide Teams gemeinsam und wir mischen in zwei oder drei leistungshomogene Trainingsgruppen. Diese Saison ist das möglich, da die Jungsmannschaft mit zehn Spielern zum einen recht homogen besetzt ist, zum anderen das Mädchentraining nicht ausbremsen. In vergangenen Jahrgängen gab es immer ein, zwei Superstars, der Rest durfte auch mal den Ball in die Hand nehmen. Im Abschlussspiel jedes Training Jungs gegen Mädchen geht es immer knapp zu.
Die Mädchen haben keinerlei Schwierigkeiten sich zu motivieren, hart gegen Jungs zu verteidigen. Jungs haben immer Schwierigkeiten Mädchen in der Deckung anzufassen, müssen aber alsbald merken, dass sie sonst im Abschlussspiel deutlich den Kürzeren ziehen. Den Punkt haben wir überwunden, auch die Trinkpausen finden nun eher an einer statt zwei Tränken statt. Die Kunst ist es nun, auch E-Mädchen zu integrieren oder, in Ermangelung einer zweiten wD, auch mal Anfängerinnen oder gar wie gestern eine Anfängerin der wE. Die Konstellation funktioniert, wird aber eher eine Eintagsfliege bleiben. Zu sehr schwanken die Rahmenbedingungen von Jahr zu Jahr, auch wäre das System nicht mit allen Trainern denkbar. Die Vorteile überwiegen. Homogene Trainingsgruppen ohne großes Gefälle. Im Idealfall noch mit Betreuerin Training in drei Gruppen parallel. Zwei handballspezifische Inhalte jede Einheit. Mehr Trainer gucken über die Trainingsgruppen drüber und tauschen sich aus. Gestern das erst Mal überhaupt Umschaltspiel über das gesamte Feld bei zwei Teams in der Halle. Motivationsschübe durch den Geschlechterkampf.
Eine meiner Spielerinnen wird diese Saison gar keine Einsätze im Spielbetrieb der wD haben. Die Liga wird einfach zu schwach sein. Sie spielt ausschließlich männliche D und in der zweithöchsten Liga der C-Jugend. Weitere Mädchen werden einzeln in die Jungsspiele hineinrotiert. Ich fahre dreigleisig. Höchste Liga weibliche D, um alle Mädels in Bewegung zu halten. Vorgestern spielten zwölf Mädchen gegen eine körperlich sehr, sehr starke Mannschaft. Auf unserer Seite vier E-Jugendliche, zwei davon mit ihrem D-Jugend Debüt. Zwei aus dem jüngeren E-Jugend Jahrgang. David gegen Goliath musste ähnlich ausgesehen haben. Wir konnten munter E-Jugendliche spielen und Erfahrung gewinnen lassen. Bei den Jungs spielen immer zwei Mädchen mit, eine davon rotierend. Die wC II gibt es nur auf dem Papier und am Wochenende, gedacht für den jüngeren C-Jugend Jahrgang und die älteren D-Jugendlichen. Die D-Mädchen werden an die C-Jugend herangeführt, bzw. die C-Jugendlichen müssen vor ihrem festen Wechsel in die Oberliga Verantwortung übernehmen.
Am Wochenende hatten die Jungs auswärts Premiere beim hiesigen ehemaligen Platzhirschen TSV Anderten. Drittligist, im Jugendbereich aber inzwischen recht weit weg von den glanzvollen Zeiten. Auf der Trainerbank aber immer noch hochklassig besetzt. Jara und Frida starten zunächst auf der Bank, wechseln im Laufe der ersten Halbzeit. Jara auf Hinten Mitte eine Bank, bekommt vorne aber keinen Ball an den Kreis. Frida braucht ein paar Minuten, um sich einzugrooven. Zwei, drei Fehlwürfe, ein Fehler in der Deckung, danach auf Halb und Vorne Mitte eine Macht und zeigt den Anderter Jungs klar ihre Grenzen auf. Die erste Halbzeit ist sehr hektisch. Das sehr junge Schiedsrichtergespann pfeift auf beiden Seiten kreuzwild, Nullschritt oder drei Schritte werden aber konsequent bei uns weggepfiffen, "Abwehr im Kreis" weit weg vom Ball wird gegen uns als 7m gepfiffen, vorne kann die Anderter Abwehr machen, was sie will, in der Hälfte werden keine 7m verteilt. Dass Kampfgericht und Schieris ein Tor unterschlagen macht die Stimmung nicht unbedingt besser. Unsere Jungs und Mädels sind ein klein wenig besser, haben das Spiel aber angesichts der doppelten Unterzahl und dem Halbzeitstand von 11:8 schon aufgegeben.
Trainer Ralph appelliert an die Mannschaft, sich auf das Spiel zu konzentrieren und sich nicht von den Rahmenbedinungen runterziehen zu lassen. Ich war in der ersten Halbzeit schon drauf und dran die Halle zu verlassen. Zwar bin ich mit einer Menge Humor gesegnen, dass zwei junge Schiedsrichter sich so sehr einen Heimsieg herbeisehnen... eine lange Sperre ist unglücklich, wenn man am Wochenende drei Punktspiele hat. Aber doppelte Unterzahl ist eine zu große sportliche Herausforderung. Und ich liebe Al Pacino:
"Ihr habt es gerade sehr leicht. Ihr verliert das Spiel und könnt Euren Eltern sagen: "Die Schieris waren schuld!" Also habt Ihr gerade nichts mehr zu verlieren. ABER UM WIE VIEL GEILER IST ES, HIER UND HEUTE GEGEN NEUN ZU GEWINNEN?! ES DENEN ZU ZEIGEN, DASS SIE NICHT MAL MIT DEN SCHIEDSRICHTERN AUF IHRER SEITE GEWINNEN KÖNNEN! IHNEN HINTERHER IN DIE AUGEN ZU SEHEN... ALS GEWINNER!"
Oder so ähnlich. Um eine lange Geschichte kurz zu machen, Frida übernimmt eine Führungsrolle und lässt die Gegner alt aussehen (5 Tore, der Zwillingsbruder trifft gar 7 mal), Jara bekommt auch mal einen Ball und trifft, die Jungs spielen sich in einen Rausch, die Schiedsrichter pfeifen nun noch konfuser aber mehr verteilt, so dass beide Trainerbänke Tobsuchtsanfälle bekommen und das Spiel geht 20:24 aus. Al Pacino wäre stolz!