Kleine Weisheiten für die Trainerbank

  • Synergieeffekte Teil II / Krisenmanagement im Spiel


    Seit den Osterferien haben wir das Mannschaftstraining der männlichen D I und der weiblichen D fusioniert. Zweimal die Woche trainieren beide Teams gemeinsam und wir mischen in zwei oder drei leistungshomogene Trainingsgruppen. Diese Saison ist das möglich, da die Jungsmannschaft mit zehn Spielern zum einen recht homogen besetzt ist, zum anderen das Mädchentraining nicht ausbremsen. In vergangenen Jahrgängen gab es immer ein, zwei Superstars, der Rest durfte auch mal den Ball in die Hand nehmen. Im Abschlussspiel jedes Training Jungs gegen Mädchen geht es immer knapp zu.


    Die Mädchen haben keinerlei Schwierigkeiten sich zu motivieren, hart gegen Jungs zu verteidigen. Jungs haben immer Schwierigkeiten Mädchen in der Deckung anzufassen, müssen aber alsbald merken, dass sie sonst im Abschlussspiel deutlich den Kürzeren ziehen. Den Punkt haben wir überwunden, auch die Trinkpausen finden nun eher an einer statt zwei Tränken statt. Die Kunst ist es nun, auch E-Mädchen zu integrieren oder, in Ermangelung einer zweiten wD, auch mal Anfängerinnen oder gar wie gestern eine Anfängerin der wE. Die Konstellation funktioniert, wird aber eher eine Eintagsfliege bleiben. Zu sehr schwanken die Rahmenbedingungen von Jahr zu Jahr, auch wäre das System nicht mit allen Trainern denkbar. Die Vorteile überwiegen. Homogene Trainingsgruppen ohne großes Gefälle. Im Idealfall noch mit Betreuerin Training in drei Gruppen parallel. Zwei handballspezifische Inhalte jede Einheit. Mehr Trainer gucken über die Trainingsgruppen drüber und tauschen sich aus. Gestern das erst Mal überhaupt Umschaltspiel über das gesamte Feld bei zwei Teams in der Halle. Motivationsschübe durch den Geschlechterkampf.


    Eine meiner Spielerinnen wird diese Saison gar keine Einsätze im Spielbetrieb der wD haben. Die Liga wird einfach zu schwach sein. Sie spielt ausschließlich männliche D und in der zweithöchsten Liga der C-Jugend. Weitere Mädchen werden einzeln in die Jungsspiele hineinrotiert. Ich fahre dreigleisig. Höchste Liga weibliche D, um alle Mädels in Bewegung zu halten. Vorgestern spielten zwölf Mädchen gegen eine körperlich sehr, sehr starke Mannschaft. Auf unserer Seite vier E-Jugendliche, zwei davon mit ihrem D-Jugend Debüt. Zwei aus dem jüngeren E-Jugend Jahrgang. David gegen Goliath musste ähnlich ausgesehen haben. Wir konnten munter E-Jugendliche spielen und Erfahrung gewinnen lassen. Bei den Jungs spielen immer zwei Mädchen mit, eine davon rotierend. Die wC II gibt es nur auf dem Papier und am Wochenende, gedacht für den jüngeren C-Jugend Jahrgang und die älteren D-Jugendlichen. Die D-Mädchen werden an die C-Jugend herangeführt, bzw. die C-Jugendlichen müssen vor ihrem festen Wechsel in die Oberliga Verantwortung übernehmen.


    Am Wochenende hatten die Jungs auswärts Premiere beim hiesigen ehemaligen Platzhirschen TSV Anderten. Drittligist, im Jugendbereich aber inzwischen recht weit weg von den glanzvollen Zeiten. Auf der Trainerbank aber immer noch hochklassig besetzt. Jara und Frida starten zunächst auf der Bank, wechseln im Laufe der ersten Halbzeit. Jara auf Hinten Mitte eine Bank, bekommt vorne aber keinen Ball an den Kreis. Frida braucht ein paar Minuten, um sich einzugrooven. Zwei, drei Fehlwürfe, ein Fehler in der Deckung, danach auf Halb und Vorne Mitte eine Macht und zeigt den Anderter Jungs klar ihre Grenzen auf. Die erste Halbzeit ist sehr hektisch. Das sehr junge Schiedsrichtergespann pfeift auf beiden Seiten kreuzwild, Nullschritt oder drei Schritte werden aber konsequent bei uns weggepfiffen, "Abwehr im Kreis" weit weg vom Ball wird gegen uns als 7m gepfiffen, vorne kann die Anderter Abwehr machen, was sie will, in der Hälfte werden keine 7m verteilt. Dass Kampfgericht und Schieris ein Tor unterschlagen macht die Stimmung nicht unbedingt besser. Unsere Jungs und Mädels sind ein klein wenig besser, haben das Spiel aber angesichts der doppelten Unterzahl und dem Halbzeitstand von 11:8 schon aufgegeben.


    Trainer Ralph appelliert an die Mannschaft, sich auf das Spiel zu konzentrieren und sich nicht von den Rahmenbedinungen runterziehen zu lassen. Ich war in der ersten Halbzeit schon drauf und dran die Halle zu verlassen. Zwar bin ich mit einer Menge Humor gesegnen, dass zwei junge Schiedsrichter sich so sehr einen Heimsieg herbeisehnen... eine lange Sperre ist unglücklich, wenn man am Wochenende drei Punktspiele hat. Aber doppelte Unterzahl ist eine zu große sportliche Herausforderung. Und ich liebe Al Pacino:


    "Ihr habt es gerade sehr leicht. Ihr verliert das Spiel und könnt Euren Eltern sagen: "Die Schieris waren schuld!" Also habt Ihr gerade nichts mehr zu verlieren. ABER UM WIE VIEL GEILER IST ES, HIER UND HEUTE GEGEN NEUN ZU GEWINNEN?! ES DENEN ZU ZEIGEN, DASS SIE NICHT MAL MIT DEN SCHIEDSRICHTERN AUF IHRER SEITE GEWINNEN KÖNNEN! IHNEN HINTERHER IN DIE AUGEN ZU SEHEN... ALS GEWINNER!"


    Oder so ähnlich. Um eine lange Geschichte kurz zu machen, Frida übernimmt eine Führungsrolle und lässt die Gegner alt aussehen (5 Tore, der Zwillingsbruder trifft gar 7 mal), Jara bekommt auch mal einen Ball und trifft, die Jungs spielen sich in einen Rausch, die Schiedsrichter pfeifen nun noch konfuser aber mehr verteilt, so dass beide Trainerbänke Tobsuchtsanfälle bekommen und das Spiel geht 20:24 aus. Al Pacino wäre stolz!

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger ()

  • Einführung Sperren - neu betrachtet


    Viele von uns haben jüngst mal über den Tellerrand geschaut und das Augenmerk auf Basketball gerichtet. Zumindest die zweite Hälfte des Halbfinals gegen die USA konnte ich schauen, beim Finale Sonntagnachmittag war ich - klar - in der Handballhalle. Ein Bild verfestigt sich in meinem Hirn. Morgens im Halbschlaf. Wieder und wieder wird der Ballführer außerhalb des 3-Punkte-Kreises (frontal) freigeblockt, streift seinen Gegenspieler ab und zieht zum Korb. So einfach. So selbstverständlich. Wenn das doch nur im Handball ginge...


    Geht nicht. Solche Tiefenräume sind ja nicht da.


    Geht nicht. Wir schulen ja keine Frontalsperren.


    Geht nicht. An eine Sperre muss ja zwingend Plan B, die zweite Folgehandlung geknüpft sein. Das Absetzen. Geht nur aus der Rückensperre.


    In der D-Jugend habe ich solche Tiefenräume! Sperre einführen, mit der viel schwierigeren Rückensperre - wer hat sich das ausgedacht? Sperre einführen und kein Sperre/Absetzen - warum denn nicht!? Wir lehren doch sonst vom Einfachen zum Komplexen, vom Leichten zum Schweren! Warum kommt die Einführung der Sperre immer als Rückensperre daher, möglichst gleich mit Absetzen und dann auch noch gegen den Halbverteidiger in der 3:2:1, die am schwierigsten zu sperrende Position, wenn sie vernünftig ausgefüllt wird. Und dann teils auch noch gegen die Ballrichtung mit Richtungswechsel des Ballführeres.


    Sperren mit Kindern? Ich hab ne pfiffige Kreisläuferin in der D. Balljäger berichtete mir damals mal, Till Herrmann, LA von Göppingen, habe in seinem Handballcamp bei Aufwärmspielen schon als E-Jugendlicher erfolgreich Sperren gestellt. Wenn wir mal den ganzen Quatsch mit Absetzen weglassen, nur den kurzen Antritt, die korrekte - frontale - Stellung (im Basketball teils mit verschränkten Armen vor der Brust) und den Durchbruch nehmen, dann ist das ein Kinderspiel. Was breche ich mir immer einen ab, in der C-Jugend das Anschleichen, den korrekten Abstand, die Drehung auf dem Fuß, die Stellung schräg zur Spielfeldecken/alternativ schräg nach vorne, das Halten der Sperre, das Timing beim Absetzen, das Aufziehen der Situation, den richtigen Pass einzuführen... beginnend von NULL. Wenn die Mädels Vorerfahrung aus der D mitbrächten - könnte dann wohl einfacher sein.


    Einfache Grundübungen mit aufrecht stehendem Kastenmittelteil (Airbody für die reicheren Vereine),


    - prellen auf Abwehr drauf, Frontalsperre von hinten kommend, durchprellen zur Hand

    - (...) durchprellen gegen die Hand

    - prellen zur Wurfarmgegenseite, Sperre auf der Wurfarmseite, Richtungswechsel und durchprellen

    - mit Pass-/Rückpass, erst WA - Seite, dann Durchbruch WAG-Seite


    Nun im Spiel. Parteiballvariationen mit festen Zielen. Prellgebot. Kreisläuferin auf beiden Seiten, keine Pässe zu KM, nur für Sperren da.


    Dann im Endlinienball mit Passbeschränkung nach hinten oder zur Seite. Breitenräume groß wählen. KM hinter der Abwehrkette, immer wieder mit der Frontalsperre und dem Durchbruch. Angriff muss auf Kreisläuferhöhe immer das Tempo etwas rausnehmen, damit sich KM nicht den Wolf läuft. Oder Beschränkung auf eine Seite für KM. Oder zwei KM, eine links und eine rechts. Könnten für beide Teams wechselweise spielen.


    Im Spiel erst mal auf Ansage von draußen. Dann mal schauen, ob KM schon weit genug ist, Eigeninitiative zu entwickeln. Vielleicht ist RM weit genug. Wäre aber schon in der C-Jugend die große Ausnahme.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

  • Fachlicher Austausch: Offenes Training der GWD Minden A-Jugend


    Jahrelang habe ich als Regionsauswahltrainer frustriert zugesehen, wie in der Region Hannover die Platzhirsche den kleinen Vereinen die Talente abnahmen und nie etwas zurückfloss. Teils hörten dann beim "Leistungsverein" talentierte Jungs aus der "zweiten Reihe" sogar auf, ohne dass es jegliche Bemühungen gab, sie nun wiederum an Nachbarvereine zu vermitteln. Ich verwehre mich gegen das Märchen, dass die bösen großen Vereine die vermeintlich toll ausbildenden kleinen Vereine ausbluten. Das Trainer-Knowhow ist in den "Leistungszentren", im Breitensportverein übernimmt Mutti, Vati oder eine B-Jugendliche das Kindertraining. Aber warum nicht wenigstens Knowhow mit den Vereinen an der Basis teilen, wenn bei den Zwergen schon keine Ausbildungsentschädigung fließt (die es jahrelang auch nicht mehr gab)?


    Als Vereinstrainer war ich irgendwann in derselben Position und ich habe bislang viermal ein Mädchentrainerseminar angeboten und durchgeführt. Drei Referenten, mädchenhandballspezifische Themen, ein Vormittag, kleiner Obolus für den Aufwand und hinterher Hotdogs. So wollte ich mal Trainer von den Nachbarvereinen aus der Region erreichen, deren Talente schließlich teils bei mir landen, es aber keinerlei Gegenleistung gibt. In der Spitze hatten wir vierzig Teilnehmer aus vier, fünf Bundesländern... aber eben keine Trainer aus den Nachbarvereinen!


    Wie es besser laufen könnte, habe ich gestern bei GWD Minden erlebt. Unser Torwarttrainer hatte mich mit der Nase darauf gestoßen: Offenes Training der Bundesliga A-Jugend von GWD. Nachwuchskoordinator Lars Halstenberg und A-Jugend Trainer Sebastian "Baggi" Bagats hatten kurzfristig eingeladen, beim A-Jugend Training mal Mäuschen zu spielen. "Körpertäuschungen" war angekündigt, letztlich verfeinert auf "Nullschritt mit Folge zur Wurfarmseite mit AIM Position*". Klingt etwas holprig, startete etwas holprig, machte nach einer Stunde dann aber allmählich furchbar viel Sinn.


    Elf Feldspieler, zwei Torleute. Für den kleinen Kindertrainer schon der Auftakt interessant. Rund fünf Minuten dynamisches Dehnen in Eigenregie, dann institutionalisiert fünf Sprints über 20m bei maximaler Beschleunigung, betont langsames Zurückschlendern zwischen den Sprints. "Irgendwie wollten wir in jeder Einheit ein Schnelligkeitstraining mit einbauen, aber ohne die sportwissenschaftlich empfohlenen langen Pausen zwischen den Sprints", gestand Baggi hinterher.


    Und dann eine Lehrstunde in hoher Wiederholungszahl. Nullschritt mit Durchbruch zur Wurfarmseite, später mit Abschluss per Turboschlagwurf und zum Schluss auch mal Durchbruch gegen die Hand. Beobachtunsschwerpunkte:


    - Landung parallel, sauberes zeitgleiches Aufsetzen der Füße, nicht zu breit, Fußspitzen nach vorn, um nicht die Folgehandlung zu verraten

    - AIM Position (angewinkelt) des Wurfarms nicht nur während der Landung, sondern auch bei Seitwärtsbewegung bis in den Wurf

    - dynamischer Schrittsprung zur Wurfarmseite


    Nullschritt in Reifen. Vom Stepper. Über kleinen Kasten mit Hinsetzen. Die Mindener Jungs musste ordentlich was tun für das Publikum von rund zwanzig, dreißig Trainern (laut Eigenangaben von weibliche D bis Frauen-/Männerbereich).


    Nullschritt mit Gegenspieler, der Signale setzt. Arme hoch > Durchbruch. Arme tief oder seitlich > Turboschlagwurf über den Ellenbogen. Mit Aufdrehen des Oberkörpers > Richtungsvorgabe für Durchbruch. (Dies werde ich definitiv im D-Jugend übernehme, allerdings soll dann der Arm auf Durchbruchseite unten bleiben, der andere seitlich hochgehen, um gleich ein Feedback zu geben, dass es die falsch Seite war, wenn ich gegen den ausgestreckten Arm renne.)


    Unterschiedliche Übungsfolgen auf den Außenbahnen ohne/dann mit Abwehrspieler, Zurückziehen auf RM und Abschluss wieder mit Entscheidungstraining. Letztlich über eine volle Stunde das Hauptthema Stück für Stück erweitert, variiert, erschwert. Im D-Jugend Training undenkbar, sich so lange mit einem Thema mit nur moderaten Abwechselungen zu beschäftigen. Während des Trainings standen Baggi und Lars allen Zuschauern für Fragen zur Verfügung, was dankend angenommen wurde. Mich interessierte, warum die AIM Position während der gesamten Aktion beibehalten werden sollte. Die Jungs hatten zunächst große Schwierigkeiten damit, die Disziplin zu wahren, nahmen den Arm für die Ausholbewegung dann doch meist runter, was sich aber im Laufe der Einheit minimierte. Lars erklärte, dass in der Seitwärtsbewegung weiterhin "alles möglich" bleiben soll, für ein Kreisläuferanspiel, für einen Wurf, für einen Richtungswechsel gegen die Hand. Muss ich mal drüber brüten.


    Und weil man in Minden die Handballerseele bestens kennt, wurde hinterher noch eine Dreiviertelstunde zur "dritten Halbzeit" geladen, so dass wir erst spät wieder in Hannover waren. Herzlichen Dank an die GWD, Baggi und Lars! Eine Fortsetzung als Reihe ist angekündigt. Über einen Feedbackbogen erhofft sich der Verein Rückmeldungen und Themenwünsche. Ich werde das Konzept für Hannover aufgreifen und mal versuchen, ein paar Kindertrainer in die Halle zu locken. Zur Nachahmung empfohlen, wir schmoren alle zu sehr im eigenen Saft!


    *AIM- ("Alles ist möglich") Position: "Positionstraining für Rückraum-, Kreis- und Außenspieler", Axel Kromer - Arm ist vor der Aktion bereits in Hab-acht-Stellung (Ball oben, Arm seitlich ausgestreckt), um sich bereits alle Optionen offen zu halten.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

    2 Mal editiert, zuletzt von Zickenbändiger ()

  • Danke für den Beitrag, sicher eine in sich stimmige Übungsreihe, die Sinn macht.

    Nichtsdestotrotz möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass meiner Wahrnehmung nach in Deutschland deutlich zu viel Wert auf technische Ausführung im eins gegen eins gelegt wird. Viel mehr sollte fokussiert werden, dass das Ziel eines Zweikampfs ist, am Gegenspieler vorbeizukommen. Der Weg dorthin ist relativ offen, es gibt ja unendlich verschiedene Möglichkeiten, was Timing, Abstand, Schrittfolge usw angeht, einen Zweikampf zu gewinnen. Da man die sowieso eh nie alle im Techniktraining abbilden kann, macht es mehr Sinn, die Spieler durch ausprobieren in verschiedensten Spiel- und Übungsformen selbst herausfinden zu lassen, wie es ihnen am besten entspricht, das Ziel, am Gegenspieler vorbeizukommen zu erreichen. Damit schafft man eine bessere Basis für das wichtige Stärken von Stärken in älteren Jahren und verhindert Plateaus durch zu frühes Verengung. Es hat ja auch Gründe, warum viele deutsche Rückraumspieler so ähnlich spielen (Prellmove, großer Bogen) und so wenige richtig fancy eins gegen eins Bewegungen wie viele Skandinavier oder zum Teil auch Spieler aus Spanien oder vom Balkan haben. Einer davon ist zu früh zu viel Techniktraining. Damit meine ich nicht, dass man mit Jugendspielern kein Techniktraining fürs eins gegen eins machen sollte, aber deutlich weniger, zugunsten von mehr freien Spielen und Übungen, die auf verschiedene Arten ermöglichen, Wege zu entdecken, am Gegenspieler vorbeizukommen.

  • Danke für den Beitrag, sicher eine in sich stimmige Übungsreihe, die Sinn macht.

    Nichtsdestotrotz möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass meiner Wahrnehmung nach in Deutschland deutlich zu viel Wert auf technische Ausführung im eins gegen eins gelegt wird. Viel mehr sollte fokussiert werden, dass das Ziel eines Zweikampfs ist, am Gegenspieler vorbeizukommen. Der Weg dorthin ist relativ offen, es gibt ja unendlich verschiedene Möglichkeiten, was Timing, Abstand, Schrittfolge usw angeht, einen Zweikampf zu gewinnen. Da man die sowieso eh nie alle im Techniktraining abbilden kann, macht es mehr Sinn, die Spieler durch ausprobieren in verschiedensten Spiel- und Übungsformen selbst herausfinden zu lassen, wie es ihnen am besten entspricht, das Ziel, am Gegenspieler vorbeizukommen zu erreichen. Damit schafft man eine bessere Basis für das wichtige Stärken von Stärken in älteren Jahren und verhindert Plateaus durch zu frühes Verengung. Es hat ja auch Gründe, warum viele deutsche Rückraumspieler so ähnlich spielen (Prellmove, großer Bogen) und so wenige richtig fancy eins gegen eins Bewegungen wie viele Skandinavier oder zum Teil auch Spieler aus Spanien oder vom Balkan haben. Einer davon ist zu früh zu viel Techniktraining. Damit meine ich nicht, dass man mit Jugendspielern kein Techniktraining fürs eins gegen eins machen sollte, aber deutlich weniger, zugunsten von mehr freien Spielen und Übungen, die auf verschiedene Arten ermöglichen, Wege zu entdecken, am Gegenspieler vorbeizukommen.

    Hast du denn mal einem Techniktraining in der Jugend beigewohnt? Jeder "normale" Trainer ist doch dankbar um Kreativität, einzig durch die Regeln begrenzt. Das mit dem Anprellen kann ich so nicht bestätigen und wird von mir im Techniktraining so auch nicht geschult.

  • Selbstverständlich habe ich Techniktraining in der Jugend beigewohnt, ist dann meine Antwort, sowohl aktiv, als auch passiv-rezeptiv, als auch als Trainer, jeweils auf verschiedensten Leistungsniveaus.

  • Trainings(meta-)organisation


    Wir basteln mit männlicher und weiblicher D noch an der optimalen Trainingsgestaltung. Meine Betreuerin aus der B-Jugend hatte sich einem anderen Verein angeschlossen, kaum dass sie bei mir den Posten übernommen hatte. Der Plan war, im Training durch Hauptteil 1, Hauptteil 2 und Kontrastprogramm drei homogene Leistungsgruppen jeweils 15-20 Minuten durchzurotieren. Das wäre meine Idealvorstellung, denn kurze intensive Programme in etwa gleichstarken Gruppen bei insgesamt rund 20 Kindern ist Gold im Vergleich zum üblichen Mist, dass zehn Kinder unterschiedlichster Leistungsstärke durch ein und dieselbe Übung gejagt werden. Dazu brauche ich aber eben Trainer, Trainer und Betreuerin.


    Gestern hatten wir zwischenzeitlich mal ein ganz neues Modell. Zwei talentierte C-Jugend Mädchen haben mal reingeschnuppert, ob die Betreuerrolle was für sie wäre. Der mD Trainer (Sportlehrer) war ohnehin da. Und seit einigen Wochen hospitiert ein befreundeter B-Lizenz Trainer bei mir, der unendlich mehr Ahnung hat als ich, aber eher ab B-Jugend aufwärts, und mit dem Gedanken spielt, mal bei den Zwergen einzusteigen. Trainingsgestaltung lag bei mir, mein go-to-Aufwärmspiel wurde dann aber von den beiden Erwachsenen auf der einen Seite geleitet und von den beiden Nachwuchskräften auf der anderen Seite. Ich konnte mal hin und her wechseln zwischen den beiden Gruppen, musste nicht überall selbst korrigieren, bzw. habe die beiden C-Jugendlichen beim coachen gecoacht. Völlig ungewohntes entspanntes Arbeiten, wobei ich mehr Multiplikator als Trainer war. Beim Wurftraining später (Pflichtprogramm: stumpfes Ballern mit Maximalkraft auf den Boden/gegen die Wand mit viel Korrektur) ähnlich. Auch da konnte ich die Neu-Trainerinnen führen, statt selbst alles zu korrigieren.


    Das Modell des Trainer-Trainers kenne ich sonst konkret nur aus der zweiten Liga Damen, dass sich mal ein junger Trainer einen erfahrenen Kollegen dazugeholt hat. Der Altmeister blieb total im Hintergrund bei den Heimspielen, erarbeitete die Trainingskonzepte, leitete den jungen Kollegen an, kümmerte sich um Video und übernahm wohl auch mal die ein oder andere Einheit. Bemerkenswerte Idee und nur Insider wussten, warum der Abstiegskandidat aus dem Tabellenkeller von einem Tag auf den Anderen 15:1 Punkte (oder so) zum Saisonende holte.


    Wenn im Verein oder im Umfeld noch irgendwo ein Jedimeister rumläuft, der aber nicht mehr den Stress des vollen Trainerjobs haben will, gibt es da vielleicht eine andere Organisationsform, wie das wertvolle Wissen doch noch zum Einsatz kommt. Jener Altmeister oben und ich haben am Wochenende in Wuppertal für eine kleine Trainerschar einen Trainerlehrgang durchgeführt. Auf die düstere Mutmaßung, dass man wohl mal wieder nichts erreicht habe, meinte ich, dass es mir schon vollkommen genügen würde, das Feuer an die ein oder zwei jungen Bekloppten weiterzugeben. Nach dem Training sprach uns der junge Trainer der einen Demo-Mannschaft an und löcherte uns mit Fragen. Funke ist vielleicht übergesprungen, Ziel erreicht.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

  • Viel zu selten schaue ich mir mal hochklassigen Handball an, um mir was abzuschauen. Ab und an mal bei den Recken in der Halle, beim Frauenhandball schau ich fast nirgends zu, wenn nicht gerade Junioren oder Jugend WM/EM stattfindet. Dort finde ich dann allerdings auch mal Perlen wie das schnelle Positionsspiel der Koreanerinnen mit der Renaissance des Handgelenkspasses, was ich gerne aufnehme. Manchmal muss man aber gar nicht so weit suchen, um Inspiration zu finden.


    Sonntagmittag letztes Punktspiel Vorrunde weibliche D. Die Nr. 1 gegen die Nr. 3 des Regionsverbands. In der zweiten Halbzeit greift der TuS Bothfeld wieder und wieder zur verbotenen 6:0 Deckung (Verbandsregeln: Ermahnung - Verwarnung - ab dann jedes Mal 7m mit Verbleib des Ballbesitzes beim Angriff). Schieri Bernd läuft an der Bank vorbei, ob er eingreifen soll. Ich verneine, die Mädels tun sich zwar schwer aber sollen mal Lösungen finden.


    E-Jugendliche Nella auf RM in Ballbesitz, RL Marieke erkennt in der Abwehr eine mächtige Verdichtung vor sich, so dass sie bei Ballannahme kaum torgefährlich werden kann. Dazu trainieren wir zu selten Positionsspiel gegen verbotene Deckungsformen. Also läuft sie vier Schritte bogenförmig ohne Ball nach Außen, zieht die Deckung auf, bei Passansatz Nella geht Marieke schnell in die Gegenbewegung und erarbeitet sich so blitzsauber eine Torchance gegen 6:0. Mir fällt vor Staunen auf der Bank die Zigarre runter. Nach dem Spiel: "Den Trick behalt Dir mal bei!"


    Räume öffnen vor der Ballannahme

    Im Prinzip habe ich eine Lauftäuschung nach Außen gesehen. Trainiere ich aber nicht, weil ich der Lauftäuschung zwar einen großen wissenschaftlichen Wert beimesse, ich in über dreißig Jahren aber erst eine einzige Spielerin erlebt habe, die in D und C-Jugend erfolgreich mit Lauftäuschungen gearbeitet hat. Wenn ich für die Pfanne angeln gehe, dann verschwende ich keine Zeit auf Nessie im Loch Ness. Und wenn ich 1:1 schule, dann mehr Handfestes.


    Dass wir gar kein Positionsspiel gegen verbotene Deckungsformen trainieren, ist so nicht richtig. Die letzten fünf, sechs Wochen vor Ostern machen wir genau das, weil beim Rödspätte Cup in Frederikshavn 6:0 nun mal die vorherrschende Deckungsform ist. Also Stoßen tief in den Neuner, Parallstoß, Zurückstoßen, Richtungswechsel, Expresspässe, Eckenaußen, Schlagwürfe von vor einer Abwehrspielerin und alles möglichst schnell. Verlagern mit Ball haben wir in zarten Ansätzen auch schon geübt. Verlagern ohne Ball - dazu fehlte mir bislang die Phantasie.


    Nur mal weitergesponnen. Breite Aufstellung (D-Jugend-) Rückraum. Enge Aufstellung Rückraum. Asymmetrische Aufstellung. Verlagern mit Ball in große Breitenräume. Verlagern ohne Ball in große Breitenräume... möglicherweise Früchte vom vergifteten Baum, denn ich trainiere ja D-Jugend, wo ich individuell ausbilden will. Die verlockende und verbotene Frucht "Taktik". Auslöser für die Überlegung ist aber eine Aktion einer D-Jugendlichen, die eine Lösung gegen eine Fleischmauer suchte und sie fand. Vielleicht/Hoffentlich inspiriert durch das Training, wenn wir auch noch nie annähernd Ähnliches geübt haben. Kann es Sünde sein? Ich denke, spätestens Richtung Ostern, wenn wir Lösungen gegen skandinavische Deckungen suchen und erlernen, hole ich das Thema mal wieder aus der Schublade.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

  • Eines meiner Lieblingsthemen war immer und seit der letzten Regeländerung mit dem Anwurfkreis wieder aktuell ist die


    Schnelle Mitte.


    Nur konnte ich üben, üben, üben... mehrere Generationen Mädels haben es nie hinbekommen. (In der C-Jugend) Runtergebrochen auf zunächst das Zuspiel, Laufweg mit kleinem Bogen vor der Mittelinie, spätes Umdrehen. Angeschlossen dann langes Kreuzen aus dem Anwurf heraus. Unter dem Strich... ganz viel Zeitverschwendung. Meist scheiterte es bereits an der Torhüterin mit Nebentätigkeit im Streudienst.


    Nun haben wir mal in der D-Jugend (13 Mädchen, 10 Jungs) zwei Wochen Tempospiel (vier Einheiten) auf dem Zettel gehabt. Durch Brückentag und Nachholspiel hatten wir mit etwas zeitlichem Abstand zu dem Block nun zwei Wochen mit je nur einer Einheit. Wiederholung Tempospiel. Weniger in Grundübungen als mehr im Grundspiel 3:3. Zwei, drei oder vier Angriffe in Folge über das gesamte Feld. Fehlwurf > Gegenstoß, Tor > Schnelle Mitte. Vor dem Mittelkreis habe ich mit Gummitellerchen ein Dreieck (ausgerichtet auf passgebenden TW, etwas weniger als die Breite des Anwurfkreises) abgesteckt, das mit kleinem Bogen umlaufen werden soll, um die Ballannahme zu erleichtern.


    Wir sind nach sechs Einheiten mit zwei D-Jugend Teams weiter als ich es durch Grundübungen jemals mit C-Jugend Mannschaften geschafft habe. In der D-Jugend reduziere ich das noch auf stumpfes nach vorn Rennen ohne Auslösehandlung. Je nachdem, wie wir das künftig in Punktspielen hinbekommen, kommt vielleicht noch ein Einlaufen oder ein Postitionswechsel dazu. Aber mit dem bloßen Timing des Anwurfs bin ich schon mal zufrieden. Wie sagt mein Trainerkollege Sven immer: "Spielen lernt man durch spielen."

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

  • Geheimtipp: Zeitlimit nach dem Tor, sieben bis acht Sekunden

    Guter Tipp. So handhabe ich es gerne beim Beachhandball (fünf Sekunden bis zur Torchance).

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

  • Es droht ein handballfreier Samstagnachmittag nach dem morgendlichen Training... die Oberliga C-Jugend Mannschaft hat doch aber ein Trainingsspiel. Im Nachbarbundesland. Und eine meiner D-Jugendlichen soll mitspielen. Samstag gerettet!


    Stand(beim)handball

    Die Heimmannschaft macht sich bereits warm, lange bevor unsere Mädels die Halle betreten. Erst rollen sie über die Blackroll, dann dynamisches Dehnen mit Therabändern - das sieht schon recht professionell aus und unsere C-Jugend ist mit 2:6 Punkten in die Oberligasaison gestartet. Ich bin gespannt. Wenig später dann Parallelstoßkontinuum auf zwei Rückraumpositionen gegen zwei Abwehrspielerinnen. Stoßen, (manchmal) auf den Körperkontakt warten, Rückpass zur anderen Position, hinten anstellen. Die Profieindruckblase droht zu platzen. Die ersten beiden Abwehrspielerinnen überzeugen nicht bei dieser einfachen Übung. Das nächste Paar. Übernächstes Paar. Und so weiter. Bereits jetzt weiß ich, wer das Spiel gewinnen wird, obwohl ich den Gegner noch nie hab spielen sehen.


    Keine einzige Abwehrspielerin nimmt Körperkontakt aus einem sicheren Stand heraus auf. Entweder wird ungestüm in die Rückraumspielerinnen hineingelaufen - im richtigen Leben eine Einladung für eine Täuschung und dann ist der Drops in der Regel auch gelutscht. Oder die Fußstellung ist parallel, unsicher, wackelig. Die jeweilige Abwehrspielerin kämpft jedes einzelne Mal, das Gleichgewicht zu halten. Wollte die Ballführerin tatsächlich durch, wird sie jedenfalls nicht von ihrer eigenen Gegenspielerin gebremst. Das Spiel ist lange offen, am Schluss gewinnt aber die bessere individuelle Schulung deutlich. Und unsere - schon überragende - Kreisläuferin wird zwischenzeitlich immer wieder auf RR eingesetzt, wo sie leichtes Spiel hat. Weniger mit der Finesse einer gelernten Rückraumspielerin als mehr mit Kraft pflügt sie weitestgehend ungehindert durch die Deckung, schüttelt die Gegenspielerinnen geradezu ab.


    3:2:1 Lehrvideo Mindens A-Jugend mit Peter Feddern. Der Klassiker. Irgendwo erklärt Feddern eher beiläufig, dass vor den Körperkontakt ein kurzer Stemmschritt gehört. Kein paralleler unsicherer Stand mehr und es wird auch nicht mehr jede Täuschung automatisch mitgemacht.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger ()

  • Ich habe bei meinen Mädels eher das Problem, dass sie zuviel parallel stehen und nicht leichtfüßig genug sind. Bei offensivem Abwehrverhalten und richtigem Setzen der Kontaktpunkte (also Wurfarmellbogen und gegenüberliegende Hüfte) hat die Abwehrspielerin in der Regel immer noch 2m Raum nach hinten, um die Energie der Angreiferin zu absorbieren.


    Neben der richtigen Ausrichtung, also leicht versetzt, versuche ich darauf zu achten, dass die Mädels sich Explosivität holen, weil sie viel auf dem Vorderfuß laufen.

  • Offenes Training der GWD Minden A-Jugend

    Teil II


    Ich tue Minden sicher nicht unrecht, wenn ich die Einladung hier mal weitergebe:


    08.11.2023 von 18.00 Uhr bis 20.00 Uhr in der neuen Halle des Besselgymnasiums (Hahler Str. 134, 32427 Minden)


    Diesmal von Leistungskoordinator Lars Halstenberg, Thema "Schlagwurftraining". Ich muss leider passen, mittwochs habe ich selbst Training, hätte aber gerade das Thema gerne mitgenommen.


    Anmeldung erwünscht (aber nicht Voraussetzung): lars.halstenberg[at]gwd-minden.de


    Hat den Vorteil, dass man dann per Mail beim nächsten Mal direkt kontaktiert wird.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

  • Die Gretchenfrage in der D-Jugend:


    Wie gestalte ich den Übergang von der Mann- zur Raumdeckung?


    Die eleganteste Lösung bietet sicher Balljäger mit der "sinkenden Manndeckung". Spannend aber ist, dass den Begriff zwar jeder kennt, ich die Deckungsform aber im Alltag nirgends zu Gesicht bekomme. Und wenn ich mal nachhake, hat sie doch niemand verstanden. Wenn ich in der Manndeckung / extrem offensiver Raumdeckung die Anweisung gebe (Rückraumspieler bekommt Ballbesitz): "Zurücksinken!", weil ich das Prellen VOR der Abwehr provozieren möchte, dann habe ich auch schon gehört, dass das ja wohl eine "sinkende Manndeckung" sein müsse.


    Habe ich aber nie gespielt! Folgende Überlegung: In der offenen / in der Halbfeldmanndeckung hat die Abwehrspielerin den Bezugspunkt Gegenspielerin (immer zwischen Tor und Gegenspielerin agieren), deren Prellhand (bei Mädchen nicht immer die Wurfhand und noch schlimmer häufig nicht die taktisch richtige Hand) und den Bezugspunkt Ball (bei mir: Brust zum Ball, wenn ihn Gegenspielerin nicht hat). Bei der sinkenden Manndeckung kommt die Ballhöhe dazu: Zwischen Tor und Gegenspielerin, ggf. Brust zum Ball UND mindestens auf Ballhöhe zurücksinken. Habe ich bei Aufkommen der sinkenden Manndeckung meinen Mannschaften nicht zugetraut, das vernünftig umzusetzen, so dass ich das Eisen nie angefasst habe. Ich habe allerdings auf Turnieren schon zweimal E oder D-Jugend Jungsmannschaften mit einer Top sinkenden Manndeckung gesehen, dass ich es fast bereue. Fast.


    Angefangen habe ich mit cold turkey. In der Halbzeit umgestellt. Hacken auf den Neuner, die Halben und VM noch zwei Schritte raus und je nachdem, wie sie mit dem Gegner klarkommen, gerne noch weiter raus. Hat immer geklappt, eleganter ist das andere Modell. Ist von der Ausrichtung aber konservativ/defensiver. Und das wiederum entspricht nicht meiner Idee von Deckung.


    Seit Jahren führe ich nun Raumdeckung/Positionsspiel gegen Raumdeckung mit Endlinienball bei Rugbypassregeln ein (keine Pässe nach vorn, nur zur Seite oder nach hinten, an anderer Stellen von mir schon detailliert beschrieben). Jüngst exzessiv, das Aufwärmspiel wird JEDES Training wochen-/MONATELANG gespielt. Zentrale Korrektur: "Ich will die ABWEHRKETTE sehen!" Alle vier oder fünf Spielerinnen in einer Kette. Die Außen eher passiv, laufen ihrer Gegenspielerin NIEMALS entgegen, versperren den Prellweg nach innen (es darf, es muss geprellt werden), nehmen die Gegenspielerin auf und schieben sie im Idealfall über die Außenlinie. Alle Innenverteidigerinnen treten auf ihre Gegenspielerin bei deren Ballannahme raus (Abwehrdreieck!), sinken dann in die ABWEHRKETTE zurück. Verdichten in Ballnähe. In dieser Spielform gibt es dann kein Zurücksinken vor der Ballführerin mehr, die Abwehrkette hat als Bezugspunkt die Angriffsreihe und nicht Nah- oder Fernwurfzone. Ich möchte ausschließlich Raustreten mit Körperkontakt haben und keine Lücke in der Kette öffnen.


    Und mit diesem Konzept der Abwehrkette kann ich die (neu gelernte) Raumdeckung recht gut auf das Punktspiel übertragen. Die Mädels, Halbfeldmanndeckung gewohnt, kommen gar nicht auf die Idee sich an den Rand der Nahwurfzone zu stellen, sondern positionieren sich aus Gewohnheit weit in die Fernwurfzone hinein. Bezugspunkt für die Stellung im Raum ist nicht der (schnelle) Ball sondern die Postition der Nachbarin, wobei die "Kette" nicht mehr eine Linie wie beim Endlinienball ist sondern einer Kurve außerhalb des Neuners entspricht (die Außen auf dem Neuner). Auf den Punkt gebracht: Die Position nicht an der schnelllebigen Ballhöhe auszurichten, sondern im Verbund, als leicht zu bildende Formation, halte ich für einen didaktisch leicht umzusetztenden Schritt. Die taktische Disziplin erlernen die Mädels aktuell schließlich in jedem einzelnen Training bei Aufwärmen. Und da ich tatsächlich überall "sinkende Manndeckung" höre, sie aber nirgends sehe, vielleicht eine überlegenswerte Alternative.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger ()

  • Die Frage ist, wie sehr sich die Verhaltensweisen die dein Konzept schult tatsächlich von denen in der sinkenden Manndeckung unterscheiden. Ich habe in der D-Jugend mein Verständnis der sinkenden Manndeckung als Übergangsschritt zur Raumdeckung folgendermaßen umgesetzt:


    Alle individuellen Aufgaben der Halbfeldmanndeckung beibehalten. Hier wurde bereits das Versperren der "gefährlichen Bereiche", Ballführerin bremsen und weitere Aufgaben für die Verteidigerin im 1:1 eingeführt.

    Dies haben wir ergänzt um die Zusatzaufgabe "keiner ist weiter vorne als der Ball" und den daraus folgenden Konsequenzen "niemand darf mit Ball hinter euch vorbei" und "so seid ihr immer in der Position eurer Mitspielerin gegen die Ballführerin zu helfen"


    Diese Zusatzaufgabe grob umzusetzen ging unfassbar schnell, da dabei aber bei Wechseln die Abwehrspieler gleich von selbst ineinander gelaufen sind, haben wir nach wenigen Einheiten auch gleich das Übergeben Übernehmen eingeführt.


    Wozu führte das?

    Ab der Mittellinie bildete sich eine Kette, die aber recht schnell Richtung eigenes Tor zurückgedrängt wurde/ zurückgesunken ist. Grundsätzlich stelle ich mir das ziemlich ähnlich zu deiner Rugby-Kette vor (?). Da hatte ich für mich die sinkende Manndeckung.


    Diese war mir aber zu passiv. Wenn ich nie weiter vorne als der Ball bin wird es schwierig Ballwege zu bedrohen etc. Mit weiteren Aufgaben für die Abwehr sind wir dann auf die nächste Stufe zu einer wieder deutlich aktiveren Abwehr gekommen.

    Wie?

    Die Regel "niemand ist weiter vorne als der Ball" wurde aufgeweicht, die Aufgabe die (nicht eigene) Gegenspielerin mit Ball zu beobachten wurde wichtiger und es gab den Auftrag, einzuschätzen und zu entscheiden, wie gefährlich die Ballführerin ist. Solange sie nicht so gefährlich ist, dass sie mit Ball hinter mir vorbei gehen kann, dränge ich meine eigene Gegenspielerin durch bedrohen der Passwege wieder weg vom Tor.

    Speziell mit der Aufgabe "niemand darf mit Ball hinter euch vorbei" haben die Mädels auch schon super Angefangen ein wenig Richtung Ball zu verdichten.


    Zusatz zu dem Ganzen: die eigentliche sinkende Manndeckung haben wir tatsächlich nur ganz am Anfang der Saison gespielt, da diese Schritte nur einige Wochen gedauert haben. Auch wenn das Ganze sich recht kompliziert schreibt, waren die Aufgaben für die Mädels in sich schlüssig und ich war überrascht wie schnell sie diese Umsetzen konnten. Auch wenn das vielleicht auch nicht das ist, was du unter einer sinkenden Manndeckung verstehst ^^

  • Willkommen in der Handballecke, jedenfalls beim aktiven Teil der HE! Bitte gerne in Eigeninitiative hier Erfahrungen einstreuen. Traut sich ja leider sonst kaum jemand.


    7 vs. wild. Wir werden ausgesetzt, jeder hat sich unterschiedliches Werkzeug mitnehmen dürfen und am Ende steht ein Regenschutz mit Schlafstätte, eine Feuerstelle, ein Wasserbehälter und jeder hat einen kleinen Nahrungsvorrat. Wenn wir uns die verschiedenen Spielweisen anschauen, werden sie sich Richtung gefestigter Raumdeckung ggf. nur in Nuancen unterscheiden. Und auch ich beobachte immer wieder, dass gerade in der Übergangszeit die Grenzen zwischen Mann- und Raumdeckung verschwimmen, ich das aber auch zum Teil hinnehme. Oben war ich etwas unehrlich. In jungen Jahren habe ich MIR die sinkende Manndeckung nicht zugetraut. Inzwischen bin ich überzeugt, dass auch mein Weg zum Zielt führt.


    Auch in meiner Abwehrkette, die sich nicht an der Ballhöhe orientiert, kommt allmählich die neue Regel dazu "Beschütz die Lücke auf Ballseite... aber nur solange dort Gefahr droht!" Ansonsten darf nicht nur gegen die Ballführerin rausgetreten werden, sondern auf der Nachbarposition (Tippen/Prellen ist abgeschlossen, Ballführerin ist mitten im Zweikampf, Ballführerin fehlt per se der Drang zum Tor), die "Kette" diffundiert Richtung Ballgewinn. Dann können wir wieder mehr Ballhunger entwickeln. Ich hab das Lehrvideo zur sinkenden Manndeckung lange nicht mehr gesehen, würde mich aber sehr wundern, wenn dort nur die defensiven Aufgaben geschult werden und nicht die von Dir geschilderten Ausnahmen.


    Ich führe gerade mit acht talentierten Jungs und vier, fünf Mädchen (meine Auch-C-Jugendlichen) Übergeben/Übernehmen ein. Gegen jede Vernunft/Erfahrung versuche ich das in Grundspielen und lasse die Grundübungen vollständig weg. Macht einerseits viel mehr Spaß und es entstehen schöne Nebenprodukte aus Parallelstoß und Kreuzen-Parallel, auf der anderen Seite natürlich der Schwerpunkt nicht so verdichtet wie in der Grundübung, wenn sklavisch das Kreuz vorgegeben ist. Letztlich ausschlaggebend ist für mich aber die Spielnähe, dass der Ballführer die Chance auf ein Kreuz selbst beurteilt, dass der Nachbar sich Parallel offenhält und durch Beobachtung für Kreuz entscheidet, dessen Gegenspieler wiederum Übergeben/Übernehmen einleitet, nicht weil die Übung es vorgibt, sondern er die Situation richtig erkennt (ich passe hier das Geschlecht den jeweiligen Mehrheitsverhältnissen im Spiel und Training an :lol: ). Bislang bin ich zufrieden, zwei Einheiten sollen noch folgen. Gilt eigentlich allgemein der Satz: "Je Trainererfahrung, desto Grundspiel"? Ich brauche vielleicht nicht die Sicherheit/Vorhersehbarkeit der Aktionen, um dennoch sinnvoll zu korrigieren.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

  • Sommerferien. Die erste Hälfte aller Ferien gebe ich immer frei. In der zweiten Hälfte soll erscheinen, wer daheim ist, im Übrigen keine Abmeldungen nötig. Gäste willkommen. Trainingsgruppe stets ein Überraschungsei, daher auch kein "reguläres" Training. Diese Saison mit der Neuerung, dass ich auch männliche D dabei habe (s.o.). Also mal Basics, vier Einheiten Sprungwurf von "Null" wie für Anfänger. Und auch da gibt es reichlich Korrekturpotenzial. Danach als Sahnehäubchen zwei Einheiten Sprungwurf über das falsche Bein. "Mit D-Jugendlichen?!" "Wann ist denn das goldene Lernalter?" Abschlussübung Anstoßen von RL nach Außen, Pass/Rückpass in das Zurückstoßen, Abbrechen, Gegenbewegung gegen die Hand, Absprung über Kastenoberteil über das falsche Bein. Sieht schon ganz ordentlich aus, viele bekommen aber noch keine ordentliche Sprunghöhe hin. Dazu später*. Ende vom Lied: Drei meiner talentierten D-Mädels "beherrschen" inzwischen den Sprungwurf über das falsche Bein und setzen ihn im zweiten D-Jugend Jahr taktisch richtig im Spiel bei Durchbruch gegen die Hand ein. Zwei Einheiten Ferientraining außer der Reihe, mehr nicht. Die anderen Mädels üben den Wurf ständig beim Warmwerfen oder Rumdaddeln.


    Die folgende Übungsreihe stammt ursprünglich aus der "handballtraining" von vor rund fünfzundzwanzig Jahren und war genau mit diesem Thema im Heft. Ich habe einige Dinge modifiziert und setze sie auch bei "Einführung Sprungwurf" ein**.


    Zwei Turnmatten als "Landebahn", ein Langkastenoberteil quer, zur Hälfte auf die Matten und dann rangeschoben an die vordere Matte als Absprungbasis. Sicherheitsbestimmungen: Absprung nur mittig vom Kasten, nicht am vorderen oder hinteren Rand. Es geht um Höhe, nicht um Weite.


    - kurzer Anlauf mit Absprung über das falsche Bein vom Kastenoberteil, keine Ball, keine Ausholbewegung

    - Trainer stellt sich auf Wurfarmgegenseite neben die Matten, kurz hinter den Kasten, hält "Schaumgummipommes" als Schranke hin, beim Sprung mit dem Knie des Schwungbeins kräftig den Pommes hochstoßen

    - Trainer stellt sich mit Pommes auf die Wurfarmseite (hatte nur Rechtshänder zum Glück) auf einen Kasten, hält Pommes schräg hoch, Spielerinnen sollen das Ende mit Wurfhand mir korrekter Ausholbewegung kräftig abklatschen.


    Hier wird es schon sehr komplex. Schwungbein weiterhin einsetzen, Wurfarm in die Ausholbewegung, Oberkörperverwringung schon beim Setzen des Fußes auf den Kasten. Und dann nach und nach die "Hüftgegendrehung" zur Wurfarmseite korrigieren. Hier die Kinder einfach mal ausprobieren lassen und ganz viel Geduld. Die Hüftstellung in der Luft zu korrigieren, damit der Oberkörper beim Wurf nicht gegen die Hüfte arbeiten muss, ist nicht ganz leicht. Zum Glück sind es D-Jugendliche und die sind noch lernfähig!


    - s.o., kein Trainer mehr an der Seite, nun Tennisball gegen die Wand werfen

    - Knautschiball oder Softball

    - Handball


    Mit einer im Schnitt sehr talentierten Trainingsgruppe waren wir nach zwei Trainingseinheiten schon recht weit. Seither noch nicht groß vertieft, drei Talente der wD setzen den Wurf schon instinktiv korrekt im Punktspiel ein.


    *Abschlussübung von oben. Richtungswechsel ohne Ball beim Zurückstoßen, Richtungswechsel mit Ball bei der Täuschung und dem Durchbruch gegen die Hand mit Absprung vom falschen Bein. Die Kinder bekommen in dem engen Richtungswechsel nicht genug Druck auf das rechte Bein für eine vernünftige Sprunghöhe. Es sieht alles etwas unbeholfen aus. Korrektur: tief runtergehen, Sprungbein ordentlich beugen und so mehr Kraft sammeln.


    **Ich hatte und habe diese Saison mehrere Gäste wD und E im Training aus verschiedenen Vereinen. Vereinsübergreifend teilweise ein und dasselbe Phänomen. Beim Schwungbein wird nicht das Knie zum Schwungholen eingesetzt... sondern der Hacken.


    Volles Verständnis dafür, wenn ein Trainer Schlagwurf vor Sprungwurf schult und ggf. daher meine Gäste noch keinen Sprungwurf erlernt haben. Als Anfänger und als Fortgeschrittener habe ich teils Sprungwürfe verboten, wenn ich meinte, dass der Schlagwurf noch nicht sitzt. Wenn ich aber Gäste im zweiten D-Jugend Jahr habe und der Grund für einen technisch verheerend schlechten Sprungwurf sein könnte, dass der Sprungwurf noch nicht geschult wurde... doubleyou tee eff haben die denn bis dahin im Training geschult?! E-Jugend Training: JEDES EINZELNE TRAINING zehn Minuten stumpfes Ballern auf den Boden, beide Arme im Wechsel, nach zwanzig Würfen dann Ballern mit Maximalkraft gegen die Wand. Variieren. Auch mit der schwachen Hand. In der D-Jugend JEDES ZWEITE TRAINING. Wo soll denn der Wurf sonst herkommen? Wir erschießen in der D-Jugend beim Beachhandball jeden Gegner vom eigenen Tor aus. Das sind 27 Meter, 7 m mehr als Justus Fischer braucht, um den THW zu erschießen. :devil: In der Regel kassieren wir selbst aber auf einem großen Beachturnier nur ein, zwei Tore vom gegnerischen Torraum aus. Wenn überhaupt.


    Wenn ich zwei E-Jugend Jahre jedes Training zehn klitzekleine Minuten für das Wurftraining aufwende, dann sollte ich spätestens in der D-Jugend auch mal einen ordentlichen Sprungwurf schulen können.

    Kollegin: "Und? Was machst Du zu Silvester?"

    ZeeBee: "The same procedure as last year."

    Kollegin: "Was hast Du letztes Jahr gemacht?"

    ZeeBee: "The same procedure as every year." :smokin:

Anzeige