Kleine Weisheiten für die Trainerbank

  • In der Mittellinie befindet sich ein Kreis mit einem Durchmesser von 4 Metern, der als Anwurfzone bezeichnet wird.


    Kleiner Satz, vielleicht große Wirkung ab dem 01. Juli 2022. Wer sich nicht anpasst, der ein oder andere Gegner wird es tun. Dank einer Trainerfortbildung habe ich jüngst die meisten Regelfragen zum Thema beantwortet bekommen:


    Anwurf kann angepfiffen werden, wenn die Spielerin


    - in ihrer Hälfte mit einem Fuß die Anwurfzone berührt, mit einem Fuß in der Anwurfzone steht, mit beiden Füßen in der Anwurfzone steht.

    - in der gegnerischen Hälfte mit einem oder beiden Füßen in der Zone steht

    - in der Zone steht, geht, läuft oder tanzt


    Anwurf kann nicht angepfiffen werden, wenn die Spielerin

    - teilweise mit einem Fuß/mit beiden Füßen in der gegnerischen Hälfte außerhalb der Zone steht

    - springt


    Mitspielerinnen dürfen in der Zone stehen oder sich bewegen, auch vor dem Anpfiff über die Mittellinie hinüber, solange es innerhalb der Zone ist.


    Es gibt keine Abstandsregel für den Gegner bei der Ausführung. Der Pass vom TW darf weiterhin aber nicht behindert werden. Der Gegner darf aber weder mit den Füßen in die Zone, noch darf er, wie beim Abwurf, in die Luftsäule oberhalb der Zone greifen oder darin blocken.


    Der Anwurf ist erst ausgeführt, wie schon der Abwurf, wenn der Ball die Luftsäule der Zone verlässt. Drei Sekunden lang hat die Ausführende Ruhe in ihrer Zone.



    Die Renaissance der Schnellen Mitte? Ich denke schon. Was hat es für Mühe gekostet, das Timing des Umdrehens, Fangen des Langpasses und das Setzen des Fußes auf die Mittellinie zu trainieren, gepaart mit der Körperdisziplin dabei den Fuß stehen zu lassen und nicht zu tanzen.


    In der C-Jugend werde ich konsequent die Schnelle Mitte mit System spielen. In der D werde ich die Mädels damit bereits vertraut machen.


    Fortsetzung zur praktischen Einführung folgt

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  • Fortsetzung Schnelle Mitte


    Vierergruppen, alle Spielerinnen an einem Ballkasten, in etwa 15m Entfernung (später 20m) zwei Turnmatten als Quadrat zusammengelegt. Passgeberin (vorzugsweise die Torhüterin, alle anderen können sich aber auch mal beteiligen) steht mit Ball neben dem Ballkasten, Spielerin vor ihr macht Hampelmänner bis sie von TW angetickt wird. Dann ein Sprint auf die Anwurfzone, Pass der Torhüterin nach zwei, drei schnellen Schritten, Anwerfende dreht sich um und bekommt im Idealfall den Ball in der Drehung.


    Korrekturen:


    - Der Ball landet überall, nur nicht bei der Anwerfenden

    Erst einmal vom Idealfall eines geraden, harten Passes abweichen und einen leichten Bogen erlauben, bis der sitzt. Dann allmählich härtere Pässe. Das kann seeehr frustrierend sein.


    - Probleme bei der Ballannahme wegen des Passes aus dem 180° Winkel

    Unmittelbar vor die Anwurfzone ein 2m breites Hütchentor setzen, durch das die Spielerinnen NICHT durchlaufen dürfen. Kleiner Bogen, dadurch eine seitliche Position bei Erreichen der Anwurfzone, der Winkel zum Pass ist deutlich besser.


    - Die Füße zeigen beim Fangen zur Torhüterin

    Das verhindert die Folgehandlung des schnellen Sprints nach dem Anwurf. Nach dem Schlenker kurz vor der Anwurfzone sollten der vordere Fuß nach vorne und der hintere Fuß zur Seite zeigen, ansonsten ist nur der Oberkörper Richtung Torhüterin gedreht.


    - Vorne Mitte muss auf den Pass vom Torwart warten

    Mit der Torhüterin einen Auslösepunkt erarbeiten, wann sie zum Pass losläuft. Wenn Linien vorhanden sind, eine Linie rauspicken, die bei Erreichen auf dem Weg zur Anwurfzone die Schnelle Mitte signalisiert. Im Idealfall fängt Vorne Mitte den Ball unmittelbar nach dem Umdrehen. Der Pass ist also längst unterwegs, wenn die Anwerfende noch läuft.


    - Vorne Mitte wird langsamer, um sich nach dem Ball umzuschauen

    Es gibt keinen Blickkontakt mit der Torhüterin/zum Ball vor Erreichen der Anwurfzone. Der Ball wird erst angeguckt, wenn er in den Händen landet.


    Das hier ist stumpfer Drill. Wie bei kaum einer anderen gruppentaktische Maßnahme müssen wir uns bei der Schnellen Mitte an Perfektion annähern, sonst funktioniert sie nicht.


    Die Ausführung der Schnellen Mitte trainiere ich losgelöst vom Auftaktpass. Wir werden mit der C ein langes Kreuzen spielen, das schon recht komplex für die Altersklasse ist. Elementar ist, dass in allen Phasen nach dem Anwurfpass die Torchance gesucht und nichts automatisiert geschieht. Im Idealfall produziert allein das lange Kreuz vier Abschlussmöglichkeiten des Rückraums, ohne dass auch nur Außen oder KM eingebunden sind. Alle vier Abschlussmöglichkeiten sollen ausgelotet werden. Dann kann ich immer noch einen Übergang/eine Sperre einbauen.


    In der D-Jugend habe ich bislang folgende Varianten (gegen extrem offensive Deckungsreihen) gesehen:


    - Mit dem Anpfiff geht eine schnelle Außen diagonal an den Kreis über. Sie überläuft ihre Manndeckerin und bietet sich am Kreis an. Der Anwurf erfolgt ohne feste Prinzipien, alle wissen aber, dass der Ball schnell zum Kreis muss.


    - RL oder RR (oder beide) überlaufen nach dem Pfiff ihre (sehr offensiven) Gegenspielerinnen. Der Anwurf wird maximal verzögert (3 Sekunden), bis sich eine Rückraumspielerin im Tiefenraum hinter der Deckung freigelaufen hat. Dann kommt der Anwurf direkt als Anspiel.


    Lässt sich Beides recht leicht verteidigen (1:1 ohne Ball / Sicherheitsabstand beim Anwurf), kann aber in der D mal eingestreut werden.


    Ich bin noch am überlegen, ob sich aus der Regel, dass ich drei Sekunden für den Anwurf Zeit habe und der Anwurf nicht ausgeführt ist, bevor nicht der Ball die Anwurfzone verlassen hat (also auch keine Abwehrspielerin in die Zone darf) Honig saugen lässt. Ein Ablenkungsmanöver innerhalb der Zone, drei Sekunden verzögern, Sprint durch die noch etwas verwirrte Abwehrreihen, dann der Pass aus der Zone. Wird die Schieris vor eine Aufgabe stellen.

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  • Kleine Ergänzung: Wenn ich sehe, wie konsequent Barcelona mit der Schnellen Mitte arbeitet und damit die Champions League gewinnt, und das ganz ohne Schnickschnack, dann liege ich für nächste Saison nicht ganz falsch.

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  • Plädoyer für das Solera Verfahren


    Mal was ganz Anderes. Nennen wir es Philosophie der Nachwuchsarbeit. In meinem ehemaligen Verein war ich zehn Jahre als Trainer aktiv. Habe mit einer Mini-Mannschaft in der E-Jugend angefangen. Habe die Mannschaft vier Jahre in der E-Jugend trainiert. Zwei Jahre in der D-Jugend. Zwei Jahre in der C-Jugend. Die beiden nachfolgenden Generationen parallel ebenfalls in E, D und C-Jugend. Ein Trainer, dieselben Mädchen, bis zu acht Jahre. Der Vorteil: Man kennt sich recht gut. Der Nachteil: Man kennt sich recht gut.


    Nun bin ich im zehnten Jahr in einer leistungsorientierten weiblichen Handballabteilung und bin seit ein paar Jahren D-Jugend Trainer. Gehe nicht mit einer Generation nach oben, sondern werde einerseits zum D-Jugend Experten, andererseits natürlich auch zum Fachidioten. Dieselbe Medaille. Im leistungsorientierten Bereich erscheint mir dieses System aber vorteilhafter zu sein. Ein kleiner Exkurs:


    Das Solera-System ist ein Verfahren zur Reifung von Sherry, Málaga, Brandy oder Gletscherwein. Seinen Namen hat das Verfahren von der Bezeichnung der untersten Fassreihe (spanisch solera ‚am Boden liegend‘), die darüber gestapelten Reihen nennt man criaderas (spanisch criadero ‚Zucht‘).


    Dabei werden Eichenfässer (span. bota) mit einem Fassungsvermögen von 520 Litern übereinander gestapelt. Aus der untersten Reihe Fässer wird etwa ein Drittel des fertig gereiften Sherry oder Brandy abgefüllt. Diese teilweise geleerten Fässer werden sodann mit jüngerem Wein aus der nächsthöheren Reihe befüllt. Diese Vorgehensweise wird wiederholt, bis die höchste Reihe leer ist und mit frischem Destillat nachgefüllt wird. Produkte die nach diesem System hergestellt werden, bezeichnet man allgemein auch als Soleras. (zitiert aus: http://www.wikipedia.de)


    Mein Thema ist eigentlich scotch malt whisky. Traditionell gereift in einem einzigen Bourbonfass. Mindestens drei Jahre, zumeist abgefüllt nach 10 oder 12 Jahren. Ich habe immer mal davon geträumt, mit ein paar Kumpels ein junges Fass zu kaufen, irgendwann abzufüllen und zu importieren. Handballecken-Whiskypapst einstein-husum hat mir die Augen geöffnet. Die Qualität der Fässer sei so unterschiedlich, dass nur rund ein Viertel aller Fässer für malt whisky tauge, der Rest wandere zum Blender und wird zu blended whisky verpanscht (Johnny Walker, Chivas Regal usw.). Die Chance, ein gutes Fass zu erwischen, 25%.


    Das Solera Verfahren...


    >>Was schreibt der Idiot denn da? Hier geht es um Handball.<<


    Der Altersklassenumbruch hat sich bei uns dieses Jahr maximal weit verzögert. Während alle anderen Altersklassen mit dem Spielbetrieb schon fertig waren (durch Corona schon mit erheblicher Verspätung), spielte die wB noch im Final4 und wollte natürlich im Training unter sich bleiben. Der 07er Jahrgang konnte nicht in die B wechseln, meine '09er nicht in die C. Dennoch habe ich die '11er schon mal aufgenommen, zusätzlich eine '13er Spielerin. Nun trainierten 09, 10, 11 plus ein Küken zusammen.


    Im Regelfall habe ich zwei D-Jugend Jahrgänge. Dazu die talentiertesten Mädchen aus dem älteren E-Jugend Jahrgang, in Ausnahmefällen auch eine Spielerin aus dem jüngeren E-Jugend Jahrgang. Nach zwei Jahren gebe ich die Mädchen wieder ab, die größten Talente habe ich folglich vier Jahre. Der älteste Jahrgang ist eine untere Fassreihe, gibt eine Menge an den neuen Sherry ab. Ich lerne jede Saison was dazu und kann auch jedes Jahr von Neuem mehr beibringen. Beispiel:


    Wir spielen Beachhandball mit einer Läuferin, einem Wechsel im Angriff, einem Wechsel in der Abwehr. Das läuft wie ein Uhrwerk, ist aber für die D schon recht komplex. Fange ich mit 10 Mädchen bei "null" an, brauche ich Wochen im Training, bis das sitzt. Kommt nun die neue Generation frisch dazu (oberste Fassreihe)... dieses Jahr klappt das nach einer einzigen Trainingseinheit und läuft reibungslos. Die Ältesten machen schon mal spinshots oder eingesprungene Blocks vor (meine ersten Beachhandballgenerationen haben weder noch gelernt, jede Saison setze ich Beachhandballerfahrung neu um).


    Wandere ich mit einer Generation mit in die C hoch, geht in der D das Solera Verfahren verloren, denn ich bin Teil der unteren Fassreihe. Das Eichenfass quasi, das jahrzehntelang Sherry im Holz eingelagert hat und als Aroma abgibt. Im "Einzelfassverfahren" ist die Erfolgschance bei 25%. Im Solera Verfahren scheint mir die Wahrscheinlichkeit, dass ich ganz unten, nach der A-Jugend, ein gutes Produkt bekomme, wesentlich größer.

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  • Den Thead hatte ich mit einem ethischen Problem in den Altersklassen Minis bis D-Jugend begonnen:


    Zitat

    Was tun, wenn der Gegner hoffnungslos unterlegen ist?

    Im Punktspielbetrieb habe ich nach jahrzehntelangem trial and error eine brauchbare Lösung:


    Zitat

    Das Kistentor liegt bei uns bei 30, ich habe eine weitere Kiste (Bionade) ausgelobt, wenn alle Feldspielerinnen in beiden Halbzeiten je ein Tor werfen. Mit zwei E-Jugendlichen an Bord der D-Jugend ist das schon mal eine Aufgabe.

    Die Mädchen haben eine gemeinsame Aufgabe, alle arbeiten ernsthaft daran, dass auch die weniger torgefährlichen Spielerinnen zu einem Treffer kommen, das Spielergebnis hält sich in Grenzen und im besten Fall bekommt der Gegner gar nicht mit, dass man mehr mit sich selbst als mit dem Gegner beschäftigt ist. Das gilt für den Punktspielbetrieb.


    Ganz anders die Situation beim Turnier in Dänemark:


    - die dritte Mannschaft des Gastgebers ist eine reine Anfängermannschaft

    - Manndeckung/offensive Raumdeckung kennt der Gegner nicht

    - der deutsche Gast ist... deutsch

    - die Eltern der dänischen Mädchen kennen keine Manndeckung/offensive Raumdeckung

    - die Eltern der dänischen Mädchen wissen nicht, dass wir gegen jeden Gegner offensiv decken, nicht nur gegen Anfängerinnen


    Trotz Durchsitzens der Bestbesetzung auf der Bank eine Katastrophe. Stundenlange Analyse, dann der Gedanke outside of the box:


    Zitat

    Was würde wohl ein netter Trainer tun? Was würde Buddha tun? Geschenke machen Freunde, geklaute Bälle gibt man zurück. So absurd die Lösung scheint, kann es das Publikum als Arroganz auslegen, wenn die Anfängerinnen 30 Minuten lang jeden abgefangenen Ball zurückgeschenkt bekommen? ZeeBee ist zufrieden.

    Rasenturnier in Hannover. Auftaktspiel gegen die dritte Mannschaft des Gastgebers. Die Mädchen werden instruiert: abgefangene Pässe geben wir zurück, rausgeprellte Bälle behalten wir.


    Als erster Testballon war das nicht schlecht. Leider hat der Gegner viel geprellt, die Bälle waren dann weg. Meine Mädels haben konsequent jeden abgefangenen Pass zurückgespielt. Die Reaktion der Eltern habe ich nicht mitbekommen, während eines Spiels bin ich im Tunnel. Das Spiel blieb flüssig, die gegnerischen Mädchen haben die Geschenke brav angenommen. War irgendwie witzig. In fünfzehn Minuten Spielzeit waren es maximal zehn Geschenke und damit nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wenn ich die Deckung darauf einstelle, dass Prellversuche nicht weggefangen sondern unterbochen werde, es dadurch mehr Pässe gibt, wir mehr Pässe abfangen, dadurch wiederum mehr Bälle zurückschenken können...


    Ausbaufähig, aber so können wir nächstes Mal vielleicht in Dänemark bestehen, ohne dass vor der Halle brennende Kreuze aufgestellt werden.

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  • Rasenturnier in Hannover. Auftaktspiel gegen die dritte Mannschaft des Gastgebers. Die Mädchen werden instruiert: abgefangene Pässe geben wir zurück, rausgeprellte Bälle behalten wir.

    Schöne Geste. Leider sieht man solche Gesten selten. Hatte schon die Erfahrungen machen müssen das man als deutlich Unterlegener in Unterzahl angereist 95% vom Spiel im Feld 5:6 Spielt

  • Zitat

    Hatte schon die Erfahrungen machen müssen das man als deutlich Unterlegener in Unterzahl angereist 95% vom Spiel im Feld 5:6 Spielt


    Zitat

    Wie geht in E und D-Jugend Überzahlangriff?

    In Niedersachsen, möglicherweise aber bundesweit, gibt es jedenfalls keine regeltechnische Überzahl unterhalb der C-Jugend. Bei Hinausstellungen darf aufgefüllt werden. Sie kann theoretisch nur dann entstehen, wenn der Gegner trotz Personalmangels dennoch antritt und von Beginn an eine Spielerin fehlt oder sich in der Mannschaft ohne Auswechselspielerin wer im Laufe des Spiels verletzt bzw. in dieser Situation eine Hinausstellung kassiert. Viele Trainer tun sich schwer, wenn der Gegner nun - ausnahmsweise erlaubt - defensiv deckt. Wie spiele ich diese Überzahl aus?


    Weiß ich nicht. Ist in dreißig Jahren noch nie vorgekommen, wird auch nie vorkommen. Wenn ich bei einem Kinderspiel die Personallage des Gegners ausnutze, verliere ich immer - auf die eine oder andere Weise.

    Habe ich noch nie verstanden. Was beweise ich wem, wenn ich mit 6:5 oder 6:4 Spielerinnen gewinne? Brauchen die Eltern das? Die Kinder? Das Trainerego? Die Idee des Spiels ist es doch die bessere Mannschaft zu ermitteln. Da hat der Gegner Sportsgeist und tritt in Unterzahl an... Manchmal hat man allerdings das Glück des Tüchtigen, Februar 2005 gegen meinen jetzigen Verein:


    Zitat

    Wir reisten mit ganzen fünf Mädchen an und unser Gegner hatte 4:0 Punkte aus der Rückrunde. Als goldene Regel sag ich mal: Wenn ich den Gegner schon in doppelter Unterzahl spielen lasse, dann sollte ich auch gewinnen :devil:. Kein Gedanke wurde jedoch an eine faire Geste verschwendet, wobei wir körperlich wirklich nicht bedrohlich wirkten. Aber man antizipierte wohl das Endergebnis und verzichtete von vornherein auf die Herausnahme zweier Spielerinnen. 5:11 (1:6) für die Mannschaft in Unterzahl - es gibt Situationen, in die man sich hineinmanövriert, in denen man wohl einfach nicht gewinnen kann.


    Gegenbeispiel. Vor einigen Jahren war die weibliche Konkurrenz so schwach und unsere wC so voll, dass wir parallel als weibliche und männliche D gespielt haben. Der Verband hat sich das eine Saison angesehen, war angewidert von der Tatsache, dass Mädchen regelmäßig gegen Jungs gewinnen und konkretisierte aus Schikane "gemischte D Jugend" um in "maximal vier Mädchen gleichzeitig auf dem Spielfeld". Um überhaupt als Mädchenmannschaft antreten zu dürfen, reichte das nicht. Scheinheilige Frage dann auf dem Staffeltag:


    >>Zieht Ihr jetzt also eine männliche D zurück?<<

    >>.<<


    Wir spielen eine Saison lang mit einem Quotenjungen im Tor (Fußballtorwart) und vier Feldspielerinnen. EIN Trainer hat 4:4 gespielt. Und prompt verloren. Allerdings nur auf dem Papier.

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  • Beobachtungen im Sand


    Jahrelanger Skeptiker, was das Sandeln angeht. Beachhandball? Neee, lass mal. Nach und nach mit angefreundet und inzwischen trainieren wir in der Sandsaison nicht nur zweimal die Woche nach dem Training in der Sandkiste, die ein oder andere Technik lässt sich beim Beachhandball besser trainieren als in der Halle (Blocken... ja, dieser Hüpfer in die Luft mit nach oben gestreckten, geschlossenen Armen).


    Am Wochenende war "Niedersachsenmeisterschaft" E und D-Jugend in Cuxhaven. Da man frei melden konnte, eher "offene niedersächsische Meisterschaften". Einige Beobachtungen:


    - wir (weibliche D) erschießen nahezu jeden Gegner aus dem eigenen Tor heraus, haben selbst aber nur eine Handvoll Torwarttore aus der Distanz kassiert

    - unser stärkster Gegner spielte im Halbfinale gar eine Fleischmauer auf Torwartangriffsseite (noch nie gesehen vorher), die meisten Teams eher defensiv, passiv

    - es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass man entlang der gesamten Spielfeldlänge abzüglich der Torräume einwechseln darf


    Wurfkraft Zwergenhandball

    Wenn ich mich richtig erinnere, haben wir von einer einzigen Torhüterin bei 8 Gegnern mal Tore von Tor zu Tor kassiert. Von uns haben regelmäßig fünf Mädchen aus dem eigenen Tor heraus getroffen. Einen Gegner haben wir gar dazu gezwungen, ihre Torhüterin im Tor zu belassen. Das führte zur absurden Situation, dass unsere Läuferin vorn am Torkreis arbeitslos auf ihren Einsatz wartete.


    In der E-Jugend jedes einzelne Training, in der D-Jugend einmal die Woche 10 Minuten stumpfes Ballern auf den Boden/gegen die Wand. Korrigieren bis zum Umfallen. Wo soll der Wurf denn sonst herkommen? Gehen die Mädels nachts in den Steinbruch und schmeißen Steine oder im Urlaub Kokosnüsse am Strand?


    Abwehr Kinderhandball Beach

    Die Fleischmauer war das extremste Beispiel der langweiligen Deckungen und war auch nur in einer Halbzeit erfolgreich, da ich keine Linkspfote habe. Erste Halbzeit mauerte die Deckung unsere Torwartangriffsseite komplett zu und ließ unsere Läuferin auf wechselferner Seite in Ruhe. Also tausche ich dort eine unserer zwei Spinshot Expertinnen hin und der Gegner guckt dumm aus der Wäsche, das gesamte Abwehrsystem zerfällt. Zweite Halbzeit verballern wir zuviel und unsere Läuferin ist als Rechtshänderin auf der rechten Seite für den Spinshot im Nachteil. Abwehrsystem siegt, ist aber.... laaaaaaaangweilig.


    Die Kinder können im Sand nicht prellen, dürfen den Ball einmal im Sand nach drei Schritten ablegen und weitere drei Schritte machen. In der D ist damit noch nicht viel anzufangen. Auch wenn es viele graue Haare kostet: Ran an den Speck, Bälle klauen! Wir haben es uns leicht gemacht. Läuferin deckt Torhüterin, die beiden verbliebenen Abwehrspielerinnen kümmern sich um die Überzahl. Verschieben zur Ballseite.


    ACHTUNG, jahrelange Erfahrung: Mädchen haben kein, null, nada, nix, niente Konzept von "Ballseite"! Kann ich bis zum Herzinfarkt korrigieren und einfordern, wird nichts! "Am Ball", "Minihandball" oder so ähnlich hat mehr Aussicht auf Erfolg. Ist dennoch ein langer, steiniger Weg. Lohnt sich aber, wenn man am Schluss einen gleichstarken Gegner trotz Unterzahl über das Feld scheucht.


    Ich bin innerlich eigentlich mit einem Konzept von "Manndeckung auf Ballseite" gestartet. Mit jedem Richtungswechsel des Balls springt die Deckung eine Gegenspielerin weiter in Passrichtung. Unser Ergebnis war - teils - allerdings viel besser. Letztlich weiß ich:


    - wir sind in Unterzahl und der Torwurf wird früher oder später kommen

    - der Gegner kann entweder einen oder zwei Punkte ergattern

    - in der D trauen sich auch die Expertinnen selten in Bedängnis den Spinshot zu


    Einfache Tore in Kauf nehmen, doppelte Punkte verhindern.


    - die Torhüterin ist in Manndeckung

    - eine echte Manndeckung ist gar nicht nötig, die Ballführerin darf nur nicht komplett unbedrängt werfen


    Im Laufe des Turniers haben die Mädels eher die Räume zwischen Ballführerin und Anspielstationen verteidigt und ich habe immer wieder "Abstand" eingefordert. So kam es selten zu Freiwürfen, Pässe waren stets möglich (aber abfanggefährdet) und der Weg zur freigespielten Spielerin war stets kurz. Selbst der Halbfinalgegner mit mindestens fünf Spezialistinnen kam kaum zum Spinshot. Das Shootout entschieden letztlich nicht die Werferinnen sondern unsere Torhüterin.


    Wechseln Kinderhandball Beach

    Die kürzeste Strecke zu einer Linie liegt im rechten Winkel. Schnelle Wechsel sind elementar. Wie viele Trainer das nicht begreifen und Wechselchaos laufen lassen... unglaublich! Die Auswechselspielerin hat den kürzesten Weg nach draußen zu suchen, nicht den Weg zur ihrer Einwechselzone.


    Was wir nicht vom eigenen Tor aus erschossen haben, erlegten unsere beiden Spinshotcracks, die vorne an der Torraumkante einwechseln. Anweisung an die Torhüterin:


    - Erster Blick geht zum Tor.

    - Zweiter Blick geht zu unserer Einwechselspielerin vorn.

    - Erst dann darfst Du einen kurzen Pass spielen.


    Bis auf ein Gegner hat niemand gegen uns diese Drohung aufgebaut. Auch bei der männlichen D wurde überwiegend vorne aus- und hinten eingewechselt. Ist mir ein Rätsel.


    Im Finale mD beide Teams mit Spezialistenwechsel. Wechselfern der Läufer, zwei Abwehrspezialisten hinten, zwei Angriffsspezialisten werden vorn eingewechselt. Maximal effizient, wahrscheinlich haben Abwehr und Angriff auch nach der Halbzeit getauscht, worauf ich nicht geachtet habe. Kindgerecht?


    Im Sand haben wir übrigens keinerlei soziale Maßnahmen ergriffen, was bei vier Gegnern mit offensichtlich ganz wenig Beachhandballerfahrung zu absurden Ergebnissen führte. Allerdings haben die gegnerischen Trainer so mal eine Vorstellung bekommen, was sie noch alles optimieren können. Einer hat sich für die "Lehrstunde" bedankt.

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  • Von den Großen abgeschaut


    Beim CL Final4 der Männer ging es mir so richtig auf die Nerven. RM kreuzt mit KM, der findet sich nun in der anderen Abwehrhälfte wieder, alles nahezu in Zeitlupe, kein Zugzwang, kein Stellungsvorteil, der Sinn ergibt sich mir bis heute nicht. Einen befreundeten Trainer mit Ahnung interviewt. Im Männerbereich wohl eher ein Auftakt für eine Folgehandlung, im Frauenbereich passiert wohl nach dem Kreuz oder unmittelbar aus dem Kreuz heraus (manchmal) was. Hmmmm....


    Nur mal so eine Idee: Was ist, wenn ich aus dem Kreuzen mit dem Kreis eine Auftakthandlung im Kinder- und Jugendhandlung (konkret D und C) bastele?


    >>Und wieder ein Trainer, der die Kinder mit Taktik überfrachten will!<<


    Au contraire! Wenn ich nur den Laufweg der Kreisläuferin als Auftakt festlege, sie mit RM kreuzt (oder lediglich den Laufweg schneidet), KM dann mit Ballannahme sofort torgefährlich werden muss und ich eine Handvoll Folgehandlungen aufzeige, ab da freies Spiel... kann denn ein solcher Spaß Sünde sein?


    Was haben wir für Gegebenheiten?


    - Die Ausbildung der Kreisläufer ist flächendeckend für die Wurst. Ich nehme mich da gar nicht aus. In der C-Lizenz Ausbildung habe ich NICHTS über die Position gelernt. Einige Trainer kennen die Schlagworte "Nachlaufen", "Gegenziehen", "Stellen" oder "Sperren". Wie viele Trainer schulen das? Nach der B-Lizenz Ausbildung wusste ich ne Menge über Sperren/Absetzen. In der ht fanden sich ab etwa '95 über zwanzig Jahre lang gefühlt drei Artikel über Kreisläuferspiel. Was soll dabei rumkommen?


    Einschub: Die Gedanken hier sollen nicht die Ausbildung in Basics ersetzen. Aber warum nicht mal ein Bonbon für die zweitvernachlässigste Position? Einfach mal die KM in das Rampenlicht schieben.


    - Die Abwehrreihen (D- und C-Jugend) lernen gerade die Kooperation. Hinten Mitte ist noch keine gestandene Spielerpersönlichkeit und lernt in der C allmählich (hoffentlich) die Chefrolle.


    - Keine Deckungsreihe dieser Altersklasse hat jemals eine Kreisläuferin im Rückraum kreuzen/schneiden sehen. Keine HM wurde jemals vor die Aufgabe gestellt, dass ihre Gegenspielerin in den Rückraum abwandert (außer mal zum Stellen oder Sperren).


    Spaßpotenzial!


    Ich stelle mir folgende Fragen:


    - Wie wird HM reagieren, wenn KM in den Rückraum verschwindet? Als Klette folgen? Tief entlang des Sechsers begleiten? Diagonal auf die vermutete Wiedereintrittstelle laufen?


    - Lässt sich VM von KM locken? Ignoriert sie KM? Klammern als einzige Lösung? Was ist, wenn KM unmittelbar hinter ihrem Rücken wieder übergeht?


    - Ich habe (voraussichtlich) kurzfristig eine Überzahl im Rückraum. Lässt sich diese für einen Parallelstoß (mit Weiterspielen) fruchtbar nutzen? Ich will ja gerade keine automatisierte Zirkusnummer wie im Profibereich.


    - Wie reagiert VM, wenn statt KM nun RM übergeht? Und rechtzeitig? Wenn plötzlich beide übergehen?


    - Wie groß ist das Chaos, wenn unmittelbar aus dem Kreuz mit KM / zeitgleich mit dem Kreuz mit KM die zweite Auslösehandlung folgt?


    Letzte Saison habe ich mit meiner Phantommannschaft C II (etwa halbe/halbe D und C, kein gemeinsames Training) gegen 3:2:1 zunächst stets mit 2:4 gespielt. Die Abwehr vor Aufgaben stellen mit den Mitteln einer fortgeschrittenen D-Jugend, ohne dass ich im Training Zeit darauf verschwende, C-Jugend Trainingsinhalte im D-Jugend Training zu bringen. Die Gegner haben sich im Laufe der Saison zunehmend besser darauf eingestellt, allerdings eher mit sehr defensiven, wenig regelkonformen Varianten. Übergänge haben wir nur ausnahmsweise mal aus 3:3 eingestreut.


    Ich denke, ich hab da eine neue Idee.

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  • Der verbotene Pass


    Danke Südkorea! Es kommt nur selten vor, dass das Studium einer EM oder WM wirklich neue Erkenntnisse bringt. Die U18 WM in Nord Mazedonien bringt mich als Jugendtrainer richtig voran. Kleine Spielerinnen, schneller Handball, dynamische Körpertäuschungen, überraschende Aktionen mit der Kreisläuferin... und immer wieder der verbotene Pass. Und trotzdem klappt der Parallelstoß. Auch ohne torgefährliches Heben des Wurfarms.


    Ich habe mal gelernt, man könne ENTWEDER torgefährlich/druckvoll ODER schnell spielen. Nicht beides gleichzeitig. Das muss mal auf den Prüfstand. Stoßen, torgefährlich machen, Schuss oder weiterspielen. Mein ABC der Einführung des Positionsspiels. Die Koreanerinnen führen das ad absurdum. Handgelenkspässe als Transportpass, für den Parallelstoß, beim Kreuzen (angesichts der Entfernungen beim Pass eher Positionswechsel) und mit der kreuzenden Kreisläuferin.


    Jahrelang war bei mir der Handgelenkspasse komplett verboten. Später ausnahmsweise erlaubt, wenn es mal schnell gehen muss. Letzte Saison hat in der wD mal meine RM einen Handgelenkspass erfolgreich und zur Überraschung aller an den Kreis gespiel... gefeuert. Tor. Dennoch blieb es bei mir eher bei der Duldung, in Passübungen habe ich aber immer wieder betont, dass das der "böse Pass" ohne vorherige Torgefahr ist, der nur in ganz bestimmten Situationen vorkommen soll.


    Jüngst machen wir in der Koordinationsleiter auch Handgelenkspasstäuschungen, seit gestern kommt der Pass bei mir auch in Grundübungen/-spielen vor:


    "Wenn die Abwehrspielerin auf Dich zurennt/schnell die Lücke schließt, brauchst Du Dich nicht mehr torgefährlich zu machen. Spiel den Pass von unten heraus!"

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  • Ein Trainingslager organisieren


    Nach ein paar Jahren gelungener Kooperation mit Tim (Grüße in die Grafschaft!) der SG Neuenhaus/Uelsen, zwischenzeitlich FC Schüttorf, hier das Rezept für ein erfolgreiches Trainingslager. Man nehme:


    - eine etwa gleichstarke Partnermannschaft

    Trainingslager mit 20 bis 26 Spielerinnen ist um Einiges aufregender und ich kann besser homogene Trainingsgruppen bilden (dritte Mannschaft geht auch, wird aber seeehr anstrengend). Letztes Jahr stellte sich nach der Saison heraus, es hatten die späteren Regionsmeister Bentheim/Emsland und Hannover/Weser/Leine gemeinsam trainiert, die beide zusammen in der Saison 21/22 gerade mal vier Punkte abgaben.


    - mit einem Trainer auf eigener Wellenlänge

    Tolle Partnermannschaft hilft nichts, wenn der Trainer anders tickt und eine andere Philosophie vertritt. Wenn ich im Trainingslager die offensive Deckung oder meinen Spleen für lange noch Manndeckung in der D-Jugend beibehalten, verteidigen muss, bin ich im falschen Film


    - eine Sportstätte mit Übernachtungsmöglichkeit und ggf. Küche, Kühlschrank, etc.

    Haben wir zu Hause nicht, so dass ich für ein Trainingslager stets auf Reisen gehe. Ratekau, Leipzig, Schüttorf, nun Neuenhaus.


    - mit gehörigem Abstand zum Wohnort

    Aus mehreren Gründen. Für die reisenden Mädels das Erlebnis der gemeinsamen An- und Abfahrt (am besten mit dem Zug für das Gemeinschaftsgefühl und das dämliche Werwolfspiel). Dann um die Helikoptereltern fernzuhalten. Um niemanden auf den Gedanken kommen zu lassen, dass ein Kind abends nach Hause pendelt. Und für uns abgrundtief böse Trainer: Damit der Partner nicht fürchten muss, dass ich seine Linkshänderin, Torhüterin oder sonstige Starspielerin auf dem Rückweg mitnehme. Mein vorletztes Trainingslager musste ich genau aus dem Grund kurzfristig komplett umkrempeln und verlegen...


    - eine rührige Elternschaft vor Ort

    Es müssen Brötchen gekauft und geschmiert werden, Gemüse und Obst geschnippelt, gegrillt, ggf. was aufgebaut werden. Reichlich Wasser wird gebraucht.


    Tim und ich organisieren uns wie folgt:


    - Trainingsgruppen werden gebildet

    Im Vorfeld stellen wir drei Leistungsgruppen zusammen, damit in homogenen Gruppen trainiert werden kann. Zugegeben: Wenn man mit drei Vereinen trainiert und eine D-Jugend Elitegruppe erstellt, die sich fast alle später in der Landesauswahl wieder begegnen, dann ist das schon geil! Aber zwei Mannschaften sind von der Anzahl her gut zu managen. Zur Übersicht bekommen die Gruppen Namen, die nichts über ihre Rangordnung verraten (Trolle, Orks, Oger oder Muffins, Kekse, Croissants - ein immer wiederkehrender Quell der Freude).


    - Trainingsinhalte absprechen

    Zwei Trainer suchen sich je einen handballerischen Schwerpunkt aus und stimmen diesen ab. Es gilt für die Trainer mit ihren Schwerpunkten jeweils fünf Einheiten a zwanzig Minuten zu füllen. Die Einheiten bauen aufeinander auf und werden immer schwieriger/komplexer. Auf die Co-Trainerinnen delegieren wir das "Kontrastprogramm" und das Aufwärmen. Jede der fünf Einheiten (1x Freitagabend, 3x Samstag, 1x Sonntagmorgen) beginnt mit gemeinsamen Aufwärmen oder in zwei Gruppen. Dann verteilen sich die drei Gruppen auf zwei Trainer und eine Co-Trainerin für jeweils zwanzig Minuten. Trinkpause, rotieren. Ich überziehe immer gerne, die anderen müssen dann mal auf die Zeit pochen. Rücksicht nehmen: Einheit 4 und 5 finden nicht mehr mit derselben Intensität statt wie bis dahin. Nicht vergessen: Mindestens zwei, drei TW Trainingseinheiten!


    Im "Kontrastprogramm" bringen wir Koordination, Motorik, Athletik, Schnelligkeit usw. unter. Zwei handballspezifische Schwerpunkte reichen mir. Natürlich kann in einer Kontrasteinheit auch mal Handballerisches außer der Reihe gemacht werden.


    - Trainingsspiel

    Ganz wichtig zum Abschluss, wenn alle platt sind, das Trainingsspiel, um die Einheiten mal umzusetzen. Da trennt sich die Spreu vom Weizen. Ich hatte das Thema "Ballannahme in der Vorwärtsbewegung". Einige meiner Mädels waren im Trainingsspiel eifrig am Stoßen, einige standen zur Ballannahme rum und drehten Däumchen.


    - Trainingsinhalte

    In der Vergangenheit hatten wir in der D-Jugend Trainingsschwerpunkte wie:

    Ballannahme in der Vorwärtsbewegung

    Übergang zur sinkenden Manndeckung

    Kooperation Rückraum/Kreis

    Täuschungen

    Einführung Raumdeckung/erste Kooperation 2:2/3:3


    In der C-Jugend kann ich mich fast einzig und allein an Einführung 3:2:1 erinnern, allerdings ein dankbares Thema für ein Trainingslager. Für die ersten Schritte in der 3:2:1 genau der richtige Trainingsumfang, wie wir letzten Sonntag mit der wC sehen konnten, die als dritte Mannschaft mit an Bord war.


    P.S.: Mit der stärksten Trainingsgruppe habe ich beim Stoßen den Handgelenkspass (nach Nullschritt, also der Drohung von weiteren drei explosiven Schritten zum Durchbruch) mit eingebunden (beschränkt auf die Situation, dass die Abwehrspielerin nicht mehr gezogen werden musste, sondern schnell da war!). Ich kann nur dringend empfehlen, falls es das "Dogma des verbotenen Passes" noch gibt, das zu überdenken. Wie oben schon: Wenn die Zirkusscheiße mit Handgelenkspässen anfängt, Spielerin auf die Bank! Aber situativ richtig ist das ein Baustein auf dem Weg zum U18 WM Titel.

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  • Kleiner Zwischenbericht. Wir üben den Handgelenkspass regelmäßig in jedem Training. Bei vielen sieht das schon rund aus, bei einigen sogar mit der falschen Hand. Gestern im Turnier, sechs Spiele, nicht unerwartet nichts davon zu sehen.


    Eine Gegenspielerin in der D-Jugend, technisch gute und flinke RM, hat den Pass bereits im Repertoire und setzt ihn bei etwa jedem zweiten Pass im Positionsspiel ein. Und von den Handgelenkspässen sind etwa ein Drittel taktisch angebracht... zwei Drittel dagegen Show. DAS wird es bei mir nicht geben.

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  • Spielsteuerung


    Spielchen im gestrigen Training. Drei Ballhalterinnen im Dreieck, zwei "Schweinchen in der Mitte", die den Ball abfangen sollen. Bei Ballgewinn Rollentausch der zwei Spielerinnen.


    Prophylaktisch: Ein Dreieck aus Gummitellerchen am Boden, ein Fuß auf dem Teller, damit außen nicht im Kreis gerannt wird.


    Jeder Pass wird abgefangen.


    Dreieck verkleinert.


    Zwei Schweinchen positionieren sich unmittelbar vor den Passempfängerinnen, das Spiel ist tot.


    Passempfängerinnen dürfen den Teller verlassen, um sich anzubieten.


    Das Gerenne der Passempfängerinnen geht los.


    Schweinchen dürfen statt des Balls einen "steal" machen, den Teller besetzen und so Rollen tauschen.


    Schweinchen stellen wieder die Passempfängerinnen zu, das Spiel ist tot.


    Passempfängerinnen dürfen (wenn ein Fuß auf dem Teller ist) die Schweinchen abschlagen => 3 Liegestütze


    Die Bogenlampen erwähne ich mal nicht. Schwierige Geburt, aber durch ständiges Anpassen der Rahmenbedingungen ist einiges möglich.


    Und wo wir beim Thema sind: Vorausschauende Übungssteuerung


    Welcher Trainer kennt das nicht. Zwei gegen Zwei o.ä. mit einer oder zwei Anspielerinnen. Jede Übung/jedes Spiel mit Anspielstation, die keinerlei Torgefahr ausstrahlt, die keine Abwehrspielerin bindet, birgt dieselbe Gefahr. Jeder Pass wird von der benachbarten Abwehrspielerin abgefangen, die Übung ist tot.


    Der Abwehrspielerin ihre ureigenste Aufgabe verbieten? Alles schon erlebt, ist aber grober Unfug. Einer voll berechtigten Angreiferin mit Ball würde ich sagen: "Wenn Du zu faul bist, Dich torgefährlich zu machen, in der Lücke auch die Nachbarabwehrspielerin zu binden, ist der Ball weg!" Geht hier nicht, die Anspielerin hat keine torgefährliche Rolle (könnte aber beispielsweise bei Ballbesitz ein Markierung in "ihrer Lücke" auf dem Neuner berühren dürfen => Bonusaufgabe Abwehrspielerin).


    Die Korrektur geht bei mir also in der Regel an die Passempfängerin, die offenbar nur rumsteht, den Ball erwartet und diesen sich vor der Nase wegschnappen lässt. Sie muss in Vorleistung gehen, dem Pass entgegen gehen/eine Lauftäuschung machen/die Abwehrspielerin hinterlaufen.


    Die Abwehrspielerin neben der Anspielstation schränke ich dagegen nur ein, wenn ich die Stoßbewegung der Ballempfängerin und die Auftaktdynamik brauche. Dann darf sich z.B. die Abwehrspielerin erst bei Ballkontakt ihrer Gegenspielerin bewegen.

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  • Zwergenblock


    "Blocken? Ist das der Akt, wenn sich die Abwehrmauer vor dem Freiwurf zusammenrottet? Also Blockbildung?" Die Rahmentrainingskonzeption hat nicht ausschließlich Vorteile...


    Samstagmorgentrainingseinheit. Zwei Mädels haben zwischen Auswahltraining am Freitag und zwei Spielen am Wochenende um Pause gebeten. Kranke, Verletzte, Familienfeiern... Fünf Mädchen sind übrig. Improvisationstraining.


    Ich streue in der D-Jugend gerne mal Themen der Älteren ein. Nun Torhüterin, Feldspielerinnen mit Ball auf RM, eine Abwehrspielerin innerhalb des Neuners und defensiv. Zunächst Ball in der Hand.


    - Abwehr hat Ball hinter dem Rücken, steht auf 7 oder 8 m, kleiner Wurfsektor, Schlagwurf aus der Fernwurfzone an der Deckung vorbei

    - Abwehr mit Ball vor der Brust, Hände HINTER dem Ball, steht auf 7m, soll Schlagwürfe mit dem Ball "wegboxen"

    - Abwehr ohne Ball, 7m, Schlagwürfe blocken


    Jetzt ist der vorherige Einsatz des Balls spannend. Wenn die Hände auseinandergehen und eine Lücke lassen: "Stell Dir wieder den Ball in den Händen vor! Hände hinter den Ball, Daumen fast zusammen."


    - Abwehr ohne Ball, 7m, Schlagwürfe blocken, Kooperation mit TW, Abwehr blockt Wurfhandseite, TW konzentriert sich auf Wurfhandgegenseite. Alles erst einmal gegen Schlagwürfe.


    Und siehe da, die allererste Kooperation von Abwehr und TW klappt schon ganz ordentlich. Kaum ein Ball geht noch ins Tor.

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  • Trainingsgruppe vergrößern und verbessern


    Wir hatten jahrelang das Privileg von zwei Mannschaften in der wD, so dass ich mit den Talenten arbeiten konnte, Neulinge fanden in der zweiten Mannschaft leistungsgerechten Anschluss. Nach langen unfreiwilligen Pausen sieht es anders aus. Ich habe 1 E-Jugendliche, 9 D-Jugendliche plus 3 D-Jugendliche mit Gastspielrecht. Bis Oktober hatten wir dreimal Training die Woche, wobei meine Gäste nur einmal die Woche bei mir trainierten, im Übrigen im Heimverein. Das Küken trainiert zweimal die Woche bei uns und nicht alle D-Jugendliche schaffen drei Trainingseinheiten. So gibt es regelmäßig Einheiten mit unter zehn Spielerinnen. Kein Problem, in der D bilde ich ausschließlich individuell aus, aber ein wenig größere Grundspiele wären nicht schlecht. Alle Versuche, Trainingsgäste aus anderen Vereinen einzuladen (bei mir jahrelange Tradition), sind bislang gescheitert. Nicht ganz verwunderlich, bleibt ja häufig auch mal wer bei uns hängen.


    Bis einschließlich September trainierten wir montags und mittwochs nach der männlichen D. Die mussten nun seit Oktober umplanen und trainieren jetzt montags und freitags, was dem Trainer eine zu große Lücke ist. Da die Mannschaft einige Talente hat, suchte er nach weiteren Förderungsmöglichkeiten. Zwei Mannschaftshälften oder drei Drittel wechselweise in mein Mittwochstraining hinein zu rotieren habe ich abgeblockt. Wenn, dann sollen die Jungs auch was lernen und dafür brauche ich sie wöchentlich. Nun nehme ich vier seiner Talente des Jungsjahrgangs wöchentlich mittwochs als Gäste auf. Jungjahrgang geht erfahrungsgemäß körperlich ohnehin ganz gut und bei mir landen sie auch nicht in einer Anfängermannschaft. Die Bengels habe ich ohne Probleme im Griff und sie haben nun mittwochs einen Trainer mit über 30 Jahren Erfahrung im Gegensatz zum Papa-Sportlehrer-Trainer mit Null Jahren Trainererfahrung.


    GEGEN Jungs spielen ist für mich nicht neu, dreimal habe ich schon eine Mädchenmannschaft als Wolf im Schafspelz in mE oder D spielen lassen (siehe Tagebuch). Einzelne talentierte Brüder habe ich sporadisch samstags mit ins Kleingruppentraining für Wurftraining geholt. Vier Jungs als regelmäßige Trainingsgäste ist neu. Wir hatten nun mittwochs zweimal endlich zweistellige Trainingsbeteiligung, die Jungs bringen Talent ins Training ein und die Mädels dürfen sich in der Deckung an den Burschen abarbeiten. Gegen Jungs verteidigen bedeutet mehr blaue Flecken verteilen zu dürfen.


    Klappt natürlich nur in aufgeschlossenen Vereinen mit aufgeschlossenen Trainern. Wie oft höre ich:


    "Spielt Euer Talent auch in der nächsthöheren Altersklasse mit?"

    "Wo denkst Du hin!"


    Nicht nur glucken Breitensporttrainer auf ihren Talenten, wagen nicht die Meldung zur Auswahl und wehren sich mit Händen und Füßen gegen einen Wechsel zum besser aufgestellten Verein. Selbst innerhalb der Vereine wird gegluckt. In der ersten Mannschaft/höheren Altersklasse könnte


    - es mehr Spaß machen

    - das Training besser sein

    - der Trainer mehr Ahnung haben

    - es anstrengenderes Training geben


    Meine Fresse... und was ist schlecht daran? Hinterfragt man das mal ernsthaft, kommt in dem Großteil der Fälle mit Sicherheit dieselbe dunkle Wahrheit ans Licht. Verliert die Mannschaft das Talent, die zwei Talente, fällt das Kartenhaus in sich zusammen, denn nur sie führen die eigene Mannschaft zum Sieg und überdecken, dass die Mannschaft derweil NICHTS LERNT! Wie oft erlebe ich beim Scouten, dass Eltern eine Mannschaft abfeiern, in der ein oder zwei Spielerinnen Alleinunterhalter sind, es NULL Spielkultur gibt und drei, vier Jahre später dann fassungslos die Trümmer der Entwicklungsinsolvenz bestaunt werden.


    Nach zwei Trainingseinheiten mit männlichen Gästen musste ich bislang übrigens nicht, wie befürchtet, das Trainingsniveau senken.

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  • Einführung Positionsspiel + Raumdeckung - das Chaos bändigen


    An anderer Stelle wesentlich ausführlicher, hier eine Art Update. So gern ich die Manndeckung spiele (bis hin zu wC Sauerlandcup und Oberliga), irgendwann ist es Zeit für die Raumdeckung. Bislang decke ich diese Saison ausschließlich Halbfeldmanndeckung, auch in der wC Landesliga (zweithöchste Liga). Witzig natürlich, wenn längst alle D-Jugend Gegner Raumdeckung bis hin zur unzulässigen Fleischmauer spielen und man noch gar kein Mittel dagegen hat. Aber gegen den Gegenstoß kann sich keine Mauer formieren.


    Aktuell folgt bei uns in der D die Einführung der Raumdeckung, demnächst Umstellung dann in D und C im Spielbetrieb. Warum? Weil die D-Mädchen größtenteils soweit sind und halbwegs anständig 1:1 verteidigen. Vorher stelle ich (nicht mehr) um.


    Dazu bediene ich mich des Endlinienballs:


    - zwei Mannschaften, ggf. auch drei im Überschlagmodus (12 oder mehr Spielerinnen)

    - den Ball hinter der gegnerischen Auslinie ablegen

    - die Spielfeldbreite wird an die Mannschaftsgröße oder auch an das Können angepasst (5:5 D-Jugendliche auf 20m passt)

    - Anprellen statt Anwurf


    Zu Beginn freies Spiel und Manndeckung, alsbald Einführung der spielentscheidenden Regel: Pässe nur noch zur Seite und nach hinten, Pässe nach vorne verboten! Das Angriffschaos wird etwas geordnet. Es muss sich ein Positionsangriff formieren, nach vorne rennen nützt nichts.


    Taktik Angriff:


    - Raumgewinn durch Prellen

    - ohne Ball immer vier große Schritte hinter die gedachte "Balllinie"

    - Ballannahme nur im Sprint

    - Abwehrspielerinnen in die fatale Seitwärtsbewegung zwingen


    Taktik Abwehr:


    - Abwehrkette aufziehen, beim Ball verdichten ("Lücke zwischen zwei Angreiferinnen halbieren!")

    - Außen verteidigen defensiv, öffnen den Raum nach außen, versperren Raum nach innen

    - Sämtliche "Innenverteidigerinnen" verteidigen offensiv gegen die Ballführerin, lösen mit dem Pass aus der Kette (kooperatives Abwehrdreick gegen den Ball, statt zwei saftige Lücken), es geht eine "Welle" durch die Abwehrkette, immer dem Ball entgegen

    - Angreiferinnen verlangsamen, Stoßbewegung unterbrechen/verkürzen


    Das spielen wir WOCHENLANG zum Aufwärmen. Ich korrigiere bis zum Erbrechen. Und siehe da: Man kann dabei zusehen wie HANDBALL wie im Labor entsteht!


    In der Manndeckung und bei freiem Spiel herrscht das Chaos. Beherrscht die Abwehr die Manndeckung, entsteht für das geübte Auge eine gewisse Ordnung. Der Angriff ist aber nach wie vor Chaos. Und viele Kinder- und Jugendmannschaften spielen auch im Positionsspiel gegen Raumdeckung noch Chaoshandball (dann muss ich zwangsweise zur Manndeckung greifen). Chaos erlebe ich natürlich auch zu Beginn beim Endlinienball:


    - der Endloskreisel zweier Spielerinnen auf Außen ohne erkennbares Ziel

    - Ballführerin attackiert eine Lücke, spielt ab, Passempfängerin attackiert dieselbe Lücke

    - sinnlose Richtungswechsel

    - harte Pässe in einer Phase ohne Druck, weiche ungenaue Pässe, wenn die zweite Abwehrspielerin gezogen wurde

    - die Außen nehmen die Lücke außen nicht wahr, gehen mit der Ballannahme sofort nach innen

    - gar kein Stoßen, Stoßen "auf Mann" oder Alibistoßen

    - Stoßen und dann kein Zurückstoßen, alle auf der "Balllinie"

    - wühlen, festgemacht werden, Ball trotz harter Gegenwehr behalten


    Wo ich hinarbeite:


    - Stoßen in die Passrichtung als Regel (Rechte Lücke - Pass! Rechte Lücke - Pass! Rechte Lücke -Pass!)

    - Die Außen beackern erst die Lücke zwischen Außenverteidigerin und Außenlinie, dann erst Richtungswechsel (Linke Lücke! Linke Lücke! Linke Lücke!)

    - Ballannahme im Sprint

    - den Fuß in die Tür (Lücke) bekommen und dann entscheiden: Durchbruck oder Parallelstoß


    Die entscheidenden Beobachtungsaufgaben der Mädchen:


    - ernsthaftes Stoßen

    "Weiter auf die Lücke, solange Du noch durchpasst! Ball nach hinten führen und beschützen! Ball weiterspielen, wenn Du zweite Abwehrspielerin gezogen hast!"


    - Timing für Parallelstoß (Passempfängerin)

    "Loslaufen, wenn der Wurfarm hochgeht!"


    - Breitenraum nutzen

    "Außen versucht noch zwischen Wand und Tapete durchzugehen! Niemand wird der Außenverteidigerin helfen!"


    - Handgelenkspass ausdrücklich erlaubt

    "Wenn es schnell gehen muss, kommt der Pass von der Hüfte weg!"


    Es darf natürlich nie schematisch werden, von der Regelbewegung darf abgewichen werden... wenn es Sinn macht! Immer wieder kommt es auf grundlegende Prinzipien an:


    Große Lücke ist besser als kleine Lücke!


    Vor einer deutlich offenen Lücke darf nicht weitergespielt werden!


    Richtungswechsel (Ball und Körper) erst, wenn sich die Abwehrspielerin deutlich in die Stoßrichtung bewegt hat!


    Jede neue Generation wieder macht es Spaß, die Fortschritte zu beobachten. Ich habe auch keine Hemmungen, das Aufwärmspiel eine halbes Jahr durchzuziehen. Keine Grundübung kann mit dem Spiel mithalten, weil ich so das lebendige Chaos bändigen kann, statt in statischen Grundübungen das Chaos erst abtöte und dann alle Spielerinnen aus dem Stand starten lasse.

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  • Saisonmitteüberlegungen


    Richtung Bergfest muss ich mir Gedanken über meine Zielsetzungen, die Mittel dazu und die Rahmenbedingungen machen:


    - D-Jugend spielt höchste Liga, 8er Staffel, 15 Mädchen (13x D, 2x E, davon jüngst nun 5 Gastspielrechte)... und kein echter Gegner

    - C II spielt zweithöchste Liga, setzt sich zusammen aus 4/5 C und 1/5 D, trainiert so nie zusammen, 15 Mädchen, drei Zweifachspielrechte, die eigenen '09er Mädels rotieren auch in die Oberligamannschaft hinein, durch den diese Saison leider geringen D-Jugend Anteil: wenig echte Gegner


    Richtung Fristende konnte ich in Zweifach- und Gastspielrecht noch was bewegen, allerdings habe ich ein selbst auferlegtes Limit von max. 12 Spielerinnen pro Spiel. Es geht nun los mit Aussetzen der Reihe nach. Personell in Abhängigkeit zum Gegner. In der D können die E-Jugendlichen, die jüngeren D-Jugendlichen gegen die drei schwächsten Gegner noch was lernen, die älteren Auswahlspielerinnen nicht. Hinzu kommt, dass auch bei viel Wechselei natürlich die stärksten Spielelerinnen dominieren und sich jüngere Talente/Spätentwicklerinnen verstecken können.


    Meine dominanteste '08er Spielerin wird nun aussortiert, soll sich in der Oberliga wC festspielen und hat Einsatzmöglichkeiten in der zweithöchsten B-Jgd. Liga. Zwei weitere Spielerinnen können alsbald denselben Weg beschreiten. Ich verkleinere den Kader um die zwei, drei auffälligsten Spielerinnen, so dass die Verantwortung neu verteilt wird. Platz 4 von 12 wäre für die direkte Wiederqualifikation der Liga schick, ist aber keine Pflicht.


    In der D streiche ich für die leichtesten Spiele die dominanten Spielerinnen komplett aus dem Kader. Zwei Gastspielerinnen (Jungjahrgang und E-Jugend) sind ganz frisch dabei und hätten dann häufiger weniger Leistungsgefälle zu ihren Nachbarinnen. Meine andere E-Jugendliche soll sich Richtung Führungsspielerin entwickeln. Schwierig, wenn - noch - drei körperlich viel stärkere Spielerinnen mitmischen.


    Zur Mitte der Saison werde ich also "gärtnerisch" tätig, beschneide die Mannschaften in der Spitze, um mehr Breitenwachstum zu erzielen.

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  • Trainingssteuerung


    Samstagnachmittag Kleingruppentraining mit zwei Feldspielerinnen (plus Torwart) als Gastrainer mit vollkommen fremden Mädchen (C-Jugend)


    Eingegrenzter Raum für RL. EIne Gegenspielerin auf HR. Auftakthandlung anprellen gegen die Hand, Pass/Rückpass mit Heimtrainer auf LA, Durchbruchversuch zur Hand > Weiterspielen zu mir auf RM mit Rückpass, dann zwingend Abschluss, oder 1:1 gegen die Hand.


    Abwehrspielerin sehr griffig, unterbindet jedes 1:1 mit Festmachen. RL verzweifelt. HR nutzt allerdings aus, dass keine Gefahr von LA droht, geht das Anprellen nicht voll mit und konzentriert sich räumlich in Breite und Tiefe auf das 1:1 nach Rückpass.


    Wir bauen eine Drohung von LA auf, wenn er den Ball auf das Begrenzungsplättchen ablegen kann: Liegestütze HR. Problem 1 gelöst, HR muss ballorientiert im Raum arbeiten und die gewünschte Lücke preisgeben. Ich versuche es immer zu vermeiden, einer "Spielverderberin" einer Übung, die die richtige Idee hat (häufig Abfangen des Passes von der Anspielstation ohne Torwurfaufgabe; hier Ausnutzen, dass LA passiv bleibt und damit volle Konzentration auf RL), Verbote aufzuerlegen. Stattdessen wird die Übung/die Aufgabe spielnah erweitert,


    Es bleibt das mismatch. HR ist zwar kleiner, aber die deutlich stärkere Spielerin. Jede Angriffsaktion endet im Festmachen. Allerdings hat RL auch kein Konzept vom Raum vor ihr und läuft HR immer brav in die Arme.


    "Du spielst ihr in die Karten und läufst genau auf L. zu. Durch das Auftaktprellen ziehen wir aber HR aus dem Zentrum ihres Abwehrraums. Wenn sie weit mit rüberkommt, versuch sie dann zur Hand zu überlaufen bzw. in eine schnelle Seitwärtsbewegung zu zwingen, dann Richtungswechsel. Kommt sie nicht weit mit, entscheide Dich deutlich für links oder rechts und erzwinge eine schnelle Seitwärtsbewegung zur Vorbereitung des Richtungswechsels."


    Siehe da, die Erfolgserlebnisse folgen auf dem Fuße.

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  • Technik Stemmwurf gegen die Hand


    "Ich bin ja keine Trainerin, aber wirft Mirca nicht über das falsche Bein?"


    Samstagvormittag, Kleingruppentraining mit drei B-Jugendlichen. Wurftraining. Schlagwurf gegen die Hand an Hindernis vorbei. Und ja... Mirca setzt den Stemmschritt mit dem rechten Fuß, lehnt sich nach links, knickt gegen die Hand ab und wirft - recht passabel - mit etwas ungewöhnlicher Technik.


    Ich probiere die Technik aus. Letztlich eine schräge Verbeugung. Die linke Hüfte ist beim Wurf nicht im Weg. Der Wurf fällt deutlich leichter als mit dem Stemmschritt über das "richtige" Bein. WTF!

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  • Trainingsgäste der letzten sechs, sieben Wochen hätten sich verwundert die Augen gerieben. Der Prophet der extrem offensiven Deckung im Kinderhandball lässt 6:0 decken!? Jedes Training!? Fokus liegt aber auf dem Angriff, es muss wohl wieder Ostern vor der Tür stehen, wir haben mit der wD die gesamte Saison ausschließlich ausbildungsorientiert trainiert, nahezu Null Taktiktraining. Nun bereiten wir uns auf den Rödspätte Cup in Frederikshavn vor. Ein paar Wochen sicher erfolgs-, irgendwie aber auch zukunftsorientiert. Ein echtes skandinavisches Turnier, nicht die Eurosportringvariante weiter südlich mit einem deutschen Turnier auf dänischem Boden. :lol:


    Dänemarktraining - gegen 6:0 mit einer D-Jugend


    ... heißt es nun zum dritten Mal in Hannover (einmal leider 2020 vergebens) in der D-Jugend. In der Vorrunde haben wir es einmal mit Deutschland, einmal Dänemark, einmal mit Schweden und einmal mit Norwegen zu tun. Jackpot! Also vermutlich 1x 1:5 und 3x 6:0. Mein Gedanke: Wir bereiten uns sechs Wochen lang auf die Skandinavier vor... bereiten die sich aber wirklich auf uns vor? Der Trainingsaufwand plötzlich eine offensive Deckung zu simulieren dürfte erheblich größer sein als unser Training. Meine Comedy-6:0 dürfte wesentlich realitätsnäher sein, als was die Kollegen in Skandinavien als ballklauend hinstellen können.


    Wir kennen die Umstellung von Angriff gegen Manndeckung auf Angriff gegen Raumdeckung. Die Mädels prellen plötzlich wie wild quer vor der Wand, die in der letzten Saison dort noch nicht gestanden hat. Noch krasser sicher, wenn die Wand nicht am Neuner sondern am Sechser steht.


    Also kein Geprelle vor einer Raumdeckung kennen wir schon. Gegen 6:0 müssen wir uns aber noch mehr einfallen lassen. (Es gibt Kinder, die können das mit Prellen gegen eine enge Raumdeckung, auch gegen eine 6:0, lösen. Denen darf ich das Prellen nicht verbieten!)


    Ballannahme im Stand, losprellen, Hindernis erkennen, hochgucken, passen, alles wieder von vorn - davon haben wir uns natürlich lange schon verabschieden müssen, als die erste 1:5 Deckung vor uns stand. Nun werden die Gegner unmittelbar am Torkreis stehen. Alles, was uns entgegenläuft, können wir lösen, die Mauer hingegen nicht. Wir brauchen:


    - Würfe/Torgefahr aus der Fernwurfzone/eingangs der Nahwurfzone und vor allem durch/über die Deckung

    - Passgeschwindigkeit, um die Abwehr seitlich zu bewegen

    - Stoßen tief in den Bereich hinein, durch den wir normalerweise nur durchrennen, um den Ball im Tor abzulegen: den 9m


    Passtraining

    Anstelle einer Abwehrspielerin lege ich mir fünf Matten in den Neuner. Halb, Mitte, Halb mit der schmalen Seite Richtung Tor, die Außen mit der breiten Seite zum Tor. Abstände zwischen allen Matten gleich. Vor jede Matte eine Angreiferin.


    Durchspielen, stoßen, immer eine halbe Mattenlänge in die Tiefe, Zurückstoßen. Die Außen sollen außen überlaufen, abstoppen, den Ball nach hinten nehmen, tippen, Richtungswechsel, torgefährlich wieder nach innen stoßen. Die Details:


    - halbe Mattenlänge in die Tiefe

    - torgefährlich bedeutet: Fußspitze Stemmbein zeigt zum Tor, Nasenspitze zeigt zum Tor, Wurfarmgegenschulter zeigt zum Tor, Pass NIEMALS in der Rückwärtsbewegung

    - sofort zurückstoßen: rückwärts/seitwärts/bereit für den Rückpass (halbes "U" laufen)

    - Passempfängerin startet, wenn der Passarm der Passgeberin oben ist

    - Laufweg des Stoßens nicht eng an den Matten vorbei sondern mit Sicherheitsabstand (zu beiden Matten in den Lücken) - als Trainer ggf. auf die Matte mit Schaumgummipommes stellen und alle Passanten bedrohen

    - Außen mit flüssigem Richtungswechsel, zweimal torgefährlich machen und beim Wechsel nach innen wirklich eine Drohung aufbauen, um Halb zu binden


    Und weil wir es längst vorbereitet haben: Handgelenkspässe

    - zunächst nur mit der Wurfhand

    - Torgefahr allein durch Laufrichtung/-geschwindigkeit/Blickrichtung Tor

    - KEINE HANDGELENKSPÄSSE IN DER FERNWURFZONE, nur wenn Abwehrspielerin Nr. 2 (in der Praxis dann) mit gebunden wird

    - Passempfängerin hat kein Startsignal mehr, muss den Pass antizipieren und starten

    - wer es sich zutraut, Pass auch mit der Nichtwurfhand


    Damit es nicht zu langweilig wird:

    - Richtungswechsel einbauen

    - Expresspässe Außen-Mitte, Halb-Halb, Mitte-Außen

    - für Profis: Mitte verlagert mal, ferne Nachbarin folgt


    Sodann erleben wir, dass nach und nach die Passgeschwindigkeit steigt, die Passfrequenz insgesamt steigt, es immer flüssiger wird und wirklich nett anzuschauen ist. :cool: Und wir spielen dann 6:6 mit simulierter 6:0 Deckung... und erkennen nichts vom Passtraining wieder. :nein: Im richtigen Leben liegen da keine Mattenrum, da steht ein Handballmensch. Meist sogar sechs.


    Wenn die Passgeschwindigkeit allmählich was taugt, stelle ich zur Deko eine Spielerin auf jede Matte. Nur so. Die macht dort nichts und sieht einfach nur hübsch aus. O.k., sie muss seilspringen. Aber wir haben jetzt für die Optik die spielnahe Situation mit immerhin fünf echten Handballmenschen in der Deckung.


    Würfe mit Abwehrspielerin vor der Werferin


    Das beliebte deutsche Kinderspiel Ball-in-das-Tor-Tragen wird in Skandinavien nicht funktionieren. Wir müssen also wohl oder übel mal aus der Fernwurfzone werfen - für die meisten Mädels ein Alptraum. Wenn man doch nur jede einzelne Woche 10 Minuten stumpfes Ballern auf den Boden/gegen die Wand geübt hätte! Wie nützlich! Wir ballern einmal die Woche 10 Minuten auf den Boden/gegen die Wand.


    Bis auf zwei Spielerinnen alle Mädels auf Linienaußen, Blickrichtung zum Gegenstoß. Auf RL/RM ein Hütchen. Erste Spielerin der Schlange jeweils ohne Ball. Zunächst die beiden kleinsten Spielerinnen in der Deckung auf 6m, dürfen maximal einen Schritt raus, sollen blocken, dürfen nicht springen, sollen vor dem Wurfarm für den Block. Auf der einen Seite startet Spielerin ohne Ball, läuft um das Hütchen rum, Richtungswechsel, auf das Tor zu, Pass von Nr. 2 in der Schlange, Torwurf über Block/am Block vorbei. Ich nehme mir nur rund sechs Wochen Zeit für die Vorbereitung und BESCHRÄNKE ES DAHER AUF SCHLAGWÜRFE. Sprungwurf mit Wahl der richtigen Distanz zum Gegner erspare ich mir, würde ich mir allenfalls für das wöchentliche Kleingruppentraining aufheben, wenn ich eine geeignete Kandidatin hätte.


    - Ballannahme, kein Tippen, nur ein Schritt in den Neuner (Stemmschritt oder auch ohne)

    - der Block wird nach und nach größer besetzt

    - die Anlaufrichtung variieren

    - größerer Block, plötzlich muss auch mal der Wurf variiert werden

    - Körpertäuschung als Vorbereitung des Wurfs keineswegs verboten


    Mit dem Pass auf die Werferin startetet die andere Seite gegenüber. Varianten:


    - nun Parallelstoß mit RM, Wurf gegen defensive Spielerin

    - mit der Ballannahme und ohne Torgefahr Pass auf RM, Rückpass, Wurf gegen defensive Spielerin

    - beide bekommen einen Abwehrspielerin und bekommen je einmal die Wahl Wurf oder Pass, kein Rückpass mehr auf RM erlaubt

    - RL/RR macht sich torgefährlich, passt auf RM, stößt zurück, bekommt Rückpass, Wurf gegen defensive Spielerin


    Letztes Jahr sind wir bei einer Niederlage (knapp gegen späteren Turniersieger) in einer Fünfergruppe auf Platz 2 in den A-Pokal bekommen (Peeke erst ab C-Jugend, also weitestgehend Chancengleichheit). Niederlage gegen den Turniersieger verbocke ich durch Unterschätzung des Gegners nach dem Einwerfen (also Arroganz) und dämliche Personalentscheidungen danach. Knappes Ausscheiden im Viertelfinale gegen die einzige offensiv deckende skandinavische D-Jugend verbocke ich durch dämliche Personalentscheidung. Dieses Jahr vielleicht also weiser und dann ins Halbfinale.


    Fortsetzung folgt. Über solidsport.com (kostenpflichtig) ist das gesamte Turnier live zu streamen.

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