Das Spiel gegen Dänemark hat deutlich gezeigt, dass diese Einschätzung richtig ist. Dabei muss er bei sich selbst bzw. im Betreuerteam anfangen. Ich teile die Einschätzung von härter_schneller, dass die deutsche Bank einen erheblichen Anteil an der Niederlage hat.
1. Wenn es in einem Spiel wie diesem zunächst vor allem um Sicherheit im Angriffsspiel gehen muss, um nicht die gefürchteten Gegenstöße zu kassieren, dann kann man in der Spielmacherposition nicht mit einer "jungen Wilden" (mit hohem Fehlerpotential) beginnen (auch wenn diese ihre Sache in den vorhergehenden Spielen gut gemacht hatte). Loerper hätte diesmal am Beginn spielen müssen. Wenn dann genau das eintritt, was man unbedingt vermeiden wollte, macht sich naturgemäß Unsicherheit breit, die angesichts der hohen Motivation (die unverkennbar war!) teilweise in überzogene Aggressivität und diese wiederum u. a. in Zeitstrafen mündete (wenngleich diese von den meinerseits seit Jahren "heiß und innig geliebten" französischen Schiedsrichterinnen zwischen beiden Mannschaften nicht völlig angemessen verteilt wurden, wie I. Klein in ihrem Co-Kommentar bereits befürchtet hatte - aber das ist ein anderes Thema).
2. Ich teile ebenfalls die Auffassung, dass die 5 - 1 - Abwehr eine krasse Fehlentscheidung des Trainers war. Wir konnten sehen, wie die arme N. Nadgornaja zwischen den schnellen dänischen Rückraumspielerinnen herumirrte, ohne deren Wirkung nennenswert einschränken zu können. Im Gegenteil: Diese Variante öffnete den Däninnen die Lücken, in die sie über Außen oder zwischen 1 und 2 hineinstießen und die entscheidenden Tore erzielten bzw. Strafwürfe herausholten. Nadgornaja gehört in den Mittelblock, was sich nicht zuletzt dadurch belegen lässt, dass sie bis dahin zu den Spielerinnen mit den meisten Blocks im gesamten WM-Feld gehörte. Wie man den Däninnen beikommen kann, hat Brasilien heute anschaulich vorgeführt: Mit einer sehr beweglichen, schnellfüßigen 6 - 0 - Deckung, die rechtzeitig und konsequent auf die ballführende Spielerin heraustritt und damit den Spielfluss unterbricht oder zumindest stört.
3. Was die deutsche Bank in den letzten 10 Minuten bot, war nicht nur konzeptionslos (wie härter_schneller zurecht schreibt), sondern auch mutlos. Wenn der Trainer sieht, dass einige Spielerinnen platt sind und vorn nichts mehr läuft, dann muss er wechseln - auch auf die Gefahr hin, dass es schief geht. Warum nicht gerade jetzt den "jungen Wilden" eine Chance geben, die vielleicht noch einmal Druck auf die dänische Abwehr erzeugen können? So, wie es lief, konnte es jedoch nichts werden.
Alles in allem musste man neidlos anerkennen: Dänemark hatte die klar bessere Mannschaft: Sicher in der Abwehr, mit einem sehr schnellen Ball druckvoll und zielstrebig im Angriff - und dabei auch schön anzusehen (meines Erachtens der attraktivste Stil aller Spitzenmannschaften!). Das ist moderner Handball! Wir werden von diesem (übrigens ersatzgeschwächt nach Serbien gereisten!) Team in den nächsten Jahren wohl noch allerhand zu sehen bekommen.
Anderes Thema: Welche generellen Entwicklungen im Frauenhandball sind Eurer Meinung nach bei dieser WM zu erkennen? Dazu hat sich bisher noch niemand geäußert. Und auch zu den Schiedsrichterleistungen (speziell zu einigen Regelauslegungen) gäbe es meiner Meinung nach schon allerhand Gesprächsstoff ...