Zitat von "Benson":
Zur Leistung des deutschen Teams wurde heute schon fast alles gesagt. Ich möchte aber noch mal erwähnen, dass ich finde, das einige deutsche Spielerinnen für mich zu oft unter ihren Möglichkeiten bleiben. Gerade auch in solchen Spielen wie gestern, wo es drauf ankommt.
Kim Naidzinavicius fällt da z.B. regelmäßig auf. Von den körperlichen Vorraussetzungen her könnte das eine Weltklasse-Spielerin sein. Sie trifft aber zu oft die falschen Wurfentscheidungen. Bei ihr hat man in den letzten Jahren auch keine Weiterentwicklung mehr gesehen. Und auf der Königposition erwarte ich von ihr auch mehr Präsenz auf dem Spielfeld als Führungsspielerin. Vielleicht wäre da in dem konkreten Fall ein Vereinswechsel zu einem Spitzenclub mal angebracht (Stichwort CL-Erfahrung).
Da stimme ich völlig mit Dir überein! Die besten Spielerinnen für die Nationalmannnschaft sind diejenigen, die dort ihre besten Leistungen bringen, und nicht die, die zwar in der Bundesliga gut sind, aber in der Nationalmannschaft nicht noch etwas draufpacken können. Typische Beispiele dafür sind Lang (die in der Nationalmannschaft nichts zu suchen hat) und - leider - auch Naidzinavicius. Ein geflügeltes Wort sagt: "Große Spieler entscheiden große Spiele." Solche haben wir zurzeit nicht. Smits könnte mal eine große Spielerin werden, von Minevskaja hatte man das auch erhoft (vielleicht platzt der Knoten ja nochmal ...). S. Müller wird es gewiss nicht (1 von 9 in der 1. HZ gegen Norwegen sagen wieder einmal genug ...).
Naidzinavicius hat eine gute Athletik und einen Schlagwurf wie ein Strich (erinnert mich an Katja Nyberg). Sie kann in der Bundesliga Spiele fast allein entscheiden (wenn ihre Räume nicht rigoros eingeschränkt werden), aber sie beherrscht nur eine Spielweise, und die wird international schnell durchschaut. Und sie schafft es nicht (im Unterschied zu Loerper - der es zumindest mitunter geligt), dass der Rückraum genügend Druck auf die gegenerische Abwehr aufbaut, um Räume für erfolgreiche Abschlüsse zu finden.
Die deutsche Abwehr passt überhaupt nicht. Wie diese gegen Norwegen Spalier stand, wenn Löke & Co. dort durchmarschiert sind, das ging gar nicht. Allerdings sehe ich auch kaum Alternativen, und bin hier weitegehend anderer Meinung als netter. Bei Nadgornaja sind wir und sicher einig: Sie und Schulze im Innenblock (auch wenn Schulze etwas hüftsteif ist - wie das bei großen Spielerinnen nicht selten der Fall ist) - den muss man erstmal knacken. Doch dann wird es dünn. Über die Abwehrfähigkeiten von S. Müller, Hubinger und Lang wurde hier schon geschrieben. Smits, F. Müller und Mazzucco haben auf jeden Fall eine Perspektive in der Nationalmannschaft, müssen in punkto Abwehr jedoch noch sehr viel lernen. Doch dass man Abwehr lernen kann, zeigt der "Fall" Nadgornaja: Sie kam zum THC als Prinzessin und war nach einem Jahr eine Kampfsau, wie es Herber Müller einmal formulierte (Aber dazu braucht es eben die richtigen Trainer.). Althaus und A. Müller sind in der Abwehr keine Alternativen mehr, wie bereits die letzten internationalen Meisterschaften zeigten. Sie waren schon damals zu langsam, kamen oft zu spät und bekamen deshalb laufend Zeitstrafen. C. Müller ist perspektivisch schon eine Alternative auf RM, aber in der Abwehr bei Oldenburg bisher eine blanke Katastrophe. Und Wohlbold war und ist selbst beim THC immer eine Schwachstelle in der Abwehr.
Ich meine, hinsichtlich der Abwehr ist in der Nationalmannschaft ein völliges Umdenken erforderlich. Dabei sollte auch das Thema Spezialistenwechsel (sofern man entsprechende Spezialisten hat oder heranbilden kann) in den Köpfen bewegt werden. Die gegenwärtige WM zeigt uns in dieser Hinsicht einiges, was ich durchaus als zukunftsträchtig ansehe: Gute Abgriffsspielerinnen wir Mörk, Illina oder Bulatovic werden nicht in der Abwehr verschlissen, und andere machen hinten erfolgreich die Knochenarbeit.