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Original von wmkBtw: Authentisch? Wer bitte ist im Dunstkreis des THW momentan noch authentisch? Auf welcher Basis? Wer soll (oder will) das beurteilen können?
Das frage ich mich auch.
Jene aufrechten, authentischen, ehrlichen Handball-Freunde, die tränenreich das Ende des sauberen Handballs betrauern, den der THW gerade zu Grabe tragen soll? Sicherlich nicht. Denn genau jene haben zu Beginn letzten Jahres nur müde gezuckt, als der AHF die Olympiaqualifikation manipulierte, um bei den Männern Kuweit und bei den Frauen Kasachstan die Qualifikation zu verschaffen. Lethargie ist auch die einzige Reaktion auf den zwielichtigen IHF-Chef Moustafa. Im Jahr 1999 verschwanden Zuschüsse in Höhe von 1,6 Millionen Schweizer Franken bei der Ausrichtung der Männer WM im Heimatland Moustafas. Dem fehlen im Gegensatz zum Kieler Bestechungsteufel auch nur Spesenbelege von 600.000 Schweizer Franken. Die Suspendierung von Lemme/Ullrich sorgte nur in den ersten Tage für leichtes Gemurmel in der Allianz der Verfechter des sauberen Handballs. Den selben, die bei bei der WM in Deutschland gelassen über den Heimvorteil lächelten und denen Andreas Thiel im Januar 2009 in der Zeit ganz charmant gestand, dass Bevorteilung nur eine Frage der Dosis ist, bei der man nicht übertreiben sollte.*
Die Liste der Vorfälle beliebig fortsetzen, wenn man sich wirklich Sorgen um den Handball an sich machte.
Die Forderung nach Authentizität klingt in einer Bestechungsaffäre, in der so ziemlich jede involvierte Person mindestens einmal aus taktischen Erwägungen im eigenen Interesse oder lobbyistischen Zwängen anders agiert hat, als es sein Wissen und die Bemühung um Aufarbeitung geboten hätten, nur naiv. Tatsächlich sind die Diskussionen aber geprägt von Schadenfreude, Sensationslust und bei vielen der Meinungstreiber der Hoffnung, sich mit einem Handstreich eines sportlich sehr starken Kontrahenten zu entledigen. Tut mir leid, in der ganzen Affäre geht es nur am Rande um den Sündenfall der Schiedsrichterbestechung. Wäre dem so, sähe man auch all die anderen Feuer, die überall lodern. Die interessieren allerdings nicht bei dieser Hexenjagd. Um die sollen sich die Verbände kümmern, in der Öffentlichkeit, will man den THW demontiert sehen. Das reicht der Volksseele im Handball-Land.
Gerade demjenigen, der sich ohne eigene Not erklärt und der mit seiner - in der Öffentlichkeit - unpopulären Meinung nur Nachteile zu befürchten hat, dem spricht der Mob die Authentizität ab. Es ist lächerlich.
Sollten Schwenker und Serdarusic (für den interessiert sich erstaunlicher Weise keiner mehr, obwohl Nenad V. sein Kumpel ist und seine Frau selbst Botin gespielt haben soll. Erstaunlich.) durch irgendeine Instanz (StA., HBL, EHF...) der Bestechung überführt werden, werden sie und der Verein die Konsequenzen tragen müssen. Sollte es so kommen, sollte immer im Bewusstsein bleiben, dass sie nicht die ersten und nicht die letzten gewesen sein werden. Das - interessiert die Meute dann aber wahrscheinlich nicht mehr. Man hatte ein anderes Ziel...
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Frage: Als Sie 2000 aufgehört haben, haben Sie von Schiedsrichtern aus Osteuropa erzählt, die mit ihrem leeren Lada zum Europapokalspiel gekommen und hinterher mit einem vollen wieder abgefahren sind.
Thiel: So war das. Das wusste auch jeder. Es ist aber deutlich besser geworden. Das klassische Pfeifen für die Heimmannschaft im Europapokal hat sich verringert. Es ist gelegentlich noch zu sehen, aber nicht mehr Standard. Vielleicht ist deshalb die höchst fragwürdige Olympia-Qualifikation in Asien allen sauer aufgestoßen. Die haben einfach übertrieben.
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Original von meteokobes Greift man also auf einmal entgegen der sonst üblichen Verhaltensweise derartig konsequent durch und wendet die richtigen Mittel an, dann kann selbst dies eine Manipulation sein.
Schönes Beispiel, wie perfide das Kesseltreiben inzwischen geworden ist. Selbst der Unauffällige, macht sich gerade dadurch verdächtig.