Jedes mal die gleichen Fehler..

  • Hallo zusammen,

    bin 21 Jahre alt, 1,80 groß, schlank sportlich gebaut und spiele zur Zeit mit unserer zweiten Mannschaft in der Kreisliga auf Rückraum links, das Training findet aber mit der 1. gemeinsam statt. Nun zu meinem Problem, was etwas komplizierter zu sein scheint, als ich anfangs gedacht habe. Ich spiele zwar schon Handball, seit dem ich 10 bin, doch es ist so gut wie jedes Training das gleiche: Mir fehlt jeglicher Zug zum Tor, ich habe absolut keine Übersicht was rechts, links oder am Kreis passiert, laufe parallel zur Abwehr und binde die Spieler nicht. Dieses Gefühl, trotz dem aktiven Wissen, wie ich es eigentlich besser machen müsste frustriert einen jedes mal aufs Neue, weil kaum bis gar keine Besserung zu spüren ist. Es ist wie eine Art Tunnelblick und wenn ich mit dem Ball auf die Abwehr gehe, passiert halt einfach gar nichts, weil ich weder ein gutes Gefühl für 1 gg1 habe, noch irgendwie die Abwehr binde. Grundsätzlich finde ich den Sport sehr geil und das ist auch der Grund, weshalb ich ich nicht darüber nachdenke, aufzuhören, doch dieses Gefühl, dass mal etwas geklappt hat, ein wirkliches Erfolgserlebnis bleibt so gut wie jedes Training aus. Ich weiß, ich stelle eine Frage, auf die wahrscheinlich niemand eine konkrete Antwort haben wird, und das kann ich bei meinen großen Lücken auch nicht erwarten, aber vielleicht hat ja jemand ein paar Ratschläge, wie ich es Stück für Stück in den Griff bekommen kann. Ich habe auch das Gefühl, es ist oftmals eine rein psychische Sache, weil ich mir dann auch oft was vornehme oder mir selbst Druck mache. Danke in voraus für ein paar ideen.

  • Es hört sich eher nach einer Frage der Fähigkeiten an.

    Aber umso besser, das kann man ja trainieren.

    Fang doch mit dem eins gegen eins an. Schnapp dir einen Kollegen und probiere folgende Übungen aus:

    1. Ohne Ball versuchen ein Hütchen zu berühren, das der Abwehrspieler ohne dich zu klammern verteidigt. Hier hast du Zwang, in die Tiefe zu gehen. Die Übung ist nicht leicht, aber sehr effektiv, also nicht frustrieren lassen, und über kleine Erfolgserlebnisse freuen

    2. Ball auf einer Matte nach dem eins gegen eins mit der Wurfhand ablegen. Handballregeln. Ähnliche Argumente wie bei 1.

    3. Eins gegen eins mit anschließendem Sprungwurf gegen einen airbody. Nur zwei Schritte mit Ball erlaubt. Selbstfeedback: Landung muss im Raum hinter dem airbody erfolgen, nicht seitlich oder schräg!

    4. Eins gegen eins mit Vorteilssituationen wie zum Beispiel Verteidiger mit Ball in der Hand, Verteidiger kommt von der Seite etwas spät, Verteidiger ist zunächst umgedreht und darf sich erst spät zu dir drehen. Das erhöht deine Chancen auf Erfolgserlebnisse.

    5. Freies eins gegen eins. Achte dabei auf folgende Sachen: Tempowechsel (markantes beschleunigen im Moment des vorbeigehens), Tiefe (wir wollen zum Tor, nicht zur Tribüne) insbesondere im letzten Schritt, richtiger Abstand zum Gegenspieler (oft funktioniert es gut, wenn man Tempo aufnimmt, sobald der Pass zu dir in der Luft ist, dann hat man ein wenig Überraschungseffekt und kann den Abstand dementsprechend gut justieren).


    Das sollte ein paar Trainings dauern, dann merkt man aber Fortschritte. Gib doch gerne mal feedback wie es läuft

  • Klasse Hinweise und Übungen von Beuger!

    Völlig ausschließen würde ich eine psychische Hemmung aber auch nicht. Es gibt die Spielertypen, die technisch wirklich viel drauf haben, aber nicht mit voller Konsequenz - und eben nicht mit dem von Beuger beschriebenen Beschleunigungsschritt im Moment des Vorbeigehens das 1gg1 durchziehen, sondern den letzten Schritt vor dem Gegner einen Bremsschritt einlegen. Dann ist das Zumachen vorprogrammiert. Da habe ich mir schon oft den Kopf zerbrochen, wie sich das lösen lässt. Ich bin mir sicher, wenn man diese Hemmung einmal überwunden hat, eröffnen sich neue Welten. Aber wie an den Mann/die Frau bringen???

  • Der erste Schritt sollte sein, mit deinem Trainer zu sprechen. Und dann wie schon vorgeschlagen die Grundlagen trainieren. Wird dauern, aber das wird mit der Zeit immer besser werden…

  • Das erste ist erstmal, das 1:1 und die Bewegung in die Tiefe zu verinnerlichen und dann kann man langsam darauf aufbauen und auch Entscheidungstraining mit Sperre absetzen in die Tiefe und den peripheren Blick in die Breite aufzubauen, dass du einen RM und RR dazu gestellt bekommst und dann erstmal auch klare Vorgaben bekommst:

    Du gehst RL gg. Airbody offensiv HR ins 1:1 zur Mitte, mit Sperre nach innen des KL, ein Abwehrspieler ist auf IR - folgende Entscheidung:
    Abwehr offensiv: KL anspielen
    Abwehr defensiv: Wurf

    Erweiterung: dann noch einen IL gg. RM, je nachdem wie er sich orientiert, z.B. Sicherungsblock, über RM abräumen, dann weiteren Abwehrspieler HL dazu, wenn 1 Sicherungsblock, der zweite zum RM orientiert, langer Pass auf RR, der dazukommt usw., das kann man bis zum offensiven RA und dem AL-Abwehrspieler erweitern, weil auch der Pass RL auf RA ist ein gutes taktisches Mittel, wenn die Abwehr sehr ballseitig verteidigt. Auch LA und AR kann man dazutun, wenn der AR das Sperre absetzen mit verteidigt, dann Pass auf LA...

    Am Ende musst Du unter dem Druck z.B. des Absprungs zum Sprungwurf noch die freien Spieler rechts sehen und da die richtigen Entscheidungen treffen können.

    Das muss man immer wieder Wiederholen und kann so sein Entscheidungsverhalten und den peripheren Blick verbessern.

    Natürlich gibt es dann auch noch spezielle Übungen mit einer Schnur mit farbigen Kugeln, oder Bilder an der Wand, die man während dem Laufen beobachten muss, um auch hier das Auge zu schulen.

    Wichtig ist, das beim Trainer ansprechen und hoffen, dass er z.B. die von uns genannten, oder ähnliche Übungen einbaut. Der Rest ist dann üben, üben, üben, damit sich das ins Unterbewusststein einbrennt und Du Sicherheit im Entscheidungsverhalten gewinnst.

  • Wäre ich jetzt dein Trainer, dann würde ich die bereits genannten Übungen der Grundlagen bei dir ebenfalls anstreben.

    Dir bleibt - wie angesprochen - nichts anderes übrig als mit Deinem Trainer zu sprechen.


    Jetzt habe ich folgende Fragen:


    Wenn ihr im Training kognitive Spiele/ Übungen macht, tust Du Dich da schwer? Stelle Dir mal folgendes Spiel vor: 3 Mannschaften (Rot/Gelb/Grün) spielen im 9 Meter Parteiball. Rot hat den Ball - Grün ist Abwehr. Mannschaft Rot muss 7 Pässe spielen. Problem: Sie dürfen sich nicht direkt zuspielen, sondern immer einen Pass über Gelb. Rot1 spielt zu Gelb - Gelb spielt zu Rot2 => erster Pass usw. Werden 7 Pässe erreicht, dann muss man Ball an der Mittelline ablegen. Rot muss ablegen, aber es muss immer Gelb dazwischen geschaltet werden. Kommt Grün aber an den Ball, entscheidet Grün sofort durch einen Pass zu Gelb ODER Rot wer Abwehr wird. Spielt Grün zu Gelb, dann wird Rot zur Abwehr. => Solche Spiele gibt es ja zig Varianten. Fällt Dir das eher schwer?


    Erkennst Du im Spiel zum Beispiel, wo der Gegner jetzt hinspielen wird? Kannst Du quasi 2 Sekunden in die Zukunft schauen und so auch den Ball abfangen? Fällt Dir das schwer?


    -- Ich tendiere nämlich eher Richtung: Probleme mit der Koordination und der Kognition. ( Orientierungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit;Wahrnehmung,..) plus Grundlagen


    Mental: Bestimmt hemmst Du dich zusätzlich selbst. Du willst es so sehr, dass dann vermutlich gleich gar nix mehr geht. Ich finde es toll, dass Du weiterhin beim Handball bleibts. Cool, denn Handball ist so viel mehr wie Tore werfen und höherklassig zu spielen.


    Versuche doch mal folgendes: Du hast doch Deine Schwäche benannt: Mir fehlt jeglicher Zug zum Tor - In deinem nächsten Trainig nimmst du Dir vor und sage es Dir das auch im Selbstgespräch: Ich nehme den Ball in der Vorwärstbewegung auf die Lücke an und ziehe somit auf das Tor. NUR DAS positiv umformuliert ( Gedankenregulieren) - Dann setze Dir das Ziel, dass es zum Beispiel zweimal funktionieren muss. (Prognosetraining).Klappt das, dann steigere ich hoch. Aber nicht alles auf einmal wollen!


    Euch ich würde mich freuen wieder von Dir zu lesen

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