Textauszug Neue Presse Coburg/ KOMMENTARvon Michael Hager
Der HSC mitten in der Krise
Bis Freitagabend befand sich der HSC 2000 Coburg in einer schwierigen Situation, jetzt steckt er tief in der Krise. Bis Freitagabend glaubten die meisten noch an eine Wende zum Besseren, die schon irgendwann von alleine kommen würde. Und bis Freitagabend erhielten Durchhalteparolen den Vorzug vor einer gründlichen Analyse des Status quo.
Geblendet vom grandiosen Verlauf der vergangenen Saison waren die Verantwortlichen des HSC lange Zeit zu blauäugig. Der Saisonstart mit 10:2 Punkten war von großem Glück begünstigt, es hätten auch 2:10 zu Buche stehen können. Nur die wenigsten erkannten das in der allgemeinen Euphorie.
Am 19. Oktober 2008 begann eine beispiellose Negativserie, seitdem wurden nur sechs Punkte geholt. Erklärungsversuche gab es in deren Verlauf viele – mal mehr, mal weniger überzeugend. Dass dem Team, im Vorjahr noch vom Neulingsbonus profitierend, eventuell doch die Qualität für eine Spitzenmannschaft der 2. Liga fehlen könnte, wollte bislang keiner eingestehen.
Die Verantwortlichen begriffen den Ernst der Lage nur zögerlich, wirklichen Handlungsbedarf sahen sie – immer noch darauf hoffend, dass sich die Mannschaft zusammen mit Trainer „Cveba“ Horvat selbst aus dem Schlamassel zieht – lange nicht. Als schließlich die Erkenntnis eintrat, dass gehandelt werden muss, wirkten die Entscheidungen mehr hektisch denn wohlüberlegt. Horvat, im November noch unumstritten, wird Anfang Januar informiert, dass sein Vertrag nun doch nicht wie geplant verlängert wird. Kurios: Man zweifelt an Horvats Fähigkeiten, lässt ihn aber trotz der prekären Situation – im Vertrauen auf seine Professionalität – im Amt.
Die für die kommende Saison geplante Installation eines Managers wird vorgezogen, Dirk Wahl kommt mit Libergs und Rivera im Schlepptau als Ersatz für die Langzeitverletzten Piskac und Lakisa. Es folgen der unrühmliche Abgang des ausgebooteten Co-Trainers Michael Weixler und schließlich die Ablösung Horvats durch seinen Vorgänger Wolfgang Schuhmann. Ging dies alles spurlos an der Mannschaft vorbei?
Der Sieg über Erlangen erwies sich als Strohfeuer, glücklich kam er allemal zustande. Nach der Pleite in Ortenau brennt die Bude nun richtig. Wolfgang Schuhmann ist um seine Aufgabe nicht zu beneiden. Der sportliche Offenbarungseid wirft Fragen über Fragen auf. Passt die Chemie innerhalb des Teams überhaupt noch? Wurde die Mannschaft von Beginn an überschätzt? Genauso wie die hinzu gekommenen Rose, Libergs und Rivera, die bislang den Beweis ihrer Klasse schuldig geblieben sind. Nicht auszudenken, sollte der HSC mit diesem Team, von dem sich einige Spieler gedanklich wohl schon verabschiedet haben, in die Relegation gehen müssen.
Die Antworten können nur die Spieler selbst geben – auf dem Spielfeld.