Fußball: Dietmar Hopp bezieht Stellung zu den Vorwürfen von Waldhof-Präsident Mario Nöll
"Völlig aus der Luft gegriffen"
Von unserem Mitarbeiter Roland Bode
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Mannheim. Das Tischtuch zwischen Waldhof-Präsident Mario Nöll und Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp ist endgültig zerschnitten: "Herr Nöll ist für mich kein Gesprächspartner mehr", äußerte der SAP-Mitbegründer gestern im Gespräch mit dieser Zeitung. Damit reagierte der Gönner des Bundesliga-Spitzenreiters auf die von Nöll tags zuvor in einer Pressekonferenz erhobenen Vorwürfe, Hopp habe sich nicht an eine Millionen-Zusage zur Komplettentschuldung des Regionalligisten gehalten.
"Sollte mal zu einem Psychiater"
"Das mit der Schuldenfreistellung ist doch völlig aus der Luft gegriffen. Dafür gibt es genügend Zeugen. Herr Nöll ist entweder erkrankt, oder er fantasiert. Vielleicht sollte er einmal zu einem Psychiater", kontert der 68-Jährige: "Beim Gespräch im Rathaus im Frühjahr habe ich lediglich gesagt, dass es wünschenswert wäre, wenn es gelingen könnte, neben dem Stadionumbau - mit der Daimler AG - vielleicht noch den SV Waldhof zu entschulden", schildert Hopp seine Sicht der Dinge: "Aber das ist doch kein Versprechen. Wie soll ich einen Verein entschulden, von dem ich noch nicht einmal weiß, wie hoch die Schulden sind?"
Ob er sich vorstellen könne, dem SVW überhaupt noch einmal finanziell unter die Arme zu greifen? Hopp: "Hierzu sage ich nichts. Sonst wird mir am Ende unterstellt, ich fordere den Rücktritt von Herrn Nöll. Im Verein muss ein Selbstreinigungsprozess stattfinden, der nur intern gelöst werden kann."
In Bezug auf das jüngste 500 000-Euro-Darlehen erklärte Hopp erstmals öffentlich: "Ja, dieses Geld ist von mir. Aber es gab Absprachen, über Sanierungsschritte, die an die Auszahlung des Darlehens gekoppelt waren. Das waren die Voraussetzungen." Deshalb wurden in der vergangenen Woche auch nur 80 und nicht 100 Prozent der Novembergehälter an Spieler und Mitarbeiter über den eingesetzten Treuhänder ausgezahlt. Ansonsten ist das restliche Geld (ca. 300 000 Euro) bis auf weiteres gesperrt.
In einem ganz anderen Punkt wird der 1899-Förderer noch schärfer. Dies betrifft vor allem die Person von Vize-Präsident Volker Kürner: "Vor Zeugen hat Mario Nöll bei einem Treffen im Golfklub St. Leon-Rot gesagt, Kürner - den ich persönlich nicht kenne - habe sich am SV Waldhof mit überhöhten Rechnungen in erheblichem Umfang bedient. Das würde ich sogar unter Eid nehmen. Nöll prahlte damit, Kürner hierdurch in der Hand zu haben. Wenn es nicht stimmen sollte - Nöll hat diese Aussage in der Pressekonferenz am Montag ja abgestritten - müsste Kürner jetzt eigentlich Nöll verklagen."
Nöll beharrt auf Standpunkt
Nöll hielt gestern an seinem Standpunkt vom Vortag fest: "Was ich gesagt habe, zählt. Wenn es eine schriftliche und verlässliche Zusage der anderen Seite gibt, die die Liquidität des Vereins, und damit den Spielbetrieb bis Ende der Runde sicher zu stellen, bin ich der Letzte, der an seinem Stuhl klebt. Dann wäre ich gemeinsam mit Volker Kürner bereit, dem Vorschlag der Präsidiumsmitglieder Schall und Spagerer zu folgen, in dem das Gesamtpräsidium zurücktritt und den Weg für einen Neuanfang frei macht." Eine weitere Möglichkeit ist, dass zehn Prozent der zurzeit rund 2000 Waldhof-Mitglieder einen Misstrauensantrag stellen, der auf einer Mitglieder-Versammlung eine Zwei-Drittel-Mehrheit finden müsste. Nöll: "Auch dem würde ich mich stellen."
In diesem Zusammenhang teilte Aufsichtsratschef Wolfgang Bielmeier mit, dass er das Präsidium gestern schriftlich zur Einberufung einer Mitgliederversammlung zwischen dem 19. und 23. Januar gebeten habe. Nöll begrüßt dies. Zu den von Berater Dirk Scharrer erhobenen Vorwürfen, Präsidium und Aufsichtrat hätten in ihrer Arbeit krass versagt, äußerte sich Bielmeier nicht: "Dies werde ich auf der Mitgliederversammlung tun."
Mannheimer Morgen
24. Dezember 2008