Alles neu beim VfL: Liga, Spieler, Trainer
Baden-Württemberg-Oberliga, Männer: VfL Waiblingen mit neuem Trainer-gespann Haller/Scheerschmidt
Von unserem Redaktionsmitglied Thomas Wagner
Neun Jahre spielten die Männer des VfL Waiblingen in der Handball-Regionalliga, in der vergangenen Saison war der Abstieg in die Baden-Württemberg-Oberliga nicht zu verhindern. Ein neues Trainerduo soll’s jetzt richten: Stefan Haller (42) und Sven Scheerschmidt (38) spielten einst zusammen in Oßweil. Eugen Wenta (41) wird die beiden als Assistent unterstützen.
Der VfL Waiblingen hat eine ziemlich unruhige Saison 2008/2009 hinter sich. Der neue Trainer Klaus Hüppchen musste schon früh seine Koffer packen. Ralf Abend übernahm als Spielertrainer, und zur Rückrunde präsentierten die Waiblinger mit Martin Mössner einen Trainer für die neue Runde. Zur Eingewöhnung assistierte Mössner dem Spielertrainer, doch auch das Duo brachte den VfL nicht mehr in die Spur: Mit nur elf Punkten stieg er als Tabellenletzter ab. Abend packte seine Koffer und ging nach Söflingen, zudem trennte sich der VfL überraschend von Mössner. Die Altlasten der enttäuschenden Saison waren offensichtlich zu groß.
Nun versucht’s der VfL mit einer – fast – komplett neuen Führungsmannschaft. Karsten Reichmann ersetzt Wolf Günthner als Abteilungsleiter. Das Kommando auf der Bank haben gleich drei Männer: Der frühere VfL-Spieler Sven Scheerschmidt, dessen Kumpel und ehemaliger Mitspieler Stefan Haller sowie VfL-Institution Eugen Wenta sollen den weiteren Absturz der Waiblinger verhindern..
Wieder gemeinsame Sache: Diesmal als Trainer
Für Scheerschmidt und Haller geht damit ein kleiner Traum in Erfüllung. „Wir sind seit Jahren befreundet und wollten schon immer mal etwas zusammen machen“, sagt Scheerschmidt. „Wir haben die gleiche Handball-Philosophie.“ Der ehemalige Kreisläufer des VfL Waiblingen stieß erst vor kurzem zum Trainerteam hinzu. Eigentlich wollte Scheerschmidt bei SG BBM Bietigheim noch ein Jahr als Spieler dranhängen. In der vergangenen Saison half er – sehr erfolgreich – beim Zweitligisten aus. Nach dem zweiten Kreuzbandriss lässt es Scheerschmidt nun aber gut sein. „Außerdem ist die SG hervorragend besetzt.“
Einen Führungsspieler von der Qualität des 38-Jährigen könnte auch der VfL Waiblingen in der neuen Runde gebrauchen. „Ich habe immer noch Hoffnung, dass er doch eingreift“, sagt Haller und grinst. Im Kader des VfL wimmelt es nicht gerade von Routiniers. Mit Torhüter Thorsten Nick, Valentin Hörer, Ralf Abend, Christoph Mezger und Florian Böhm haben nicht nur wichtige Spieler den VfL verlassen. Hörer und Böhm sorgten aus dem Rückraum für die sogenannten einfachen Tore.
Ende Mai übernahm Stefan Haller die Mannschaft, deren Gerüst zu diesem Zeitpunkt stand. Mit der Zusammenstellung des Kaders hatte der neue Coach also nichts zu tun. Zu zwei Spielern kam der VfL doch noch – und in sie setzt Haller große Hoffnungen. Als die finanziellen Probleme des Württemberg-Ligist SV Oßweil publik wurden, nutzte Haller die guten Kontakte zu seinem Ex-Club und holte Flaviu Onofras und Florian Koch für die Halbpositionen im Rückraum. Sie waren der siebte und achte Neuzugang des VfL.
Erst zwei Wochen vor Rundenbeginn gaben die Trainer den Kader bekannt. Der eine oder andere muss sich zunächst in der Bezirksliga beweisen. „Das bedeutet aber keinesfalls, dass die Tür zur Baden-Württemberg-Liga zu ist“, sagt Haller. Im Gegenteil: Der aktuelle Kader sei eine Momentaufnahme. „Wir werden uns natürlich die Spiele der zweiten Mannschaft anschauen“, sagt Scheerschmidt. „Außerdem entscheiden wir grundsätzlich nach Trainingsleistung, wer letztlich spielt.“
Einsatz in der zweiten Mannschaft als Charaktertest
Scheerschmidt und Haller sehen den Einsatz in der zweiten Mannschaft nicht als Strafversetzung, sondern – unter anderem – als Charaktertest. „In einer solchen Situation können wir sehen, ob ein Spieler einen steinigen Weg geht oder ob er gleich aufgibt“, sagt Haller.
Der eine oder andere Spieler wird sich seinen Platz erkämpfen müssen, auf manche werden die Trainer nicht verzichten können. Das Gerüst des Kaders steht. Keine Sorgen machen sich die Trainer auf der Torhüterposition. „Maik Hammelmann und Max Seeberger sind unterschiedliche Typen und ergänzen sich sehr gut“, sagt Scheerschmidt. Seeberger kommt von Scheerschmidts Ex-Club SG BBM Bietigheim, gehörte dort zum erweiterten Zweitligakader. Dass er als neuer Spieler in den Mannschaftsrat gewählt worden ist, zeigt den Trainern, wie gut er integriert sei.
Stützen des Teams sind nach wie vor die Schramm-Zwillinge. Alexander ist der neue Spielführer. „Er ist ein ruhiger und intelligenter Spieler und optimal dafür geeignet“, sagt Haller. Auf den Halbpositionen sind Florian Koch und Flaviu Onofras gesetzt, wobei’s hinter den beiden kleine Fragezeichen gibt. Koch ist beruflich ziemlich eingespannt, Onofras kämpft mit den Nachwehen eines Kreuzbandrisses.
Gut, dass der VfL auf diesen Positionen Alternativen hat. Sven Lechner auf Halblinks sowieso. Und auf der anderen Seite hat ein weiterer Bittenfelder die VfL-Trainer in der Vorbereitung überzeugt: „Valentin Weckerle hat einen Riesensprung gemacht“, sagt Haller. Mit ihm zu arbeiten, mache viel Spaß. Alternativ könne Weckerle auch auf Rechtsaußen eingesetzt werden.
Ein erfahrener Neuzugang wird dem VfL frühestens im November weiterhelfen können: Martin Johansson von der SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen nimmt nach einem Kreuzbandriss noch nicht am Mannschaftstraining teil. „Er hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen und könnte wertvoll für uns werden“, sagt Haller. In der Abwehr wie im Angriff. Zufrieden ist das Trainergespann auch mit den beiden Neuen aus Hohenacker, Steffen Aldinger und Holger Mayer, die in der Vorbereitung gefallen hätten. Wie eigentlich der gesamte Kader. „Das Engagement der Spieler war groß“, sagt Haller. Nicht ganz so zufrieden war er mit den Leistungen und Ergebnissen bei den Testspielen.
Ein Schritt weniger ist manchmal ein Schritt mehr
Deshalb fällt’s Haller und Scheerschmidt auch schwer, eine Prognose zu stellen. „Für uns ist alles neu hier“, sagt Scheerschmidt, der großen Respekt hat vor der BW-Oberliga. Mit Arbeitsteilung wollen sie den VfL in eine sichere Region führen. „Sven, Eugen und ich sprechen uns ab“, sagt Haller. Kümmere sich der eine um die Defensive, seien die anderen beiden für die Offensive oder Torhüter zuständig.
Einig sind sich alle drei in einem Punkt. „Wir können es nur über eine geschlossene Mannschaftsleistung und übers Kollektiv schaffen“, sagt Scheerschmidt. Die Spieler müssten lernen, sich zurückzunehmen im Sinne der Mannschaft. „Manchmal ist ein Schritt weniger einer mehr.“
Info
Zur neuen Saison sind Eintrittskarten für die Heimspiele der ersten Frauenmannschaft und der ersten Männermannschaft auf der Internetseite der Handballabteilung des VfL Waiblingen (http://www.vfl-waiblingen.de) vorzubestellen. Diese Karten liegen bis eine halbe Stunde vor Spielbeginn an der Tageskassezur Abholung bereit. Zusätzlich können auch Dauerkarten für die neue Saison bestellt werden.
Kader des VfL Waiblingen
Die Trainer:
Stefan Haller
Stefan Haller wurde am 1. Juli 1967 geboren, er ist 1,92 Meter groß und wiegt 82 Kilogramm. Der Abwehrspezialist und Rechtsaußen spielte und trainierte unter anderem beim TSB Horkheim, der TSG Ludwigsburg-Oßweil und dem TSV Steinheim. In der Saison 2007/2008 coachte Haller gemeinsam mit Hardy Sauer den
SKV Oberstenfeld in der Württemberg-Liga. Zum Kader gehörten damals auch die beiden Ex-Waiblinger Felix Pritschow und Tobias Mühlpointner.
Sven Scheerschmidt
Sven Scheerschmidt wurde am 27. Juli 1971 geboren und ist 1,95 Meter groß. Der Kreisläufer und Abwehrspezialist spielte beim SV Böblingen, TSG Oßweil, TSV Lautlingen, TSB Horkheim, HG Oftersheim-Schwetzingen, VfL Waiblingen und SG BBM Bietigheim. Größte Erfolge des Physiotherapeuten waren der zweimalige Aufstieg in die 2. Bundesliga und die Vizemeisterschaft mit der TSG Ludwigsburg-Oßweil.
Sven Scheerschmidt (links) und Stefan Haller sollen den VfL Waiblingen nach dem Abstieg in die Baden-
Württembergliga stabilisieren.
Bild: Steinemann
Kader:
Tor
Max Seeberger (20)
Maik Hammelmann (28)
Rückraum
Valentin Weckerle (19)
Michael Schramm (26)
Sven Lechner (24)
Tobias Hägele (25)
Flaviu Onofras (23)
Alexander Schramm (26)
Marc Jung (20)
Martin Johansson (27)
Steffen Aldinger (23)
Florian Koch (29)
Außen
Marc Kallenberg (23)
Holger Mayer (24)
Michael Raub (19)
Christian Tutsch (20)
Tobias Becker (19)
Kreis
Oliver Schmitt (24)
Felix Günthner (25)
Zugänge:
Martin Johansson (SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen), Florian Koch (SV Oßweil), Flaviu Onofras (SV Oßweil), Max Seeberger (SG BBM Bietigheim II), Tobias Hägele (SG Schorndorf), Holger Mayer (SSV Hohenacker), Steffen Aldinger (SSV Hohenacker), Valentin Weckerle (TV Bittenfeld II), Tobias Becker (eigene A-Jugend)
Abgänge:
Valentin Hörer (SG Haslach-Herrenberg-Kuppingen), Christoph Mezger (unbekannt), Florian Böhm (HSG Konstanz), Ralf Abend (TSG Söflingen), Thorsten Nick (HV Stuttgarter Kickers)
Saisonziel:
Obere Tabellenhälfte.
Titelfavoriten:
HV Stuttgarter Kickers.
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