Kleine Weisheiten für die Trainerbank

  • Ostern rückt näher und damit unser alljährlicher Saisonhöhepunkt, der Rödspätte Cup. In der wD dies Jahr 45 Mannschaften (wC 66, wB 62). Und wie jedes Jahr beginnen die Gedankenspiele, wie wir uns auf das Turnier und die ungewohnten defensiven Abwehrreihen vorbereiten werden. Zwar war ich in den letzten drei Jahren nie ganz unzufrieden mit der Vorbereitung an sich, von den fünf oder sechs Wochen Vorarbeit (hier im Thread dokumentiert) habe ich nur leider in Frederikshavn wenig im Turnier wiedererkannt. Allerhöchste Zeit für eine Analyse.


    Viel Zeit habe ich darauf verwendet


    - Passgeschwindigkeit zu erhöhen

    - dichter am Tor zu arbeiten, tief in den Neuner zu stoßen

    - von links nach rechts nach links durchzustoßen

    - Passwege abbrechen oder zu ändern (Richtungswechsel/Expresspässe)


    Kommt auf den Prüfstand... Weg damit! Ich trainiere eine D-Jugend, wenn auch am Ende der Altersklasse. Als Vorbereitung einer C im Übergang zur B und dem ersten B-Jugend Vorbereitungsturnier... vielleicht nützlich. Was soll eine D mit Abräumen, wenn ich auf Außen - noch - keine sicheren Schützen habe? Was soll eine D mit Torvorbereitung aus vier oder mehr Pässen? Jeder Pass erhöht die Fehlerwahrscheinlichkeit. Tiefes Stoßen ja, schnellere Pässe ja, aber nach zwei, drei Pässen muss was passieren. Und am besten etwas mit einer Entscheidung.


    Ebenfalls viel Zeit haben wir auf Schlagwürfe aus der Halbdistanz durch die 6:0 hindurch verwendet. Ich müsste mal die Turnierspiele der letzten drei Jahre durch sehen, ob wir AUCH NUR EIN EINZIGES TOR DURCH SCHLAGWURF AUS 8 ODER 9 M gemacht haben.


    Kommt auf den Prüfstand... D-Jugendliche können Schlagwürfe. D-Jugendliche können zwar auch Sprungwürfe, eher aber in die Weite als in die Höhe. D-Jugendliche (ich rede von Mädchen) brauchen in der Regel den Schwung aus dem Sprung nach vor, geht der Sprung in die Höhe kommt nicht genügend Druck hinter den Ball. Und wir sind es nun einmal nicht gewohnt über den Block zu werfen. Ich habe mir eine Vorbereitungszeit von sechs Wochen gesetzt... es bleibt bei Schlagwürfen.


    Kommt nicht weg, aber was ändern? Ich habe keine Aufzeichnungen von den Vorbereitungswochen der letzten Jahre. Es bestand auch kein Zweifel, dass die Mädchen Schlagwürfe können und von 8, 9 m Treffen. Die ungewohnte Torchance an sich erkennen und unter Stress umzusetzen... Vielleicht müssen wir spielnäher trainieren, nach den Übungen sofort ins 3:3/4:4 mit Durchbruchverbot/Schlagwurfpflicht. Ist wieder albern, eine klare Durchbruchchance zu verbieten, um ggf. eine schlechte Wurfchance zu nehmen. Modifizieren: 3:4/4:5 für weniger Durchbruchräume. Abwehr wechselweise einen Blockarm/beide Arme unten zu lassen für Entscheidungstraining.


    Analyse der Stärken:


    - Alleinstellungsmerkmal (vielleicht sogar im ganzen Turnier): präzise Langpässe von TW Marit

    - RM weit überdurchschnittlich doppelt besetzt

    - KM weit überdurchschnittlich doppelt besetzt


    Erste Welle wird ein Thema. Wird nur Schwerpunkt, braucht keine skandinavientypischen Abwandlungen.


    Wir haben schon vielversprechend mit Sperrstellung in der Fleischmauer* gearbeitet, allerdings ausschließlich als indirekte Sperre/Eigensperre, um in der Lücke den Ball ungehindert annehmen zu können. Und auch mit Wechselsperren, wenn der Ball an der Kreisläuferlücke vorbeigepasst/-transportiert wird. Da ich mir keine Großbaustelle aufmachen möchte, kommt KM auf die drei mittleren Lücken und nicht nach Außen. Die Aufgabenstellung wird sein, aus


    - KM auf "Halb" oder zentral

    - Ball kommt von Außen oder Ball kommt von der Mitte


    Torchancen zu bauen. Ich tendiere erst einmal zu:


    - KM links oder rechts ("Halb")

    - Sperrstellung Richtung Ball

    - Pass an Kreisläuferlücke vorbei > Wechselsperre

    - RR/RL stößt weg von der Kreisläuferlücke, zieht die Lücke auf, KM steht blank durch indirekte Sperre

    - Anspiel


    Klingt zu einfach? Wir sind in der D-Jugend.


    Ähnliches Prinzip im Zentrum, nur dass RM das über Verlagern weg von der KM-Lücke löst und dann das Anspiel kommt.


    Und wenn wir ohnehin nur kleine Lücken haben, aber lernen die Kreisläuferlücke aufzuziehen... dann kann ich auch zwei Kreis hinstellen.


    Fortsetzung folgt.



    *Klingt respektlos den Skandinaviern gegenüber. Ist es auch. Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, dass mich mal eine Kinder 6:0 beeindruckt hätte. Beeindruckend war lediglich mal eine Mannschaft, die ständig zwischen Varianten von offensiv und defensiv wechselten, ansonsten hab ich - aus Sicht der Abwehr - keine Vorteile erkennen können, die Kinder im 9er einzusperren.

    "Einmal das belegte Brötchen hier vorn mit Mohn und Sesam bitte."

    "Weltmeisterbrötchen mit Pute, € 2,53."

    "Nee, Weltmeister ist Dänemark."

  • Zwischenfrage: warum trainierst du nicht einfach die ganze Saison im Training mit verschiedenen Abwehrformationen, um sowohl für die Abwehr als auch für den Angriff Lösungen in unterschiedlichen Tiefen- und Breitenräumen zu erwerben? Meiner Meinung nach ist es nicht ratsam, nur mit offensiver Abwehr im Training in der D-Jugend zu arbeiten, es ist zu eindimensional. Das Weiterspielen des Balls in Überzahlsituationen, was extrem wichtig ist und extrem viel Routine erfordert, wird damit vollkommen vernachlässigt. Auch das immer werfen Können spielt gegen sehr offensive Formationen keine Rolle. Das ist mir deswegen zu dünn.

    Und wenn man in verschiedenen Räumen unterwegs ist, braucht man auch so gut wie keine separate Skandinavien Vorbereitung

  • Muss ich mal drüber brüten.


    Die Mädels spielen bis Ende der C-Jugend gegen offensive Deckungen. Ein Turnier in Dänemark ist die große Ausnahme. Einmal im Jahr. Das ganze Jahr über Lösungen im Angriff zu erarbeiten, die im tagtäglichen Spielbetrieb erst ab der C und nur in Überzahl vorkommen, erscheint mir in der D lebensfern. Im Alltag gibt es bei mir 1:1, Stoßen, Zurückstoßen. Viel mehr Kooperation schule ich gar nicht... erst ab der Vorbereitung auf Dänemark. Oder Mini WM/EM, dort Kooperation gegen offensive Deckung. Was Du vorschlägst, könnte ich mir gut auch in meinem (aktuell nicht vorhandenem) C-Jugend Training vorstellen. In der D habe ich aber ganz andere Schwerpunkte.

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  • Ich finde schon, dass auch defensivere Teilsysteme in Deutschland zum Tragen kommen. Zum Beispiel nach einem Freiwurf. Oder im offenen Spiel wenn man die Abwehr hinten rein gedrückt hat.

  • Wir haben schon mal losgelegt. Dänemarktraining, weibliche D gegen 6:0. Dieses Jahr spare ich mir die Passkontinua (die immer so gern bei der Sichtung für die Landesauswahl abegeprüft werden, wo sie noch weniger Sinn ergeben). Schwerpunkt nun noch mehr Schlagwürfe aus 8 m durch die Deckung durch und Kooperation mit dem Kreis.


    - großer Turnkasten im Tor, HL, HR, IR und IL mit Airbodies besetzt (ja... gelogen... Kastenmittelteile hochkant mit Leibchen)

    -RL/RR starten gleichzeitig aus der Außenposition (Linienaußen) ohne Ball aus der Schlange heraus, Laufrichtung zunächst wie zum Gegenstoß, auf RL/RR Position ein Hütchen, 180° Wende, Pass von Nr. 2 in der Schlange


    a) Schlagwurf von 8m auf das Tor (Ecken variieren)

    b) KL und KR dazu, jeweils zwischen Außen- und Halbverteidiger, Ballführerin stößt auf Kreis zu, im letzten Moment Rückensperre wechselweise gegen Halb oder Innen

    c) Stoßen nun (AUSNAHMSWEISE) direkt auf Halbverteidiger, im letzten Moment (bei Torgefahr) Rückensperre Kreis gegen Innenverteidiger, no-look-Pass zum Kreis

    d) Kreis steht bereits in der Rückensperre gegen Innenverteidiger, RL/RM nun mit Anlaufrichtung Innenverteidiger, im Moment des Passierens an KR/KL vorbei die Wechselsperre gegen Halb, no-look-Pass zum Kreis

    e) wir ersetzen die Innenverteidiger (Holz) durch Abwehrspielerinnen, Halbverteidiger weiterhin aus Holz, Stoßen nun wieder steil, etwas versetzt nach innen neben Halbverteidigerin, Kreis startet bereits mit Rückensperre gegen Innenverteidigerin, die sich nicht sperren lassen soll, Entscheidung Ballführerin Schlagwurf oder Anspiel Kreis

    f) Gleiche in grün, nun wieder Stoßen weit rüber Richtung Innenverteidigerin, Wechselsperre und Entscheidung Schlagwurf oder Anspiel Kreis


    Dann umgesetzt im Grundspiel 4:4. Vier defensive Abwehrspielerinnen im Innenblock, zwei Rückraumbesetzungen mit je drei Angriffen pro Durchgang und KM positioniert sich pro Durchgang einmal in allen drei Lücken.


    - Kreis IMMER mit Rückensperre, Brust zum Ball. IMMER mit Wechselsperre, wenn Ball an ihr vorbeigepasst oder -transportiert wird

    - die Rückraumspielerin vor der Kreisläuferlücke mit dem Auftrag, jedes Mal diese Lücke aufzuziehen, die Wechselsperre zu provozieren

    - möglichst no-look-Pässe zum Kreis

    - wir haben mit dem kleinsmöglichen Innenblock (auch E-Jugendliche dabei) begonnen und zweimal zur jeweils nächstgrößeren Formation gewechselt

    - bei Mismatches in der Größe soll Kreis die einhändige Ballannahme hoch anbieten


    Auffällig war bei der Premiere, dass es natürlich beim Stoßen hakte. Die letzten drei Turniere hatte ich mit endlosen Passkontinua gestartet, so dass RL/RR auf Stoßen nach Außen, Zurückstoßen, Stoßen nach Innen konditioniert waren. Ohne die Vorbereitung kaum Arbeit RL/RR in die Breite.


    Nur meine beiden RM mit knackigen Schlagwürfen durch die Deckung, im Übrigen eher Würfchen oder große Streuung.


    Teils Kreisanspielversuche bei vier Abwehrhänden vor der Kreisläuferin, die Angriffsarbeit in kleinen Räumen definitiv noch zu schwierig für die Jüngsten.

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