Kleines Handballtagebuch


  • Der größte Lump.... wie wahr, wie wahr. Diese Typen haben Hochkonjunktur.
    Aber die sind ja nur besorgt :wall:
    Mußt ihnen sagen: Hören Sie auf mich ins Gesicht zu filmen

  • Ich denke, dass man die ehrenamtliche Gestapo aber auch mal verstehen sollte.


    Der Ministerpräsident eines Bundeslandes hat erst am vorletzten Sonntag in einer beliebten Polittalkshow unwidersprochen sagen dürfen, dass die Kinder seit 6 Wochen nicht mehr aus der Wohnung dürfen. Deswegen müsse man nun über Lockerungen nachdenken.


    Da kann doch so ein Trainer, zumal nicht mal Fußball, nicht einfach mit der Brut ins Freie, wo kämen wir den hin, wenn dass alle machen? :irony:


    Ich denke grade über eine Selbstanzeige nach: Ich animiere meine Kinder von Beginn an, sich im Freien körperlich zu ertüchtigen :wall:


    Aber im Ernst, die meisten bei Ordnungsamt und Polizei sind bestens bekannt mit der Verordnung, zumindest besser als Armin.
    Also keine Sorge, da kommt keiner.

  • Liebes Handballtagebuch!


    Handball is back! :head: Nun auch in vollen Zügen. Zunächst hatte ZeeBee im Graubereich von Coronaverordnung und Infektionsschutzgesetz in Paaren auf der grünen Wiese trainieren lassen. Dann in Fünfergruppen. Zeitweilig war Training tatsächlich nur mit juristischer Beratung oder in Personalunion Trainer/Jurist möglich. So amateurhaft unsystematisch, wie die niedersächsische Coranaverordnung gestrickt war, brauchte man zusätzlich auch noch eine Astrologin und einen Schamanen. Nur um sicher zu gehen. Nun trainieren die Mädels in der geliebten Sandkiste. Alle Mädchen sind aus der Zwangspause zurückgekehrt, zwei weitere Talente sind zugelaufen und drei Granaten konnte ZeeBee in der Pause dazugewinnen und unter Vertrag nehmen. Die nächste Saison kann kommen.


    Nach mehreren Wochen kommt ZeeBee zu dem Schluss, dass zwei der Mädchen in der zweiten Mannschaft besser aufgehoben wären. D-Jugendliche Marie setzt sich vehement für die Mädchen ein. Sie würde schon seit Jahren mit ihnen zusammen spielen, die Spielerinnen seien doch viel stärker als die Spielerinnen in der zweiten Mannschaft, angesichts mehrerer Neuzugänge/Gastspielerinnen sei das ungerecht... ZeeBee ernennt Marie zum Captain. >>Und? Hast Du sie damit mundtot gekriegt?<<, die macchiavellische Reaktion eines ehemaligen Handballvaters. :D


    In der Zwischenzeit hat die B-Jugend des Vereins an der Deutschen Meisterschaft teilgenommen. Die ein oder andere eigene frühere D-Jugendliche konnte ZeeBee bei Standbilddeutschland.tv bewundern, wie auch ein paar Mädchen, die ZeeBee nach Hannover gelotst hat. Und wenn es Gewinner aus der Pandemie gegeben haben sollte, dann mit Sicherheit die B-Jugend, die sich die Deutsche Meisterschaft gesichert hat. Die Gegner waren sichtlich nicht optimal vorbereitet, wie es nach einer regulären Saison mit Spielbetrieb gewesen wäre. Eine überragende Rückraum Linke und eine großartige Torhüterin reichten fast aus, die gesamte Elite des Landes hinter sich zu lassen. :respekt: dafür, was die Mädels aus ihren Möglichkeiten heraus erreicht haben! ZeeBee hätte jede Wette auf den Ausgang der Meisterschaft verloren.


    Der Kader steht, die Mädels sind motiviert, die Eltern stehen hinter der Mannschaft, ein Trikotsponsor ist gefunden, das Training ist angelaufen... was soll schon schief gehen? Die Region fordert zur Mannschaftsmeldung auf. Einundvierzig weibliche D-Jugend Mannschaften werden 21/22 ins Rennen geschickt, vier (v-i-e-r!) seien davon so konkurrenzfähig, dass sie in der höchsten von drei Ligen spielen sollen :kotzen: (Die hohe Kunst der Quali vorweg hat noch nicht in alle Winkel des Gebiets des DHB Einzug gefunden.) ZeeBee schwant Böses. Eine Mikrostaffel mit vier Mannschaften plus zwei unfreiwillige Mannschaften. Eine dreigleisige Daddelliga mit vier Mannschaften plus einundzwanzig Mannschaften, die in der zweithöchsten Liga spielen wollten.


    Vorsorglich liest ZeeBee schon mal die Durchführungsbestimmungen:


    Spielerinnen dürfen in der männlichen D- und E-Jugend unbegrenzt mitspielen. Komplette Mädchen-Mannschaften dürfen in den männlichen Spielklassen nicht spielen. Zielsetzung ist, möglichst vielen Kindern die Teilnahme am Spielbetrieb zu ermöglichen, nicht Leistungsförderung zu betreiben.


    Die Handballregion, die einen Männerhandballbundesligisten im Einzugsbereich hat, scheißt offen auf Leistungssport. Die Dfb enthalten sogar eine persönliche Widmung an ZeeBee, denn bekanntermaßen träumt kein anderer Trainer weit und breit auch nur davon, freiwillig eine Mädchenmannschaft auf Jungs anzusetzen. So ist es damit sogar ausdrücklich eingeräumt, dass es sich um eine rechtswidrige Einzelfallregelung handelt. Immerhin lässt die aktuelle lex zeebee eine ausreichende Lücke. Die letzte Schikane-Regelung sah vor, dass Mädchen in der E und D-Jugend bei den Jungs mitspielen durften. Allerdings nur auf Antrag... ein Willkürvorbehalt des Verbands. Keine Kriterien, keine Maßgaben. "Ihr dürft." "Ihr dürft." "Ihr dürft." "Du willst ja nur Leistungsförderung betreiben, Du darfst nicht!" Die vorletzte Generation, die ZeeBee in der D-Jugend in eine Jungsliga geschickt hat, ist jetzt Deutscher B-Jugend Meister!


    ZeeBee sieht sich als unpolitisch an. "No religion! No politics!", heißt es so schön in "Sleepers". Das Fußball EM Spiel Deutschland - Ungarn und das Drumherum bringt eine so außergewöhnliche Melange von Fußball und Politik, dass ZeeBee erstmals in 30 Jahren als Trainer im Training politisch wird. Höherklassiger Damenhandball ist - statistisch gesehen - von der Debatte um ein mehrfarbig ausgeleuchtetes Fußballstadium betroffen. Zeit also, die Mädels zu sensibilisieren:


    "ZeeBee wird Euch jetzt ein Beispiel bringen. Das ist ein Märchen, es soll nur etwas verdeutlichen. ZeeBee mag grünhaarige Frauen [großes Erstaunen 8o ]. ZeeBee verliebt sich ausschließlich in grünhaarige Frauen. Das kann man gut finden, das kann einem egal sein, das kann man schlecht finden. Dies sind normale Reaktionen. Man kann aber auch der Meinung sein, dass das widerlich ist, dass das nicht geduldet werden sollte und man was dagegen tun müsse. Solche Menschen nennt man 'intolerante Schweine'. Man weiß aber, dass man in einem großartigen Land lebt, wenn man in der Öffentlichkeit mit seiner grünhaarigen Freundin spazieren gehen kann und das nicht verboten ist.


    Wer kann mir sagen, warum es so viel Aufregung um das Stadion heute Abend beim Spiel Deutschland gegen Ungarn gibt?"


    Kurzes Brainstorming und eine Überleitung in die wirkliche Welt


    "Richtig. Und im Stadion wird der ungarische Präsident sein. Der ist ein intolerantes Schwein. Und man möchte ein Zeichen setzen, dass man in Deutschland einige Dinge anders sieht."


    ZeeBee führt aus, dass es nicht ganz ungewöhnlich wäre, wenn die Mädels später mal eine Mannschaftskameradin haben werden, die sich nicht für Männer interessiert und sie das in aller Regel nicht zu stören braucht. Und dass sie sich dann überlegen sollen, wie wohl der richtige Umgang mit der Situation sei, ohne ein intolerantes Schwein zu werden.


    Dein Karsten

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  • Liebes Handballtagebuch!


    Die Saison hat tatsächlich begonnen. ZeeBee hat bis zum letzten Augenblick noch fest an eine Verschiebung oder Absage geglaubt. In der D-Jugend ist der Kader 10 Mädchen stark, fast alle bevölkern die Regionsauswahl. Da das etwas knapp ist, sind noch die E-Jugendlichen Neele und Frida als Teilzeitkräfte mit an Bord. Der ältere D-Jgd. Jahrgang spielt zusätzlich in der zweiten C-Jugend, die in der zweihöchsten Liga, der Landesliga, unterwegs sind. Damit sie dort nicht so einsam sind, verstärkt sie der komplette '08er Jahrgang mit 4 Mädchen und Gastspielerin mit Zweifachspielrecht Jahrgang '07 Isabelle. Ein gesondertes C II Training gibt es nicht, die C-Jugend "trainiert" in den Punktspielen gemeinsam und stellt sich den Aufgaben, die die C-Jugend mit sich bringt, in der Praxis. ZeeBee mag die unkonventionellen Methoden.


    Den Auftakt zur C-Jugend Saison bestreiten die Mädels zu Hause gegen einen der schwächeren Gegner. Etwas überraschend deutlich gewinnt die junge Mannschaft mit 34:20. Sodann geht es in Peine weiter bei Handballeckenmitglied Luuutz. ZeeBee und Lutz sind seit siebzehn Jahren eng befreundet. Bekloppte ziehen sich an. Das Spiel ist das allererste Pflichtspiel der Trainer gegeneinander, bis dahin gab es aufgrund der Beheimatung in verschiedenen Handballregionen ausschließlich Turnier- oder Freundschaftsspiele... DIE JEDES EINZELNE MAL AN LUTZ GINGEN! :wall: Schluss mit lustig! ZeeBee hat wahrscheinlich Niedersachsens zweitjüngste Mannschaft in der C auf Verbandsebene, Lutz geht noch eine Nummer weiter und spielt mit überhaupt nur zwei C-Jugendlichen, die einzigen in seinem Phönix-aus-der-Asche-Projekt. Leichte körperliche Vorteile für Hannover, die Statistik spricht dagegen ganz klar für Peine. Das Spiel verdient einen Roman statt eines Tagebucheintrags. Im Nachhinein kann sich ZeeBee den 17:18 Erfolg nur wie folgt erklären: Guardiola vs. Klopp im Kleinformat.


    Die erste Halbzeit verläuft in höchst seltsamen Bahnen. Bei der Auswahl des Balls verirrt sich irgendwie eine auf das Maximum aufgepumpte Kanonenkugel auf das Spielfeld. Jegliche Assoziationen mit Tom Brady verbieten sich. Der hatte ja Luft abgelassen... Die Mädels kommen mit dem Ball überhaupt nicht klar und in den Köpfen herrschen Chaos, Wut, Unzufriedenheit, die üblichen Hormone... die gesamte Schattenseite der Pubertät komprimiert auf 25 Minuten. Ein Rückstand von 8:6 (!) zur Halbzeit - es wurde kein Fußball gespielt! In der Kabine ein großes mentales Lazarett. Aua hier, Wehwehchen da, letztlich unter dem Strich bei allen aua in der Psyche. ZeeBee schließt die Augen, eine seltsame Energie durchströmt ihn, wirre Zahlenreihen aus Einsen und Nullen fließen von der Decke, ZeeBee versteht alles... Neo äh... ZeeBee verwandelt sich in einen Frauenversteher. 8o "Was macht Deine Hand? Deine Mutter meint, sie wolle Dich tapen. Du haust gleich ab zu ihr auf die Tribüne. Ich brauche Dich! Was macht Deine Wade? Wir schaffen das nicht ohne Dich! Auch die Gegner müssen mit dem Ball klar kommen. Schlagt Euch den Ball aus dem Kopf!" Und so weiter... kein Wort zur Technik und Taktik, ausschließlich Streicheleinheiten.


    Kapitän Jona geht heulend Richtung Anwurf. ZeeBee fängt sie ab. Sie hatte am meisten mit dem Schweineball zu kämpfen und ist wütend mit sich, der Welt, dem Universum und dem Ellenbogen, der sie vor der Halbzeit im Eifer des Gefechts erwischt hat. "Alles in Ordnung? Möchtest Du kurz raus? Ich kann Dich nicht lange draußen lassen, ich brauche Dich!" Die Tränen fließen weiter, Jona möchte spielen, beißt die Zähne zusammen... und schmeißt gleich erst mal zwei Tore zum 8:8 Ausgleich. :cool: Hinten steigert sich 1,80m Elfe Ronja und bringt den Gegner zur Verzweiflung, vorne dreht die eigentlich schon "aussortierte" Aimi auf. Zu Beginn der D-Jugend Hannovers größtes Talent ihres Jahrgangs in einem anderen Verein, dann zwei Jahre Stillstand und der Wechsel zu ZeeBee, in der Oberligamannschaft ohne Chance, aber mit diesem Funken in den Augen. ZeeBee gibt ihr einen kleinen Schubser und sie ist im Kader der Oberliga, nur eben noch nicht festgespielt. Nun pflügt sie durch die Abwehr und sorgt mit 6 ihrer insgesamt 6 Toren in Hälfte zwei für den Endstand. Eine Woche später in der Kabine. Vom Kistentor 30 waren die Mädels zwar weit entfernt, aber es gibt dennoch eine Kiste Bionade: "Die ist von mir. Verdient hättet Ihr Euch eine Kiste Champagner. Wer wird als Letztes von Euch 16? Emma? Erinnert mich dann daran!" :smokin:


    Das nächste Spiel ist wieder auswärts, weite Anfahrt, gegen Sonntagmittag. Grönegau/Melle, die Halle liegt in Melle-Neuenkirchen. Hannoversche Mannschaften spielen in der Landesliga üblicherweise nicht in die Himmelsrichtung raus, ZeeBee befragt die Landkarte. Aha... da in der Ecke wohnt doch...! Kurzer Kontakt an den Kollegen und Handballeckenurgestein Lothar Frohwein, alias Helge, und wir haben eine Verabredung zum Bundesligaspiel TuS N Lübbecke gegen Flensburg. Ein perfekter Abend in der Dorfgaststätte, in der Sporthalle, in der Dorfgaststätte und zwischen etwa 3.000 Handbällen im Gästebett. Wer als Kind das Bällebad bei Ikea toll fand, die Männerversion kann stundenweise gemietet werden! :lol:


    Um 11:00 findet Helge, dass ZeeBee allmählich das Bällebad verlassen sollte, denn um 11:45 ist schließlich Treffen mit den Mädels vor der Halle. Mist, tschüss Bällebad! Fast pünktlich setzt Helge ZeeBee vor der Halle ab, möchte aber nicht bleiben, weiß ein anständiges Mädchenhandballspiel nicht zu schätzen. Und verpasst ein... denkwürdiges Spiel. Grönegau/Melle durfte frei in die Landesliga melden und bestand in Ermangelung einer Quali die "Sichtkontrolle" durch die Spielleitung. Die vorangegangenen Generation hatte sich seine Meriten verdient, also durfte der Verein wieder auf Landesebene ran. Hatte aber das erste Spiel gegen Peine 11:38 verloren, die Schattenseite der ausgelassenen Quali. ZeeBee rechnet seine Milchmädchenrechnung durch: Auf Augenhöhe mit Peine, wir spielen noch wesentlich offensiver, klauen noch mehr Bälle... oh Scheiße! Bereits am Vortag hatte ZeeBee sein neustes Trainertrainerprojekt gestartet und Co-Trainerin Charlotte im D-Jugend Spiel auf der Bank allein gelassen. Der Trainernachwuchs hauptverantwortlich auf der Bank, allerdings über Headset mit dem Cheftrainer auf der Tribüne verbunden. Ein Traum für den nicht loslassenkönnenden Trainer.


    ZeeBee verkabelt Amina, setzt sich gegenüber auf die Tribüne und sieht sich das Drama an. 0:1, 0:2, 0:3, 0:4... 0:13. Die Heimmannschaft weiß keine Antwort auf die Hannoveraner Deckung auf 15m. Und keine Antwort auf den hochmotivierten Angriff. ZeeBee denkt kurz über "Fairness-Maßnahmen" nach und verwirft den Gedanken. Hey... sie wollten auf Landesebene spielen. Und wir sind eine halbe D-Jugend. Gastspielerin Isabelle blüht in den Spiel auf. Sonst in der Kreisklasse in der Handballprovinz beheimatet, dort etwas unterfordert, klaut sie einen Ball nach dem Anderen auf der Spitze und wirft sich den Handballfrust von der Seele. Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit bahnt sich ein kleines Unglück an, ZeeBee erkennt es viel zu spät und kann nicht mehr eingreifen. Emma läuft die erste Welle, wirft unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff... trifft nicht. 6:29 zur Halbzeit, das Kistentor in der ersten Halbzeit darf einfach nicht sein! ZeeBee gibt an seine Co-Trainerin die neue Zahl "50" weiter (man muss ja noch Ziele haben) und lässt sie die Halbzeitbesprechung machen. (Nein, Kistentor bei 50 ist weder unmoralisch, unfair noch verwerflich. "60" und damit der Ansporn zur Verdopplung wäre Schweinkram gewesen. :D ) Amina vergisst es, die neue Zahl weiterzugeben und ZeeBee überrascht Aimi nach dem Spiel mit der frohen Kunde. Endstand 13:51 und die Eltern der Gastgeber haben nicht einmal einen tauglichen Sündenbock. Die hübsche unaufgeregte und stille Zwanzigjährige auf der Bank taugt nicht als Hassobjekt. Grönegau hat das Pech als erste beiden Gegner Luuutz und ZeeBee mit den beiden jüngsten Mannschaften zu ziehen, die sicher etwas ballorientierter decken als alle anderen Mannschaften. Und zieht die Konsequenz aus der absehbar verkorksten Saison und zieht die Mannschaft zurück. Daran hätte auch ein moderateres Ergebnis nichts geändert, bzw. wir haben den Entscheidungsprozess nur beschleunigt.



    Dein


    Karsten

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  • Liebes Handballtagebuch!


    ZeeBee hat Respekt vor dem nächsten Gegner. Genauer genommen, ZeeBee hat Respekt vor Dilayla. Der Segen der Digitalisierung, bereits im Jugendbereich herrscht gewisse Transparenz. Über nuLiga sind die gegnerischen Torschützinnen zu finden bzw. lassen sich ggf. Talente aufspüren. Der Heimspielgegner Georgsmarienhütte vertraut auf die Tore von Dilayla, im Schnitt bereits 15 je Spiel. Und die junge Dame spielt erfolgreich im Nachbarverein noch in der B-Jugend Oberliga als Gast. Und ist auch noch im nächsthöheren Landesauswahljahrgang aktiv. Normalerweise bereitet sich ZeeBee in dieser Altersklasse nicht auf die Gegner gesondert vor, ein Bauchgefühl sagt aber, nun sei es soweit. "Wir spielen Sonntag eine Deckungsvariante, die wir noch nie geübt haben." In manchen Mannschaften müssen die Mädels etwas flexibler sein als in anderen Mannschaften. :cool:


    Das Sauerstoffzelt steht bereit, der Defibrillator, der RTW... man ist nicht mehr der Jüngste und ZeeBee kann sich ausmalen, was auf der Bank los sein wird, wenn eine ungeübte Deckungsvariante dirigiert werden muss. Keine Hexerei, die - in der Liga und Altersklasse ohnehin exotische - Halbfeldmanndeckung soll bei Durchbruchversuchen hinter den Ball zurücksinken. ZeeBee hat die Deckung stets mit Skepsis betrachtet, heute scheint sie aber ein angemessenes Gegenmittel zu sein. Die sinkende Manndeckung dürfte als "Ausbildungsdeckung" gelten, heute soll sie als Waffe missbraucht werden. Nahezu jeder andere Trainer würde eine defensivere Grundaufstellung wählen. Aber jeder andere Trainer schreibt auch keinen Blog seit siebzehn Jahren. ZeeBee braucht noch etwas Frischluft, setzt sich vor die Halle und der Gegner rollt auf den Parkplatz. Die gesamte Mannschaft passt in einen Kleinbus. ZeeBee interviewt die Mädels nach ihrer Trikotfarbe und verwickelt den Trainer Thilo in ein Gespräch. Nichts deutet auf das kommende Drama hin.


    Von Mannschaftsfotos kennt ZeeBee zumindest das Erscheinungsbild der jungen Ausnahmespielerin. Durchschnittlich groß, eher zierlich als kräftig, wird wohl über Technik und Schnelligkeit kommen. Dilayla kommt über Technik und Schnelligkeit. Mehrere Abwehrspielerinnen arbeiten sich an ihr ab, niemand kann sie wirklich beeindrucken. Und der Notfallplan, Hinten Mitte mit zusätzlicher Liberoaufgabe, geht auch nicht auf. Der Plan war es, Dilayla einstellig zu halten. Bereits zur Halbzeit (15:13 vorne) liegt sie bei zehn Treffern! 8o Zehn von dreizehn Tore... ZeeBees Ehre verbietet es, gegen eine einzige Torschützin im Mannschaftssport zu verlieren!


    In der Pause wiederholt ZeeBee lediglich die Prinzipien, die für das heutige Spiel gelten sollen. Auch wenn sich die Aufgabe als noch schwieriger als gedacht herausstellt, eine defensivere Ausrichtung der Deckung kommt nicht in Frage. Hier geht es um das Prinzip. Das Prinzip bekommt ZeeBee gleich nach Anpfiff um die Ohren. Ausgleich. Die nächsten Minuten spielen die Teams auf Augenhöhe, Vorlegen, Ausgleich, Vorlegen, Ausgleich. Endlich mal zwei Tore vor. 20:18. Dann kommt unweigerlich der Durchhänger, mit vier von fünf Toren ist Dilayla am 5:0 Lauf der Gäste beteiligt und bricht den Gastgebern zehn Minuten vor Schluss mit 20:23 das moralische Genick. :/: Oder doch nicht? ZeeBee ist ja inzwischen Frauenflüsterer... Die kleinste Spielerin auf dem Platz, D-Jugendliche Emmie, trifft zum 21:23 und ZeeBee kann seine Mannschaft noch mal mobilisieren. Acht Minuten vor Schluss erzielt Kreisläufermaschine Nelli den Ausgleich. :ball: Dann wieder das Spielchen Vorlegen, Ausgleich, Vorlegen... Die Mädels verwerfen zwei 7m, beim zweiten 7m hält die Torhüterin auch den Nachwurf spektakulär. ZeeBees Puls erreicht bedrohliche Höhen. Drei Minuten vor Ende wieder Ausgleich, kein eigener Treffer, dafür Balleroberung. Noch 150 Sekunden und das Momentum ist gerade bei ZeeBees Mädels. Ein letzter Personalwechsel für die crunch time, ZeeBee sagt den Wechsel an.


    Zeitsprung zurück. Co-Trainerinnen Amina und Charlotte verkünden, dass sie Beide zeitgleich selber spielen. Allein auf der Bank birgt immer gewisse Risiken. ZeeBee überlegt, eine handballerfahrene Mutter mit auf die Bank zu setzen. Eine Oberligaspielerin der C I fragt vor dem Spiel, ob sie mit auf die Bank dürfe. "Du passt mir auf, dass die Mädels richtig wechseln!" ZeeBee kennt seine Pappenheimer und steht immer auf der Abwehrseite neben der Bank fern der Wechselzone. Ohne erfahrene Betreuerin ein Vabanquespiel.


    Sonnenschein Anni steht auf, die Auswechselspielerin eilt Richtung Bank, urplötzliich vergeeht diee Zeeiit immmeer laangsaaameer innn ZeeeBeeees Waaahrneeehmuuuuuuuuuuuung. Die folgende Szene erlebt ZeeBee in der kommenden Woche noch hundert Male wieder und wieder, gefangen in seiner Höllenvision. Die Auswechselspielerin ist noch zwei Schritte von der Bank entfernt, Anni läuft strahlend auf das Spielfeld, ZeeBee schreit in Gedanken "NNNNNEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIINNNNNN!", blickt nach links, wo wenige Schritte entfernt der Feldschiedsrichter in Richtung seiner Position läuft und in Banknähe alles mitbekommen hat. ZeeBees Puls erreicht rekordverdächtige Höhen, die Weichbodenmatte hinter der Torauslinie muss dafür herhalten, dass ZeeBee doch keine handballerfahrene Mutter mit auf die Bank gesetzt hat. Zeitstrafe, Wiederanpfiff an der Bank, Tore 16 und 17 von Dilayla, Nelli erzielt in Unterzahl den Anschlusstreffer und etwa zehn Sekunden vor Schluss hat Torhüterin Ronja noch mal den Ball. Zehn Sekunden für den Ausgleich! ZeeBees Puls ist inzwischen so hoch, dass die Nervenbahnen in Mitleidenschaft gezogen sind und das Team Time Out nicht im Entferntesten in den Sinn kommt. Stattdessen fordert ZeeBee Tempo, Torhüterin Ronja checkt die Lage, sondiert die Möglichkeiten, holt aus... und prügelt die Kugel ins Niemandsland der gegnerischen Hälfte. 8o Whatever… ZeeBee eilt zur niedergeschlagenen Anni. :sorry:



    Dein
    Karsten

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  • Liebes Handballtagebuch!


    Auswärtsspiel beim Tabellenführer. ZeeBee sehnt sich das Spiel herbei. Der junge Sarstedter Trainerkollege schreibt, wie ZeeBee auch, sehr ausführliche Spielberichte. Nur manche Details lässt ZeeBee eben weg, Sebastian hingegen legt auch taktische Informationen offen. ZeeBee liest sehr gerne Sebastians Spielberichte. :devil: Bereits beim Lesen verschiebt ZeeBee gedanklich seine Spielerinnen wie Schachfiguren. "Was macht Deine frisch eingeführte 3:2:1 Deckung eigentlich gegen zwei feste Kreisläuferinnen? Und wenn Du in der Halbzeit dann den Masterplan gegen den 2:4 Angriff erklärst, was machst Du dann, wenn wir...?" (Der geneigte Leser erkennt hier, dass Plan B für Halbzeit 2 nicht umgesetzt wurde und in der Folge noch gespielt werden soll.) ZeeBee legt eine Sonderschicht ein, mit ein paar Rückraumspielerinnen und zwei Kreisläuferinnen erarbeitet er Samstagmorgen ein paar Grundprinzipien des 2:4 Angriffs. Zwei Kreisläuferinnen hinzustellen ist eine Sache. Die Kunst ist es, sie auch einzusetzen. Die Ansätze sind... vielversprechend. :smokin:


    Der Auftakt geht erst einmal schief. ZeeBee möchte frühzeitig in der Halle sein, das vorherige Spiel nach Talenten absuchen. S-Bahn verpasst. Dann die Straßenbahn verpasst. Die nächste Straßenbahn verschwindet von der Anzeige und hat wohl einen Umweg über das Bermuda Dreieck genommen. Co-Trainerin informiert. Die ist auch verspätet. Wie eine Amateurtruppe müssen sich die Mädchen erst einmal ohne Trainer aufwärmen. O.k., ZeeBee liebt Understatement. Die Oberliga C-Jugend Mannschaft des TVB muss wegen Auswahlmaßnahmen ein Spiel nach dem anderen verlegen. Für alle unmittelbar und mittelbar Beteiligten muss das amateurhaft wirken, wenn der Verband seine eigenen Termine nicht auf die Kette bekommt. Für ZeeBee hat das den Effekt, dass seine ehemaligen Schützlinge Nelli und Aimi noch nicht festgespielt sind. Beide zunächst noch verkannt und vorerst nicht im Oberligakader gewesen, Beide aber echte Waffen auf RL und KM.


    ZeeBee beordert von Beginn an Nelli und Lia an den Kreis. Keine Übergangsphase, kein institutionalisiertes Einlaufen. Die Sarstedter Spielerinnen sollen gleich wissen, was die Stunde geschlagen hat. Die dritte Kreisläuferin, D-Jugendliche Emma, hatte das Sondertraining ausgesetzt und sitzt nun am lauten Ende der Bank. ZeeBee erklärt ihr einige Angriffe lang, was gerade in der gegnerischen Deckung passiert und was ihre Aufgabe sein wird. "Nun haben sie die zweite Kreisläuferin entdeckt, sie wundern sich und geraten in Panik." Die zweite Kreisläuferin wird in Manndeckung genommen, erst einmal keine Überraschung. "Und... und... und... sie geben das Abwehrzentrum auf!" :smokin: Der Angriff zwingt der Abwehr eine Formation auf, die sie gar nicht spielen möchte.


    Das erste Tor durch Aimi fällt jedoch nach zwanzig Sekunden, so dass ZeeBee noch ein paar Angriffe benötigt, Emma ihre Aufgabe zu erklären. Die Taktik geht zunächst auf, Sarstedts Deckung bleibt zunächst mit freiseziertem Deckungszentrum. Und die eigene Abwehr hält den gegnerischen Rückraum weit jenseits des Neuners. Ein Traum. Sebastian greift zur ersten Gegenmaßnahme und spielt Pressdeckung auf Halb bei Ballbesitz Außen. Die Außen finden keine Anspielstation, der Angriff kommt ins Stocken, es gehen sogar Bälle verloren. ZeeBee ruft beide Kreisläuferinnen ran, sie müssen nun auf Ballseite die erste Anspielstation für die Außen werden. Die Außen sollen notfalls hinter der Pressdeckung durchprellen (tun sie natürlich nicht...) Der Angriff nimmt wieder Fahrt auf. Beim 5:9 kommt die fällige Auszeit. Sebastian stellt jeweils die ballferne Kreisläuferbewacherin als Libero für Hinten Mitte frei und beorderte die Außen zur ballfernen Kreisläuferin. Auf der hinteren Verteidigungslinie wird nun gependelt, eine sehr kreative Idee. Nicht kreativ genug, denn nun suchen ZeeBees Rückraummädels die ungedeckte Außen. Verletzungsbedingt ist ZeeBee ohne Linkshand unterwegs, so dass Rechtshänderin Anni auf der undankbaren rechten Außenbahn spielt... und traumwandlerisch sicher verwandelt.


    Never change a winning System. ZeeBee bereitet die Mädels in der Halbzeit zwar auf Plan B vor, nämlich **** ***** *** ***** *****, darüber hinaus die geradezu undenkbare Variante ********* ***** **** *****, verschiebt die Umstellung aber auf den Fall, dass dem Gegner eine Lösung für sein Dilemma einfällt. Wir müssen ja nicht gleich das gesamte Pulver verschießen. HZ 12:17, 14:21, 19:24, 22:29, 26:34 Ende. Plan B wird auf das Rückspiel verschoben, die zweitjüngste Mannschaft der Liga stürzt eine der körperlich stärksten Mannschaften - und das mit der womöglich offensivsten Deckung aller C-Jugenden des Landesverbands. :cool:


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    Karsten

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    Ein freies Wochenende? Mitten in der Saison? ZeeBee ist verwirrt. Ach ja, der D-Jugend Spielplan der Hauptrunde ist noch in der Entstehung. Aber auch das würde nur ein Spiel an dem Wochenende bedeuten. ZeeBee wird nervös. Dann kommt die Anfrage eines Vereins ohne weiblichen Nachwuchs für ein recht kurzfristig angesetztes Turnier. Der Verein richtet einen Jungschiedsrichterlehrgang aus und möchte den Nachwuchs in schwarz in einem eigens organisierten D-Jugend Turnier an die Praxis heranführen. ZeeBee ist begeistert. Frischlinge an der Pfeife ärgern. :D


    Der Organisator bittet um Mithilfe bei der Teilnehmersuche. ZeeBee macht drei Vorschläge, alle drei Mannschaften sagen zu. Zwei Mannschaften sagen wieder ab, weil sie beim Erstellen des neuen Spielplans das Turnier nicht berücksichtigen. (Einmal mit Profis arbeiten...) Der dritten Mannschaft sind die Inzidenzen in der Landeshauptstadt zu hoch. ZeeBee benennt ein paar weitere Kandidaten nach ausgiebiger Recherche in nuLiga. Alles Mannschaften, die in ihren Vorrunden konkurrenzlos sind. ("Immortals... we put their name to the test.") Drei sagen zu, das vermeintlich exklusive Teilnehmerfeld steht. Zwei sagen wieder ab. ZeeBee sympathisiert mit dem gebeutelten Veranstalter, hat aber keine Ideen mehr. Das Teilnehmerfeld wird noch ergänzt, es werden immerhin drei Mannschaften spielen. Geht doch.


    Der Organisator meldet sich telefonisch bei ZeeBee und klärt die letzten Details ab.


    "Es spielen nun Vorsfelde, HSC und ihr."
    "Der HSC hatte doch abgesagt." ?(
    "Die männliche D."


    ZeeBee hat keinerlei Vorbehalte gegen Jungs zu spielen, aber der Erfahrung nach hat alles seine Grenzen.


    "Die erste oder zweite D?"
    "Die Erste."
    "Na dann dürfen Eure Schieris zwei Klatschen pfeifen."


    Da fehlt noch mindestens eine weibliche D und der Plan ist es, die ungeschlagene männliche D des aktuell konkurrenzlosen Tabellenführers der höchsten Liga als Ersatz einzuladen. Ganz ZeeBees Humor. Die untere Hälfte der Regionsoberliga männliche D hält ZeeBee für sportlich noch interessant, die Topteams der Region, immerhin best of 60 Mannschaften... ZeeBee hat Zweifel und behält die entscheidende Info erst einmal für sich. Unter den Mädchen spricht sich allerdings schon herum, dass Klassenkameraden oder Nachbarn seltsamerweise ein Turnier am selben Ort zur selben Zeit spielen. :lol: Die Aufregung ist groß, zunächst steht aber das Spiel gegen eine Mädchenmannschaft an.


    Der Gegner hält ein paar Minuten mit, Rückraum Mitte ragt aus der Mannschaft heraus und sorgt mit vielen Drehungen und Haken für ein wenig Wirbel in der Deckung. ZeeBee rochiert. Go-to-girl Emily übernimmt. Papa war Medaillengewinner bei einer Olympiade. Judo. Schwergewicht. Die kleine unscheinbare Emily ist... Abwehrexpertin. :D Ruhe im Karton, das erste Turnierspiel geht ab dann in ruhigen Bahnen weiter. Der Gegner muss danach gegen die Jungs vom HSC antreten. Einer der Jungstrainer relativiert: "Wir haben auch ein paar E-Jugendliche dabei." Na dann... ZeeBee versetzt sich in den Kopf der drei Trainer. Die Mannschaft plättet alle gleichaltrigen Gegner und hat in der höchsten Liga nahezu keine Konkurrenz. Dann suche ich mir also eine neue Herausforderung... und spiele gegen gleichaltrige Mädchen? Irgendwie vermag ZeeBee der Logik nicht folgen zu können und drückt die Daumen, dass das therapierbar ist.


    Nach fünf Minuten steht es 10:0 für die Jungs gegen die Mädchen aus Wolfsburg. Die Torhüterin hat sichtlich keine Lust mehr. ZeeBee regt gegenüber Trainerin und Veranstalter einen schnellen Torwartwechsel beider Mannschaften an. "Die guckt immer so." :lol: ZeeBee berichtet seiner Mannschaft von seinem Vorschlag. Torhüterin Lia ist entrüstet. ZeeBee: "Wir doch nicht! Warum sollen wir Torhüter tauschen!?" Wenig später wird dann aber doch das Personal gewechselt. Die Jungs spielen alsbald in einfacher Unterzahl, an der drückenden Überlegenheit ändert sich nichts.


    Kabine vor dem Spiel. ZeeBee bereitet die Mädchen darauf vor, dass es eine Packung geben könne, von zehn Spielen würden sie vielleicht eins gewinnen. ABER... erstens mit Anstand verlieren, zweitens mögen die Voltaren Vorräte der Gegner abends noch aufgebraucht werden müssen. ZeeBee fordert kompromisslosen Körperkontakt und ganz viel Bewegung ohne Ball im Angriff. Die Mädels sind zwar heiß auf das Spiel, so richtig zugehört haben sie nicht. Es wird in drei Dritteln gespielt, ein Schierigespann bliebe sonst über. Why not... ZeeBee sieht keinen kompromisslosen Körperkontakt, wenig Bewegung ohne Ball im Angriff und eine quirlige und schnelle Jungsmannschaft, die sich mühelos durch die Deckung der Mädchen arbeitet. 1:15 nach dem ersten Drittel. Das Ergebnis ist vollkommen leistungsgerecht, allerdings hatte sich ZeeBee das etwas anders vorgestellt. Und sollte einer der Jungs einen blauen Fleck haben, dann stammt der nicht von der Abwehr, sondern weil er sich womöglich beim Auswechseln an der Bank gestoßen hat.


    ZeeBee ist unzufrieden. :nein: "Die Jungs werden sich heute Nacht lachend ins Bett legen. Der Plan war es, dass sie nie wieder gegen Mädchen spielen wollen." Zum Glück ist ZeeBee inzwischen Frauenversteher und -pflüsterer. Was auch immer in der Drittelpause an Worten gefallen ist... ZeeBee kennt das Phänomen, dass im Spiel, gerne mal nach der Halbzeit, alle Spielerinnen gleichzeitig das Handballspielen verlernt haben: "Wer seid Ihr und was habt Ihr mit meiner Mannschaft gemacht?!" Andersherum? ?( Aufholjagden, erfolgreich nach bis zu sieben Toren Rückstand oder tragisch gescheitert. Reichlich. Aber ein Team von Hühnern nach der Halbzeit elf Spartaner? Was folgt, ist in etwa der Rückkampf zwischen Rocky und Clubber Lang. Die Mädels packen zu wie die Großen, im Angriff wirbeln sie, wie ZeeBee noch selten überhaupt eine D-Jugend in dreißig Jahren gesehen hat und Kreisläuferin Emma kämpft sich als Walküre in die Alpträume der Jungs. Statistiker zählen nach einem Tor im ersten Drittel nun fünfzehn Tore hinzu, während aufmerksamere Statistiker als ZeeBee ein paar Tore weniger beim HSC veranschlagen. Das dritte Drittel wird auf zehn Minuten verkürzt. ZeeBee steht mit Dauergrinsen an der Bank und lässt die Begegnung mehr als Beobachter an sich vorbeiplätschern. Einen Aufreger gibt es noch, plötzlich steht der gegnerische Haupttorschütze, herausragender Akteur auf dem Feld und Sproß einer ehemalig hochklassig spielenden Handballerin der E-Jugendlichen Frida gegenüber. Solche "mismatches" sollen eigentlich nicht vorkommen und innerhalb der Deckung untereinander gelöst werden. Niemand nimmt jedoch der kleinen E-Jugendlichen freiwillig den Job ab. ZeeBee ruft Frida zu sich: "Das soll eigentlich nicht passieren... Du machst das schon!" Im nächsten Angriff stößt das Ausnahmetalent an, Frida packt zu... und schiebt ihn zehn Meter quer über das Feld! :cool: Ihre Mama hat ebenfalls hochklassig Handball gespielt. :lol: Keiner der Jungs geht diesen Abend lachend ins Bett. Mit einem breiten Grinsen bedankt sich ZeeBee bei den drei Trainern des Gegners.



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  • Liebes Handballtagebuch!


    ZeeBee ist auf der Jagd. Über eine Saison keine Spielbeobachtungen, Talentsichtungen oder Internetrecherche. Die Talente haben sich alle verstecken und in Sicherheit wiegen können. Nach und nach sammelt ZeeBee über die Torstatistiken eine neue Übersicht über die Mädchenhandballszene. Was der eigene Kalender nicht hergibt, wird an die Co-Trainerinnen delegiert. Und Co-Trainerin Charlotte meldet ein Talent in der Kreisklasse. :ball: Sonntagmittag ist das nächste Spiel der jungen Dame. Die Erdanziehungskraft unter ZeeBees Bett ist an diesem Sonntag ganz besonders ausgeprägt. Fast wird das nichts mehr mit der Talentsichtung, zur zweiten Halbzeit klappt es dann immerhin. Die Gastmannschaft kennt ZeeBee mittlerweile in und auswendig. Irgendwie spielt sie diese Saison immer dann, wenn der jeweilige Gegner im Fokus ist. Die zweite Halbzeit beginnt, die Heimmannschaft greift an, formiert sich und... ZeeBee traut seinen Augen nicht. Da ist er wieder! Der Exot unter den Spielweisen! Der... Yeti! :klatschen:


    Einige Jahre zuvor. ZeeBee sitzt in derselben Halle auf Talentjagd. Die höchst verzweifelte Suche nach einer Linkspfote hat ihn in eine Begegnung der Kreisklasse verschlagen, quasi das Pendant des McDonald's für den Gourmet. Eine Halbzeit sitzt ZeeBee staunend auf der Tribüne, wie zwei Anfängermannschaften mit... erstaunlichen Abwehr- wie Angriffskonzepten gegeneinander spielen und die jeweiligen Trainer entweder nicht korrigieren oder die Planlosigkeit sogar noch fördern. Das Angriffskonzept der einen Mannschaft hat es ZeeBee ganz besonders angetan. Es geht mit einer Kreisläuferin und fünf Rückraumspielerinnen los. Im Deckungszentrum geht es so eng zu wie beim Weihnachtseinkauf. Die erste Einläuferin. Die Zweite. Eine der verbliebenen drei Rückraumspielerinnen wagt einen Vorstoß in den 9m Kreis mit Ball, passt, vergisst sich aus dem Neuner wieder zu verabschieden. Zum Weihnachtsgeschäft kommt nun noch ein Schlussverkauf hinzu. Die nächste Rückraumspielerin taucht in das Getümmel ein. Mittlerweile drängen sich elf kleine Mädchen auf engstem Raum. Das Mikroklima im Neuner weist nun drei Grad Celsius höhere Raumtemperatur als der Rest der Halle auf. Die letzte Mohikanerin zieht es auch Angriff für Angriff immer wieder wie magisch Richtung Getümmel. ZeeBee hält den Atem an. Als ob sie von ihrem Gewissen gequält und zurückgehalten wird, hält sie immer wieder kurz den Fuß in den Neuner und zieht ihn dann doch wieder zurück. Der Handballverstand siegt... noch.


    Zweite Halbzeit. ZeeBee und Charlotte wären längst geflüchtet, wenn ZeeBee nicht das Ende der Geschichte hätte erleben wollen. Wieder drängen sich immer wieder elf kleine Handballerinnen auf engstem Raum im Neuner um den 7m Punkt. Die letzte Mohikanerin bekommt den Ball. Und... und... und... :schrei: "JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!" Die gesamte Tribüne dreht sich zu ZeeBee um, schüttelt verwundert den Kopf, angesichts des Freudenausbruchs in so vermeintlich unspektakulärer Situation. Der Rest der Tribüne hat ihn aber nicht wahrgenommen. Den 0:6 Angriff. Den YETI! 8o ZeeBee hat mal HE-Mitglied Balljäger von mehreren Sichtungen des Yeti berichtet. Klaus wollte das nicht glauben, vielleicht auch nicht wahrhaben. ZeeBee musste Videobeweise versprechen.


    Nun sitzt ZeeBee wieder in der Halle in A. und verfolgt gebannt das Schauspiel. Alle bisherigen Sichtungen des Yeti hatten gemein, dass es sich um schüchterne, zurückhaltende Auftritte gehandelt hat. Die Außen driften in den Rückraum oder versammeln sich gleich dort. Nach und nach laufen Rückraum Links Außen und Rückraum Rechts Außen ein, zögerlich verwandeln sich die echten Rückraumspieler in Kreisläufer, bis auch die sechste Spielerin umgewandelt ist. Was ZeeBee nun verfolgt, hat eine ganz andere Qualität der Sichtung, quasi eine Begegnung der dritten Art. Die sechs Angreiferinnen rennen systematisch auf die Kreisposition(en). Achtzehn Minuten lang verfolgt ZeeBee gebannt das Schauspiel wie einst Heinz Sielmann das geheime Liebesspiel zwischen einer Meerjungfrau und einem Beastie verfolgt hätte. Dann fällt ihm wie ein Donnerschlag ein, dass er Balljäger Videobeweise schuldet. Verdammt! ZeeBee zückt das Handy, filmt die letzten drei Angriffe der Heimmannschaft und begreift das ewige Dilemma der Nessie- oder Bigfoot-Jäger mit ihren unscharfen Aufnahmen. Die Chimäre, das Luder, ist kamerascheu. :D In den letzten drei Angriffen zeigt sich so etwas wie Struktur im Angriff, bzw. es geht nicht über einen 2:4 Angriff hinaus.


    Mit gemischten Gefühlen tritt ZeeBee die Heimreise an. Keine Beweise für die Existenz des Yetis gesammelt. Möglicherweise aber der Geburt einer Handballrevolution beigewohnt. Sechs Kreisläufer! Gleichzeitig! Entweder werden sie den Sport revolutionieren... :Hail: oder auch den Rest der Saison kein einziges Spiel gewinnen. :/:



    Dein
    Karsten

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  • Liebes Handballtagebuch!


    Der Rödspätte Cup... sicher nicht der heilige Gral unter den Turnieren, aber für ZeeBee schon recht nah dran. Seit einem Besuch als Gastbetreuer vor elf Jahren ist ZeeBee besessen von dem Turnier, das über Ostern stattfindet. Und das ist das Problem, eine vor- oder pubertäre Mannschaft für ein Event über die Feiertage zusammenzustellen. Vor zwei Jahren war es endlich soweit, durch Erpressung der Eltern stand eine Mannschaft bereit. Covid beendete den Traum.


    Die Zahlen in Dänemark fallen drastisch (klar, wenn niemand testet), die Rückreise könnte ohne Aufenthalt auf einer Aussätzigeninsel erfolgen und fast alle Mädchen sind mit an Bord. ZeeBee heuert noch Trainerkollegen Tim von der holländischen Grenze als Fahrer und Gastbetreuer an. Und da Tim auch eine D trainiert, soll er gleich drei seiner Mädchen mitnehmen. Zwei Trainingseinheiten vor Turnierstart taucht ein möglicher Neuzugang für die kommende Saison im Training auf... auch die wird verhaftet. Kader von 14 Mädchen, inklusive zweier mutiger E-Jugendlichen, die mit auf Reisen wollen. Der Captain kommt nicht mit, die wird über Ostern getauft. ZeeBee findet hierzu nichts in den Genfer Konventionen und muss das hinnehmen. Aber die C-Jugend, designierter Niedersachsenmeister, kommt auch mit. Die D wird in einem 20er Teilnehmerfeld starten, bei der C sind es gar 50 Teams.


    Traditionell spielt beim Cup fast ausschließlich Skandinavien und Deutschland. Das Problem des extrem klebrigen Balls gibt es in der D zum Glück noch nicht, dafür aber das Problem des Kulturkampfes. Bälleklau gegen Fleischmauer, große Räume gegen Abwehrwand. Wer sich besser einstellen kann, gewinnt. ZeeBee ist sich sicher, einen Trumpf zu haben. Werden sich die Skandinavier eigens für das Turnier auf deutsche Mannschaften vorbereiten? Kaum. Sieben Wochen erlernen die Mädels B-Jugend Basics im Training. Sonderschichten samstags. Positionsspiel auf 10m, tiefes Stoßen in den Neuner, Würfe aus der Fernwurfzone, Expresspässe, Tempowechsel, Wechselsperren der Kreisläuferin. Und die Abwehr jedes Mal auf 7m zurückversetzen, um den Ernstfall zu simulieren. Würde die Kinderhandballrichtlinienpolizei in der Halle aufkreuzen, ZeeBee wäre längst verhaftet. Allmählich nimmt der Angriff Form an und Videostudium von dänischen Turnierfinals zeigt, in der D-Jugend kochen sie dort auch nur mit Wasser (allerdings ab der C nicht mehr).


    Tim bringt einen Sprinter mit Überlänge mit, Strauraumsorgen verfliegen im nu. Treffpunkt morgens auf dem Parkplatz. Der Vereinsbus steht auf dem Vereinsgelände. Der Parkplatz ist voll mit Spielerinnen, Eltern, Betreuern. Das Tor zum Vereinsgelände ist abgeschlossen. Das zweite Tor ebenfalls. ZeeBee wird nervös, telefoniert morgens um kurz nach sieben rum. "Quatsch, das Tor klemmt nur!" ZeeBee tritt beherzt gegen beide Tore, die ja nur klemmen und nie abgeschlossen werden. Ein seltsames Klemmen. ZeeBee telefoniert weiter rum. Die C-Jugend verliert die Geduld und fährt los. C-Jugend Trainer Diego ist als Kriecher auf der Autobahn berüchtigt und musste im Vorfeld reichlich dumme Sprüche über sich ergehen lassen, wie viel Vorsprung wohl nötig sei, damit beide Mannschaften zeitgleich in Frederikshavn einlaufen. ZeeBee beschleicht allmählich das Gefühl, dass dunkle Mächte im Spiel sein könnten. Mit einer Stunde Verspätung wird das Tor aufgeschlossen (ist niemals verschlossen und niemand anders hat einen Schlüssel... q.e.d.).


    Zum zweiten Stopp fahren die beiden Busse auf den Parkplatz des Scandiparks von Flensburg und passieren dabei den Laden von Angel Joe. ZeeBee flitzt aus dem Auto, sich noch mit Materialien für die eigentliche Reisebeschäftigung zu einzudecken. Die Mädels plündern derweil den Skandinavian Park und das Betreuerteam bunkert noch Getränke und Grillgut für den Abend. Die ein oder andere Pinkelpause später trifft die D-Jugend in Frederikshavn ein. Diego war schon zur Anmeldung beider Teams, die Mannschaft kann gleich zur Unterkunft in der Schule durchfahren. Schnecke Diego begrüßt die Nachzügler Dass er als erstes vor Ort war, muss sich ZeeBee nun den ganzen Abend anhören. Den ganzen Abend? Erst einmal sammelt ZeeBee die D-Jugend ein für einen Grillabend. Von den Profis hat sich ZeeBee letztes Mal abgeschaut, dass die Mannschaften und Betreuer in Klassenzimmern schlafen, die Trainer sich etwas komfortabler einquartieren. 16 km entfernt wird am Ferienhaus am Meer gegrillt. Zunächst sind die Mädels noch skeptisch, nach und nach können sie sich jedoch für Hotdogs mit röde pölser begeistern.


    Freitagmorgen 8:15 in der Halle. Eines der ersten Turnierspiele und die Mädels dürfen gleich um 9:00 zum Turnierstart antreten. Die Halle liegt in Elling ein wenig außerhalb von Frederikshavn. Der Gegner ist Lokalmatador Strandby/Elling IF I. Die obligatorische Frage: Können die was oder sind sie Quotenmannschaft, weil der Verein eine Halle zur Verfügung gestellt hat? ZeeBee ist sich beim ersten Eindruck des Warmmachens unschlüssig. Zwei größere Spielerinnen, der Rest doch recht klein. Jedenfalls keine Übermannschaft. Vorbesprechung in der Kabine. Wir sind Gäste in Dänemark, fair play, wir haben reichlich gegen defensive Abwehrreihen trainiert, Einsatzzeiten möglichst gemischt, je nach Gegner. Und noch ein wenig bittere Medizin: Als deutsche Mannschaft spielen wir gegen dänische Mannschaften in aller Regel in Dauerunterzahl. Den Schieri komplett ausblenden, einfach spielen.


    ZeeBees chronische Arroganz holt ihn ein. Auch das Einwerfen der Heimmannschaft beeindruckt nicht. Sieben Wochen lang hat ZeeBee die Mädels auf das Spiel gegen eine Fleischmauer vorbereitet... nur eben die vier Gastspielerinnen nicht. Zwei von ihnen stellt ZeeBee entgegen aller Vorsätze in die Startaufstellung auf die Schlüsselpositionen Rückraum Links und Rechts, individuell sicher nun eine starke erste Sieben. Nur steht nicht das Kollektiv auf dem Platz, das eingespielt ist. Halbfeldmanndeckung gegen Fleischmauer... beide Teams haben zunächst ihre Probleme. Die dänische Mannschaft schafft es aber mehrfach, sich durch die Abwehr zu wühlen, während der eigene Angriff nicht so überzeugend vor der Abwehrwand agiert. Und es kommt recht früh ein weiteres Handicap hinzu. ZeeBees Mädchen haben keine dänische Staatsbürgerschaft. Es häufen sich seltsame Regelauslegungen. Gegen eine wirklich nicht überragende Mannschaft wursteln sich die Mädels zu einer 11:14 Auftaktniederlage (gegen den späteren Turniersieger). In der Kabine: "DAS hätten wir ja wohl gewinnen können... mit einem schlaueren Trainer." Danach startet ZeeBee in der Regel mit den Gästen auf der Bank und dem eingespielten Team in der Startaufstellung. Lektion gelernt und es sind ja noch drei Vorrundenspiele.


    Die Mannschaft schaut sich danach die beiden Gegner des Folgetags an. Ein norwegisches Team gegen die dritte Mannschaft des Gastgebers FFI. Eine durchschnittliche Mannschaft gegen eine absolute Anfängermannschaft. Hoffnung für die A-Finalrunde, zumindest scheint es keine Todesgruppe zu sein. Mittags geht es gegen das schwedische Team von Habo Handboll. Für die Schwedinnen das erste Spiel, ZeeBee konnte weder in der Halle noch im Livestream irgendwelche Daten sammeln. Alle vier Gäste auf der Bank, in der Startaufstellung nur die Hannoveraner Mädels. Auch die schwedische Mannschaft mit einer eher passiven, defensiven Deckung. Genau darauf sind die Mädels vorbereitet und zeigen sich nun auch in der Deckung von ihrer besten Seite. Recht bald kann ZeeBee bunt durchwechseln, denn Habo fällt gegen eine so offensive Deckung wenig ein. 21:8. Parallel gewinnt die C am Freitag sowohl gegen Finnland als auch gegen Norwegen souverän. Ein guter erster Turniertag. Oder doch nicht. In der Unterkunft testen die Co-Trainerinnen beide Mannschaften durch, ZeeBees schnellste Spielerin muss zum mitgereisten Papa in Isolation.


    Fortsetzung folgt

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  • Und weil Handball vor dem Frühstück so schön ist, macht das Team genau das. Erst in die Halle, dann in den Essenssaal. Um 8:35 steht die Begegnung gegen die Norweger von Sandefjord II an. Laut Videostudium muss sich die Mannschaft im Wesentlichen auf eine schnelle und kräftige Rückraum Linke einstellen, die deutlich aus ihrem Team herausragt. Die trifft binnen der ersten fünf Minuten auch gleich zweimal und stellt die Abwehr vor Aufgaben. Doch die Handballgötter meinen es gut mit ZeeBee, die junge Dame schubst beim Gegenstoß Kreisläuferin Emma von hinten, die noch ausreichend Körperkontrolle behält und trifft. Die junge Schiedsrichterin greift jedoch beherzt zur roten Karte. ZeeBees Mädels drehen sich verdutzt um. "War das nicht die stärkste Spielerin?" "Jupp. Schön blöd, gell?"


    Ab da ist die Begegnung absehbar gelaufen. Allerdings scheint die Art und Weise der Verteidigung der ersten Welle bei den Norwegerinnen Methode zu haben. Wenige Augenblicke später schubst eine weitere Spielerin Gastspielerin Annika von hinten beim Gegenstoß, die nicht die Körperkontrolle behält, stürzt und eine Minute liegen bleibt. Die rote Karte hatte die Schiedsrichterin in der ersten Halbzeit bereits gelegt, so dass es dann nur zwei Minuten gibt. Oder war das die Regel mit der grünen Karte? Das norwegische Trainerteam nutzt die Pause und kommt auf ZeeBee zu, Erstaunen ins Gesicht geschrieben:


    "Do you ALWAYS defend like this?"

    "Always. Do YOU always defend like this?", Schubsbewegung vorführend, Zorn ins Gesicht geschrieben.


    Ohne weitere Zwischenfälle geht die Partie mit 16:8 an die Mannschaft, die von vorne und nicht von hinten verteidigt. Frühstück. Beim Turnier gibt es die charmante Tradition des lauten Applauses, wenn jemand einen Becher oder ein Tablett fallen lässt oder eine Sitzbank umstößt. Alle fünf Minuten brandet Applaus auf, die Mädels stimmen munter mit ein. ZeeBee nimmt sich vor, zum Abschluss des Turniers auch Applaus zu verdienen.


    Das nächste Spiel ist um 20:00, der ganze Tag liegt noch vor der Mannschaft. Die Nordsee recht nah, die Ostsee noch näher... wo treffen die sich eigentlich? Tim schlägt einen Abstecher zum Skagerak vor. Die Fahrt führt an der Trainerunterkunft vorbei, ZeeBee sammelt noch die Obstkiste und seine Messersammlung ein. Nach einer Strandwanderung können alle feststellen, dass links die Nord- und rechts die Ostsee ist. Rückmarsch.


    Den Nachmittag verbringt das Team in der Arena Nord. Auf sechs Spielfeldern läuft gleichzeitig Handball. ZeeBee weiß gar nicht, wo er zuschauen soll. Um acht steht das schwerste Turnierspiel an. Die Mädchen treten gegen die Anfängermannschaft der Gastgeber an. Mit über dreißig Jahren Erfahrung weiß ZeeBee, dass das eine "no win position" ist. Egal welche Maßnahmen ZeeBee ergreift, nichts wird die Gemüter besänftigen. Die Mädchen sind vorbereitet. Es wird womöglich gar nicht gewechselt. Alle Leistungsträgerinnen sind auf der Bank und bleiben auf der Bank.


    Die Mannschaft von FFI 3 ist nicht nur eine Anfängermannschaft, sie ist es natürlich auch nicht gewohnt, dass die gegnerische Abwehr auf Balljagd geht. Die heimischen Gegner stehen am Torkreis, bohren in der Nase und warten, bis irgendwann geworfen wird. ZeeBee sieht nach zwei Minuten die Katastrophe kommen, geht zur dänischen Trainerin und informiert, dass die stärkste Formation auf der Bank sitzt und dort bleibt. Der erste dänische Vater kommt zu ZeeBee und beschwert sich erbost über die unverschämte Spielweise. Der Schieri bittet um eine Mäßigung der (körperlosen) Abwehr. ZeeBee beordert die Mädels in eine Raumdeckung zurück. Der Mittelblock positioniert sich auf 11m, die Änderung bringt... nichts. Aus Erfahrung weiß ZeeBee, dass selbst ein Prellgegenstoßverbot keine Verbesserung nach sich ziehen wird. Das Publikum wird immer wütender, ZeeBee geht davon aus, dass vor der Unterkunft bereits brennende Kreuze errichtet werden. Der Schieri wird grantig, fordert ZeeBee auf, die Mädels auf 7m zurückzuschicken und beißt auf Granit. Er würde ja auch nicht der ersten Mannschaft des Gastgebers aufgeben, außerhalb des Neuners zu verteidigen, weil die deutschen Mannschaften es nicht anders kennen. Es folgt die erste Slapstickhinausstellung. Die Spielerin ist perplex und schaut ZeeBee fragend an. Sollte der Schieri nun seine Linie fortsetzen, überlegt ZeeBee mal richtig spielen zu lassen. Eine Anfängermannschaft auf einem großen internationalen Turnier... Schuld ist der Trainer aus Deutschland.


    In der Halbzeit ein Versuch der Deeskalation. ZeeBee weist nun auch den Schieri darauf hin, dass die stärkste Formation noch auf der Bank sitzt. Das vermag den jungen Schieri nicht zu beeindrucken. Der wiederum appelliert an den Ausbildungsauftrag, ZeeBee müsse die Mädels doch früher oder später ohnehin auf die 6:0 Deckung vorbereiten. Das ist der ganz falsche Knopf, ZeeBee schaltet reflexartig in den Hyperarroganzmodus um und erklärt, dass er wisse, was er tue. Der Unparteiische ist skeptisch: "So... you are one of the best?" Deeskalation misslungen. Augen zu und durch, die kleinste und jüngste Formation bleibt auf dem Spielfeld. Die Gegenstoßtore pfeift der Schieri resigniert leise, während der dänischen Angriffe animiert er das Publikum zum Klatschen. Inzwischen bejubelt ZeeBees Bank jede gelungene Aktion der kleinen Däninnen, insbesondere die beiden Tore. 23:2 und keine Leistungsträgerin hat auch nur auf dem Feld gestanden. Im Publikum wechseln die dänischen Schimpftiraden zu Englisch, damit ZeeBee das Gezeter auch ja versteht. Ducken, raus aus der Halle. Die C-Jugend gewinnt parallel ebenfalls deutlich und zieht auch in die A-Finalrunde ein.


    Das Spiel nagt noch stundenlang an ZeeBee. Gibt es keinen Ausweg aus der "no win position"? Alle denkbaren Maßnahmen fruchten entweder nicht oder werden dann als Arroganz ausgelegt. In dreißig Jahren hat ZeeBee alles erprobt, bis hin zu 3:6. Inzwischen bekommt das Team die Aufgabe, dass alle Feldspielerinnen in beiden Halbzeiten je einmal treffen müssen. Das funktioniert zu Hause. Nur wenn die Standarddeckung von den Dänen als Anti-Anfängermannschaftdeckung verstanden wird, hilft auch das nicht. Gibt es wirklich keine Lösung? Während des Spiels hatte ZeeBee finstere, schwarze Gedanken, dem Publikum mal die Alternative aufzutischen, nämlich die stärkstmögliche Formation. Oder eine 1:3 Deckung mit Wurffallen für Außen. ZeeBee dämmert, dass die Lösung komplett außerhalb seiner Denkweise liegen muss. Was würde wohl ein netter Trainer tun? Was würde Buddha tun? Geschenke machen Freunde, geklaute Bälle gibt man zurück. So absurd die Lösung scheint, kann es das Publikum als Arroganz auslegen, wenn die Anfängerinnen 30 Minuten lang jeden abgefangenen Ball zurückgeschenkt bekommen? ZeeBee ist zufrieden.


    Fortsetzung folgt

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  • ZeeBee traut seinen Augen nicht. Das Videostudium verrät, der schwedische Viertelfinalgegner BK Heid I spielt eine Variante der 1:5 Deckung. DAS wertet ZeeBee als Heimvorteil. Die Mädels kennen offensive Raumdeckungen, können die Schweden aber gegen eine Manndeckung? Minuten vor dem Spiel, ZeeBee versammelt die Mannschaft im Gang neben der Halle. Wen nehmen wir für die Ansprache zur Hilfe? Denzel Washington? Al Pacino? Gerard Butler? Wegen des vermeintlichen Heimvorteils zieht ZeeBee Eishockey und Russel Crowe heran ("THIS IS OUR POND!"). Die Mädels lauschen gebannt und irritiert. ZeeBee steigert sich in die Rede hinein.


    >>Could you please let me through to the toilet?<<

    >>This is not helping my pep talk.<<


    Nicht nur im Immobiliengeschäft gilt: Lage, Lage, Lage - der Gang vor der Toilette war wenig optimal gewählt. Und ist der Redefluss erst einmal unterbrochen...


    Da die Schwedinnen offensiv decken, entscheidet sich ZeeBee von dem Grundsatz in der Startaufstellung abzuweichen. Hier wird es mehr um 1-gegen-1 gehen, als darum, einen Abwehrriegel im Verbund zu knacken. Auf der Mitte bringt ZeeBee Tims Granate Lyn, die das Spiel lenken soll. Es läuft nicht. Die Abwehr ist stellenweise nicht bei der Sache, im Angriff kommen keine geforderten Einläufer. Und von der Bank kann ZeeBee kaum unterstützen, die Stimme hatte sich bereits am Vortag verabschiedet. Mitte der zweiten Halbzeit beginnt ZeeBee bunt zu wechseln und allen Spielanteile zu geben. 14:18 und das gegen eine offensive Raumdeckung. Damit war nicht zu rechnen.


    >>Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, ab jetzt haben wir viel Freizeit. Die schlechte Nachricht ist, ab jetzt seid Ihr die Cheerleader der C-Jugend.<<


    Parallel schmeißt die C-Jugend die Norwegerinnen von Sandnes HK souverän mit 20:6 aus dem Rennen. Die D-Jugend feuert ZeeBees ehemaligen Mädels dann im Viertelfinale gegen die Norwegerinnen aus Runar zum 14:12 an. Im Halbfinale geht die norwegische Serie weiter, es warten die Mädchen von Hundvaag. ZeeBee erlebt ein Handball... kuriosum. Das ganze Puzzle offenbart sich tatsächlich erst hinterher im Videostudium der Finalrunde. Der norwegische Trainer zieht - für nicht Eingeweihte nicht ersichtlich - seiner Spielmacherin ein Leibchen über und stellt sie ins Tor. Jeden Angriff läuft die junge Dame mit nach vorne auf die RM Position, wo sie brav die Bälle verteilt und diszipliniert nicht torgefährlich wird, sich also nicht in die Rückzugs-Falle locken lässt. Diego reagiert genau so, wie ZeeBee auch reagiert hätte. Gar nicht. Die 3:2:1 Deckung bleibt bestehen, Überzahl kann das System schließlich ab. Mit dem ein oder anderen abgefangenen Ball bestraft die C-Jugend den Mut der Norwegerinnen. Die haben aber einen Plan. Zu den zwei Kreisläuferinnen kommt wieder und wieder eine Einläuferin auf Ballseite. Die Zuordnung geht vor die Hunde, es fallen einfache und vor allem frustrierende Tore. Die Spielweise ist nicht neu, in der "handballtraining" auch schon vor Jahren mal beleuchtet worden als Kniff gegen die vorgeschriebene offensive Deckung im Kinderhandball, in der Handballecke daraufhin rege und emotional diskutiert und auch ZeeBee hat mit Jahrgang '94 und '96 schon erfolgreich mit fliegendem Torwart gespielt... bis es natürlich verboten wurde.


    Diego reagiert zwischendurch antiintuitiv und deckt noch einen Tick offensiver, letztlich scheint sich jedoch die Taktik der Norwegerinnen durchzusetzen. Als letzte Maßnahme zieht sich die C auf 6:0 zurück, Hundvaag bleibt im 7:6 Angriff und belohnt sich zum Finaleinzug mit 15:14. Finalist im Teilnehmerfeld von 50 internationalen Mannschaften mit einem Geniestreich im Halbfinale... Respekt! Die C-Mädels sind natürlich fassungslos.


    Montagmorgen in aller Frühe wird gepackt. Im weibliche D Finale stehen sich unser Auftaktgegner Elling vom Nachbardorf und die schwedischen Mädels von Lugi Lund gegenüber. Zwei defensive Abwehrreihen, es dominieren Glückstore, erzwungene Aktionen und... Langeweile. ZeeBee hat großen Respekt vor dem skandinavischen Handball und weiß, dass beispielsweise in Dänemark ab der weiblichen C ein Quantensprung stattfindet. Aber den Kindern den Bewegungsdrang zu verbieten, sie innerhalb den Neuner zu sperren und als Abwehrkonzeption "der Gegner wird schon vorbeiwerfen" auszugeben... das ist Schmarrn.


    Die C-Jugend macht sich für das kleine Finale warm, das C-Jugend Finale wird sich ZeeBee also nicht anschauen. Stattdessen versammelt sich die Cheerleadergang in der Nebenhalle der Arena Nord. Nur der chilenische Cheftrainer fehlt. Der sucht seinen Autoschlüssel, wird ihn nicht rechtzeitig zum Spiel finden, auch nicht rechtzeitig zur Abfahrt und auch überhaupt nicht wieder, so dass er später noch einmal nach Norddänemark reisen wird, um sein Auto abzuholen. Seine Passagiere werden auf Elternautos umverteilt und die Karawane wird el chileno zurücklassen.


    Erst einmal muss die C-Jugend ran. Das Ruder übernimmt ZeeBees ehemalige C-Jugend Spielmacherin Pia, designierte Nachfolgerin von Diego. Gegner sind die Schwedinnen von Skuru IK I. Obwohl zwei Mädchen vom Halbfinale angeschlagen aussetzen und der Kader allmählich recht ausgedünnt ist, spielt die C-Jugend das kleine Finale ganz souverän zum 19:11 Sieg herunter, lautstark begleitet von der D-Jugend.


    Hej hej, Danmark. Bis nächstes Jahr! Wobei... zwei Wochen später findet in Naestved das Final4 der weiblichen B um die dänische Meisterschaft statt. Mittendrin ZeeBees ehemalige D-Jugend Torhüterin Lina.



    Dein Karsten

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  • Liebes Handballtagebuch!


    Saison 21/22. Die Saison nach der Corona-Vollsperrung. Wie würden es die Handballvereine verkraftet haben? Sind die Spielerinnen alle aus der Pause zurückgekehrt? Gab es Neuzugänge? Haben sie alles verlernt? In der Region gibt es immerhin vierzig Mannschaftsmeldungen in der weiblichen D-Jugend. Nur fast niemand will in der höchsten Liga spielen. Nach einigem hin und her und einer seltsamen Vorrunde mit drei Regelaufsteigern und einem Gefälligkeitsaufsteiger beginnt nach den Herbstferien die "richtige" Saison mit sieben Mannschaften in der Regionsoberliga. Der Blick in den Stützpunkt der Regionsauswahl lässt jedoch schaudern. Zwei Vereine dominieren den älteren Jahrgang D-Jugend. Die übrigen Vereine bilden entweder Mini-Fraktionen oder haben lediglich einzelne Spielerinnen in der Auswahl. Selbst die ein oder andere vollkommen unsportliche Spielerin hat den "cut" geschafft, so sehr hat Corona den Sport beschnitten.


    Nach wenigen Wochen der Hauptrunde steht fest: Von vierzig Mannschaften (die ersten sind bereits vom Spielbetrieb abgemeldet) gibt es nur zwei konkurrenzfähige Teams im gesamten Verband. Spielten früher meist drei oder vier Teams oben mit, hatte Corona den Nachwuchssport nun schwer geschädigt. Immerhin ein hannoversches Derby um die Krone...


    Das Spitzenspiel. Hinspiel wird verlegt. Irgendwann wird auch das Rückspiel verlegt. Beide Spitzenspiele liegen nun eine Woche auseinander. Kurz vor dem ersehnten Hinspiel befällt den Hannoverschen SC der Übermut/die Furcht/der Wahn. Die Mädels von der Konkurrenz veranstalten Gerüchten nach eine Pyjamaparty. Ohne Masken. Das Hinspiel wird verlegt. Das Rückspiel wird verlegt.


    Ein Spiel wie jedes Andere? Eher nicht. Bis dahin ist die Saison geprägt von individueller Ausbildung. In Vorbereitung auf den Rödspätte Cup steht das Angriffskollektiv im Vordergrund. Nun werden Auslösehandlungen trainiert. Auslösehandlungen im Kinder- und Jugendhandball sind ein zweischneidiges Schwert. ZeeBee hat da reichlich Erfahrung gesammelt. Ansage von der Bank... Tor. Ansage... Tor. Ansage... Tor. "Harry Potter? I f***ed him!" Das Zweischneidige? Je erfolgreicher die angesagten Auslösehandlungen, desto Gehirn ausgeschaltet auf dem Feld. Irgendwann erfolgt der Ballvortrag und sechs ferngesteuerte Handballerinnen warten auf den Befehl zum Einlaufen, Sperren, Stellen... ZeeBee gibt den Zauberstab mittlerweile nur noch an seine Spielmacherinnen ab mit der Maßgabe, ihn weise und behutsam zu verwenden.


    Die Regie dagegen gibt ZeeBee diese Saison in der D komplett an seine Co-Trainerinnen Amina und Charlotte ab, die auch das Spitzenspiel Nr. 1 coachen. Für alle Fälle gibt es ja die Technik, Charlotte bekommt ein Headset mit auf die Bank, ZeeBee verzieht sich in den Turm des Hallensprechers. Es gibt nahezu keine Vorgaben vom Cheftrainer, die jungen Damen und noch jüngeren Spielerinnen sollen mal machen.


    Auf dem Spielfeld steht die komplette erste Sieben der Regionsauswahl. Torhüterin, Rückraum Links und Rechts beim HSC. Kreis, Mitte, beide Außen bei der Heimmannschaft. Und im Tor des TVB die Nr. 2 am Kreis in der Auswahl. Auswahltrainerhumor.


    Das unbedeutende Vorrundenspiel war furchtbar in die Hose gegangen, die Mädels ließen jeden Fokus vermissen. Ganz anders heute. Die Trainerbank lässt Halbfeldmanndeckung spielen. Angesichts einer bärenstarken Rückraum Linken und ihrem Pendant auf Rückraum Rechts eine mutige Entscheidung. Nach zehn Minuten werden die Gäste unruhig, ZeeBees Mädels führen mit 9:4. Die Deckung auf 15, 16 m arbeitet großartig, im Angriff haben schon sechs unterschiedliche Spielerinnen getroffen. Sollte es so einfach laufen? Der Abstand wird gehalten, zur Halbzeit steht es 14:9. Spielmacherin Marie setzt die Einläufer behutsam ein, die meisten Tore fallen aus dem Positionsspiel oder der ersten Welle heraus. Und wenn eingelaufen wird, gleicht der Rückraum schulbuchmäßig aus und überläuft die Abwehr Richtung außen. ZeeBee verlässt den Turm, hat nur zwei, drei Sätze für das Trainerteam und überlässt ihnen das Feld, bzw. die Halbzeitbesprechung.


    Keinerlei Bruch im Spiel nach dem Wiederanpfiff, nach 33 Minuten steht es bereits 22:16. Charlotte und Amina wechseln bunt durch. Noch geht das gut. Bei ZeeBee klingeln jedoch die Direkter-Vergleich-Alarmglocken, schaltet die Funkverbindung ein:


    >>Das hier ist wie ein Europapokalspiel. Hin- und Rückspiel! Ich brauche allmählich wieder die Startformation.<<


    Nach und nach wechselt die Bank die stärkstmögliche Formation wieder ein. Die sagt sich: "LAAANGWEILIG!" und beginnt Bälle wegzuschmeißen, in der Deckung ohne Not eine Spielerin ohne Ball zu doppeln und treibt reichlich irren Schabernack. Fünf Tore Vorsprung. Vier Tore. Drei Tore. Zwei Tore. ZeeBee bekommt Schnappatmung, beißt in die Tischkante, gibt immer wieder per Funk die Anweisung "RUHE!" In der letzten Minute pfeift der junge vom Heimverein angesetzte Schieri einen hochumstrittenen 7m. Captain Marie verballert ihn, ob aus Fairplay ist nicht übermittelt. Die Diskussion um die Entscheidung bringt aber eine wichtige halbe Minute von der Uhr, denn danach darf der Gast noch einmal treffen, bevor der Schlusspfiff zum 23:22 die Erlösung bringt.


    Montag vor dem Rückspiel. Die Schlüsselspielerinnen sind entweder verletzt oder beim Stützpunkttraining der Landesauswahl. Keine Vorbereitung auf das Spiel.


    Mittwoch vor dem Rückspiel. Nachholspiel auswärts, keine Vorbereitung auf das Spiel. Und kein Kistentor, somit keine Kiste Bionade für das große Spiel, weil sich die Damen Grütze zusammen spielen.


    Samstagmorgen 10:00. Immerhin sieben von zwölf Mädchen hat ZeeBee noch mal im Training. Einlaufen gegen die Ballrichtung. Einlaufen mit der Ballrichtung. Neu: Nachlaufen der Kreisläuferin der Einläuferin folgend. Neu: 2. Stufe Richtungswechsel der Einläuferin auf die Kreisposition von der Einläuferseite, gegenziehend zur Kreisläuferin. Neu: hohes Gegenziehen der Kreisläuferin gegen die Einläuferin. ZeeBee führt seine D-Jugend an ganz neue Grenzen. Die gesamte Saison über steht die individuelle Ausbildung im Vordergrund, nun einmal Spaßtraining mit Taktikschwerpunkt. Die Mädel ziehen ab zu einem weiteren Nachholspiel, das ZeeBee komplett abgibt, und eine Trainingseinheit mit der nächsten Generation abhält. Die D gewinnt auswärts nur mit drei Toren. Zwischen den beiden Topspielen zwei schwache Leistungen.


    Sonntag Rückspiel in ungewohnter Halle. Die Tribüne ist nicht ausgefahren, die Empore gegenüber ist verriegelt. ZeeBee muss das Spiel ebenerdig mitten im Publikum drei Schritte von der Seitenauslinie verfolgen. ZeeBee ist grantig.


    Die Mannschaften stehen bereit und warten auf den Schieri. Und warten. Und warten. Irgendwann kommt Charlotte vorbei. Der Spiel-PIN funktioniert nicht, das digitale Spielprotokoll kann nicht abgeschlossen werden. ZeeBee durchsucht sein Mailarchiv nach der Liste. Fehlanzeige. ZeeBee lässt sich als Phantom auf der Trainerbank eintragen, damit das Trainerpasswort genutzt werden kann. Das funktioniert nicht. Ach ja, kurzfristig geändert, weil der Trick vor einer Woche schon mal herhalten musste. Das geänderte Passwort funktioniert auch nicht. Die Mannschaften beginnen eigenständig wieder mit dem Warmlaufen. ZeeBee schreckt die Spielwartin zu Hause von der Couch hoch. Der tatsächliche Spiel-PIN hat keinerlei Ähnlichkeit mit dem, der in den Notizen steht. Mit einer Viertelstunde Verspätung kann es losgehen. ZeeBee muss schwören, dass das keine Psychospielchen sind.


    Ein unruhiges Spiel. Viele Ballverluste durch unpräzise Querpässe. Viele Ballverluste durch unpräzise Langpässe. Wenig bis gar keine Einläufer im Angriff. Nicht den Hauch der Neuerungen vom Vortag. Leichte Vorteile für den Hannoverschen SC. Nach einer Viertelstunde sind ZeeBees Mädels bei 10:9 noch dran. Dann folgen mehrere Totalausfälle, mit dem Halbzeitpfiff steht es 14:9. ZeeBee weist Charly ein. Die Spielanlage ist in Ordnung, es fehlen noch Einläufer, zwei Mädchen müssen ihre Nerven in der Deckung in den Griff bekommen. Dann klappt das.


    Erst einmal klappt gar nichts. 16:10. Dann einer dieser wundervollen Momente im Handball, den man nicht erklären kann. Man muss dabei gewesen sein. Die beiden Topmannschaften aus einem Verband mit einst vierzig Mannschaften, beide Teams erwiesenermaßen auf Augenhöhe...


    16:10

    16:11

    16:12

    16:13

    16:14

    16:15


    Der Captain ist zwischendurch nicht mal auf der Spielmacherposition, bekommt kurz Pause. Emmie spielt Mitte, die einzige Spielerin der Welt, die schneller als der Ball ist. Was nicht immer gut sein muss. Emmie bekommt den Pass, rennt einfach durch das Abwehrzentrum. Erinnert an eine ganz, ganz schnelle Comicfigur in rot aus dem Marveluniversum. Tor.


    19:19. 21:21. ZeeBee ordert per Funk noch mal einen Wechsel, die Abwehrchefin raus, eine 1:1 Maschine Jarla auf RL rein. Durch eine 2 Minuten Strafe gegen die Abwehrchefin darf der Wechsel sogar sofort und ohne Ballbesitz geschehen. 21:22, 21:23, 21:24. Der Zeitnehmer pfeift ab. Zu leise. Der Schieri bekommt es erst gar nicht mit, pfeift dann auch recht leise. Die Mädels gucken sich verwirrt um, bis die jubelnde Bank endlich auf das Spielfeld stürmt.


    In der Kabine erklärt ZeeBee noch mal das Prinzip "Direkter Vergleich", wenn der Gegner 4 Minuspunkte hat, wir null Minuspunkte, beide Spitzenspiele gewonnen sind, wir nur noch zwei ausstehende Spiele haben. Die Mädels gucken verdutzt in die Runde. "In den nächsten beiden Spielen können wir auch die E-Jugend losschicken."


    :schrei: "IHR SEID MEISTER!" :klatschen:


    Auf dem Parkplatz:


    ZeeBee: >>Wie viele von den gestern trainierten neuen Auslösehandlungen haben wir heute eigentlich gesehen?!<<

    Captain Marie: >>Ähh… Null.<< :angel:

    ZeeBee: >>Habt Ihr wieder zwei Stunden meines Lebens vergeudet!<<


    Dein Karsten

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  • Liebes Handballtagebuch!


    Es ist gewagt. Im Mai erst wird der Altersklassenumbruch stattfinden. Ende Mai ist der Ulzburgcup, die alljährliche Initiation der neuen D-Jugend. Uuuund... angemeldet. ZeeBee verschickt über die E-Jugend Trainerinnen die Infos zum Turnier an teils gänzlich unbekannte Mädchen. Fordert Rückmeldungen an. In der Zwischenzeit sind die ersten Schnuppertrainingseinheiten mit der neuen D-Jugend. Ein Neuzugang, vier Mädchen aus der alten E-Jugend, vier angeworbene Spielerinnen aus der Nachbarschaft mit Gastspielrecht, vier alte Hasen. ZeeBee wirbt für das Turnier. Wartet. Will eine Woche vorher die Gruppentickets besorgen. Immerhin fünf Spielerinnen! Das wird eng.


    Tag vor der Abfahrt. Inzwischen elf Anmeldungen. Zugtickets sind besorgt.

    >>ZeeBees Last Minute Reisen. Wie kann ich Ihnen helfen? Ulzburgcup? 12. Teilnehmerin für morgen? Selbstverständlich ist das kein Problem, deswegen ja Last Minute Reisen. Anreise mit den Eltern? Sie übernachtet nicht mit der Mannschaft? Mit den Eltern im Hotel? Lässt sich ab und an zu den Spielen blicken? Selbstverständlich, der Kunde ist König.<<


    Notiz: Noch einen Elternabend ansetzen. Folterinstrumente als Exponate mitnehmen.


    In der Unterkunft verkündet ZeeBee die Hausregeln, die Spielregeln des Trainers und beantwortet die dringlichste Frage der Mädchen:


    >>Ich habe eine gute, eine schlechte und eine gute Nachricht. Wir haben die beste Torhüterin des Turniers. Die darf aber nicht ins Tor. Dafür dürfen alle anderen gerne mal ins Tor.<<


    Gastspielrechtstorhüterin Carlotta hatte vor einigen Wochen ein unglückliches Zusammentreffen von heißem Wasser mit ihrem Schoß und soll möglichst erst einmal nicht ins Tor.


    ZeeBee führt noch Einzelgespräche. Alle drei Haupttorschützinnen sind in die C hoch. ZeeBee schwört Lucie, Katharina und Emily (Roggisch 4.0) auf ihre neue Rolle ein. Dann Frida. Ein Jahr als E-Jugendliche in der D, Trainingsweltmeisterin, lässt im Training auch mal zwei Jahre ältere Spielerinnen wie Fahnenstangen stehen... spielt immer mit angezogener Handbremse. Das muss nun ein Ende haben als echte D-Jugendliche in der D-Jugend. Als letztes Nella. Es droht dasselbe Phänomen, zwei Jahre versetzt. Kommt frisch aus den Minis, von ZeeBee sofort in die D befördert. Handbremse tabu.


    Erstes Spiel um 8:30 gegen Gastgeber SV Henstedt Ulzburg. Erinnert um die Uhrzeit jedes Mal wieder an The Walking Dead. Beide Teams spielen auf Augenhöhe, leichte Vorteile für den TVB. ZeeBee ist die ersten drei Spiele allerdings überwiegend mit Flohzirkus beschäftigt:


    >>Mathildaaaaaa! AUSSENLINIE!<<

    >> Katharina, Carlotta, Emily aus dem schwarzen Kreis [Basketball 3 Punkte Zone] raus!<<

    >> Melena zwischen Tor und Gegenspielerin!<<


    Mit etwas defensiverer Wechselei wäre ein Sieg drin, ZeeBee wechselt aber munter durch. Auftaktspiel 11:13. Im nächsten Spiel gegen Hamburg Nord (späterer Turniersieger) sehen die Mädels keine Schnitte. Dann folgt mit dem Stralsunder HV eher eine fortgeschrittene Anfängermannschaft. Im Spiel gelingt Frida ein lupenreiner Hattrick. Knoten geplatzt?


    >>Und?! Hat es weg getan?<<


    Die Mädels führen 11:5, in der zweiten Hälfte wechselt Abwehrchefin Emily aus dem Deckungszentrum ins Tor. Gute Nachrichten für Stralsund und deren Rückraum Mitte, Roggisch 4.0 kennt nur Abwehr auf 100%. ZeeBee musste schon mal korrigierend einschreiten.


    >>Emily. Manchmal verteidigt man Stiere. Manchmal Schafe. Deine Gegnerin ist ein Schaf. Lass sie leben!<<


    Ohne Abwehrchefin hakt es im Deckungszentrum. 11:11. Schluss mit lustig, ZeeBee wechselt noch mal ein wenig durch. 12:11 gewonnen.


    Lugi Lund 3. Die Schweden haben entweder nur starke Mannschaften oder taktieren, denn Lugi spielt nicht wie eine Drittvertretung. Fasziniert beobachtet ZeeBee die Deckung in einem früheren Gruppenspiel. 3:2:1 ohne Libero in der D-Jugend. Ballfern stehen Außen und Halb der Gegner nahezu frei, denn das Abwehrbollwerk verschiebt wie ein eingeübter Formationstanz extrem zur Ballseite. Das sieht man auch nicht alle Tage. Spannende Variante. ZeeBee taktiert schon mal vor sich hin.


    >>Wir könnten... sind wir technisch nicht dazu in der Lage.<<

    >>Vielleicht... wird auch nicht klappen.<<

    >>Dann aber... nö.<<


    ZeeBee überlässt Co-Trainerin Amina zu Übungszwecken die Brücke und lehnt sich zurück. 9:14 ist noch ein beachtliches Ergebnis gegen den späteren Turnierzweiten. Parallel zur D-Jugend haben ZeeBees Ex-Mädels in der C-Jugend mit zwei Siegen zu einer Niederlage immerhin die Hauptrunde erreicht.


    Samstagmorgen ein niedersächsischer Neo-Klassiker. Peine - Badenstedt in der C-Jugend. Das neue Schwergewicht gegen den Platzhirschen. Nur eben nicht Lutz vs. ZeeBee sondern ZeeBees ehemalige C-Jugendliche Pia. Warum soll es Pia besser ergehen als ZeeBee siebzehn Jahre lang... Peine gewinnt 11:8. Das Privileg eines Sieges gegen Peine muss sich Pia noch ein paar Jahre erarbeiten.


    Die Mädels treffen auf EBT Berlin. Mit Trainer Bernd hatte ZeeBee schon C-Jugend Duelle beim Sauerlandcup und beim Kupper Cup. Es soll ein richtungsweisendes Spiel für die nächsten zwei Jahre werden. Berlin spielt... schmutzig. Klammern, nur Klammern. ZeeBee wird etwas ungehalten und konzentriert sich ausnahmsweise auch auf die Linie des Schiedsrichters. Die Mädels? Zeigen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind, jammern nicht, kämpfen. Der Schieri? Pfeift einen Freiwurf nach dem Anderen, lässt irregulär entrissene Bälle durch und erkennt die Tore danach an. In der Halbzeit lobt ZeeBee die Einstellung des Teams.


    Die Berliner Mädels fühlen sich bestätigt. ZeeBee platzt allmählich der Kragen und erinnert den Schieri lautstark an sein Regelwerk. Der unterbricht sofort das Spiel, marschiert zur Bank und droht nicht mit Gelb, nicht mit Hinausstellung sondern kündigt gleich Rot an. Auch die Regel ist hier unbekannt. Dann dreht er wieder ab und schickt erstmals eine Berlinerin vom Feld. Die Mädels nutzen den Vorteil und schließen auf. Zwei Minuten vor Schluss liegt der TVB zwei Tore zurück. Die Berlinerinnen haben die plötzliche Änderung der Handballregeln mitten im Spiel nicht erkannt und finden sich in den letzten zwei Minuten in doppelter Unterzahl wieder. Anschlusstreffer, Ausgleich und mit dem Schlusspfiff der Siegtreffer... soll eine halbe Sekunde zu spät eingeschlagen sein. Unentschieden. 7m Werfen nach IHF Regel 2:2.


    Carlotta hatte vorab mit Mama telefoniert. Sie dürfe auch mal ins Tor, streift sich nun eine lange Hose über. Noch eine. Eine dritte. Eine passt noch. ZeeBee wählt fünf Werferinnen aus, die allesamt darüber nicht glücklich wirken. Carlotta stakst etwas steif Richtung Tor, stellt sich in den Kasten und... ZeeBee hat Carlotta noch nie im Wettkampf erlebt und maximal zweimal im Training im Tor. Sie kommt zwei Meter raus, nimmt ihre Gegenspielerin fest ins Visier und jeder Muskel Körpersprache sagt: "Du nicht, Baby!" Die Gegenspielerin versucht es mit einem anspruchsvollen Heber, den Carlotta weglächelt. Großer Jubel an der Mittellinie beim TVB. Berliner Torhüterin hält ebenfalls. Übertreter Berlin. Wir verballern. Mittlerweile sind die nachfolgenden Mannschaften eingetroffen. Ulzburgs Trainerlegende Eggi macht sich schon auf der Bank neben ZeeBee heimisch und grinst angesichts des 0:0 nach vier Würfen. Wir werfen vorbei. Nächster Übertreter Berlin. ZeeBee scherzt mit Eggi über die Auswahl seiner Werferinnen. Wir schmeißen die Kugel deutlich über das Tor. Carlotta hält im Hürdensitz! Frida tritt an. Will loslegen. Der Schieri jagt noch mal alle Zuschauer von der Spielfeldhälfte, während Frida angespannt am 7m Punkt steht. Hält die Konzentration? Links unten versenkt. Letzter Wurf Berlin. Rechts unten versenkt.


    >>Fünf neue Werferinnen.<<

    >>Fünf NEUE? Irgendwann habe ich keine mehr.<<


    IHF Regel 2:2: Für diese Fortsetzung benennt jede Mannschaft wiederum 5 Spieler. Hierbei dürfen dieselben Spieler wie beim ersten Durchgang benannt werden, auch ein Wechsel einzelner oder aller Spieler ist möglich.


    ZeeBee schickt fünf neue, nicht eben glückliche Mädchen ins Rennen und tröstet, nach dem ersten gewonnenen Duell müssen die späteren Mädchen gar nicht mehr ran. Den ersten Wurf nimmt sich Torhüterin Carlotta. Sie tunnelt ihre Kontrahentin und die hatte nicht wirklich breitbeining gestanden. Absicht? Die Mannschaft stürmt von der Mittelline los und wird wieder zurückgetrieben. Carlotta wechselt zurück ins Tor. Nun eine Linkshänderin. Kein Problem. Die Mädels stürmen von hinten, die C-Jugend stürmt von der Seite. Der Schieri hat andere Pläne, möchte das 7m Werfen nach dem erste Duell der Verlängerung fortsetzen.


    IHF Regel 2:2: Diese Regelung ist bis zur endgültigen Entscheidung anzuwenden. Ein Sieger steht jedoch bereits fest, wenn eine Mannschaft nach einem Wurfwechsel in Führung liegt.


    Der Schieri wird die Regeln schon kennen. Als nächstes Nella, die womöglich jüngste Spielerin des Turniers. Souverän. Die gegnerisch Torhüterin ist nun als Werferin dran. Pfiff. Holt aus. Nimm das rechte Bein weit nach oben, setzt es wieder ab, orientiert sich neu... Pfiff. Wurf. Es geht weiter. Berlins Torhüterin hält. Carlotta positioniert sich, lässt Körpersprache sprechen. Wieder eine Linkshänderin. Carlotta rauscht runter in den Hürdensitz. Gehalten! Der Schieri gibt das Signal, nach Hausregeln ist das 7m Werfen nun beendet. Die D stürmt nach vorn, die C von der Seite. Im Spiel um Platz 9 ein deutlicher Sieg gegen den Rellinger TV.


    Das wD-Jugend Finale am Sonntagmorgen schauen sich C und D Jugend noch an. Dann Fußmarsch zum Bahnhof. Die C-Jugend pünktlich, erreicht den Zug. Die D-Jugend stattet sich noch mit Kuchen und bunten Tüten aus, geht noch mal auf Toilette, sucht noch mal einen Ball... Die C-Jugend passiert Hamburg auch nicht rechtzeitig vor dem Weichendefekt, muss ebenfalls anderthalb Stunden auf offener Strecke ausharren... hat dafür aber keine bunten Tüten mehr.



    Dein

    Karsten

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  • Liebes Handballtagebuch!


    Ohne das Beachturnier in Cuxhaven ist es kein richtiger Sommer. Zwei Jahre ohne Sommer, nun ist es wieder so weit. ZeeBee hat elf Mädchen mit dabei und die Mädels haben im Training ganz gute Ansätze gezeigt. Zweimal die Woche nach dem Hallentraining haben sie noch mal je eine Stunde in der Sandkiste durchgezogen. Bam Bam und Katharina treffen zielsicher aus dem Spinshot, mehrere Mädchen sind zumindest kurz davor, die Technik zu meistern. Das ansonsten nirgends gespielte Wechselsystem (Läuferin, ein Wechsel Abwehr, ein Wechsel Angriff, kein Spezialistenwechsel im Tor für mehr Speed) sitzt. Und der große Trumpf wird sein, dass mindestens fünf Mädchen von Tor zu Tor treffen können.


    ZeeBee nimmt sich den Freitag frei, setzt den Rucksack auf und fährt morgens mit der Bahn vorweg, den Claim auf dem Zeltplatz abzustecken. Die Mädels trudeln im Laufe des Nachmittags nach und nach ein, Handballpapa Martin erscheint mit einer halben Zeltstadt im Gepäck. Der Grill wird angeschmissen. ZeeBee verpennt die Trainerbesprechung.


    Das erste Spiel ist erst nach 10:00. Kein Grund, nicht als allererstes zum Frühstück um 6:50 anzustehen. Vielleicht war das mit dem Zivildienst die falsche Berufung... ZeeBee vertilgt zwei Brötchen, einen Yoghurt und eine Banane. Wie wollen einige Mädchen den Turniertag mit einem Yoghurt bewältigen? Und wissen sie, dass die Mannschaftskasse € 7,50 für den Yoghurt bezahlt hat? Am zweiten Turniertag ändert ZeeBee daraufhin die Spielregeln: "Wir spielen heute Morgen ein Spiel. Wer ein Brötchen oder eine Banane ist, darf nachher mitspielen." Große Augen, vier Mädchen stehen vom Tisch auf und rennen los.


    ZeeBee verpennt die zweite Trainerbesprechung.


    >>Wie heißen wir eigentlich?<<

    >>Werdet Ihr merken, wenn Ihr aufgerufen werdet.<<


    Irgendwann spricht es sich allerdings herum, dass wir "Bam Bam und die Ulzburgcupraketen" sind, sehr zum Misfallen des Stadionsprechers. Erstes Spiel. Der Gegner hat noch nicht wirklich viel im Sand geübt. Lange Torwürfe von Tor zu Tor, lange Pässe zur Einwechselspielerin vorn und Spinshot, nur die Deckung will noch nicht so richtig zur Ballseite verschieben. Deutlicher Sieg. Zweites Spiel. Der Gegner hat noch nicht wirklich viel im Sand geübt. Drittes Spiel. Der Gegner hat noch nicht wirklich viel im Sand geübt. Die "blauweißen Robben" sind beim Wechsel der Torhüterin nicht richtig schnell, so dass es 2-Punkte-Tore aus unserem Tor nur so hagelt. Irgendwann bleibt die Torhüterin bei Ballbesitz schmollend im Tor. Läuferin Jara, Bodyguard der Torhüterin, bleibt vorn am Torkreis stehen und schaut sich fragend um.


    Gegner Nummer vier, "Chaos im Sand", Lokalmatador und mit viel Sand vor der Haustür zum Üben, hat einen Plan. Eine Läuferin, Spezialistenwechsel hinten, Spezialistenwechsel vorne, endlich mal eine Drohung in den Rückzug. Leider kommen die gegnerischen langen Pässe zu selten, die Mädchen können mit Laufarbeit alle Deckungsaufgaben gut lösen und sind auch nicht gewillt, das Spiel spannend zu halten. Der wirklich nicht schlechte Gegner hat keine Chance. Fünftes Spiel. Der Gegner hat noch nicht wirklich viel im Sand geübt... Halbfinale ist sicher.


    Abmarsch vom Spielfeld Richtung Hallenbad. Auf dem Weg gibt ZeeBee die Pizzabestellung ab. Vor dem Hallenbad wartet die Mitarbeiterin des Landesverbands und verteilt die Eintrittskarten.


    >>Na, wieder drinnen den Strandkorb in Beschlag nehmen und schlafen?<<

    >>Die einzige Chance auf anständigen Schlaf hier.<<


    ZeeBee bleibt noch ein wenig draußen sitzen. Eine große Gruppe Spielerinnen erscheint zum Schwimmen. Der junge Trainer trommelt die Horde zusammen, Totenstille, klare Anweisungen, wie es weitergeht. Kein Laut von den Mannschaften. ZeeBee ist begeistert und geht in den Eingangsbereich, nimmt den Strandkorb in Beschlag und versucht zu schlafen.


    Früh morgens die ersten whatsApp Nachrichten aus der Heimat, wie es weitergehe.


    >>10:00 Eyendorf - 11:30 Stuhr Halbfinale - 15:00 Findorff Finale>>

    >>Und? Hast Du den Pokal schon eingepackt?<<


    ZeeBee ist sich nicht einmal sicher.


    >>Findorff hat auch zwei, drei normal große Mädchen...<<


    Vorrundenspiel Nr. 6. Endlich ein Einsatz im Stadion am Meer. Mit Stadionsprecher. Der hat Mühe mit dem Teamnamen, den der Verband schon um "... und die.." gekürzt hat. Der Gegner ist immerhin aktuell Gruppendritter... hat aber nicht wirklich viel im Sand geübt. Halbfinale erreicht, keine Halbzeit abgegeben. Sechs Spiele. Verschwindend wenig Spinshots der Gegner. Eine einzige Torhüterin mit Würfen von Tor zu Tor. Die Veranstaltung nennt sich "Niedersachsenmeisterschaft". Hmmmm...


    Halbfinale. Auf der Gegenseite die HSG Stuhr I. Mit dem resoluten Trainer vom Hallenbad. Mit echten Beachtrikots, was das Erscheinungsbild noch mal wesentlich professioneller macht. Mit mindestens fünf Mädchen, die beim Einwerfen blitzsaubere Spinshots zeigen. Endlich eine Aufgabe! :klatschen:


    Der Gegner überrascht mit einer Fleischmauer in der Deckung auf ZeeBees Wechsel- und damit Torhüterseite. Die Läuferin wird auf der wechselzonenfernen Seite gar nicht gedeckt. Dort hat ZeeBee eine seiner Anfängerinnen positioniert, die allenfalls mal einen Punkt treffen kann. Die übrigen drei Mädchen tanzen hilflos vor der Wand hin und her. Ein Phänomen des modernen Kinderhandballs. Die Mädels ballern wie die Wilden aus 27m auf das gegnerische Tor, nicht aber von 7m, wenn da ein Block dazwischen steht. Optimierungsbedarf.


    ZeeBee wechselt auf der Läuferposition, bringt dort Spinshotcrack Katharina. Stuhr deckt weiterhin Fleischmauer und lässt die Läuferin in Ruhe... Die Torhüterinnen mit Würfen von hinten und Katharina erledigen die erste Halbzeit. Zweite Hälfte. ZeeBee sieht das Dilemma. Die Läuferin ist nun auf der Rechtsaußenposition und es fehlt an einer Linkshänderin. Der 360° Spinshot wird nun eher zum 380° Wurf und schon geht nichts mehr. Hinzu kommen plötzlich viele Fehlwürfe, auch vom eigenen Tor aus hämmern wir alles links am Tor vorbei. Stuhr zieht davon.


    >>Wir brauchen jetzt die doppelten Punkte!<<


    Zigfaches Deja Vu... das wird nun nichts mehr. Die Mädels kämpfen sich noch mal auf zwei Punkte ran, auch der letzte Wurf geht daneben. Shootout! ZeeBee hat zwei Spinshotcracks und mehrere Anwärterinnen. Stuhr hat mindestens fünf Spinshotcracks. ZeeBee hat Carlotta im Tor.


    Rückblick zu einem Spiel der männlichen D-Jugend:


    >>Was machen die denn da?<<

    >>Babypenalties.<<


    Ein Spieler steht auf dem Spielfeldmittelpunkt. Pass-Rückpässchen mit den Penaltyschützen. Die Mädchen sind fassungslos.


    ZeeBee: >>Wir machen so einen Quatsch nicht, wenn es dazu kommt.<<


    Es ist recht windig. Es ist Halbfinale. Die Mädels wollen ins Finale. Babypenalties? ZeeBee hat Stolz... und ist kein Teenager mehr.


    >>Es ist ganz schön windig. Richtige Penalties oder Babypenalties?<<


    Die Mädels wollen gewinnen. Mario und ZeeBee entscheiden die Reihenfolge wie echte Kerle: Schere-Schere. Schere-Schere. Schere-Papier... Mario entscheidet sich zu folgen. Lucie positioniert sich als Anspielerin. Bam Bam verwandelt erfolgreich den ersten Spinshot. Stuhrs erste Werferin setzt ebenfalls zur Pirouette an, wirf nicht platziert genug halbhoch, kein Problem für Carlotta. Katharina wirft der Torhüterin gegen die Beine. Die zweite Werferin versucht es mit einem Aufsetzer, Carlotta riecht den Braten und geht nach unten. Zeigt die Faust. Frida, letztes Jahr noch als E-Jugend Küken in der D dabei und mit Dauerhandbremse unter den Älteren, beim Turnier wieder und wieder nicht mit dem Spinshot erfolgreich... trifft doppelt per Pirouette unten rechts in die Ecke. 4:0. Die nächste Werferin von Stuhr zeigt einen technisch starken Spinshot platziert nach oben... Carlotta hält. ZeeBee signalisiert Lucie, bislang Passgeberin, einen einfachen Wurf zu machen. Lucie trifft souverän. Große Aufregung am Kampfgericht. Lucie habe bereits das zweite Mal geworfen. Wie soll das gehen, wenn sie bislang angespielt hat? Weiter geht's. Das nächste Stuhrer Mädchen wählt einen unglücklichen Laufweg weit nach Außen, zeigt dort ebenfalls einen Spinshot, abermals kein Problem für Carlotta. 5:0. Der Wurf war schon gar nicht mehr nötig, die Schiedsrichterin wollte ihn aber noch ausspielen lassen. FINAAALE!


    >>Hast Du die Mädchen von Findorff gesehen? Ganz schön groß. Wie ist die Taktik?<<

    >>Können die Spinshots? Können die von Tor zu Tor werfen?<<


    Die Wettervorhersage kündigt Gewitter für unmittelbar nach dem Finale an. Das mE Finale verzögert sich, denn die Jungs entscheiden sich für ein Shootout. Das wE Finale verzögert sich, denn die Mädels entscheiden sich für ein Shootout. Das mD Finale verzögert sich, denn die Jungs entscheiden sich für ein Shootout. Weiblich D Finale. Es wird merklich dunkler und windiger. Die Mannschaften laufen ein. Bei den Gegnern scheint die ein oder andere Spielerin vom Vortag zu fehlen, die Durchschnittsgröße ist deutlich gesunken. Die Mädels haben Findorff klar im Griff, der einsetzende Regen und starke Wind macht sich beim Fangen und den langen Würfen bemerkbar. Das Publikum verschwindet nach und nach ins Hauptzelt. Erster Satz geht an uns. In der zweiten Halbzeit liegen wir klar vorne, dann kommt der Wolkenbruch. Das Schiedsrichtergespann bricht das Spiel vorzeitig ab.... Niedersachsenmeister! :cool:



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  • Spitzenspiel in der D-Jugend. Sonntagmorgen um 9:30.


    >>Ich hab die B-Lizenz, verdammt! Warum muss ich um die Uhrzeit spielen?!<<


    Auswärts bei ZeeBees langjährigem Ex-Verein. Nach zehn Jahren war dort Schluss.


    "Wir haben ein neues Breitensportkonzept entwickelt. Landes- oder Oberliga wird es hier in der Jugend zukünftig nicht mehr geben. Du passt da nicht mehr ins Konzept."

    "Okaaaaaaaay?"


    Der TuS ist sich treu geblieben. Die Renegatenmannschaft der eigentlich verbotenen wA Oberliga ist jüngst auf dem Sprung in die Damen vergrätzt worden und hat sich auf andere Vereine verteilt. Breitensportkonzept glücklicherweise wieder intakt. Nur die weibliche D hat sich - sicher versehentlich - in die Top3 der hiesigen 38 D-Jugend Mannschaften geschlichen. Und heute wird die vorläufige Nr. 1 ermittelt.


    ZeeBee kann keine Bestbesetzung aufbieten. E-Jugend Granate Schlumpfine hat sich jüngst verletzt. Abwehrchefin Bam Bam hat im Urlaub im Dunkeln vom 3m Brett springen wollen und irgendwo auf halber Strecke eine Abkürzung in eine falsche Richtung genommen. Klingt nicht nach den Urlaubsabenteuern einer Zwölfjährigen sondern mehr nach Ballermannklischee. War aber so. Sagt Bam Bam.


    Co-Trainerin und alleiniger Coach Amina (alleinige Coachin?) der D-Jugend trudelt auch ein. Schwarze Hose, rote Trainingsjacke... wo ist der neue weiße Trainingsanzug vom geheimen Sponsor?! In einem akuten Anfall von Arrog... Selbstbewusstsein hat ZeeBee das Internet nach Sportmode durchforstet. Im Jugendhandball tragen alle Trainer dieselben Marken mit ihren Vereinslogos. Was trägt man, wenn man sich der Kategorie "alle Trainer" in der Jugend nicht mehr zugehörig fühlt. Mit dem Arroganzfilter geht ZeeBee auf die Suche.


    >>Das Krokodil ist nicht schlecht. "Sergio unaussprechlich" ist deutlich zu tennisig. Der Trainingsanzug mit Hai kostet € 450,-! Ihr seid doch bescheuert! Boss ist deutlich zu bossig. Was haben wir denn hier?! Schlicht schwarz, dezentes aber doch irgendwie protziges Logo. Und das Modell für Damen in blütenweiß.<<


    ZeeBee trägt jetzt EA7. Jetzt muss der Anzug nur noch nachwachsen oder ZeeBee schrumpfen. :lol: Scheiß italienische Größenangaben! Amina trägt auffällig nicht EA7. "A" steht nicht für Arroganz. Wirklich nicht! Und die "7" nicht für einen Portugiesen sondern für einen Ukrainer. Also auch noch politisch korrekt!


    Amina und ZeeBee beobachten den TuS beim Warmmachen.


    "Bei Würfen nach unten bewegt sich die Torhüterin gut. Ups... für die oberen Bälle springt sie mit dem Schwungbein ab! Bingo!"


    Eine Dame vom TuS spricht Amina und ZeeBee an:


    "Die beiden Schiedsrichterinnen pfeifen heute ihr allererstes Spiel. Bitte Rücksicht nehmen. Wenn was ist, könnt Ihr sie hinterher gern darauf ansprechen. Ich gehe aber davon aus, dass es ein friedliches Spiel wird."


    "Dann können sie ja Gott danken, dass ich in der D-Jugend nur auf der Tribüne sitze." :smokin:


    >>Niedersächsiches Spitzenderby... und die setzen Anfängerinnen an. Cheers!<<


    ZeeBee trommelt die Mädels zusammen, gibt Amina mit, sie möge die Schwachstelle der Torhüterin und die Schieris ansprechen. Schlürft seinen Kaffee.


    Anpfiff. Amina hat nur zwei Auswechselspielerinnen, allgemein die Order, unabhängig vom Spielstand immer bunt durchzuwechseln und vor allem in Punktspielen nie mit 100% Potenzial auf der Platte zu starten, um nicht mit jedem weiteren Wechsel die Formation zu schwächen. Ein langer Prozess. Technikfloh Frida startet am Kreis. Sie hat am Vortag als Jungjahrgang D-Jugend in der zweithöchsten C-Jugend Liga auf Rückraum Mitte mit zwei Toren und vielen geklauten Bällen ein starkes Debüt gegeben. O.k., ZeeBee ist ganz dafür, die Kreisposition aufzuwerten und zu stärken. Allerdings steht in der Deckung etwa die Hälfte der Regionsauswahl, so dass die Kreativabteilung merklich im Rückraum fehlt. Die Mädels lösen das über geklaute Bälle und Langpässe nach vorn. Irgendwan stockt es ein wenig. Amina reagiert korrekt und stellt um.


    Es ist auf beiden Seiten vor allem die Deckung, die ins Auge springt. Einmal Halbfeldmanndeckung, viel Beinarbeit um Passwege zu erschweren, kurze Körperkontakte, um Laufwege zu erschweren und vor allem immer wieder Druck auf die Ballführerin, um sie zu einem schlechten Pass zu zwingen. Ein ums andere Mal geht der Ball an die Deckung, häufig auch mal belohnt durch das Ausbleiben eines Pfiffs. Die andere Mannschaft gibt auch viel Druck auf die Ballführerin, vor allem um die Hüfte herum. Hasendeckung gegen... Pythondeckung. Die fälligen Ermahnungen, Verwarnungen und Zeitstrafen bleiben aus.


    >>Bleib ruhig, die Schieris sind Anfängerinnen.<<


    Nach dem Spiel wird ZeeBee im Auto erklären: "Wichtig ist, dass Ihr Euch nicht mit dem Oberkörper oder den Ellenbogen losreißt, sondern nur mit Beinarbeit!"


    Kurze Pause. Dann Einschränkung.


    "Das setzt natürlich voraus, dass die Beine den Boden berühren."


    Acting Captain Neele wird von ihrer Gegenspielerin gepackt, hochgehoben, zwei Meter getragen. Freiwurf. Natürlich.


    >>BLEIB RUHIG, DIE SCHIERIS SIND ANFÄNGERINNEN!<<


    ZeeBee arbeitet an seiner Nominierung für den Friedensnobelpreis. Dann der erste verzweifelte Ansatz der TuS Deckung, sich kompakter gegen Frida zu positionieren. Es folgt die Fleischmauer im 9m Kreis.


    :schrei: "DIE 6:0 DECKUNG IST AUCH DIESE SAISON IN DIESER ALTERSKLASSE VERBOTEN!"


    Tschüss Friedensnobelpreis. ZeeBee rechnet allerdings auch nicht im Entferntesten mit einer Reaktion der Schieris. Ist auch nicht der Plan. Eiligst beordert der TuS Trainer seine Schützlinge wieder aus dem Neuner hinaus. Im Laufe der Begegnung wird sich das Spielchen noch dreimal wiederholen. Auf der Bank würde ZeeBee nicht mal einschreiten, sondern die Deckung als Trainingsherausforderung annehmen. Dort kann ZeeBee allerdings auch seine Mannschaft dirigieren.


    5:9 zur Halbzeit. Halbfeldmanndeckung, der stärkste Gegner der Handballregion, die halbe Regionsauswahl, 5 Gegentore in zwanzig Minuten... Chapeau! Denkt man sich einen echten Schiedsrichter hinzu, der die Scheißklammerei unterbindet und nach den niedersächsischen Hausregeln 7m gegen 6:0 Deckung verteilt, würde es eher 5:19 stehen. ZeeBee denkt sich den echten Schieri nicht hinzu, gibt Amina ein paar Anweisungen für den Angriff in die Kabine mit. Schlürft seinen Kaffee.


    Die beiden Schiedsrichterinnen werden in der Halbzeit vom Heimverein eifrig instruiert. Vorbildlich. Dann wird es ja in der zweiten Hälfte kein Klammern und keine 6:0 Deckung mehr geben... und vielleicht taucht in der zweiten Halbzeit Lemmie Kilmister auf und singt mit ZeeBee ein Duett.


    Nach der Pause ziehen die Mädels zunächst auf sechs Tore davon. Endlich Normalität? ZeeBee nimmt sich eine kurze Pinkelpause, kommt zurück, der Vorsprung ist deutlich geschrumpft.


    >>Memo an mich selbst: Nur noch in der Halbzeitpause pinkeln.<<


    Im Angriff liegt die gesamte Verantwortung bei einer der jüngsten Spielerinnen, die beiden anwesenden älteren Talente, die das Spiel mitgestalten müssten, halten sich vornehm zurück. Das wird ZeeBee nach dem Spiel deutlichst ansprechen. Hinten sorgt Carlotta im Tor dafür, dass der Abstand nicht weiter schrumpft. Gäbe es eine D-Jugend Nationalmannschaft...


    Das Spiel wird vogelwild. Der von beiden Händen umfasste Ball wird weggerissen. Prellgegenstoß. Tor.


    >>Memo an mich selbst: Die nächtlichen Regeländerungen schnellstens nachlesen!<<


    Im Mittelfeld, sonst im Handball nicht so im Rampenlicht, findet nun ein Großteil der crunch time statt. Ball weggerissen, rausgeprellt, wieder weggerissen. ZeeBees Mädchen setzen die nächtliche Regeländerung nun auch um und klauen jüngst noch rechtlich nicht antastbare Bälle aus dem Griff der Gegnerin. ZeeBee sehnt sich den Schlusspfiff herbei, mit Handball hat die Veranstaltung nun nur noch wenig zu tun. 13:15 Auswärtssieg, kein Friedensnobelpreis und reichlich neue graue Haare.


    ZeeBee schlendert zur Bank und haut Amina die - nicht gelegte - grüne Karte um die Ohren. Wörtlich gemeint.


    Dein Karsten

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    ZeeBee liegt auf Eis. Sprichwörtlich.


    - Aberkennung des Regionsehrenbriefs

    - € 1.000,- Geldstrafe

    - Entzug der C-Trainerlizenz

    - Entzug der B-Trainerlizenz

    - Sperre als Trainer für zwei Jahre

    - Antrag beim Sportgericht auf Erhöhung der möglichen Höchstsperre aus der Trainerordnung


    Kurzer Rückblick um einige Jahre: D-Jugend Trainerin Samantha findet die Konkurrenz ihrer weiblichen D-Jugend als keine sportliche Herausforderung und meldet ihr Team zusätzlich als Jungsmannschaft in der höchsten Liga der mD. Niemand stört sich daran, dass eine sympatische junge Trainerin so forsch ist und eigentlich allenfalls nur "gemischte" Mannschaften bei den Jungs spielen dürften. Die Mädchen nehmen eine Menge aus der Erfahrung mit, eine spätere Jugendnationalspielerin und heutige Bundesligaspielerin war darunter. Zwei Jahre später trainiert ZeeBee im selben Verein die weibliche D und ergreift dieselbe Maßnahme, muss aber eine Liga tiefer spielen, da die eigene mD den Platz in der Regionsoberliga "blockiert". Bis auf zwei, drei Mannschaften können die Jungs nicht mithalten, die Mädels schlagen ihre Gegner teilweise auch hoch. Dutzende zwölfjährige Jungs müssen in Psychotherapie, andere werden drogenabhängig, schlittern in ein kriminelles Leben ab, Eltern verstoßen ihre Kinder, Jungstrainer stürzen sich reihenweise in ihr Schwert, die hannoverschen Waisenhäuser sind voll mit kleinen Handballern. Die Handballregion Hannover reagiert pflichtbewusst, schreibt die Durchführungsbestimmungen im Kinderhandball um und lässt nur noch gleichzeitig vier Mädchen pro Mannschaft auf dem Spielfeld zu, wenn eine mE oder mD spielt. Thema geschlossen! Thema geschlossen? ZeeBee engagiert einen Fußballtorwart, spielt die Punktspiele in doppelter Unterzahl und pöbelt an allen Fronten. Der Vorstand der Handballregion lädt den Vorstand des Vereins zu einem klärenden Gespräch zur Deeskalation. Es gibt kein klärendes Gespräch, es gibt kein Einlenken, es gibt keine Deeskalation, statt dessen findet lediglich ein Tribunal gegen ZeeBee statt. Und es fällt die unwahre, unverschämte und höchst missverständliche Behauptung des Jugendwarts der Region, er hätte Jahre zuvor ZeeBee nach fünfzehnjähriger Auswahltrainertätigkeit "wegen diverser Vergehen" rauswerfen müssen. Das hiesige Amtsgericht musste ihm dann verbieten, diese Lüge zukünftig in der Öffentlichkeit zu äußern.


    Sommer 2022. Großes Rasenturnier in Hannover. ZeeBee stolpert über ein Spiel der weiblichen D-Jugend der HSG L. Leistungsstarke Mädchenmannschaften gab es in L. seit Jahrzehnten nicht, diese Mannschaft nimmt eine Anfängermannschaft gnadenlos auseinander. Starke RL, riesengroße RM mit Hammerwurf, bärenstarke Linkshänderin auf RR und eine große Torhüterin. Die Mannschaft ein neuer Stern am hiesigen Handballhimmel? Im Viertelfinale ist später Schluss, zwei Wochen später spielt das Team auf einem weiteren Rasenturnier auf Augenhöhe im Finale mit einer der drei, vier stärksten Mannschaften der Region (von immerhin 36 Teams). ZeeBee freut sich auf neue Gesichter unter den üblichen Verdächtigen in der folgenden Saison. Entweder wird L. in der Regionsoberliga melden oder es gibt wie im Vorjahr in der Regionsliga eine Quali zur Regionsoberliga und spätestens da wird L. sich durchsetzen. ZeeBee ist sich dessen sicher. L. meldet aber nicht zur Regionsoberliga und auch nicht zur Regionsliga, L. meldet Regionsklasse, um als Hecht im Karpfenteich die Kreisklassenmeisterschaft zu gewinnen. ZeeBee ist bestürzt, die Rückraum Rechts Spielerin hat Potenzial für die Landesauswahl, ist nicht mal für die Regionsauswahl gemeldet gewesen und soll nun in der Kreisklasse spielen. ZeeBee ist fassungslos, bittet sowohl den Regionsauswahltrainer als auch den Vorsitzenden der Handballregion zu intervenieren. Beide wollen sich kümmern...


    ZeeBee sitzt beim Saisonauftakt 22/23 auf der Tribüne in L. Gegner ist die Zweitvertretung von M., Tatort ist die Kreisklasse. Nichts war passiert. Möglicherweise hatte sich ZeeBee auch getäuscht, der Trainer lag goldrichtig mit seiner Zurückhaltung und die Region Hannover hat das in ihrer grenzenlosen Weisheit erkannt. Zur Halbzeit steht es 20:1. Ups...


    Nach dem Spiel überlegt ZeeBee kurz, den Trainer von L. anzusprechen wegen eines Trainingsspiels. Wenigstens eine einzige Herausforderung im Laufe der Saison. Allerdings hat der Trainer bereits offenkundig gemacht, dass sportliche Herausforderungen nicht so seins sind und ZeeBee verwirft den Gedanken. Also spricht ZeeBee den Trainer von M. an:


    "Hallo, ich bin der Karsten. Ich trainiere auch eine D-Jugend. Ich hätte gerne Euer Rückspiel gegen L."

    "???"

    "Ich möchte mit meiner Mannschaft Euer Rückspiel spielen."

    "???"

    "Ich möchte am 18.12. um 13:00 mit meiner Mannschaft an Stelle Deiner Mannschaft bei Euch in der Halle gegen L. spielen."

    "???"

    "Kannst Du Dir ja noch mal überlegen. Das wird Deinen Spielerinnen heute nicht so viel Spaß gemacht haben."

    ZeeBee will gehen.

    "Lass uns mal telefonieren."


    ZeeBee schreibt dem Trainer noch eine E-Mail, rechnet die Geldstrafen für den Einsatz von neun, zehn nicht spielberechtigter Spielerinnen aus und ggf. für fehlende Spielausweise beim Spiel. ZeeBee telefoniert mit dem Trainer, der ist höchst skeptisch, beide lachen über die Idee und beenden das Telefonat.


    Anfang Dezember bekommt ZeeBee Post ins Büro. Ein Schreiben der Handballregion mit möglicher Stellungnahme zu der E-Mail von ZeeBee an den Trainer von M. ZeeBee überlegt angestrengt, wen er fahrlässig noch alles in den Verteiler gesetzt haben könnte. BND? CIA? NSA? Mossad? Kein weiterer Kommentar, kein Schuldvorwurf, die bloße Mail zum Kommentieren. ZeeBee kommentiert den Hintergrund der Mail und... das Versagen der Region bei der Einteilung der Spielklassen, das Versagen der Region, die Talente von L. trotz mehrfacher Hinweise in der Auswahl zu fördern, das Versagen der Region bei der Verabschiedung langjähriger Auswahltrainer, das unverschämte Verhalten eines Vorstandsmitglieds der Region, das mit einer gerichtlichen Verfügung beantwortet werden musste.


    ZeeBee hat ein paar freie Tage, bereitet ein Treffen mit dem Trainerkollegen der männlichen D-Jugend vor, um organisatorische Dinge zu besprechen. Das Telefon klingelt, der Spartenleiter fragt an, ob ZeeBee schon seine Post gelesen habe. Hat ZeeBee nicht. Kleine Überraschung vom lokalen Handballverband, ZeeBee ist nicht länger lizensierter Trainer, darf zwei Jahre keine Trainertätigkeit ausüben und soll um € 1.000,- beraubt werden. ZeeBee fällt vor lachen vom Stuhl.


    Es klingelt bei Rechtanwalt Lothar Frohwein, Deutschlands vorderster Handballanwalt. ZeeBee schildert brühwarm die Geschichte. Lothar fällt lachend vom Stuhl und setzt sich an die Einspruchsbegründung. ZeeBee und Lothar treffen sich zum Mittagessen. ZeeBee hatte u.U. die drohenden Anwaltskosten vom Kollegen als Drohmasse für die Region im Hinterkopf und ein vermittelndes Schreiben an den Verband durch Lothar abgelehnt. Es wird kein Einlenken geben, die Sache ist offenkundig persönlich und eine Retourkutsche für das Gerichtsverfahren gegen den Jugendwart. Nach Lektüre des Entwurfs der Einspruchsbegründung bekommt ZeeBee Mitleid mit der Region und verfasst noch am gleichen Abend selbst ein Angebot zur Güte. Die Strafen werden zurückgenommen, es wird stattdessen ein Verweis erteilt, der Regionsehrenbrief bleibt zurückgenommen und ZeeBee spendet € 100,- an die Jugendarbeit der Region. Anderenfalls wird es früher oder später eine Gerichtsentscheidung geben, im schlimmeren Fall entsteht der Region ein Schaden von hunderten Euro Anwaltskosten und ein weiterer möglicher Schaden in die Tausende von Euro.


    Es gibt kein Einlenken, der Einspruch ist raus und ZeeBee hat seinen Mädels versprochen, kommendes, spätestens das Wochenende drauf wieder auf der Bank sitzen zu dürfen.


    Fortsetzung schreibt das Leben.

    The bastards hung me in the spring of '25.

    But I am still alive!

  • Zwischenstand:


    Die 1. Kammer des Verbandssportgerichts hat sich meines Einspruchs und des Antrags auf weitergehende Bestrafung (also Verlängerung der zweijährigen Sperre) angenommen. Eilbedürftig sei die Sache nicht, die Welt dreht sich auch ohne einen einzelnen Trainer weiter, bzw. der Spielbetrieb komme ohne mich aus (und bei Aufhebung der Sperre müssten auch keine ausgetragenen Spiele nachgeholt werden, wie wenn es ein gesperrter Spieler gewesen wäre). Das Gericht will sich beeilen, schlägt übergangsweise vor, die Sperre vorläufig bis zu einer Entscheidung aufzuheben. Kommt der Verband dem nach, gäbe es keinen Grund für den Antrag auf eine Einstweilige Verfügung vor dem staatlichen Gericht.


    Kommendes Wochenende sitze ich also bei zwei Spielen auf der Tribüne.


    Update: Auf Vorschlag des Sportgerichts hat die Region die Vollziehung der zweijährigen Sperre für die Dauer des Verfahrens ausgesetzt, quasi die aufschiebende Wirkung des Einspruchs hergestellt. Keine Einstweilige Verfügung durch das Amtsgericht notwendig, morgen und übermorgen bin ich auf der Bank.

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    Einmal editiert, zuletzt von Zickenbändiger ()

  • In Ermangelung von Neuigkeiten, ein kleiner Exkurs:


    Der Trainerhalunke hat versucht, sich ein Trainingsspiel mit seinen zwölfjährigen Mädchen gegen eine andere Mannschaft zu erschleichen, die in voller Kenntnis ihrer wahren Spielstärke zwei Ligen zu niedrig gemeldet wurde (s.o.). Dazu sollte eine andere Mannschaft zu ihrem Rückspiel nicht antreten und diese Mannschaft dann wie durch Geisterhand durch eine wesentlich stärkere Mannschaft ersetzt werden. Es war nie der Plan das Spielprotokoll zu manipulieren und falsche Namen einzutragen (wäre ja schön doof, das zieht ja eine Sperre von mindestens einem Jahr nach sich :lol: ), sondern es sollten ganz ehrlich die Namen von neun oder zehn für diesen Verein nicht spielberechtigte Spielerinnen aufgelistet werden. Kosten: € 30,- je Spielerin, plus ggf. € 30,- für fehlende Spielausweise. Der mögliche Schaden? Die zwei Punkte wären an die übertölpelte Mannschaft gegangen, allerdings wäre das Spiel mit 0:0 Toren gewertet worden, so dass in der Trophäensammlung des Trainers dann 20+ Tore Differenz gefehlt hätten. Deswegen vielleicht das ganze Brimborium? Die Tathandlung: ein kurzes Gespräch mit dem potenziellen Mitverschwörer, eine erläuternde E-Mail und ein Telefonat, in dem die Idee dann letztlich lachend verworfen wurde.


    Die rechtliche Auseinandersetzung in Kurzform:


    § 12 Trainerordnung DHB [Pflichtverletzung, Sanktionen, Verjährung]


    (1) Trainer*innen und Übungsleiter*innen sind im besonderen Maße verpflichtet, die Grundregeln des Fairplay und des sportlichen Verhaltens innerhalb und außerhalb der Sportstätten zu beachten.


    (2) Ein Verstoß gegen Abs. 1 liegt insbesondere vor, wenn der/die Trainer*in bzw. Übungsleiter*in


    b) durch sein/ihr Verhalten das Ansehen des Handballsports gefährdet oder schädigt,


    d) durch sein/ihr Verhalten die Vorbildfunktion für Jugendliche verletzt,


    So der Vorwurf. Was ist eigentlich mit Trainern, die ihre Talente wissentlich zwei Ligen zu tief melden, Anfängermannschaften wegbürsten und sich von den Eltern für die erfolgreiche Trainerarbeit abfeiern lassen? Sind das Vorbilder?


    Problem Nr. 1

    Für viele Delikte ist im Strafrecht auch geregelt, dass schon der Versuch strafbar ist. Die ausdrückliche Regelung ist aber Voraussetzung für eine Bestrafung. Die Trainerordnung kennt keinen Versuchstatbestand.


    Problem Nr. 2

    Selbst wenn der Versuch strafbar wäre, ein Versuch bedeutet das unmittelbare Ansetzen zur Tatausführung (Schütze schießt auf Opfer, verfehlt dieses. Bankräuber lässt die Beute noch in der Bank fallen und flieht.) Ist das Versuchsstadium erreicht, wenn der Trainerhalunke mit seinem teuflischen Plan auf taube Ohren stößt, er aber ohne den anderen Trainer nichts beschicken kann?


    Problem Nr. 3

    Wie kann das Ansehen des Handballsports gefährdet oder geschädigt werden, wenn sich zwei Trainer unterhalten, zwischen ihnen eine Mail geschickt wird und sie einmal miteinander telefonieren und die Öffentlichkeit vollkommen außen vor ist? Wie kann der Trainer seine Vorbildfunktion gegenüber Jugendlichen verletzen, wenn diese nicht mal eingeweiht sind und nichts mitbekommen?


    § 12 Trainerordnung


    (3) Bei einem Verstoß gegen Abs. 1 und 2 können der DHB-Vorstand, die betreffenden DHB-Ligaverbände und/oder die Präsidien/Vorstände der Verbände/Bezirke/Kreise, die die Lizenz ausgestellt oder verlängert haben oder in deren Verbandsbereich der/die Trainer*in gegenwärtig tätig ist oder zur Zeit des Fehlverhaltens tätig war, folgende Strafen verhängen:


    a) Verweis

    b) Geldstrafe von 25,00 € bis 5.000,00 € unter Vereinshaftung

    c) befristetes Verbot zur Ausübung der Trainer- bzw. Übungsleitertätigkeit (Sperre) bis zur Höchstdauer von zwei Jahren,

    d) Entziehung der Trainer- bzw. Übungsleiterlizenz.


    Die Strafen a) bis d) können auch nebeneinander verhängt werden.


    Problem Nr. 4

    Die Strafbefugnis liegt bei den Verbandsvorständen. Der Strafbescheid wurde von zwei (von sechs) Vorstandsmitgliedern der Handballregion Hannover Weser Leine unterschrieben und datiert vom 27.12.2022. Auch auf Nachfrage wurde bisher kein Protokoll einer ordentlichen oder außerordentlichen Vorstandsversammlung (Heiligabend?) mit einem entsprechenden mehrheitlichen Vorstandsbeschluss vorgelegt.



    § 18 Rechtsordnung DHB [Weitergehende Bestrafung]


    (1) Hält die Spielleitende Stelle ihre Strafgewalt nicht für ausreichend, hat sie die Höchstsperre auszusprechen und unverzüglich bei der zuständigen Rechtsinstanz einen Antrag auf weitergehend Bestrafung zu stellen.


    Problem Nr. 5

    Im Raum ist ein Antrag auf weitergehende Bestrafung, also die Höchststrafe von zwei Jahren Sperre zu verlängern. Diese Befugnis bezieht sich aber nicht auf die Trainerordnung, sondern auf § 17 Rechtsordnung. Und dort ist die Strafbefugnis der Spielleitenden Stelle für - grob gesagt - alles, was die Schiedsrichter in das Spielprotokoll eintragen, geregelt. Und nichts über wildgewordene Trainer mit Weltherrschaftsübernahmephantasien.


    Der Strafbescheid hätte mit Mehrheitsbeschluss vom Vorstand ergehen müssen. Ein solcher Beschluss wurde nicht nachgewiesen. Der Antrag auf weitergehende Bestrafung wiederum hätte von der Spielleitenden Stelle gestellt werden müssen. Wurde er nicht, ist auch im Hinblick auf Straftatbestände aus der Trainerordnung unzulässig.


    Problem Nr. 6

    Ausgesprochene Strafen:


    - Entzug von C- und B-Lizenz (mehr geht nur, wenn A-Lizenz vorhanden)

    - Geldstrafe von € 1.000,- (o.k., im Skat sind € 5.000,-)

    - Sperre als Trainer für 2 Jahre (mehr geht nicht)

    - Antrag auf Verlängerung der Sperre über 2 Jahre hinaus (hatte ich es nicht gerade eben gesagt: MEHR GEHT NICHT!)


    Angenommen, der Trainerhalunke hätte den Plan in die Tat umgesetzt... Wenn der - nicht mal ansatzweise konkretisierte - Versuch bereits drakonische Strafen nach sich führt, wie will man dann den "echten" Täter noch bestrafen? Federn, teeren, vierteilen? Welche Strafe hebt man sich auf für den Schläger, Kinderschänder, Schierimörder? Pfählen, enthaupten, Techno hören lassen?


    Und dann wird es allmählich wirklich kniffelig:


    § 4 Satzung Handballregion Hannover Weser Leine e.V. (Erwerb der Mitgliedschaft)


    1.) Die HR HWL hat

    a) ordentliche Mitglieder

    b) außerordentliche Mitglieder

    c) Ehrenmitglieder


    2.) Ordentliche Mitglieder sind die den Handballsport betreibenden Mitgliedsvereine des HVN, die die Mitgliedschaft in der HR HWL schriftlich beantragt haben.


    3.) Außerordentliche Mitglieder können natürliche und jurisitische Personen durch Aufnahmeantrag werden.


    4.) Die Ehrenmitgliedschaft (...)


    Problem Nr. 7

    Der Verband kann - unter gewissen Umständen - seine Mitglieder bestrafen...


    Ich bin mir sicher, dass ich kein Mitgliedsverein bin. Ich bin mir auch sicher, dass ich nie einen Antrag auf außerordentliche Mitgliedschaft gestellt habe. Ob ich mir mit einer Tätigkeit als Auswahltrainer von '95 bis '10, bis heute wahrscheinlich Rekord, die Ehrenmitgliedschaft verdient habe, kann dahinstehen. Ich bin nicht Ehrenmitglied.


    Ende der Diskussion... oder doch nicht? Denkbar wäre, dass wir eine Verkettung haben. Der Verband regelt in der Satzung, dass er seine Mitglieder, nämlich Vereine, bestrafen kann, darüber hinaus auch Vereinsmitglieder der Sportvereine, wenn die wiederum in der Satzung eine solche Verkettung genau geregelt haben. Es hat sich aber niemand die Mühe gemacht zu recherchieren, in welchem Verein ich Mitglied bin...


    Ups:


    § 7 Satzung Handballregion Hannover Weser Leine [Pflichten der Mitglieder]


    3. Die Vereine unterwerfen sich bei eigenen Verstößen oder Verstößen ihrer Mitglieder der Sanktionsgewalt der HR HWL, die im Rahmen der Satzungen und Ordnungen der übergeordneten Verbände verhängt werden.


    Damit sind dann schon mal alle natürlichen Personen ausgeklammert. Moment! Ich bin eine natürliche Person!


    Und dann wirklich Ende der Diskussion:


    § 28 Satzung HR HWL [Schlussbestimmungen]

    1.) Die Ordnungen des HVN sind für die HR HWL sinngemäß anzuwenden.


    Problem Nr. 8

    Abgesehen davon, dass keine natürliche Person bestraft werden kann, muss sich die Strafgewalt im Vereinsrecht aus der Satzung ergeben und zwar klar und transparent. Strafen müssen in der Satzung verankert sein. Jedes Vereinsmitglied muss beim Blick in die Satzung erkennen können, was ihm ggf. bei Verstößen droht.


    Schlussbestimmungen? Ernsthaft? Ein kryptischer Verweis auf Ordnungen des übergeordneten Verbands? Keine Fundstelle? Keine Angabe, in welcher Fassung? Das war's? Angenommen, beim Landesverband rauchen sie plötzlich alle Crack. Und erlassen ein Dopinggebot. Und ich lasse meine Spielerinnen ungedopt spielen. Das absurde Beispiel ist nicht so absurd wie die Annahme, dass die Handballregion mit einem solchen vagen Hinweis irgendwelche Strafen aussprechen darf.


    Problem Nr. 9

    Ohne Strafbefugnis aus der Satzung kann der Verband sich auf den Kopf stellen, wenn eine Mannschaft in nicht regelkonformen Trikots aufläuft, ein Spieler den Schieri ausknockt, ein Verein sein Schierisoll nicht erfüllt. Nur bestrafen kann er nicht. Wir haben vor dem Einspruchsverfahren höflich darauf hingewiesen, dass spätestens ab der Schwarz auf Weiß Abfassung im Urteil die Region mit ihren Strafbescheiden das Geschäftszimmer tapezieren kann. Gar nicht auszumalen, wenn ein Verein auf die Idee kommt, Strafgelder zurückzufordern. Wir haben noch im Verfahren die Tür offen gelassen: "Nehmt den Bescheid zurück, repariert die Satzung, lasst darüber in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung abstimmen, lasst die Satzungsänderung in das Vereinregister eintragen und die Sache geht nicht an die Öffentlichkeit." Ab dann wäre jede ausgesprochene Geldstrafe mindestens versuchter Betrug.


    Nicht? Wir führen das Verfahren durch? Macht Sinn. "Wenn verlieren, dann verliere wie ein Bundy!"

    The bastards hung me in the spring of '25.

    But I am still alive!

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