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„Das wichtigste Spiel der Saison“
Für Eintrachts Handballtrainer ist der Druck heute gegen Minden besonders groß: HAZ-Interview mit Valerij Gopin
Hildesheim. „Das ist das wichtigste Spiel der Saison“, sagt Eintrachts Handballcoach Valerij Gopin vor der heutigen Erstliga-Begegnung mit GWD Minden. „Wir brauchen dringend einen Sieg“, erklärt Gopin. Denn er weiß, dass im Falle einer Niederlage auch die Luft für ihn ziemlich dünn werden würde. Vor der so bedeutenden Partie sprachen die HAZ-Sportredakteure Thorsten Berner, Andreas Kreth und Ulrich Hempen mit Valerij Gopin.
HAZ: Herr Gopin, haben Sie Angst, dass Sie im Falle einer Niederlage gegen Minden Ihren Job als Eintracht-Trainer verlieren könnten?
Gopin: Ich habe keine Angst davor, meinen Job zu verlieren. Wir werden alles tun, um dieses Spiel zu gewinnen. Aber Sport ist immer unberechenbar, es kann immer etwas schief gehen. Davor habe ich schon ein wenig Angst.
Bei einer Niederlage würden die Diskussionen darüber entflammen,
ob Valerij Gopin noch der richtige Trainer für Eintracht Hildesheim ist.
Das ist normal, wenn der Erfolg ausbleibt, ist immer der Trainer schuld.
Wie beurteilen Sie den bisherigen Saisonverlauf?
Bislang ist im Grunde nicht viel passiert. Wir haben in Balingen verloren. Das ist bitter, weil es sich um einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf handelt. Dafür haben wir gegen Kronau zwei Punkte geholt, die nicht unbedingt eingeplant waren.
Und wie beurteilen Sie die spielerischen Möglichkeiten der Mannschaft?
Das Spiel gegen Kronau war eine absolute Ausnahme. Da hat alles geklappt. Die Mannschaft hat über ihre Verhältnisse gespielt. In Lemgo kam das böse Erwachen. Da waren wir wirklich schlecht. Gegner wie Balingen haben unsere Kragenweite. Dort hätten wir nicht verlieren müssen, aber wir haben zu viele klare Chancen ausgelassen.
Hat es vielleicht auch an Ihren Aufstellungen gelegen?
Warum?
Im rechten Rückraum haben Sie die Linkshänder Michael Thiede und Jürgen Weber nicht eingesetzt. Es spielte Sven-Sören Christophersen, der aber in der Mitte besser aufgehoben scheint.
Die Leistungen, die Michael Thiede und Jürgen Weber bislang gebracht haben, reichen für die 1. Liga nicht aus. Sie kommen aus der zweiten und dritten Liga und müssen Erfahrungen sammeln. Christophersen ist in seiner Entwicklung schon ein gutes Stück weiter.
Erfahrungen und Selbstvertrauen sammeln kann ein junger Spieler
wie Thiede aber nur, wenn er spielt.
Das ist richtig. Aber Sie müssen auch meine Situation verstehen. Wir haben in der 1. Liga keine Zeit für Experimente. Wir brauchen Erfolge – und zwar möglichst schnell. Deshalb setze ich die Spieler ein, die den größtmöglichen Erfolg versprechen.
Und da gehört Thiede nicht dazu?
So will ich das nicht sagen. Gegen Minden wird Thiede in der Startaufstellung stehen.
Woher der plötzliche Sinneswandel?
Die Aufstellung hängt immer auch vom Gegner ab. Gegeh aggressive Abwehrreihen hat Thiede Probleme. Minden spielt aber mit einer klassischen 6:0-Deckung. Da könnte er durchaus erfolgreich zum Zuge kommen. Er muss aber beweisen, dass er es kann.
In Balingen spielten die Kreisläufer Pierre Limberg und Oliver Tesch jeweils eine Halbzeit. Limberg schien aber schon nach 20 Minuten ziemlich platt zu sein. Warum wechseln Sie nicht öfter?
Mir geht es darum, Stabilität in die Mannschaft zu bringen, die verschiedenen Formationen müssen sich einspielen. Da sind häufige Wechsel wenig hilfreich. In Balingen ging es zunächst darum, Ruhe ins Spiel zu bringen. Was lange Zeit auch gelang.
Wer ist denn Ihre Nummer eins auf der Kreisläuferposition?
Oliver Tesch.
Warum Tesch?
Weil er jung und robust ist und meiner Meinung nach etwas durchschlagskräftiger agiert als Pierre Limberg. Limberg ist aber eine sehr gute Alternative. Auch er hat bewiesen, dass er in der 1. Liga mithalten kann.
Sven Lakenmacher ist neben Slava Gorpishin sicher der erfahrenste Spieler in Ihren Reihen. Sie bringen ihn konsequent auf Linksaußen. Wäre ein Einsatz als Regisseur nicht effizienter?
Eine gute Frage, darüber muss man nachdenken. Lakenmacher ist sicher ein guter Spielmacher. Diese Rolle können aber auch Christophersen und Georgi Nikolov ausfüllen, während mir auf Linksaußen die Alternativen fehlen.
Dennis Mathews ist keine Alternative?
Für die 1. Liga fehlen ihm einfach noch ein paar Dinge: Kaltschnäutzigkeit, Cleverness und Erfahrung.
Probleme gibt es auch auf Rechtsaußen, wo René Boese zuletzt einige Durchhänger hatte. Otto Fetser scheint sogar in einer tiefen Formkrise zu stecken.
Hier sehe ich kein grundsätzliches Problem. Beide haben gezeigt, was sie können. Sie müssen ihr Potenzial abrufen. Bei Fetser ist es auch eine Kopfsache. Er braucht mal wieder ein paar erfolgreiche Versuche. Dann platzt der Knoten.
Wann?
Ich hoffe, schon gegen Minden. Er hat im Training überzeugt, deshalb werde ich ihn von Anfang an bringen.
Ein Problemkind ist auch Robertas Pauzuolis. Seine Schulterverletzung
ist offenbar trotz einer Therapie immer noch nicht auskuriert. Operieren lassen will er sich nicht. Manager Gerald Oberbeck sagt zum Beispiel, dass er der Mannschaft in dieser Verfassung nicht weiterhilft.
Was soll ich machen? Pauzuolis will spielen und sagt, er ist fit. Die Ärzte haben ihm kein Spielverbot erteilt. Also steht er im Kader. Ich bin im Abstiegskampf auf jeden Spieler angewiesen.
Halten Sie engen Kontakt zu Gerald Oberbeck?
Ja, aber der Kontakt ist nicht besonders eng.
Auch nicht vor so einem wichtigen Spiel wie gegen Minden?
Nein.
Ist das ein Problem für Sie?
Nein, Oberbeck hat gesagt, dass ich für alle sportlichen Entscheidungen die Verantwortung trage. Er lässt mir freie Hand.
Glauben Sie, dass es im Falle einer Niederlage gegen Minden Probleme
mit dem Manager geben könnte?
Ich glaube, bislang hat er kein Problem mit mir. Wie das nach einer Niederlage gegen Minden sein wird, weiß ich nicht. Aber ich gehe fest davon aus, dass wir das Spiel gewinnen.
Derzeit pauken Sie intensiv die deutsche Sprache. Wie klappt die Verständigung mit den Spielern?
Zugegeben, das ist ein Problem. Aber es wird immer besser. Ich gehe dreimal in der Woche zum Deutschunterricht und lerne fleißig.
Reichen Ihre Kenntnisse aus, um genaue Anweisungen zu geben und
die Spieler zu motivieren?
Wie gesagt, es wird besser. Motivation ist schön und gut, aber letztlich geht es darum, den Ball ins Tor zu werfen. Wenn der Spieler eine klare Chance vergibt, bist du als Trainer immer hilflos.
(Während des Interviews hatten die HAZ-Redakteure den Eindruck, dass Gopin in Sachen Deutsch deutliche Fortschritte gemacht hat).
Wie lange läuft Ihr Vertrag?
Zwei Jahre.
Gibt es eine Erfolgsklausel?
Erfolgs… was?
Steht in Ihrem Vertrag, dass Sie eine bestimmte Punktzahl oder den
Klassenerhalt schaffen müssen?
Nein, aber wir werden ihn schaffen.
Was macht Sie so optimistisch?
Ich denke, dass es einige Mannschaften in der Liga gibt, vor denen wir uns nicht verstecken müssen.
Dazu zählt auch Minden.
Ja, auf jeden Fall. Heute muss ein Sieg her – ohne Wenn und Aber.
Und wenn es nicht klappt?
Dann gibt es keine Entschuldigungen.
Spielte genial und bleibt richtig lange auf dem Feld für Autogramme und Fotos.
).
